24.08.08
VVN-BdA-Aktion gegen Bundeswehreinsätze innerhalb
der Republik
"Nie wieder Soldaten gegen
Demokraten - Nein, zum Bundeswehreinsatz im Inland."
Die „Zivilmilitärische Zusammenarbeit“ von Bundeswehr,
Polizei, Geheimdiensten, Katastrophenschutzorganisationen und
anderen Institutionen ist seit kurzem mit Krisenstäben und
Kreiskommandos in allen deutschen Landkreisen und kreisfreien
Städten etabliert. Zudem werden massenweise Reservisten in diese
Zivilmilitärische Zusammenarbeit im Innern und Äußeren
einbezogen. Ulrich Sander, Bundessprecher der VVN-BdA, führte dazu
am Freitag 22.8.08 auf dem Ingolstädter Paradeplatz vor dem
Bayerischen Armeemuseum bei einer Aktion der VVN-BdA aus: „Wer
heute einsatzfähiger und ausgebildeter Reservist ist, und das sind
mindestens eine Million Männer im Alter bis zu 60 Jahren, der muß
nicht nur – wie früher – mit Einberufungen zu Übungen rechnen,
sondern mit Einsätzen wie in Heiligendamm und am Hindukusch.“ Bei
der Aktion "Nie wieder Soldaten gegen Demokraten - Nein, zum
Bundeswehreinsatz im Inland" wurde insbesondere gegen die
militaristische Durchdringung der Kommunalpolitik protestiert.
Bundeswehr raus aus den Rathäusern wurde daher skandiert, und
ergänzt: Und raus aus den Arbeitsagenturen – denn dort wird den
jungen Langzeitarbeitslosen massiv – oft mit
Feldjägerunterstützung – nahegelegt, in die Armee zu kommen.
Gefordert wurde schließlich: „Endgültige Beseitigung der Pläne
für den Abschuss von Zivilflugzeugen, die unter ‚Terrorverdacht’
stehen“ und „Auflösung der integrierten Polizei-, Geheimdienst-
und Militärbehörden wie das „Gemeinsame Terrorabwehrzentrum“
in Berlin. Erstmals seit 1945 seien wieder Heer, Geheimdienste und
Polizei zusammengefasst.
"Nie wieder Soldaten gegen
Demokraten - Nein, zum Bundeswehreinsatz im Inland."
Ulrich Sander am 22.8.08 in Ingolstadt
Als wollte die heutige Kanzlerin vor ihrer Wahl vor sich selber
warnen - wer mich wählt, wählt den Krieg - sagte sie in ihrer Rede
auf der Münchener Sicherheitskonferenz 2004:
"Um die Politik anderer Nationen zu beeinflussen, um den
Interessen und Werten der eigenen Nation zu dienen, müssen alle
Mittel in Betracht gezogen werden, von freundlichen Worten bis zu
Marschflugkörpern."
Als Kanzlerin hat sie dann seit einem Jahr immer wieder betont:
Die Grenzen zwischen innerer und äußerer Sicherheit seien von
gestern. Auch in der Innenpolitik hören wir nun freundliche Worte -
müssen allerdings noch nicht Marschflugkörpern, aber doch mit
Tornados wie in Heiligendamm rechnen. Wir müssen Marschbefehle der
Militärs gegen Demonstranten hinnehmen, wie 2007 erstmals beim
G8-Gipfel geschehen.
Auf allen Ebenen der Republik fallen die Grenzen zwischen innerer
und äußerer Sicherheit, zwischen Bundeswehr, Geheimdiensten und
Polizei. An Schäubles Überwachungsstaat und seinem
Schnüffelsystem ist die Bundeswehr beteiligt. Zudem werden
massenweise Reservisten in die Zivilmilitärische Zusammenarbeit im
Innern wie im Äußeren einbezogen. Wer heute einsatzfähiger und
ausgebildeter Reservist ist, und das sind mindestens eine Million
Männer im Alter bis zu 60 Jahren, der muss nicht nur - wie früher
- mit Einberufungen zu Übungen rechnen, sondern mit Einsätzen wie
in Heiligendamm und am Hindukusch.
Für die Integration von Truppe und Polizei, von Geheimdiensten
und Katastrophenschutz steht auf Bundesebene das Gemeinsame
Terrorabwehrzentrum in Berlin-Treptow, das Zentrum des
Überwachungsstaates. Im Bundesinnenministerium wurde für die
"Zuständigkeit für Terrorismus und Extremismus die neue
Abteilung ‚Öffentliche Sicherheit' geschaffen" (FAZ
20.7.08). Die Befehlshaber der Wehrbereichskommandos der Bundeswehr
kommandieren als Landeskommandeure die Beauftragten der Bundeswehr
für zivilmilitärische Zusammenarbeit (BeaBwZMZ) in allen
Landkreisen und kreisfreien Städten.
Ohne viel Aufhebens zu machen, erobert somit die Bundeswehr
Positionen in Rathäusern und Landratsämtern. Die letzten
Verteidigungsbezirkskommandos der Bundeswehr aus der Zeit der
Blockkonfrontation sind in den westlichen Bundesländern in den
letzten zwölf Monaten aufgelöst worden. Im Ernstfall sollten sie
helfen, die Reserven zu mobilisieren und den Objektschutz und den
Luftschutz zu gewährleisten. An ihre Stelle sind die Bezirks- und
Kreisverbindungskommandos in den Städten und Landkreisen getreten -
der Begriff Verteidigung taucht nicht mehr auf.
Ein Oberst gibt den Ton an
Ein Oberst vermittelt nun den Regierungspräsidenten, Landräten
und Oberbürgermeistern den sogenannten militärischen Service.
"Das ist die militärische Kompetenz, auf die sie sich bei
Katastrophen und besonders schweren Unglücksfällen stützen
können," wird bestätigt. Dazu gehören auch
"Großschadensereignisse" - aber was ist damit gemeint?
Die Urkunden für die ZMZ Inneres wurden in der Regel
Oberstleutnants der Reserve, möglichst solchen, die im
öffentlichen Dienst tätig und somit innerhalb einer Stunde
abkömmlich sind, überreicht. Praktischerweise beziehen sie Büros
in Rathäusern und Landratsämtern. Die einzelnen
Verbindungskommandos bestehen aus jeweils zwölf Soldaten, die in
der Region leben und die zivilen Verwaltungen in militärischen
Fragen beratend unterstützen, wie es heißt.
Doch die "Beratung" ist höchst verbindlich. In den
Krisenstäben der Städte und Kreise haben die
Verbindungskommandeure auf ihre militärischen Vorgesetzen zu
hören, nicht aber auf die Bürgermeister und Landräte.
"Übergeordnete Stellen sind der Kommandeur des
Landeskommandos, der Befehlsheber des Wehrbereichskommandos, der
Befehlshaber des Streitkräfteunterstützungskommandos Köln und der
Bundesverteidigungsminister in Berlin," teilte der Göttinger
Landrat Reinhard Schermann den fragenden Abgeordneten der Linken im
Kreistag mit (Brief vom 26.11.2007).
Nach dem neuen Reservistengesetz vom Februar 2005 haben die
Verbindungskommandeure durchaus auf weit mehr Reservisten Zugriff
als auf die zwölf, die zum Stab des Kommandos gehören. Im Unklaren
wird die Öffentlichkeit noch gelassen, auf welche Ausrüstung die
Kommandos zurückgreifen dürfen. Immerhin ist bemerkenswert, dass
die Mehrzahl der reservistenübungen bei den feldjägern, aber auch
bei den Pionieren abgehalten wird. Beim G8-Gipfel in Heiligendamm
konnte ja besichtigt werden, welche Mittel zur Verfügung standen:
Tornados, Panzer, Hubschrauber, Schnellboote gehörten dazu. Es
wurde dort auch ein Eindruck davon vermittelt, was unter schweren
Unglücksfällen und Katastrophen auch zu verstehen ist: Die
Ausübung des Demonstrationsrechts der Bürgerinnen und Bürger, das
ist der Ernstfall.
In Dortmund ist man nun daran gegangen, ganz offen die
Infrastruktur für die militarisierte Kommunalpolitik zu schaffen.
Während in anderen Städten und Landkreisen (so ein Brief des
Landrates von Göttingen) fragenden Abgeordneten im Stadtrat gesagt
wird: Das alles kostet die Stadt und den Landkreis keinen Cent,
rückte die Stadt Dortmund nun mit der Wahrheit heraus und ließ
sich 695 000 Euro für die Herrichtung eines Krisenzentrums von den
Stadtratsmitgliedern bewilligen.
In einem städtischen Gebäude werden zwei Etagen für das
Krisenzentrum ausgerüstet. Dies bedeutet zum Beispiel auch die
unabhängige Versorgung mit Strom, Wasser, Heizung und
Kommunikation. Als Kommandozentrale wird ein Besprechungsraum
hergerichtet, in dem neben der Stadtspitze auch Gesundheits- und
Ordnungsamt, Feuerwehr, Polizei- und Bundeswehrkommandeure Platz
nehmen werden.
Kritik an der Schaffung eines Krisenzentrums wie in Dortmund wird
in der Regel nicht geübt. Wer wollte gegen Vorbeugung gegen
Terroristen sein? Doch es geht dabei um die Struktur zur
Unterdrückung der Demokratie mit militärischen Mitteln.
Beispiel: Krisenzentrum in Dortmund
Die Linken Abgeordneten finden diese Vorgehensweise skandalös.
Sie sagten z.B. in Dortmund: "Hier soll eine Notstandszentrale
entstehen, ohne dass den Bürgern erklärt wird, für welche Krisen
und welche Aufgaben welche Krisenstäbe ein solches Zentrum
brauchen."
Man kritisierte, dass das "Krisenzentrum" in Dortmund
als geheime Kommandosache behandelt wurde und vollendete Tatsachen
geschaffen wurden. Wir als VVN-BdA sagten: "In dem Zentrum sind
erstmals seit 1945 Bundeswehr und die Polizei integriert. Im Rahmen
der ZMZ Inneres werden der Stadt, den Ämtern und der Feuerwehr in
Krisen, zu denen auch innere Unruhen - sprich:
Großschadensereignisse und Anti-Terrormaßnahmen - gehören,
militärische Kommandos gegeben."
Nimmt man noch vorhergehende Meldungen aus der Lokalpresse und
aus den Bundeswehrmedien hinzu, so ergibt sich dieses Bild: Auf
kommunaler Ebene werden überall Bundeswehrreservisten und Feuerwehr
sowie Technisches Hilfswerk koordiniert. Reservisten - darunter vor
allem bewaffnete Feldpolizisten - können in kürzester Zeit in
großer Zahl mobilisiert werden. In Dortmund leitet ein
Oberstleutnant, im Zivilberuf Pfarrer und Klinikseelsorger, diese
sog. "ehrenamtliche" Reserve-Territorialarmee. Das
Landeskommando ist ständig hauptamtlich besetzt. In Kreisen,
Städten und Regierungsbezirken können die Landeskommandos und
ZMZ-Beauftragten lt. Bundeswehr-WebSite und Bundeswehrzeitschrift
"Y" blitzartig auf den Reservistenkader zurückgreifen.
Die VVN-BdA hat schon gleich nach dem ersten Durchsickern der Pläne
zur inneren Militarisierung durch ZMZ und Terrorismusabwehrzentren
dagegen Stellung bezogen. Wir haben auf die geschichtlichen
Erfahrungen mit integrierten Polizei-, Geheimdienst- und
Heereseinrichtungen (Gestapo, Reichswehr, Schwarze Reichswehr,
Freikorps etc.) hingewiesen: "Die Tatsache, dass die Pläne
für Notstands- und Krisenmaßnahmen und -einrichtungen derart
geheim vorangetrieben werden und schon heimlich Fakten geschaffen
wurden - siehe der Bundeswehreinsatz in Heiligendamm vor einem Jahr
-, müssen alle Demokraten auf höchste alarmieren."
Das in der Ratssitzung in Dortmund vorgelegte nicht öffentliche
Papier zum Krisenzentrum gibt auf die Frage: Was ist eigentlich die
Krise? keine Antwort. Es heißt nur: Das Krisenzentrum soll in
"definierten Krisenfällen" die Arbeit der im Krisenstab
beteiligten Ämter gewährleisten.
Wer diese Definition bestimmt, ist nicht genannt. Der Landrat von
Göttingen gibt sich naiv-gläubig: "Ich habe kein Zweifel,
dass sich die Bundeswehr bei einem möglichen Einsatz im
Katastrophenschutz im Landkreis verfassungskonform verhält."
(aus dem Brief vom 26.11.07 lt. Militarisierung <imi@imi-online.de>
vom 6. August 2008):
Die Reservisten von ganz rechts
Mit ZMZ und dem neuen Reservistengesetz werden zusätzlich
Hunderttausende Soldaten - auch über ihre Dienstzeit hinaus - zum
Einsatz im Innern und Äußeren verpflichtet. Der Reservistenverband
und der Bundeswehrverband bekommen somit größeren Einfluss. In
ihnen haben vielfach rechtsextreme Elemente das Sagen, wie kürzlich
in einer Sendung von Frontal 21 im ZDF bekannt wurde. In beiden
Verbänden bestehen kaum Vorbehalte gegenüber Neonazis und
Rechtsextremisten. Sie können nach den Satzungen beider Verbände
nicht einmal ausgeschlossen werden. So gehören Udo Voigt und Hannes
Knoch dazu. Voigt ist Hauptmann der Reserve und
NPD-Bundesvorsitzender. Knoch ist Stabsunteroffizier der Reserve und
Aktivist der verbotenen Neonazi-Organisation "Blood &
Honour". Zudem betreibt Knoch in Munster/Lüneburger Heide
einen Laden für Militärausrüstung und er veranstaltet
Militärübungen, an denen auch Rechtsextremisten teilnehmen. Er
bietet immer wieder Scharfschützenlehrgänge und
Einzelkämpferausbildungen an. Der Chef der NPD, Udo Voigt, äußert
sich öffentlich antisemitisch und rassistisch - gleichzeitig ist er
bis heute Hauptmann der Reserve und Mitglied im Bundeswehrverband.
Verbandsmitgliedschaft und Reservistenstatus sind Leuten wie Voigt
und Knoch nur abzuerkennen, wenn sie zu mindestens zwei Jahren
Freiheitsstrafe verurteilt sind, wusste die Süddeutsche Zeitung zu
berichten.
Da seit über zehn Jahren ein Aufruf in Neonazikreisen kursiert,
nachdem alle "nationalen Kameraden" unbedingt den
Waffendienst bei Polizei und Bundeswehr erlernen sollen, ist damit
zu rechnen, dass unter den Reservisten Tausende Neonazis sind.
Die Umwandlung der Truppe zur Einsatzarmee im Inneren wie im
Äußern ist Teil der Transformation der Bundeswehr. Gesteuert wird
diese Transformation von einem Zentrum der Bundeswehr für
Transformation. Vorher nannte sich dieses Zentrum ZAS, Zentrum für
Analysen und Studien der Bundeswehr. Das schreibt die
Verteidigungspolitischen Richtlinien von morgen und übermorgen.
Sein Chef, der Oberst Ralph Thiele, hat uns in den
"Informationen für die Truppe" schon mal angekündigt,
welche weiteren Pläne die Generalität mit uns hat. "Neue
Einsätze sind geprägt von Interventionen mit offensivem Charakter
und einer verstärkten Internationalisierung." Man macht Feinde
in aller Welt aus - und reiht neben die Terroristen und die
internationale Kriminalität auch gleich "Chaosgruppen wie z.B.
die Gruppe der Globalisierungsgegner" in die Liste der Feinde
ein. (Information für die Truppe/IfdT 3/2002) Der Übergang vom
Frieden zum Krieg sei fließend: "Der eigentlichen
Konfliktaustragung folgen lange Phasen der Konfliktnachsorge bzw.
Konsolidierung." "Unterhöhlt" werden die
"klassischen Unterscheidungen zwischen innerer und äußerer
Sicherheit sowie Krieg und Frieden", schreibt der Oberst
weiter, der die Bundeswehr unbedingt auch im Innern einsetzen will -
zum Schutz "kritischer Infrastruktur". Den Streitkräften
müsse es gelingen, "sich wirksam in einen
ressortübergreifenden Verbund von relevanten
Sicherheitsinstrumenten einzubringen." Polizei, Geheimdienste,
Militär - alle hören auf ein Kommando.
Heimatarmee wird weiter ausgebaut
Den Wehrpflichtigen möchte der Oberst unbedingt entsprechend
seiner Qualifikation - "unabhängig von seinem Alter" -
einsetzen; neue "Miliz- und Reservistenkonzeptionen"
sollen gefunden werden. Da frage ich mich: Der 50jährige Professor
leistet seinen Wehrdienst, bis die neue Chemiewaffe fertig ist?
Jedenfalls: "Der Kampf um gebildete Menschen wird deshalb
schärfer geführt werden," heißt es abschließend bei Thiele.
Die Greencard in Form eines Wehrpasses? Der Fachmann aus Asien als
Beuteobjekt in militärischen Operationen? Die CSU beschloss dann
auch, einen Wehr- und Zivildienst für alle zu verlangen.
Die Angehörigen des eigenen Staates wie anderer Länder zu
opfern, gehörte bis 1945 zur Jahrhunderte währenden
Regierungspraxis. Bewohner des eigenen Landes, die im Wege sind,
werden beseitigt, wie auch der äußere Feind. Als "Dank"
für die Hilfe der Arbeiter bei der Niederschlagung der
Kapp-Putschisten mit und ohne Uniform hat die SPD-geführte
Reichsregierung 1920 die Reichswehr - die gegen den Putsch nicht
hatte handeln wollen, denn "Truppe schießt nicht auf
Truppe", so ihr Kommandeur General von Seeckt - gegen die
streikenden Arbeiter eingesetzt und Tausende von Opfern unter den
Verteidigern der Republik in Kauf genommen. Ähnliche
Größenordnungen sah Bayerns Ministerpräsident und
CSU-Vorsitzender Edmund Stoiber für den Einsatz der Truppe im
Innern vor: Die ganze Gesellschaft müsse darauf eingestellt werden,
dass die freiheitliche Lebensordnung "durch Tausende von
irregeleiteten fanatischen Terroristen mit möglicherweise Millionen
Unterstützern" massiv bedroht sei, sagte er am 1.10.2001 dem
"Tagesspiegel", öffentlich über Bundeswehreinsätze im
Innern nachdenkend.
Zum Instrumentarium solcher Einsätze zählen die großen
Traditions- und Reservistenvereinigungen, die halbstaatliche
Reservistenarbeit und das System der bundeswehreigenen Medien.
Unter den Bundesbürgern unter 60 Jahren sind mindestens rund 8,5
Millionen, die Wehrpflicht geleistet haben; das sind all jene, die
theoretisch im Verteidigungs- oder Spannungsfall wieder zur Truppe
gerufen werden könnten. Diese Zahl teilte mir das
Bundesverteidigungsministerium mit.
Die Geschichte mahnt
Die Bundeswehr findet immer wieder den Anschluss an eine
unrühmliche Geschichte. Dafür sorgt auch die reaktionäre
"Traditionsarbeit", wie z.B. jene der Fallschirmjäger und
der Gebirgstruppe.
Dem wird auch nicht durch die Einbettung der Bundeswehr in der
Nato und in außen- und militärpolitischen Strukturen der EU
abgeholfen. Die enge Verzahnung mit der Bundespolizei führt zur
Teilnahme an dem militärähnlichen Gemeinschaftsprojekt FRONTEX der
EU. Jährlich sterben Tausende Flüchtlinge beim Versuch, die
EU-Staaten zu erreichen - die Flüchtlinge werden durch die
FRONTEX-Formationen abgewiesen.
Besonders alarmierend ist das, was sich NATO und EU derzeit im
Georgien-Konflikt leisten. Da greift ein abenteuerlicher Politiker
und Handlanger der CIA mit Waffengewalt Südossetien an, tötet
Tausende Bürger, weil diese zu Russland und nicht zu Georgien
gehören wollen. Und die NATO wie EU - auch die Kanzlerin -
versprechen ihm, dass er mit der Mitgliedschaft in der NATO belohnt
werden wird. Auf dass wir dann in innere Kriege von Abenteurern
einbezogen werden. Das wäre ähnlich einer Situation, da
Großbritannien wegen Nordirland den Nato-Fall ausgerufen hätte.
Auf so etwas Absurdes ist aber niemand gekommen.
Der Widerspruch zwischen der Mehrheitsmeinung im Parlament und
der Mehrheitsmeinung in der Bevölkerung ist ein weiteres Problem.
In keiner wesentlichen Frage haben die Regierenden eine Mehrheit in
der Öffentlichkeit. Es kann die Situation eintreten, da es heißt:
"Gegen Demokraten helfen nur Soldaten". Gegen Streikende,
gegen die Jugend könnte dann versucht werden, die Meinung der
Herrschenden gegen die der Beherrschten militärisch durchzusetzen.
Die Handhabe bieten die Notstandsgesetze - sie werden jetzt 40 Jahre
alt.
Steuern wir auf eine Wiederholung der 20er Jahre zu? Die
"europäische" Innenpolitik wie die Zivilmilitärische
Zusammenarbeit deuten darauf hin, dass dies möglich ist. Und auch
manche Äußerungen über die Regierungsbildung in Hessen müssen
uns alarmieren. Es gab Zeiten, da setzte die Reichswehr linke
Koalitionsregierungen in Sachsen, Thüringen und Preußen ab. Den
Nutzen hatten die Nazis. Das darf sich nicht wiederholen. Seien wir
wachsam.
Daher gilt:
- Bundeswehr raus aus den Rathäusern.
- Keine Krisenstäbe zum Vorgehen gegen Streikende und
Demonstranten.
- Und raus aus den Arbeitsagenturen - denn dort wird den jungen
Langzeitarbeitslosen massiv - oft mit Feldjägerunterstützung -
nahegelegt, in die Armee zu kommen.
- Endgültige Beseitigung der Pläne für den Abschuss von
Zivilflugzeugen, die unter ‚Terrorverdacht' stehen" und
- Auflösung der integrierten Polizei-, Geheimdienst- und
Militärbehörden wie das "Gemeinsame
Terrorabwehrzentrum" in Berlin.
Siehe auch "Bundeswehr greift in Kommunalpolitik ein"
http://www.nrw.vvn-bda.de/texte/0428_krise.htm
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