28.10.08
"...damit euch endlich Gerechtigkeit
widerfährt"
Jelpke unterstützt die
Forderungen nach Rehabilitierung
Anlässlich eines Treffens ehemaliger politischer Opfer und
Häftlinge im Kalten Krieg, veranstaltet von VVN-BdA und
"Initiativgruppe für die Rehabilitierung der Opfer des Kalten
Krieges" am 25. Oktober 2008 in Dortmund, schickte MdB Ulla
Jelpke (LINKE) das folgende Grußwort:
Liebe Genossinnen und Genossen,
liebe Freundinnen und Freunde,
Ich unterstütze eure Forderungen nach Rehabilitierung, nach
Entschädigung für Haft und Verfolgung und vollen Rentenzahlungen
vollständig. Das damals von der Adenauer-Aministration begangene
Unrecht an Kommunistinnen und Kommunisten, aber auch an vielen
jungen Menschen, denen einfach die Erhaltung des Friedens am Herzen
lag, muss endlich aufgearbeitet werden.
Dies ist nicht nur notwendig, damit euch endlich Gerechtigkeit
widerfährt. Es geht auch darum, aufzuzeigen, wie bereits kurz nach
der Gründung der Bundesrepublik Deutschland der Rechtsstaat massiv
demontiert und verstümmelt wurde. Damals wurden mit dem Verbot von
KPD und FDJ die Wurzeln für die weitere politische Verfolgung von
Linken bis heute gelegt.
Der in den 50er Jahren massiv gegen Kommunistinnen und
Kommunisten eingesetzte Paragraph 129 Strafgesetzbuch ?Bildung einer
kriminellen Vereinigung? hieß unter den Nazis noch ?Bildung einer
staatsfeindlichen Vereinigung?. Der Adenauerstaat war nicht einmal
mehr bereit, seinen Opfern eine politische Motivation zuzugestehen.
Kommunistische Überzeugung und kommunistisches Engagement wurden
schlicht als ?kriminell? bezeichnet.
Der Paragraph 129 StGB wurde in den 70er Jahren um den
berüchtigten Paragraph 129a ?terroristische Vereinigung? und 2002
um den Paragraph 129b ?terroristische Vereinigung im Ausland?
ergänzt. Bis heute werden diese Paragraphen gegen Linke, gegen
Kriegsgegner und Globalisierungskritiker und gegen Freiheitskämpfer
aus der Türkei eingesetzt. Bis heute ist diese politische Justiz
vor allem Gesinnungsjustiz. Verfolgt wird vor allem eine politische
Überzeugung. Und in der nächsten Zeit will die Bundesregierung
dieses Staatsschutzrecht noch weiter verschärfen und der Willkür
bei der Verfolgung, Ausspitzelung und Einschüchterung
oppositioneller Menschen und Bewegung abermals Tür und Tor öffnen.
Es geht also nicht nur um die Rehabilitierung der vergessenen
Opfer des Kalten Krieges. Es geht auch darum, heute gegen den
weiteren Aufbau eines Überwachungsstaates zu protestieren und für
die Abschaffung der so genannten Terrorparagraphen einzutreten. Und
es geht natürlich darum, weiterhin den heute wieder erwachenden
Antikommunismus auch als Grundtorheit des 21.Jahrhunderts zu
brandmarken.
In diesem Sinne wünsche ich euch eine erfolgreiche Konferenz
Mit solidarischen Grüßen
Ulla Jelpke
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