22.09.08
Antwort auf Strafandrohung wg.
"Herabsetzung" der Gebirgstruppen-Veteranen
VVN-BdA-Bundessprecher Ulrich
Sander schreibt am 7. 7. 08 an eine XXX-Nachfolgeorganisation
(XXX = Begriffe, die durch Einstweilige Verfügung am 2. 7. 08
zunächst untersagt wurden)
Der Kameradenkreis Gebirgstruppe hat den VVN-BdA-Bundessprecher
Ulrich Sander unter Strafandrohung und mittels Einstweiliger
Verfügung aufgefordert, nicht weiter von der XXX zu sprechen und
ihre Treffen nicht "größte XXX" zu nennen. Es wird eine
hohe Geldstrafe angedroht. Nachdem 2003 der Kameradenkreis ein
zweieinhalbjähriges Ermittlungsverfahren wegen
"Amtsanmaßung" gegen Sander und die VVN-BdA NRW
auslöste, das zu Hausdurchsuchungen und Computerbeschlagnahmungen
führte, und der Kreis wiederholt antimilitaristische Demonstranten
beim XXX in Mittenwald arrestieren ließ, ist dies ein erneuter
Versuch, die VVN-BdA und andere Antifaschisten mundtot zu machen.
Ulrich Sander hat dem Kameradenkreis-Präsidenten Oberst a.D.
Manfred Benkel geantwortet und die Drohung zurückgewiesen. Hier der
Brief:
"Das Edelweiß an der
Uniform versetzte die Bevölkerung der besetzten Gebiete in
Entsetzen wie die SS-Rune"
Betr. Ihr Schreiben vom 25. Juni 2000 - Absender: Kameradenkreis
der Gebirgstruppe, München
Sehr geehrter Herr Präsident Benkel!
Sie haben im Internet auf der Homepage "Die Jüdische"
eine Äußerung von mir gelesen, die Sie gern von mir
zurückgenommen sähen. Ich soll nicht weiter von der
"XXX" sprechen und ihre Treffen nicht "größte
XXX" nennen.
Darauf antwortend, möchte ich vorausschicken:
Die Veteranen der deutschen Gebirgstruppe aus der Wehrmacht und
aus der Bundeswehr verfolgen eine Traditionslinie, die besagt, die
Gebirgsjäger der Wehrmacht wären die Elite deutschen Soldatentums
gewesen, sie hätten im Zweiten Weltkrieg nicht nur tapfer, sondern
auch ritterlich unter strenger Beachtung der internationalen Gesetze
und Gebräuche des Krieges gekämpft. Selbstverständlich wussten
sie, dass diese Darstellung nicht einmal für die rechtfertigende
Öffentlichkeitsarbeit taugte.
Verbandsintern half der Traditionsverband "Kameradenkreis
der Gebirgstruppe" für lange Zeit vor allem bei der
Verabredung zur gegenseitigen Reinwaschung - etwa bei
staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen oder in Gerichtsverfahren.
Trotz der faktischen Strafbefreiung für die Wehrmachtsgeneration,
die von den Vorbereitungen zur Bundeswehrgründung bis in die
siebziger Jahre währte, kam es zu rund eintausend
Ermittlungsverfahren gegen Bundeswehrangehörige, die vorher der
Wehrmacht angehörten und schwerster Kriegsverbrechen verdächtig
waren.
Keiner von ihnen wurde jedoch verurteilt und bestraft. Zwar war
nach langen Auseinandersetzungen die Verjährungsfrist für Mord
aufgehoben worden, allerdings nicht für Totschlag, und es musste
auch jede einzelne Tat belegt werden. Während es z.B. bei der RAF
genügte, der Tätergruppe anzugehören, um verurteilt zu werden,
genügte dies bei deutschen Kriegsverbrechern nicht. Gab es nicht
einen "Kameraden", der bezeugte, der und der habe das und
das getan, so blieb der Täter unbestraft. Denn das Verfahren der
gegenseitigen Strafbefreiung funktionierte. Und so wurden die
staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen zumeist bis spätestens 1975
eingestellt. Wenn auch nicht ohne Feststellungen wie: In Kommeno sei
es 1943 "zu einem fürchterlichen Gemetzel" gekommen
(Staatsanwaltschaft München), und bei dem Massenmord an
entwaffneten italienischen Kriegsgefangenen 1943 auf Kephallonia
handele es sich um eines der größten deutschen Kriegsverbrechen
überhaupt (Staatsanwaltschaft Dortmund).
Mitgeholfen hat bei der Strafvereitelung Max Joseph Pemsel. Er
war General der Gebirgstruppe der Wehrmacht wie der Bundeswehr und
war 1941 an dem Befehl beteiligt, als Sühne für zehn tote und 24
verwundete deutsche Soldaten 1.600 Serben, möglichst "Juden
und Zigeuner", zu erschießen. Er machte am 18. 1. 1963 in
einer Aussage die strafvereitelnde Funktion der
Nachkriegsgebirgsjäger deutlich. Aus einem Aktenvermerk der
vernehmenden Staatsanwaltschaft Konstanz: "Der Zeuge (Pemsel)
bat darum, dass im Hinblick auf seine bis vor wenigen Jahren in der
Bundeswehr bekleidete Stellung als Kommandierender General nach
Möglichkeit von einer Vorladung als Zeuge in öffentlichen
Verhandlungen abgesehen werde." Und zu all dem stellte der
Kameradenkreis Gebirgstruppe fest, dass niemand schuldig sei, so
lange er nicht rechtskräftig verurteilt ist. Und alle bleiben sie
Ehrenmänner; nicht einen einzigen hat der Kameradenkreis
ausgeschlossen. Sogar als nun in Italien 25 Mörder aus der
Gebirgstruppe zu lebenslänglich verurteilt wurden, blieben sie im
Kameradenkreis ohne Sanktionen. Der Kameradenkreis hat auch nie den
Teil seiner Archive geöffnet, der Klarheit hätte bringen können.
Die Opfer wurden nicht entschädigt. Die Täter nicht
bestraft. Doch die von der Wehrmacht begangenen Verbrechen waren
Völkerrechtsverbrechen, die nach dem IV. Haager Abkommen und der zu
seiner Umsetzung geschaffenen Haager Landkriegsordnung von 1907
zwingend eine Kompensation und Bestrafung hätten nach sich ziehen
müssen.
Willi Dreeßen, Leiter der Landesjustizverwaltung für die
Ermittlungen gegen NS-Verbrecher in Ludwigsburg, schrieb im Jahre
2001: "Als Ergebnis bleibt, dass Zehntausende griechische
Zivilisten in Hunderten von Ortschaften erschossen, verbrannt,
erschlagen oder grausam zu Tode gefoltert wurden. Zur Verantwortung
gezogen wurde dafür niemand. Vor allem die Ermittlungsbehörden,
d.h. die Staatsanwaltschaften, aber auch die Gerichte
einschließlich des Bundesgerichtshofes haben durch ihre
Entscheidungen zu diesem Ergebnis nicht unmaßgeblich
beigetragen."
Das Edelweiß an der Uniform versetzte die Bevölkerung der
besetzten Gebiete in Entsetzen wie die SS-Rune. Um den Umfang des
Verbrechens der Gebirgstruppen von Wehrmacht und SS deutlich zu
machen, nenne ich einige Zahlen, die der Berliner Historiker Dr.
Martin Seckendorf ("Europa unterm Hakenkreuz")
zusammentrug, bezogen allein auf Griechenland. Dort gab es
hochgerechnet auf die gesamte Besatzungszeit wöchentlich zwei
Massaker. Mindestens 325 Dörfer wurden zerstört, meist auch die
Bewohner umgebracht. Zehntausende Menschen jeden Alters und
beiderlei Geschlechts sind im Verlauf sog. Vergeltungs- oder
Sühnemaßnahmen auf meist unbeschreibliche Weise ermordet worden.
In der Statistik über den Anteil der im Zweiten Weltkrieg
umgekommenen Menschen im Verhältnis zur Vorkriegsbevölkerung steht
Griechenland weltweit an vierter Stelle nach der Sowjetunion, Polen
und Jugoslawien. 7,2 Prozent der Vorkriegsbevölkerung starben als
Folge von Krieg und Okkupation. Rund 80.000 Juden wurden ermordet.
Bei alle dem ist zu beachten, dass die Verluste und die
Zerstörungen erfolgten, obwohl in Griechenland bis auf wenige Tage
im April 1941 kein militärischer Großkampf stattgefunden hat. Die
Toten und Zerstörungen sind also nicht Folgen "normalen"
Kriegsgeschehens, sondern Folgen des verbrecherischen
Vernichtungskrieges der Wehrmacht.
Es wurden verbrecherische Befehle erteilt und auch ihre Befolgung
war verbrecherisch. So hat der Kommandeur der 1. Gebirgsdivision,
General Walter von Stettner, am 7.Juli 1943 einen gesonderten Befehl
erlassen. Darin werden folgende Richtlinien für die
"Kampfführung" angewiesen: "Alle Ortschaften, die
den Banden als Zuflucht dienen können, sind zu zerstören, die
männliche Bevölkerung ist, soweit sie nicht wegen Verdachts der
Teilnahme am Kampf oder Unterstützung der Banden erschossen wird,
restlos zu erfassen und als Gefangene abzuschieben. ... Jede
Weichheit in der Behandlung der Bevölkerung wird der Truppe als
Schwäche ausgelegt…" Bemerkenswert an dem Befehl ist, dass
schon der "Verdacht" ausreichte, um die gesamte männliche
Bevölkerung einer Ortschaft zu erschießen. Ob erschossen oder zur
Zwangsarbeit abgeschoben wird, lag im Ermessen des jeweiligen
Einheitsführers der 1.Geb.Div.
Eine Kultgestalt in der Gebirgstruppen-Traditionsarbeit war
Hubert Lanz. Er hetzte die Soldaten gemeinsam mit anderen späteren
Mitgliedern des Kameradenkreises zum Juden-Pogrom in Lemberg im Juni
1941 auf. Gegen alle Kriegsbräuche und die primitivsten Regeln
modernen Kriegsrechts befahl der Kommandierende General des XXII.
Gebirgsarmeekorps, eben jener Hubert Lanz, einen ungehemmten
Rachefeldzug in einem Gebiet, in dem Regimentskommandeur Sepp
Salminger der 1. Geb.Div. im Oktober 1943 mehr durch einen
Verkehrsunfall unter Alkoholeinfluss als durch Einwirkung der
Partisanen ums Leben gekommen war. In Vollzug dieses Befehls wurden
von der Edelweis-Division im Gebiet um Ioannina Hunderte Zivilisten
umgebracht und Dutzende Dörfer ausgelöscht. Auf flüchtende
Zivilisten will Major Alois Eisl mit Geschützen gefeuert haben
(siehe ARD-TV-Monitor vom 5.12.2002). Gebirgstruppenmitglied Eisl
wird in dem Buch von Hermann Frank Meyer "Blutiges
Edelweiß" mit den Beweisen für seine Kriegsverbrechen
konfrontiert. Meyer belegt in seinem Buch, dass alle Regimenter,
alle Bataillone, die meisten Kompanien der 1. Gebirgs-Division an
den Morden beteiligt waren, - es handelte sich nicht um Taten
"Einzelner". Militärpfarrer berichteten später vom
"Tötenmüssen von Frauen und Kindern", das die Soldaten
belaste.
Nach dem Krieg wurde Wehrmachts-Gebirgstruppenchef Hubert Lanz
von den Alliierten in Nürnberg wegen der Ermordung von Zivilisten
in Südosteuropa zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Bereits
zweieinhalb Jahre nach dem Urteil wurde er 1951 aus der Haft
entlassen. Er wurde dann Vorsitzender des Wehrpolitischen
Ausschusses der FDP und sang das hohe Lied des edlen
Gebirgskriegers, so in einem Prolog zu einem Buch (in: Roland
Kaltenegger, Die deutsche Gebirgstruppe 1935-1945, München 1989).
Lange Zeit war er führend im Kameradenkreis der Gebirgstruppe
tätig, jahrelang als Ehrenvorsitzender.
Lobeshymnen für die Gebirgstruppe einst und jetzt vernahmen wir
auch immer wieder von führenden Bundeswehroffizieren. So von Dr.
Klaus Reinhardt, Gebirgsjäger und Ex-Nato-Kommandeur auf dem
Balkan. Im August 2000 veröffentlicht er in der
"Gebirgstruppe" seine Rede, die er bei dem Soldatentreffen
der Gebirgstruppe zu Pfingsten 2000 auf dem Hohen Brendten bei
Mittenwald hielt. Die Mördergeneräle unterm Edelweiß hebt
Reinhardt auf den Podest: "Die Gebirgstruppe der Bundeswehr ist
von Männern aufgebaut und geistig ausgerichtet worden, die als
Kommandeure, als Kompaniechefs und Kompaniefeldwebel die
schreckliche Erfahrung des Krieges und der Diktatur am eigenen Leib
erlebt und durchlitten haben. Sie haben die Uniform wieder
angezogen, um uns, der nachfolgenden Generation, das
Koordinatensystem ihrer Werteordnung" weiterzugeben. Reinhardt:
"Diese Männer waren unsere Vorbilder, und sie repräsentieren
eine ganze Generation von Wehrmachtssoldaten. Sie verdienen unseren
Respekt genauso wie die vielen anderen Soldaten, die aus ihrer
damals begrenzten Kenntnis der Vorgänge heraus im guten Glauben
ehrenhaft gehandelt und gekämpft haben. Bei der Pflege dieser
Tradition und ihrer Weitergabe an die nächste Generation hat der
Kameradenkreis der Gebirgstruppe sein ganz besonderes
Verdienst."
Begrenzte Kenntnis! Das konnten sie nicht wissen, dass es
nicht erlaubt ist, die Zivilbevölkerung besetzter Gebiete zu
ermorden? Das war also ehrenhaft, entwaffnete Kriegsgefangene
tausendfach zu erschießen? Diese Tradition soll auch noch
weitergegeben werden!
Was sind das für Vorbilder, von denen Reinhardt sprach? Zu
nennen wäre der besagte damalige Oberst Max Pemsel. Er war
Stabschef des Generals Franz Böhme in Serbien, hat Befehlsentwürfe
für die Ermordung von Sühnegefangenen angefertigt. Er ging als
Generalleutnant und Kommandierender General der Bundeswehr in den
Ruhestand. Mit Hilfe der Wehrmacht (nicht der SS) konnte gemeldet
werden: "Serbien ist judenfrei".
Vor allem ist zu nennen Karl-Wilhelm Thilo. Die Vereinigung der
Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten schrieb dem
bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber im September 2002
auch mit Blick auf Thilo: "Brechen Sie endlich aus der
Tradition des Kalten Krieges aus, die dazu beitrug, dass über 300
Ermittlungsverfahren gegen die Täter aus den Reihen der
Gebirgsjäger der Wehrmacht und SS einfach niedergeschlagen wurden,
weil man die alten Wehrmachtskader für die neue Bundeswehr
brauchte. Zahlreiche Täter gelangten in höchste Positionen."
So jener Karl-Wilhelm Thilo, der in der Bundeswehr Generalmajor,
Kommandeur der 1. Gebirgsdivision und stellvertretender
Heeresinspekteur wurde. Als Chef des Stabes von 1. GD war er an der
Verfolgung der Juden in Griechenland beteiligt und er unterzeichnete
Massenmordbefehle gegen Jugoslawen und Griechen; er schrieb mit an
Richtlinien zur Bundeswehrtradition (siehe
"Gebirgstruppe") und an Büchern, die in der Bundeswehr
kursierten, um den Völkermord zu preisen, so Hubert Lanz (Hg.)
"Gebirgsjäger - Die 1. Gebirgsjäger-Division 1935/1945"
Thilo rühmte sich nach Kriegsende seiner Verbrechen: "Die
Verschärfung des Partisanenkrieges macht es dringend erforderlich,
in das Wespennest Montenegro hineinzustoßen und die Kernverbände
des wachsenden kommunistischen Volksheeres in den Wurzeln zu
vernichten. (...) Wo es vereinzelt zu Zusammenstößen mit
Aufständischen kommt, wird der Widerstand nach Jägerart im
schnellen Zupacken gebrochen." (siehe H. Lanz, Gebirgsjäger -
Die 1. Gebirgsjäger-Division 1935/1945)
Immer wieder sind in der Zeitschrift "Gebirgstruppe"
Entschuldungen für die Verbrechen zu lesen, etwa: "Diejenigen,
die der Not des eigenen Volkes gehorchend, zu seinem Schutz und
seiner Verteidigung hinauszogen, sie konnten missbraucht werden.
Aber das rückt ihr Bewusstsein nicht ins Dunkel, ihre Pflicht getan
und ihre Heimat, ihre Frauen und ihre Kinder geschützt zu
haben." ("Gebirgstruppe" 6/95) Niemand hat ihren
Frauen und Kindern etwas angetan, aber sie haben schändlich an
Frauen und Kindern ihrer Gegner gehandelt!
Noch in Nr. 2/2002 der "Gebirgstruppe" war vom
Kameradenkreis-Vorstandsmitglied Gerhart Klamert ausgeführt worden:
"Wir stehen als Kameradenkreis zusammen, die zu Unrecht
inkriminierten Angehörigen der Gebirgstruppe vor ungerechten
Angriffen zu schützen, Soldaten, die sich fair, pflichterfüllend
verhielten, zu verteidigen."
Sogar dann, wenn die Bundeswehrführung einmal Maßnahmen gegen
die ungehemmte Pro-Wehrmachts-Traditionspflege der Gebirgstruppe
unternimmt, verhält sich der Kameradenkreis uneinsichtig. Die
ehemaligen Wehrmachts- und heutigen Bundeswehrreservisten würden
auch nach der Umbenennung der Dietl- und Kübler-Kaserne weiter
"kompromisslos für die Ehre der Soldaten der Wehrmacht und der
Bundeswehr eintreten", erklärte der Kameradenkreis Ende 1995.
Man werde den Versuchen widerstehen, die Bundeswehr von der
"bewährten stolzen Tradition deutschen Soldatentums
abzukoppeln", hieß es weiter in der gegen den obersten
politischen Dienstherren gerichteten Erklärung, die zugleich ein
Dokument der Rechtfertigung der Wehrmachtsverbrechen darstellt.
Sehr geehrter Herr Präsident!
Dies alles vorausgeschickt zitiere ich aus einer Erklärung
der VVN-BdA, die der Kameradenkreis zum Anlass für seinen Brief an
mich vom 25. Juni 2008 nahm:
"Zu den Urteilen höchster italienischer Richter
zugunsten neuer Schadensersatzklagen von NS-Zwangsarbeitern und von
Überlebenden aus griechischen und italienischen Opfergemeinden
erklärt die VVN-BdA: Schon seit Jahren fordert die VVN-BdA
gemeinsam mit griechischen und italienischen NS-Opfervereinigungen
die Entschädigung der Opfer und die Bestrafung der Täter. Seit
2002 protestiert eine bundesweite Bewegung Jahr für Jahr in
Mittenwald/Oberbayern gegen das größte Soldatentreffen, das -
indem es vom Kameradenkreis der XXX veranstaltet wird - auch das
größte XXX ist. Die VVN-BdA, der AK Distomo und der Historiker-AK
Angreifbare Traditionspflege haben nahezu 100 Mörder aus der
Gebirgstruppe bei der Justiz angezeigt und eine umfangreiche
Korrespondenz mit den Justizministern der Länder geführt. Doch die
Kriegsverbrecher blieben straffrei und die deutschen Behörden
verweigerten eine Erfüllung der berechtigten
Entschädigungsforderungen der Opfer. (...)"
Der Kameradenkreis fordert nun die Rücknahme unserer Erklärung
bzw. die Unterlassung.
Ich gestatte mir, den Unterzeichner des Briefes persönlich zu
fragen: Herr Präsident des Kameradenkreises und Oberst a.D. Manfred
Benkel, Sie sprechen von der Wehrmacht, die keine NS-Organisation
war - und somit sei auch die Gebirgstruppe keine XXX-Organisation.
Haben sie wirklich noch nichts davon vernommen, dass immer wieder,
aber auch auf der Kommandeurstagung in München am 17. November 1995
kundgetan wurde - in einer Rede des damaligen Verteidigungsministers
Volker Rühe: "Die Wehrmacht war als Organisation des Dritten
Reiches in ihrer Spitze, mit Truppenteilen und mit Soldaten in
Verbrechen des Nationalsozialismus verstrickt. Als Institution kann
sie deshalb keine Tradition begründen."
Sie behaupten, den Wehrmachtsangehörigen und damit den Soldaten
der Gebirgstruppe sei es verwehrt gewesen, Mitglieder der NSDAP zu
sein. Und warum wurde dann zum 10. Jahrestag der
"Machtergreifung" u.a. den Gebirgsjäger-Nazi-Generälen
Eduard Dietl (Füssen), Julius Ringel (Bad Reichenhall) und
Ferdinand Schörner (Mittenwald) das Goldene Parteiabzeichen der
NSDAP verliehen? War nicht der von der Gebirgstruppe so sehr
verehrte Eduard Dietl fast gleichzeitig mit Adolf Hitler Mitglied
der DAP (der Vorläuferin der NSDAP) geworden? Hat nicht dieser
Dietl Hitler als Redner in die Reichswehr eingeführt? Hat er nicht
am militärischen Schutz des Hitler Putsches von 1923 teilgenommen?
Im Klartext: Die beiden Säulen der NS-Gewaltherrschaft waren
die Wehrmacht und die NSDAP. Eine Würdigung der Wehrmacht ist auch
eine Würdigung des NS-Gewaltregimes und des verbrecherischen
Vernichtungskrieges.
Das NS-Faschistische und Verbrecherische der Wehrmacht wird
bereits in dem Buch "Partei und Wehrmacht" dokumentiert.
Im Frühjahr 1939 wurde dieses Buch mit einer Auflage von 40.000
Exemplaren fast jedem Offizier zugänglich und bekannt. Darin wird
erkennbar: Die Wehrmacht war nicht nur verstrickt in die sich
anbahnenden Massenverbrechen, sie war sogar ihr Antriebsmotor.
Im Vorwort des von Reichsamtsleiter Dr. Richard Donnevert vom
"Stab des Stellvertreters der Führers" Rudolf Hess,
herausgegebenen Buches heißt es, jetzt (Frühjahr 1939) "steht
das deutsche Volk in einem harten Kampf um sein Lebensrecht gegen
seine jüdischen und demokratischen Feinde." Wehrmacht und
NSDAP kämpften "Schulter an Schulter".
In dem Werk, das mit der späteren Behauptung aufräumt, die
Wehrmacht und die Nazis wären weltenweit auseinander gewesen, wird
dem Soldaten jedes Bedenken, ob sein Tun erlaubt sei, genommen. Es
wird vom "Vorrecht des Stärkeren" berichtet: "Recht
bekommt, wer sich im Daseinskampf durchzusetzen versteht." Es
gehe um "Forderungen an Siedlungsland, an Rohstoffquellen und
Absatzmöglichkeiten" (Seite 1/2).
Haben Sie wirklich noch nicht erfahren, was die Gebirgstruppe
an Sühnemaßnahmen, im "Partisanenkampf",
"Bandenkampf", bei Deportationen von Juden in die
Vernichtungslager und von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern in
die Sklavenarbeit angerichtet hat? Die Wehrmacht in Jugoslawien,
das bedeutete schließlich Kampf für die "Entjudung", ja,
der Balkan wurde weitgehend ohne SS "judenfrei". Hat die
Wehrmacht nicht den Eid auf Hitler abgelegt, - und damit den Eid der
Reichswehr auf die demokratische Verfassung von Weimar gebrochen?
Vom Offizierskorps, das noch nazistischer ist als die Nazis
selber, weil es den Nazis voranschreite, weiß im Buch "Partei
und Wehrmacht" kein geringerer als Admiral Wilhelm Canaris zu
schwärmen, der in diesem Werk von 1939, das ja geschrieben wurde
zur Einstimmung auf den Krieg, die Erkenntnis ausspricht, dass es
für den Offizier selbstverständlich sei, "Nationalsozialist
zu sein", denn "wir sind als Soldaten glücklich, uns zu
einer politischen Weltanschauung bekennen zu dürfen, die zutiefst
soldatisch ist." Von der Wehrmacht forderte Canaris
"unbedingte politische Zuverlässigkeit". Mehr noch:
"Das Offizierskorps muss im gelebten und verwirklichten
Nationalsozialismus vorangehen."
Nachdem Sie, Herr Oberst a.D., die Wehrmacht vom Nazismus
freigesprochen haben, sprechen Sie ganz einfach den Kameradenkreis
von der Wehrmacht frei. Das ist unzulässig. Vielleicht schauen
Sie mal in die Satzung des Kameradenkreises. Der wurde 1951 - lange
vor Bestehen der Bundeswehr - gegründet als Zusammenschluss der
Angehörigen der Gebirgstruppe "von einst". Die Betreuung
der ehemaligen und aktiven Soldaten steht ganz oben an. Deshalb
haben wir wiederholt Ihre Organisation eine Selbsthilfegruppe für
Kriegsverbrecher genannt. Nachdem die Ermittlungsverfahren
eingestellt waren, haben sich die Gebirgstruppler auch in der
Zeitschrift "Gebirgstruppe" ungezwungen artikuliert, und
wir konnten aus der Lektüre der Zeitschrift wie der Akten im
Bundesarchiv nachweisen, wer wann an welchem Tatort war. Die
Ergebnisse unserer Recherchen haben wir der Ludwigsburger
Zentralstelle für die Bearbeitung von NS-Massenverbrechen
mitgeteilt. In einem Fall wurde nun Anklage erhoben, im Fall des
Kameradenkreismitglieds Joseph Scheungraber aus Ottobrunn, den wir
noch 2007 auf dem Hohen Brendten inmitten von Bundeswehr- und
Wehrmachtskameraden angetroffen haben. (Fotobeweis kann geliefert
werden.)
Sie möchten es nicht hören und nirgends lesen, doch wir
bleiben dabei:
"Seit 2002 protestiert eine bundesweite Bewegung Jahr
für Jahr in Mittenwald/Oberbayern gegen das größte
Soldatentreffen, das - indem es vom Kameradenkreis der XXX
veranstaltet wird - auch das größte XXX ist."
Und wir protestieren weiter. Nicht nur in Mittenwald. Als
größte und höchst traditionsreiche Organisation des deutschen
Widerstandes und der Opfer des NS-Regimes lassen wir uns von Ihnen
nicht den Mund verbieten und zur verlogenen Darstellung von
Geschichte zwingen.
Hochachtungsvoll
Ulrich Sander
VVN-BdA-Bundessprecherkreismitglied
PS. Und bitte verschonen Sie uns mit dem Hinweis, unsere
Organisation stehe im Verfassungsschutzbericht und Ihre nicht. Wenn
Sie sich beispielsweise mal die Grundgesetz-Artikel 26 (Gegen
Angriffskriege) und 139 (für die Befreiung von Militarismus und
Nationalsozialismus) ansehen, dann müsste angesichts Ihrer
kriegerischen und militaristischen Geschichte und aktuellen Praxis
klar sein, wer hier der Verfassungsfeind ist. Die VVN-BdA ist es
jedenfalls nicht. Sie steht auch nicht im
Bundesverfassungsschutzbericht, sondern nur in jenen Berichten von
Baden-Württemberg und Bayern. Dort wird noch immer kalter Krieg
geübt.
Die Gebirgstruppe und ihre
Kriegsverbrechen
Dokumentation - zusammengestellt
nach Hermann Frank Meyer "Blutiges Edelweiß" - Die 1.
Gebirgsdivision im Zweiten Weltkrieg, 2008 Ch. Links Verlag Berlin,
798 Seiten, und nach Dokumenten von Frank Brendle (Berlin)
Das Kameradentreffen von Gebirgstruppenangehörigen aus
Wehrmacht und Bundeswehr im bayerischen Mittenwald steht seit Jahren
in der Kritik. Ebenso sein Veranstalter, der Kameradenkreis der
Gebirgstruppe e.V. Auf dem Hohen Brendten, einem dem Kameradenkreis
von der Bundeswehr zur Verfügung gestelltes Gelände bei
Mittenwald, sind regelmäßig bei den Treffen Angehörige von
Wehrmachtseinheiten vertreten, denen Kriegsverbrechen nachgewiesen
sind, sowie Rechtsextremisten. Die letzte "Gedenkfeier"
stand für den 4. Mai 2008 an.
Die Bundeswehr unterstützt diese Treffen, obwohl der
Kameradenkreis der Gebirgstruppe als Veranstalter ein höchst
fragwürdiges Verhältnis zur Wehrmacht pflegt. Sein
Ehrenvorsitzender war beispielsweise der in Nürnberg verurteilte
Kriegsverbrecher General Hubert Lanz; von diesem Massenmörder hat
sich der Kameradenkreis bis heute nicht distanziert.
An die begangenen Kriegsverbrechen der Gebirgsjäger erinnert der
Verein erst seit einigen Jahren, nachdem antifaschistische Proteste
gegen das Treffen entfaltet wurden, mit der einen oder anderen
Kranzniederlegung, ansonsten ignoriert er dieses Thema und bemüht
sich darum, die "Ehre" der Wehrmacht zu retten. Im
vergangenen Jahr war auch mindestens ein Wehrmachtsveteran anwesend,
der in Italien wegen Kriegsverbrechen in Abwesenheit zu lebenslanger
Haft verurteilt worden ist (Beleg vgl. http://www.nrw.vvn-bda.de/texte/0351_scheungraber.htm).
Die stark rechtslastige Haltung des Kameradenkreises zeigt sich
auch darin, dass der Vereinspräsident im vergangenen Jahr bei
seiner Ansprache ausdrücklich den (inzwischen pensionierten)
österreichischen Militärangehörigen Brigadier Josef Paul Puntigam
begrüßte. Josef Paul Puntigam selbst muss als Sympathisant der
extremen Rechten betrachtet werden. So hat er das Vorwort zum Band
"Geheime Krieger" geschrieben, das vor zwei Jahren im
rechtsextremen Pour-le-Mérite-Verlag erschienen ist. Josef Paul
Puntigam rühmt "die ungebrochene Traditionslinie […], die
von den legendären ‚Brandenburgern' der Wehrmacht über die
Antiterrorspezialisten der GSG 9 bis zum jüngsten deutschen
Kommandoverband, dem KSK, reicht". Die Autoren offenbarten
"einzigartige Innenansichten ihrer jeweiligen Truppe". Bei
den Autoren handelt es sich um den wegen antisemitischer
Äußerungen entlassenen Rechtsextremisten, den früheren Chef des
Kommandos Spezialkräfte Reinhard Günzel, und den
Wehrmachtsoffizier Wilhelm Walther, der bis heute stolz auf die von
den ,Brandenburgern' begangenen Kriegsverbrechen ist.
Das österreichische Verteidigungsministerium hat inzwischen den
Soldaten des Landes untersagt, an den Treffen auf dem Hohen Brendten
in Uniform teilzunehmen.
Anfang dieses Jahres veröffentlichte Hermann Frank Meyer im
Berliner Ch. Links Verlag die erste umfassende Darstellung der 1.
Gebirgs-Division im Zweiten Weltkrieg ("Blutiges
Edelweiß"). Meyer belegt darin Dutzende von Kriegsverbrechen,
die von den Wehrmachts-Gebirgstruppen begangen worden sind, vor
allem in Griechenland und Albanien - Verbrechen, die von den alten
Kameraden größtenteils verschwiegen wurden. In einer von Jakob
Knab verfassten Rezension heißt es: "Hermann Frank Meyer
bringt die Lügengebäude, die die kriegsnostalgischen Gebirgsjäger
(Kameraden unter'm Edelweiß) errichtet hatten, zum Einstürzen.
Deren Kult um zeitlose soldatische Tugenden, um kriegerische
Tüchtigkeit und siegreichen Kampf ist nun zu Ende. Das Edelweiß
ist nicht mehr Symbol ‚besten deutschen Soldatentums in Frieden
und im Krieg'. Diese Blume der Berge ist beschmiert mit braunen
Flecken und mit dem Blut bestialischer Kriegsverbrechen."
Vor diesem Hintergrund erscheint die Behauptung der
Bundesregierung vom Vorjahr, es sei "historisch falsch",
von einer verbrecherischen Geschichte der Gebirgstruppen zu sprechen
(Bundestagsdrucksache 16/5506), endgültig unhaltbar und wie ein
Versuch, am Mythos der angeblich "sauberen" Wehrmacht
festzuhalten, die einen "ritterlichen" Krieg geführt
haben soll, in dem es nur ausnahmsweise und in Einzelfällen zu
Verbrechen gekommen sei.
Zu den Erkenntnissen von H. F. Meyer - belegt in seinem Buch -
gehört, dass der völkerrechtswidrige Kommissarbefehl auch von
Einheiten der Gebirgstruppen umgesetzt wurde.
Erkenntnis von H. F. Meyer ist zudem, dass der Angehörige der
Gebirgstruppen Oberst K. W. in seiner Eigenschaft als
Stadtkommandant von Lemberg keinerlei Anstalten un- ternommen hatte,
um das Pogrom vom 30. Juni/1. Juli 1941, dem Tausende von Jüdinnen
und Juden zum Opfer fielen, zu stoppen, sondern dass das Pogrom
"mit offensichtlicher Billigung" W.'s stattfand (Meyer).
Zu den belegten Tatsachen in H. F. Meyers Buch gehört, dass der
damalige Hauptmann der 1. Gebirgsdivision J. S. in einem Tagesbefehl
vom 1. Juli 1941 in Lemberg die "Notwendigkeit dieses Kampfes
gegen die jüdisch-bolschewistische Verbrecherbande" betonte
und forderte, "dass jeder deutsche Soldat, der Blut und Leben
in diesem Entscheidungskampf zwischen Ordnung und Chaos lassen muss,
tausendfach gerächt werden muss".
Meyer berichtet weiter, dass die 1. Gebirgsdivision im Winter
1943 weit über tausend "wehrfähige Zivilisten"
sowjetischer Staatsbürgerschaft zur Zwangsarbeit deportierte und
bei Weigerung die Todesstrafe androhte.
Zudem hat - so wird in dem Buch berichtet - der Kommandeur der 1.
Gebirgsdivision, W. R. z. S., im Rahmen des "Unternehmens
Schwarz" im Mai/Juni 1943 in Montenegro einen sogenannten
Sühnebefehl erlassen, demzufolge für jeden von Partisanen
getöteten (verwundeten) Wehrmachtssoldaten 50 (25) Zivilisten
umgebracht werden sollten.
Weiter gibt es die belegte Erkenntnis von H. F. Meyer, dass der
Erste Generalstabsoffizier (und spätere Bundeswehroffizier) K. W.
T. anlässlich des Vorgehens gegen eine größere Gruppe Partisanen
am 10. Juni 1943 den Befehl erteilte: "Kein wehrfähiger Mann
verlässt lebend den Kessel".
In dem Buch wird berichtet, dass ein Gefreiter der 13. Kompanie
des 98. Regiments am 13. Juni 1943 in seinem Tagebuch notierte:
"Unbekannte Ortschaft, alle Häuser angezündet, alles was
laufen konnte wurde erschossen, gesamtes Vieh mitgenommen, Feldwebel
M. erschoss kaltblütig mehrere verwundete Partisanen" (Meyer,
S. 124).
Es wird auf die Tatsache verwiesen, wonach die Kampfgruppe
Salminger bei der "Sicherung" des Sarontoporo-Passes,
obwohl sie keinerlei Feindberührung hatte, "sämtliche
Ortschaften im durchstreifen Gebiet niedergebrannt" hat (Meyer,
S. 147) und in der Ortschaft Livadi am 3. Juli 1943 über 40 Männer
ermordete, wobei sie laut dem Bericht eines Überlebenden
"fortwährend und unterschiedslos jedes Haus" anzündete,
"gleichgültig ob es verschlossen war oder ob sich Frauen und
Kinder darin befanden".
Nicht zu vergessen die Erkenntnis von H. F. Meyer, wonach die
11., 12. und 13. Kompanie des 98. Regiments sowie Teile der
Aufklärungs-Abteilung 54 am 6. Juli 1943 im albanischen Dorf
Borovë ein Massaker anrichteten, nach Augenzeugenberichten
"alle, die sie fangen konnten, töteten und alle Häuser in
Brand steckten" und 107 Menschen, darunter 64 Frauen,
ermordeten.
In dem Buch wird weiter mit Belegen berichtet, dass die gleichen
Kompanien am 8. Juli 1943 auch die Ortschaft Barmash niederbrannten
und acht Zivilistinnen und Zivilisten, die nicht rechtzeitig fliehen
konnten, umbrachten.
Belegt ist weiter, dass das II. Bataillon des 98. Regiments dem
Tagebucheintrag eines Soldaten zufolge am 8. Juli das Dorf Leskovik
"dem Erdboden durch unsere 15 cm Artillerie […] gleichgemacht
und dann gestürmt" und "alles was kreucht und fleucht […]
erschossen" hat, obwohl es auf deutscher Seite nicht einen
einzigen Verwundeten gegeben hat (Meyer, S. 166).
Dokumentiert wird in dem Buch, dass die 6. Kompanie des II.
Bataillons des 98. Regiments am 10. Juli 1943 in der griechischen
Ortschaft Kalovrisi 73 Häuser anzündete und sechs Menschen
umbrachte und am gleichen Tag nach Erkenntnissen griechischer
Ermittler (Balanos-Delegation) im Nachbardorf Melisopetra "10
Jugendliche als Sühnemaßnahme" ermordete.
Nach Erkenntnissen von H. F. Meyer wurde von den acht Kompanien
der Kampfgruppe Salminger im Juli 1943 "jedes Dorf an der
Hauptversorgungsstraße der Division zwischen Korçë und Ioannina"
zerstört, und es wurden "die Einwohner, vor allem ‚wehrfähige
Männer', die nicht rechtzeitig geflohen waren, […] in der Regel
getötet".
Das Buch vermittelt die Erkenntnisse von H. F. Meyer, wonach die
deutschen Verluste bei der "Säuberung" des Weges nach
Ioannina (Juli 1943) nur wenige Tote betrugen, dafür aber Hunderte
von Albanerinnen und Albanern sowie Griechinnen und Griechen umkamen
und mindestens 1000 Häuser zerstört wurden.
Dokumentiert wird ferner, dass die Kampfgruppe Remold am 23. Juli
1943 nach einem Gefecht mit Partisanen die Ortschaft Elefthero
besetzte, jedes Haus mit Flammenwerfern in Brand steckte und dabei
vier Menschen ermordete.
Es darf nicht die Information aus dem Buch übersehen werden,
wonach Stabsangehörige des I. Bataillons und Angehörige der 1., 4.
und 5. Kompanie am 22. Juli 1943 nahe der Ortschaft Plaisia sieben
Personen, darunter zwei Frauen und zwei Priester, die den deutschen
Truppen entgegengekommen waren, in Hütten eingesperrt und darin
verbrannt haben. Belegt wird, dass der Divisionskommandeur W. R. z.
S. am 24. Juli 1943 befohlen hat: "Ortsfremde Bevölkerung wird
wie Angehörige von Banditen behandelt", was im Klartext hieß,
diese zu ermorden.
Verwiesen wird auf die Erkenntnisse von H. F. Meyer, wonach unter
Führung von Oberleutnant W. R. die 12. Kompanie des III. Bataillons
in der Nähe des Dorfes Kato Mousiotitsa rund 100 Menschen in Reihen
aufgestellt und mit Maschinengewehren erschossen oder auf andere
Weise umgebracht hat.
In dem Buch werden Informationen benannt, wonach die im August
1943 im Rahmen des Unternehmens "Augustus" eingesetzten
Einheiten (im Wesentlichen das 98. und 99. Regiment) zwar keine
Feindberührung hatten, aber dennoch rund 250 Zivilistinnen und
Zivilisten umbrachten und mehr als 20 Ortschaften niederbrannten
sowie 400 Geiseln in ein Konzentrationslager verschleppten.
Die hier erwähnten Kriegsverbrechen stellen längst keine
vollständige Aufzählung dar. Es kommen noch etliche Massaker mit
häufig noch weit mehr Toten (z. B. Kommeno, Kefallonia) hinzu. Das
von Kommeno wird auf Seite 566 des Begleitbandes zur Ausstellung
"Verbrechen der Wehrmacht - Dimensionen des
Vernichtungskrieges" (2202, Hamburger Edition) geschildert.
Kefallonia ist der Schauplatz eines der größten Kriegsverbrechen
der Wehrmacht. (Siehe H.F.Meyer "Blutiges Edelweiß",
2008, Berlin, ab S. 353)
Die Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht" wurde vom
Zweiten Vorsitzende des Kame- radenkreises Gerhard Klamert
verunglimpft.
a) Anlässlich der Wehrmachsaustellung 1997 schrieb er in der
"Gebirgstruppe": "Wie krank müssen Hirne sein, die
sich so etwas ausdenken, wie pervers die Absichten
dahinter".
b) Im Jahr 2001 schrieb Gerhard Klamert in einer Rezension über
das Buch "Kommeno" von H. F. Meyer, dieser
"realitätsfern und rauschlüstern", werfe "alle
Unseligkeiten vergangener Tage immer neu" auf.
Kriegsverbrecher als Mitglieder
im Kameradenkreis
"Im ‚Kameradenkreis' sind rund 6000 ehemalige und aktive
Gebirgsjäger aus Wehrmacht, SS und Bundeswehr vereint - darunter
auch Angehörige von Einheiten, die im Zweiten Weltkrieg Massaker an
Zivilisten begangen und Juden deportiert haben." (Quelle:
Frankfurter Rundschau 17. Mai 05)
Tatsächlich gab und gibt es im Kameradenkreis verurteilte
Kriegsverbrecher. Verurteilt wurde Gebirgsjägergeneral Hubert Lanz
in einem der Nürnberger Nachfolgeverfahren (Fall 7), aber zu einer
Zeit, als der Kameradenkreis noch nicht bestand. Lanz wurde später
Ehrenmitglied im Kameradenkreis. Der Gebirgsjägergeneral Ferdinand
Schörner wurde wegen Kriegsverbrechen von einem sowjetischen
Kriegsgericht zu 25 Jahren Straflager verurteilt und erst 1955
entlassen. 1957 wurde Schörner erneut verhaftet und vor ein
bundesdeutsches Gericht gestellt. Er wurde wegen der von ihm
ausgesprochenen Todesurteile bei Kriegsende zu viereinhalb Jahren
Gefängnis verurteilt, nach zwei Jahren aber wieder entlassen. (In
der Gebirgstruppe wurde er trotz seiner Verbrechen verehrt.)
Verurteilt wurden in den Jahren von 2004 bis 2006 in Italien
Dutzende Kriegsverbrecher aus der Gebirgstruppe und der SS.
Das sind u.a. lt. Briefwechsel der VVN-BdA mit den deutschen
Landesjustizministern:
In La Spezia wurden 2006 wegen des Massakers in St. Anna di
Stazzema zu lebenslanger Haft verurteilt:
Werner Bruss
Unteroffizier, Jg. 1920
(Wohnort unklar, [gerüchteweise wohnhaft in oder bei Hamburg])
Alfred Mathias Concina, (meist ohne `Mathias')
Unterscharführer, Jg. 1919
(wohnt laut ital. Presse in Rechenberg-Bienenmühle)
Ludwig Göring, (teilweise als `Goring' benannt)
SS-Rottenführer, Jg. 1923
wohnt in Baden-Württemberg, zwischen Pforzheim und Karlsruhe (dt.
Presse)
Karl Gropler,
SS-Unterscharführer, Jg. 1923, Wollin/Brandenburg
Georg Rauch,
Unterleutnant, Jg. 1921
(Wohnort unklar)
Horst Richter,
Unterscharführer, Jg. 1921, Krefeld
Heinrich Schendel,
Unteroffizier, Jg. 1922
Wohnt an der Vogelbergstraße/Ecke Bachweg (B275) in Lißberg ,
einem Ortsteil von Ortenberg in der Wetterau/Hessen.
Gerhard Sommer, (bisweilen auch als `Gerard' benannt)
SS-Untersturmführer, Jg. 1921
wohnt in Hamburg-Volksdorf,
Seniorenwohnheim der Cura AG, Lerchenberg 4
Alfred Schöneberg, (teilweise auch als `Schoneberg' bzw.
`Schönenberg' benannt)
SS-Unterscharführer, Jg. 1921
wohnte in Düsseldorf, inzwischen verstorben
Ludwig Heinrich Sonntag, (auch als `Heinz Ludwig Sonntag'
benannt, oder ohne `Heinrich'),
SS-Unterscharführer, Jg. 1924
Dortmund, inzwischen verstorben
Wegen Falzano di Cortona wurden zu lebenslänglich verurteilt:
Josef Scheungraber, Ottobrunn (gegen ihn wird ab 15. 9. 08 auch
vor einem Münchner Gericht verhandelt)
Herbert Stommel (Wohnort unbekannt)
Wegen Massakers in Branzolino-San Tome (bei Forli) zu
lebenslänglich verurteilt:
Heinrich Nordhorn (wohnte in Greven,
mittlerweile unbekannt verzogen)
Wegen Kephallonia nicht verurteilt: (weil in Italien dazu kein
Verfahren stattfand und weil die bayerische Justiz die Verfahren
einstellte):
Othmar Mühlhauser aus Dillingen, ferner weitere Personen aus
dem Kreis der 196 von der VVN-BdA und Angreifbarer
Traditionspflege bei der Staatsanwaltschaft angezeigten
mutmaßlichen Täter.
An der Brendten-Feier nimmt die "Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger"
teil, ihr Kranz lag 2005 mit dem der Bundeswehr am Ehrenmal der
Gebirgsjäger (s. TV-Kontraste-Beitrag von Ende Mai 2005).
Vor dem Haus von Karl Staudacher (Garmisch-Partenkirchen),
Ex-Adjutant des PolGebJgRgt 18, versammelten sich im April 2005
Gebirgsjäger aus Bundeswehr und Wehrmacht, um ihm mit einem
Blaskonzert zum 95. Geburtstag zu ehren. Es spielte das
Gebirgsmusikkorps der Bundeswehr aus Garmisch-Partenkirchen. Als
nachgewiesen wurde, dass Staudacher im SS-PolGebJgRgt war, wurde die
Kameradschaft SS-PolGebJgRgt ausgeschlossen, weil man nicht gewusst
habe, dass es zur SS gehörte. Staudacher wie andere
Einzelmitglieder ehemaliger SS-Formationen, die 1945 als
verbrecherische Organisation aufgelöst wurden, haben weiter dem
Kameradenkreis Gebirgstruppe angehört. Erst 2006 will der
Kameradenkreis von der Herkunft der aufgelösten
SS-Polizei-Traditionsvereins gehört haben.
In der April-Ausgabe 2005 der "Gebirgstruppe" ist
Staudacher mit den Worten gewürdigt worden: "Mitglieder der
Ortskameradschaft Garmisch-Partenkirchen überraschten ihren
Kameraden Karl Staudacher mit einer Abordnung von fünfzehn
Soldaten des Gebirgsmusikkorps, die zu einer ‚Ehrenserenade'
angetreten waren und mit schneidigen Märschen aufspielten." Zu
seiner körperlichen wie geistigen Fitness befragt, äußerte sich
der rüstige Jubilar und Ex-Polizist mit den Worten: "Das habe
ich nur erreicht, weil mein Leben vom Sport geprägt war."
Der Arbeitkreis Angreifbare Traditionspflege hatte
veröffentlicht, dass Angehörige von Staudachers des
Polizeigebirgsjägerregiments 18 die Deportation von 1700 Athener
Juden organisiert hätten, die dann in deutschen Vernichtungslagern
ermordet wurden. Das Kommando hatte SS-Brigadeführer Hermann
Franz, Befehlshaber der Ordnungspolizei, der später dem
Kameradenkreis angehörte. An Hand einer Kartei, in der die
Jüdinnen und Juden registriert waren, wurden die Gemeindemitglieder
ab dem 24. März 1944 aus ihren Wohnungen verschleppt und zur
Athener Synagoge gebracht. Zu den eingesetzten Polizeieinheiten
gehörten die dritte und vierte Kompanie des I. Bataillons des
Polizeigebirgsjägerregiments 18. Polizisten dieser Einheit
begleiteten die Todeszüge nach Auschwitz. Weiterhin ist die
"Begleitung" von Häftlingstransporten aus dem KZ Chaidari
bei Athen nach Dachau belegt. Ähnliche Beteiligungen lassen sich
auch für die Deportationen aus Nordgriechenland nachweisen.
Veteranen des Gebirgsjägerpolizeiregiments 18 sind Mitglieder im
Kameradenkreis, wie zahllose Berichte in der Vereinszeitung
"Gebirgstruppe" belegen. Dasselbe galt für die
langjährige Mitgliedschaft der SS-Gebirgsdivision Nord im
"Kameradenkreis". Dieser Einheit werden ebenfalls
zahlreiche NS-Kriegsverbrechen zugeordnet.
Schließlich sind in den Traditionskameradschaften 11., 12.,
13./98 die Täter der Massaker von Kommeno und Kephalonia in
Nordgriechenland organisiert.
Neben Staudacher bewegten sich noch sehr rüstig durch
Bayern die mutmaßlichen Kriegsverbrecher Alois Eisl und Alfred
Artmann. Über den 92jährigen Eisl, der noch mit dem Daimler
durch München braust, heißt es in einer VVN-Internet-Dokumentation
(recherchiert nach "Gebirgstruppe" und Akten des
Bundesarchivs):
Aus Rache für den Tod des Oberstleutnants Josef Salminger - er
war am 1. 10. 43 mit seinem PKW gegen ein von den Partisanen
errichtetes Hindernis gefahren und ums Leben gekommen - hat Major
Alois Eisl mit seinen Leuten zwischen dem 1. und 4. Oktober 1943 18
Dörfer in Griechenland zerstört, wer nicht floh, wurde umgebracht.
Auf flüchtende Zivilisten wurde gefeuert.
Näheres zu Eisl und seiner Gruppe:
- Am 3.10.43 wurden Neochoratti, Megarchi und Tunta zerstört
und 20 Zivilisten erschossen. Die Verantwortung trug Major Alois
Eisl mit zwei Kompanien der 98. und ferner ein weiterer
Geschützzug der 79. unter Major Krünner von der 1.
Gebirgsdivision. (lt. Kriegstagebuch)
- Ebenfalls am 3. Oktober 1943 erfolgte die
"Säuberungsaktion" in Akmotopos. "Im Rahmen der
Säuberungsaktionen zahlreiche Ortschaften niedergebrannt und
das Vieh getötet.(...) Gruppe Eisl zerstört Akmotopos als
Sühnemaßnahme völlig. Sämtliche Zivilisten werden
erschossen" (aus dem Kriegstagebuch, in dem sich Eisl mit
seinen "Leistungen" brüstete, später sagten Zeugen
für ihn aus, nannten es ein "normales" Gefecht).
- Am 4.10.43 werden Muliana, Makates, Anoion, Tereion,
Jimnopolos, Klisura, Lagatora zerstört. "130 Banditen und
Zivilisten werden getötet" (lt. Kriegstagebuch).
Verantwortlich: Gruppe Eisl.
- Die 1 Gebirgsdivision hat am 6.10.43 beim "Unternehmen
Tiger" 40 Ortschaften abgebrannt, 40 "Feindtote"
werden lt. Divisionsbericht gezählt. Kommandeur war Alois Eisl,
1GD-Kommandeur von April 1943 bis August 1944.
Beteiligt waren somit: 1. und 2. Kompanie Gebirgsjägerregiment
98 Gruppe Eisl, 1 GD
Kommandeur Major Eisl (München) und 1 Gesch. Zug der II/79
(Leitung Krünner aus Murnau)
Über Dr. Alfred Artmann ist bekannt: Er ist der älteste
Delegierte auf der letzten Jahrestagung 2005 des Kameradenkreises
gewesen und wurde von der Bundeswehr als Heeresbergführer hoch
geehrt. Über ihn heißt es in der Dokumentation: Wegen Zerstörung
von Periwoli und der Tötung von 53 Menschen am 25.10.43 werden
gesucht die Angehörigen der 13. Kompanie unter der Befehlsgewalt
von Alfred Artmann. (Aufgeführt werden zahlreiche Namen aus der
Kompanie.)
Verwiesen wurde von VVN-BdA und der Historikergruppe Angreifbare
Traditionspflege auch auf verstorbenen Wehrmachtsoberst Karl-Wilhelm
Thilo, der in der Bundeswehr Generalmajor, Kommandeur der 1.
Gebirgsdivision und stellvertretender Heeresinspekteur wurde. Als
Chef des Stabes der 1. GD unterzeichnete er Massenmordbefehle gegen
Jugoslawen und Griechen; und er schrieb mit an Büchern, die in der
Bundeswehr kursierten, um den Völkermord zu preisen, so Hubert
Lanz (Hg.) "Gebirgsjäger - Die 1. Gebirgsjäger-Division
1935/1945"
Unter "Beute" führte Thilo in seinen Berichten an den
Divisionsstab auch "tote Banditen" auf, und dies waren 153
Männer, Frauen, Kinder und Greise im Alter von 1 bis 75 Jahren, die
im Dorf Mousiosas/Griechenland am 25. Juli 1943 ermordet wurden.
Bundeswehrgeneral K.W. Thilo: "Widerstand nach Jägerart im
schnellen Zupacken gebrochen".
In den Fall Kommeno sind die Gebirgstruppenmitglieder: Karl
Delacher, Otto Goldmann, Anton Ziegler und Reinhold Klebe
verwickelt.
Am 16. August 1943, geschah dies Verbrechen: In Kommeno in
Nordgriechenland fuhren die Gebirgsjäger der 1. GD vor und
erschossen weit über 300 Frauen, Männer und Kinder. Die
"stolzen Soldaten" der 12. Kompanie des
Gebirgsjäger-Regiments 98 unter dem späteren
Bundeswehroberstleutnant und Dr. der Veterinärmedizin Reinhold
Klebe ermordeten nicht nur unschuldige Zivilisten, einzelne Soldaten
machten sich noch über die Frauenleichen her und schändeten sie,
wie einer der Täter später berichtete.
Der damalige "Erste Schütze" der 12. Kompanie, Anton
Ziegler (Mittenwald), erinnert sich in den vorliegenden Akten, wie
er mit seinen Kameraden am Abend des 15. August von seinem
Kompanieführer Willy Röser auf das für den nächsten
Morgen angesetzte "Vergeltungsunternehmen", eingestimmt
wurde: "In dem Dorf ist auf Oberstleutnant Salminger geschossen
worden", so Ziegler: "Es ist bandenverseucht und dafür
muß es büßen. Alle sind niederzumachen." Andere Ehemalige,
wie zum Beispiel der damals 18jährige Otto Goldmann., erinnern
sich, daß der Befehl lautete, "bei dieser Vergeltungsaktion
[dürfe] niemand das Dorf lebend verlassen". Sogar der sonst so
"vergessliche" Linzer Karl Delacher berichtete, daß
Röser die Parole ausgab: "Niemand darf überleben, und alle
sind niederzumachen ."
Am Tag zuvor war in dem Dorf nicht nur das Fest zu "Marias
Grablegung" begangen, sondern auch eine große Hochzeit
gefeiert worden. Der Pappas Lambros Stamatis wollte im Morgengrauen
sein Festgewand und die Bibel in die Kirche zurückzubringen, als
die Gebirgsjäger gerade aus ihren LKW stiegen. Der Oberleutnant
Röser streckte den Priester mit einer MP-Salve nieder. Daraufhin
wurde die Ortschaft mit Granatwerfern beschossen. Wie fast alle
Ehemaligen bestätigen, erfolgte keinerlei Gegenwehr. Beim
anschließenden Einmarsch "wurden Handgranaten in die Häuser
geworfen und durch die verschlossene Tür mit Karabiner und
Maschinenpistolen geschossen". Die aus dem Schlaf gerissene
Hochzeitsgesellschaft wurde samt den Kindern vor das MG des Anton
Ziegler getrieben, der sie auf Befehl des hinter ihm stehenden und
ihm mit einem Kriegsgerichtsverfahren drohenden Leutnant Karl
Delacher erschoss. Der Leutnant wurde später Lehrer in Österreich,
was ihn nicht hinderte, Gedächtnisschwund vorzutäuschen. Dieser
Schwund übertrug sich auf seine Untergebenen; keiner will sich an
seinen Namen erinnern, der doch höchstwahrscheinlich lautet: Karl
Derlacher.
Ein Teil der Dorfbewohner konnte über den Fluß entkommen. Viele
ertranken, als die überladenen Kähne kenterten. 317 Menschen
wurden in Kommeno ermordet, 172 Frauen und 145 Männer. 97 waren
jünger als 15 Jahre, 14 älter als 65. 13 waren ein Jahr alt. 38
Menschen verbrannten in den Häusern, von denen 181 zerstört
wurden.
In das lt. Staatsanwaltschaft
Dortmund "schwerste Kriegsverbrechen", das auf der Insel
Kephallonia, waren mindestens 800 Gebirgstruppler involviert,
jedenfalls wurde gegen diese Anzahl zunächst ermittelt.
Einen Monat nach Kommeno - 23./24. 9. 1943 - waren die
italienischen Kriegsgefangenen an der Reihe ermordet zu werden. Weil
sie sich nicht schnell genug ergeben hatten, wurden 5000 von ihnen
im September 1943 auf der Insel Kephallonia erschossen. Beteiligt
war das 3. Bataillon Gebirgsjäger-Regiment mit den Kompanien 11-15.
Anton Zieglers Chef und Kommandeur in Kommeno und
Kephallonia war Major Reinhold Klebe, der auch zu
Bundeswehrzeiten derselben 1. Gebirgsdivision treu blieb und es in
der Bundeswehr zum Standortältesten von Mittenwald und
Oberstleutnant brachte. Selbstverständlich blieben Schütze wie
Major straflos. Zwar wurde gegen 800 Täter aus der Gebirgstruppe
ermittelt, aber bis 1972 wurden sämtliche Verfahren eingestellt.
Weiteres fanden die antifaschistischen Ermittler heraus: Ein Dr.
Werner Funke aus Bielefeld hat sich in der Zeitung
"Gebirgstruppe", Ausgabe 2/02, als Angehöriger der 12.
Kompanie zu erkennen gegeben. Er hat in einem Aufsatz die
Kriegsverbrechen in Kephalonia weitgehend geleugnet, wo
mindestens 5000 wehrlose italienische Kriegsgefangene niedergemacht
wurden. Er und andere Angehörige waren der Staatsanwaltschaft
München I 1968-1972 nicht bekannt. Inzwischen hat sich Funke zu den
Vorwürfen geäußert und in der Juni-Ausgabe 2005 der
"Gebirgstruppe" versichert, von dem Massenmord nichts
mitbekommen zu haben und schon gar nicht beteiligt gewesen zu sein.
Drei Jahren zuvor hatte er noch geschrieben, in Kephalonia sei
"einiges daneben" gegangen. Jetzt schieb der Dr. Werner
Funke drohend: "Will der Kameradenkreis nicht zu einer
Einrichtung vom Charakter eines banalen selbstgefälligen
Kaffeekränzchens verkommen, muß er jetzt reagieren," es sei
"grundsätzlich" töricht, "überhaupt Erschießungen
auf Kephlonia zu bestreiten, da tatsächlich einige stattgefunden
haben. Aber dann muss man die wahren Schuldigen bzw. Befehlenden
finden und vor deutschen Gerichten zur Verantwortung ziehen und
nicht wahllos und bösartig mit derlei Anschuldigungen ganze
Einheiten diskriminieren." Letztere Worte sind gezielt auf die
Darstellung des Kameradenkreises, der neuerdings das Wort
"Vergebung" nebulös nach Griechenland und Italien
richtete.
Eine Namensliste zahlreicher überlebender Verdächtiger der
Edelweißdivisionsmordaktion von Kephallonia kann vorgelegt werden.
Sie wurde der Staatsanwaltschaft übergeben.
Informationen für Medien,
Organisationen, Politiker
"Nach den Gerichtsurteilen aus Rom muss nun schnellstens
gehandelt werden". So überschrieb die Vereinigung der
Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und
Antifaschisten (VVN-BdA) am 10. Juni diesen Jahres eine Erklärung
auf www.vvn-bda.de.
Mit ihr wurde die Bestrafung der deutschen NS-Täter und
Entschädigung der NS-Opfer aus Griechenland und Italien verlangt.
"Die Urteile höchster italienischer Richter zugunsten der
Schadensersatzansprüche von NS-Zwangsarbeitern und von
Überlebenden aus griechischen und italienischen Opfergemeinden
haben wir als wichtiges Signal aufgenommen."
An die Medien richtete die VVN-BdA jetzt diese Erläuterung:
"Unsere Erklärung wurde von einem unserer Bundessprecher
herausgegeben und von verschiedenen Medien veröffentlicht. Doch
dann hat das Landgericht Nürnberg-Land unter Bezugnahme auf eine
Passage der Erklärung diese auf Antrag des Kameradenkreises
Gebirgstruppe e.V. mit Wirkung vom 7. Juli 2008 mit einer
Einstweiligen Verfügung gestoppt.
Wir übersenden ihnen hiermit die Erklärung vom 10. Juni unter
Berücksichtigung der Einstweiligen Verfügung. Sie wird vom
gesamten Bundessprecherkreis getragen, auch der Bundesausschuss,
höchstes Organ unserer Organisation zwischen den
Verbandskongressen, stimmte zu.
Es geht um die gesamte Aussage und nicht nur um jene zu den
Gebirgsjägern."
Hier der Wortlaut:
Schon seit Jahren fordert die VVN-BdA gemeinsam mit
griechischen und italienischen NS-Opfervereinigungen die
Entschädigung der Opfer und die Bestrafung der Täter. Seit
vielen Jahren protestiert eine bundesweite Bewegung Jahr für Jahr
in Mittenwald/Oberbayern gegen das größte Generationen
übergreifende Soldatentreffen, das vom Kameradenkreis der
Gebirgstruppe e.V., einer von Wehrmachtssoldaten gegründeten und
der Tradition der Wehrmacht verbundenen Vereinigung, veranstaltet
wird und an dem verurteilte und mutmaßliche Kriegsverbrechern
teilnehmen. Die VVN-BdA, der AK Distomo und der Historiker-AK
Angreifbare Traditionspflege haben über 100 Mörder aus der
Gebirgstruppe bei der Justiz angezeigt und eine umfangreiche
Korrespondenz mit den Justizministern der deutschen Länder
geführt. Doch die Kriegsverbrecher blieben straffrei und die
deutschen Behörden verweigern eine Erfüllung der berechtigten
Entschädigungsforderungen der Opfer.
Besonders abstoßend finden wir nun den Hinweis der Regierung,
sie werde gegen die NS-Opfer in Den Haag klagen, und dass, wer
Schadensersatz einklagen will, doch auch in Deutschland vor
Gericht ziehen könne. Das ist nun Hohn und Spott für die Opfer.
Sie klagen doch seit Jahren auch vor deutschen Gerichten, werden
dort aber immer wieder abgewiesen.
Es wird auf die Zwangsarbeiter-Entschädigungsstiftung
"Erinnerung - Verantwortung - Zukunft" verwiesen, die
jedoch ihre Zahlungen eingestellt hat. Die VVN-BdA fordert die
Wiederaufnahme der Entschädigungszahlungen durch die Stiftung.
Die Auflage, die von der Regierung und dem Bundestag der Stiftung
gemacht wurde, den ehemaligen Sklavenarbeitern aus der Sowjetunion
und aus Italien keine Entschädigung zu zahlen, weil sie
Kriegsgefangene waren, ist skandalös und muss zurückgezogen
werden.
Die menschenverachtend behandelten und völkerrechtswidrig in
der Kriegswirtschaft eingesetzten Kriegsgefangenen müssen wie
andere Sklaven- und Zwangsarbeiter entschädigt werden. Das
Gefälligkeitsgutachten, auf das die Regierung ihre Haltung
gegenüber den italienischen Militärinternierten stützt, und das
auf deren völkerrechtswidrige Statusveränderung durch Hitler
abstellt, muss fallen, weil es den - statusunabhängigen -
Unrechtscharakter der Sklaven- und Zwangsarbeit leugnet, zu der
nicht nur Gefangene der Konzentrationslager und deportierte
Zivilisten, sondern auch Kriegsgefangene, vor allem aus der
Sowjetunion, herangezogen wurden. Die Bundesregierung muss die
Entschädigung für Sklavenarbeiter aus den Kriegsgefangenenlagern
schnellstens zahlen. Dazu sind die Unternehmen der Wirtschaft mit
heranzuziehen, die viele Milliarden Mark an den Sklaven verdienten
und oftmals durch sie den Nachkriegsreichtum begründeten.
Die Bundessprecherinnen und Bundessprecher der VVN-BdA
Der Kameradenkreis Gebirgstruppe e.V., in dem sich viele der an
den Kriegsverbrechen in vielen Ländern Europas beteiligten Soldaten
der Wehrmacht vereinigten, fordert somit von der VVN-BdA, sie solle
ihn nicht in Verbindung mit der NS-Wehrmacht und ihren
Kriegsverbrechern und Kriegsverbrechen nennen. Über eine
Klageschrift des Kameradenkreises, die auch die Forderung nach
Widerruf enthält, wird demnächst verhandelt werden.
Der Kameradenkreis Gebirgstruppe e.V. will uns verbieten, die
Wahrheit zu verbreiten, andernfalls drohen 250.000 Euro Geldstrafe
bzw. 6 Monate Haft (für den Verantwortlichen). Die hohe
Strafandrohung treibt den Streitwert und damit die Prozesskosten
hoch.
Der VVN-BdA-Bundesausschuss rief am 6. September einstimmig dazu
auf, den presserechtlich Verantwortlichen, Ulrich Sander, zu
unterstützen. Es gilt, die juristische und politische
Auseinandersetzung mit den völkischen Gebirgstrupplern erfolgreich
durchzustehen.
Es ist dem Kameradenkreis zwar gelungen, die Auseinandersetzung
auf die Person Ulrich Sanders zuzuspitzen, aber was erreicht werden
soll, ist eindeutig: Das Verbot, die Wahrheit über den deutschen
Militarismus, seine Geschichte und Kontinuitäten zu sagen; es soll
Geschichtsrevisionismus betrieben werden und es sollen künftige
Proteste gegen die Gebirgstruppe und ihre Traditionspflege
unterbunden werden.
Diese Absicht ist umso alarmierender, als die Gebirgstruppler von
höchsten Stellen unserer Regierung Unterstützung bekommen. Das
Verteidigungsministerium ruft Jahr für Jahr mit zu den Treffen der
Gebirgstruppe auf (übrigens im Gegensatz zum österreichischen
Verteidigungsministerium, das den Soldaten die Teilnahme in
Mittenwald untersagt). Das Verteidigungsministerium ist mit einem
Staatssekretär in der Mitgliedschaft der Gebirgstruppe vertreten.
In Parlamentsanfragen behauptet dieser Staatssekretär, Herr
Christian Schmidt, wahrheitswidrig, die Gebirgstruppe habe keine
verbrecherische Geschichte.
An die Öffentlichkeit richtete die VVN-BdA den Appell: "Wir
bitten Sie, die Forderung nach Beendigung der staatlich geförderten
Treffen und sonstigen Tätigkeit der Gebirgstruppe zu unterstützen.
Wir ersuchen sie ferner, unserer Organisation - die mundtot gemacht
werden soll - zu helfen, auch weiterhin die Wahrheit zu verbreiten
und Solidarität mit den Naziopfern in ihrem Land zu leisten."
An die internationalen Partnerorganisationen der VVN-BdA schrieb die
VVN-BdA: "Bitte versichern Sie den Menschen in ihrem Land
unsere Solidarität in der Auseinandersetzung um die gerechte
Bestrafung der Täter und um die Entschädigung der Opfer, um
Frieden und Völkerfreundschaft."
Prof. Heinrich Fink - Cornelia Kerth
Bundesvorsitzende der VVN-BdA
PS. Am 11. Juli 2008 meldete die Zeitung "Neues
Deutschland": Zensur gegen VVN-BdA-Sprecher (ND). Das
Landgericht Nürnberg-Fürth hat gegen den Bundessprecher der
Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten
(VVN-BdA), Ulrich Sander, eine einstweilige Verfügung erlassen. Dem
Dortmunder Journalisten wird laut VVN-BdA untersagt,
"öffentlich, insbesondere im Internet, zu behaupten: ‚Seit
2002 protestiert eine bundesweite Bewegung Jahr für Jahr in
Mittenwald/Oberbayern gegen das größte Soldatentreffen, das -
indem es vom Kameradenkreis der (NS-)Gebirgstruppe veranstaltet wird
- auch das größte Kriegsverbrechentreffen ist.'" Sander habe
in einem Artikel das jährliche Treffen von Gebirgsjägern nicht
sachgerecht dargestellt und die Teilnehmer "pauschal mit einem
Zusammenschluss von Kriegsverbrechern gleichgesetzt", heißt es
in der Begründung. Bei Nichtbeachtung droht Sander ein Bußgeld von
250 000 Euro oder Ordnungshaft bis zu sechs Monaten.
aus: Ossietzky, 23. 08. 08
Ulrich Sander
Kriegsverbrechertreffen
Der Kameradenkreis Gebirgstruppe e.V. hat unserem Autor Ulrich
Sander vom Landgericht Nürnberg-Fürth unter Androhung von 250.000
Euro Geldstrafe oder sechs Monaten Haft verbieten lassen, das
alljährlich vom Kameradenkreis auf dem Hohen Brendten bei
Mittenwald veranstaltete Gebirgsjägertreffen als größtes
Kriegsverbrechertreffen zu bezeichnen und den Verein mit der
NS-Gebirgstruppe in Verbindung zu bringen. Sander, einer der
Bundessprecher der Vereinigungen der Verfolgten des Naziregimes -
Bund der Antifaschisten, hat seit Jahren die Massaker der
Gebirgsjägertruppe in Italien und Griechenland erforscht und
darüber publiziert. Die deutsche Justiz dagegen hat es bis heute
vermieden, diese Verbrechen aufzuklären. Ein im Juni in Rom
ergangenes höchstrichterliches Urteil zugunstender Opfer hätte
Staatsanwaltschaften, Gerichte, Politiker und Medien in Deutschland
endlich aufrütteln müssen. Stattdessen wird dem Aufklärer und
Mahner der Mund verboten. Die Ossietzky-Redaktion hat Ulrich Sander
gebeten, den Skandal zu schildern. Red.
Dem Kameradenkreis Gebirgstruppe e.V. gehören Veteranen der
Wehrmachts- und der Bundeswehr-Gebirgsjäger an; Präsident ist der
Bundeswehr-Oberst a. D. Manfred Benkel. Gemeinsam
"pflegen" sie ihre Tradition: Sie stellen die
Vergangenheit der Truppe so dar, als wären die Gebirgsjäger im
Zweiten Weltkrieg die Elite deutschen Soldatentums gewesen und als
hätten sie nicht nur tapfer, sondern auch ritterlich unter strenger
Beachtung des Kriegsvölkerrechts gekämpft. Selbstverständlich
wissen sie, wie weit sie sich damit von der Wahrheit entfernen.
Eine der Haupttätigkeiten des Kameradenkreises bestand lange
Zeit darin, die gegenseitige Reinwaschung zu organisieren - zum
Beispiel bei staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen oder in
Gerichtsverfahren. Zwar hatte der erste Kanzler der Bundesrepublik,
Konrad Adenauer, die Hitler-Generäle und -Obristen, die er mit der
Aufstellung der Bundeswehr beauftragte, faktisch amnestiert. Dennoch
kam es damals und bis in die siebziger Jahre zu rund eintausend
Ermittlungsverfahren gegen Bundeswehrangehörige, die schwerster
Kriegsverbrechen verdächtig waren. Aber kein einziger dieser
Soldaten wurde verurteilt und bestraft. Ein Kamerad entlastete den
anderen, und das genügte der Justiz, um die den Einzelnen
angelasteten Taten für unbewiesen zu erklären - ganz anders als in
Prozessen gegen Mitglieder der Rote Armee Fraktion (RAF), zu deren
Verurteilung es genügte, daß sie dieser Tätergruppe angehörten.
Bis 1975 wurden die meisten staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen
eingestellt; häufig hatten die Ermittler den Mord zum Totschlag
heruntergestuft, der inzwischen verjährt war. Immerhin trafen
einzelne Staatsanwaltschaften in den Einstellungsbescheiden
Feststellungen wie: In Kommeno sei es 1943 "zu einem
fürchterlichen Gemetzel" gekommen (Staatsanwaltschaft
München), und bei dem Massenmord an entwaffneten italienischen
Kriegsgefangenen 1943 auf Kephallonia handele es sich um eines der
größten deutschen Kriegsverbrechen überhaupt (Staatsanwaltschaft
Dortmund).
Einer der Helfer bei der Strafvereitelung war Max Joseph Pemsel,
General der Gebirgstruppe der Wehrmacht wie der Bundeswehr, der als
Entlastungszeuge für alte Kameraden zur Verfügung stand, aber
bitteschön nicht in öffentlicher Verhandlung. Er selber hatte 1941
an dem Befehl mitgewirkt, als Sühne für zehn tote und 24
verwundete deutsche Soldaten 1.600 Serben, möglichst "Juden
und Zigeuner", zu erschießen. Aus einem Aktenvermerk der
Staatsanwaltschaft Konstanz 1963: "Der Zeuge (Pemsel) bat
darum, daß im Hinblick auf seine bis vor wenigen Jahren in der
Bundeswehr bekleidete Stellung als Kommandierender General nach
Möglichkeit von einer Vorladung als Zeuge in öffentlichen
Verhandlungen abgesehen werde."
Nach alledem konstatierte der Kameradenkreis Gebirgstruppe, daß
niemand schuldig sei, solange er nicht rechtskräftig verurteilt
ist, und so blieben sie alle Ehrenmänner. Der Kameradenkreis selber
hat nicht einen einzigen ausgeschlossen - auch nicht nachdem in den
beiden letzten Jahren in Italien 25 Mörder aus der Gebirgstruppe zu
lebenslanger Haft verurteilt worden sind.
Die Bundesrepublik Deutschland weigert sich, die Opfer der
Massaker zu entschädigen, so wie sie sich faktisch weigert, die
Täter zu bestrafen. Doch diese von der Wehrmacht begangenen
Verbrechen waren Völkerrechtsverbrechen, die nach dem IV. Haager
Abkommen und der zu seiner Umsetzung geschaffenen Haager
Landkriegsordnung von 1907 zwingend Entschädigung und Bestrafung
hätten nach sich ziehen müssen.
Willi Dreeßen, Leiter der Zentralstelle der
Landesjustizverwaltungen für die Ermittlungen gegen NS-Verbrecher
in Ludwigsburg, schrieb im Jahre 2001: "Als Ergebnis bleibt,
daß Zehntausende griechische Zivilisten in Hunderten von
Ortschaften erschossen, verbrannt, erschlagen oder grausam zu Tode
gefoltert wurden. Zur Verantwortung gezogen wurde dafür niemand.
Vor allem die Ermittlungsbehörden, d.h. die Staatsanwaltschaften,
aber auch die Gerichte einschließlich des Bundesgerichtshofes haben
durch ihre Entscheidungen zu diesem Ergebnis nicht unmaßgeblich
beigetragen."
Allein im besetzten Griechenland haben die Gebirgstruppen von
Wehrmacht und SS - das Edelweiß an der Uniform setzte die
Bevölkerung in Entsetzen wie die SS-Rune - mindestens 325 Dörfer
zerstört; meist wurden die Bewohner umgebracht. Die Befehle -
begründet mit der Absicht, jeden Widerstand der Bevölkerung
auszuschalten - waren verbrecherisch, verbrecherisch war auch ihre
Befolgung.
In einem Befehl vom 7. Juli 1943 gab der Kommandeur der 1.
Gebirgsdivision, General Walter von Stettner, folgende Richtlinien
für die "Kampfführung": "Alle Ortschaften, die den
Banden als Zuflucht dienen können, sind zu zerstören, die
männliche Bevölkerung ist, soweit sie nicht wegen Verdachts der
Teilnahme am Kampf oder Unterstützung der Banden erschossen wird,
restlos zu erfassen und als Gefangene abzuschieben. ... Jede
Weichheit in der Behandlung der Bevölkerung wird der Truppe als
Schwäche ausgelegt…" Der "Verdacht" reichte aus,
um die gesamte männliche Bevölkerung einer Ortschaft zu
erschießen. Ob Erschießung oder Abschiebung zur Zwangsarbeit - das
lag im Ermessen des jeweiligen Einheitsführers der Gebirgsjäger.
Führende Bundeswehroffiziere haben immer wieder die
Gebirgsjäger-Tradition verherrlicht - bis heute. So ließ General
Klaus Reinhardt, der vor allem als NATO-Kommandeur auf dem Balkan
bekannt wurde, in der Zeitschrift Gebirgstruppe die Rede
veröffentlichen, die er zu Pfingsten 2000 beim Gebirgsjägertreffen
auf dem Hohen Brendten bei Mittenwald gehalten hatte. Reinhardt,
selber Gebirgsjäger, rühmte: "Die Gebirgstruppe der
Bundeswehr ist von Männern aufgebaut und geistig ausgerichtet
worden, die als Kommandeure, als Kompaniechefs und Kompaniefeldwebel
die schreckliche Erfahrung des Krieges und der Diktatur am eigenen
Leib erlebt und durchlitten haben. Sie haben die Uniform wieder
angezogen, um uns, der nachfolgenden Generation, das
Koordinatensystem ihrer Werteordnung" weiterzugeben. Reinhardt:
"Diese Männer waren unsere Vorbilder, und sie repräsentieren
eine ganze Generation von Wehrmachtssoldaten. Sie verdienen unseren
Respekt genauso wie die vielen anderen Soldaten, die aus ihrer
damals begrenzten Kenntnis der Vorgänge heraus im guten Glauben
ehrenhaft gehandelt und gekämpft haben. Bei der Pflege dieser
Tradition und ihrer Weitergabe an die nächste Generation hat der
Kameradenkreis der Gebirgstruppe sein ganz besonderes
Verdienst."
Begrenzte Kenntnis! Sie sollen nicht gewußt haben, daß es nicht
erlaubt ist, die Zivilbevölkerung besetzter Gebiete zu ermorden?
Sie sollen ehrenhaft gehandelt haben, als sie entwaffnete
Kriegsgefangene tausendfach erschossen? Und diese Tradition soll
auch noch weitergegeben werden!
Ich dagegen soll, wie Kameradenkreis-Präsident Benkel fordert,
meine Äußerungen nicht nur nicht wiederholen, sondern auch
widerrufen. Da ich nicht widerrufe, kann es zu einer
Gerichtsverhandlung kommen, sollte das Gericht weiterhin den
Anträgen des Kameradenkreises und nicht der Vernunft folgen.
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