30.12.07
Aufruf zur Rallye „Spurensuche Verbrechen der
Wirtschaft 1933-1945“
Neben den Stolpersteinen für
die Opfer nun Informationen über die Täter
Eine Rallye „Spurensuche Verbrechen der Wirtschaft 1933-1945“
will die nordrhein-westfälische VVN-BdA aus Anlaß des 75.
Jahrestages der Machtübertragung an Hitler auf den Weg bringen. Sie
will eine Dokumentation über diese Verbrechen auf dem Territorium
ihres Landes an Rhein, Ruhr und Lippe schaffen. Antifa- und
Jugendgruppen sowie Schülerinnen und Schüler sollen aufgerufen
werden, vor Ort die Informationen über die Täter zu sammeln und
zusammenzutragen, um sie von der VVN-BdA veröffentlichen zu lassen.
Daraus könnten Schriften oder auch Exponate entstehen.
1945 schworen die befreiten Häftlinge des KZ Buchenwald u.a.:
„Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere
Losung. ... Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte
Schuldige vor den Richtern der Völker steht.“ Doch die Wurzeln
des Nazismus wurden nicht beseitigt, nur wenige der Schuldigen
standen vor den Richtern. Deshalb gilt es, die Wurzeln des Nazismus
weiter zu bekämpfen und die Schuldigen weiter zu benennen. Eine
erste Aktion soll am 4. Januar in Köln am Stadtwaldgürtel 35
stattfinden. Dort haben sich vor 75 Jahren Banker, rechte
Konservative und Nazis unter Führung Adolf Hitlers getroffen, um
die Machtübertragung an Hitler vorzubereiten. Dort befindet sich
ein Schild mit dieser Inschrift: „Hier, im Haus des Privatbankiers
Kurt Freiherr von Schröder, trafen sich am 4. Januar 1933 Adolf
Hitler und Franz von Papen, um über eine Regierungsbildung zwischen
Nationalsozialisten und Rechtskonservativen zu beraten. In einem
Gespräch wurden die Weichen für Hitlers Ernennung zum
Reichskanzler am 30. Januar 1933 gestellt und die Voraussetzungen
für die menschenverachtende Diktatur der Nationalsozialisten
geschaffen. Kurt von Schröder unterstützte bereits vor 1933 die
Ziele des Nationalsozialismus und organisierte nach 1933 finanzielle
Leistungen der deutschen Wirtschaft an die SS.“
Zahlreiche Vertreter des Großkapitals wurden im höchsten Maße
schuldig. Von ihrem Profit, den sie aus Krieg und Leid der Menschen
zogen, haben sie kaum etwas in Form von Entschädigung an die Opfer
zurückgezahlt. Wissenschaftler haben errechnet, dass im Jahre 2000
bei der sog. Entschädigung der Zwangsarbeiterinnen und
Zwangsarbeiter nur zehn Prozent der Summe an entgangenem Lohn an die
Überlebenden gezahlt wurde, von den gut zehn Millionen bereits
verstorbenen Sklavenarbeitern gar nicht zu reden, die keinen Pfennig
oder Cent erhielten und deren Angehörige ebenfalls leer ausgingen.
Zukunftsfonds von EVZ ist gefordert
Die VVN-BdA NRW fordert den Zukunftsfonds der Stiftung „Erinnerung
Verantwortung Zukunft“, die zur Zwangsarbeiterentschädigung
gebildet wurde, auf, die Schülerinnen und Schüler über die
Verbrechen der deutschen Wirtschaft aus der Zeit von 1933 bis 1945
aufzuklären oder entsprechende Projekte und Recherchen zu fördern.
Schilder wie jenes am Stadtwaldgürtel in Köln müssten an
vielen Orten im Lande stehen, meinen die Initiatoren der Rallye.
Mögliche Standorte solcher und ähnlicher Schilder – die zugleich
„Tatorte“ wären – gibt es vielerorts. Der Standort der Villa
Springorum an der Hainallee in Dortmund, wo sich die
Ruhrladen-Industriellen mit dem Hitler-Steigbügelhalter von Papen
am 7.1.1933 gegen die Demokratie und den Frieden verschworen, soll
ebenfalls Staion der Rallye sein. Nicht vergessen werden soll die
zum Quandt-Konzern gehörende Fa. Busch-Jäger in Lüdenscheid, von
wo aus noch nach 1945 der Goebbels-Nachfolger Werner Naumann die
Fäden zu alten und neuen Nazigruppen spann. Das
Krupp-Zwangsarbeiterlager, das nicht mehr arbeitsfähige Sklaven
nach Auschwitz und Bergen-Belsen verbringen ließ, verdient
untersucht zu werden. Die VVN-BdA: „In jeder Stadt gibt es
Stätten, die auf einem ‚Atlas der Täter’ vermerkt werden
müssten: Vor allem die Stätten der Sklavenarbeit und der
Kriegsendphasenverbrechen, aber auch die Konzernzentralen und die
firmeneigenen Gefängnisse.“
„Mörderisches Finale - Die Kriegsendverbrechen des
NS-Regimes“ heißt ein Buch, das in diesen Tagen herauskommt
und das Auskunft über viele Tatorte gibt, die im Rahmen der Rallye
untersucht werden sollten. Es wurde herausgegeben vom
Internationalen Rombergparkkomitee. Das Buch erscheint Anfang
Februar 2008 bei papyrossa, Köln - ca. 160 Seiten - EURO 12,90 -
Vorverkaufspreis EURO 10,--
Ulrich Sander
"Wurzeln des Nazismus weiter
bekämpfen"
Eine Rallye "Spurensuche
Verbrechen der Wirtschaft 1933-1945" will die Vereinigung der
Verfolgten des Naziregimes (VVN-BdA) aus Anlass des 75. Jahrestages
der Machtübertragung an Hitler auf den Weg bringen.
Der NRW-Landesverband will eine Dokumentation über diese
Verbrechen an Rhein, Ruhr und Lippe erstellen. Antifa- und
Jugendgruppen sowie Schülerinnen und Schüler sollen aufgerufen
werden, vor Ort die Informationen über die Täter zu sammeln und
zusammenzutragen, um sie von der VVN-BdA veröffentlichen zu lassen.
Daraus könnten Schriften oder auch Exponate entstehen.
Schuldige sollen vor die Richter
1945
schworen die befreiten Häftlinge des KZ Buchenwald u.a.: "Die
Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. ...
Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor
den Richtern der Völker steht.
"Doch die Wurzeln des Nazismus seien nicht beseitigt worden,
nur wenige der Schuldigen hätten vor den Richtern gestanden, betont
VVN-Sprecher Ulrich Sander. "Deshalb gilt es, die Wurzeln des
Nazismus weiter zu bekämpfen, und die Schuldigen weiter zu
benennen.
"Zur Erinnerung an "Hitlers Steigbügelhalter aus der
Wirtschaft" soll am 4. Januar eine erste Aktion in Köln
stattfinden. In Dortmund fordert die VVN-BdA eine Erinnerungstafel
am früheren Standort der Springorum-Villa, wo sich die
Industriellen der so genannten "Ruhrlade" mit Hitlers
Wegbereiter Franz von Papen am 7. Januar 1933 trafen. Sie hätten
sich dort gegen die Demokratie und den Frieden verschworen - dies
sollte ebenfalls eine Station der Rallye sein, so Sander.
"In jeder Stadt gibt es Stätten, die auf einem `Atlas der
Täter' vermerkt werden müssten: Vor allem die Stätten der
Sklavenarbeit und der Kriegsendphasenverbrechen, aber auch die
Konzernzentralen und die firmeneigenen Gefängnisse", fordert
die VVN. Schließlich hätten sich zahlreiche Vertreter des
Großkapitals im höchsten Maße schuldig gemacht. "Von ihrem
Profit, den sie aus Krieg und Leid der Menschen zogen, haben sie
kaum etwas in Form von Entschädigung an die Opfer
zurückgezahlt", so Sander.
Die Antifaschisten fordern daher den Zukunftsfonds der Stiftung
"Erinnerung Verantwortung Zukunft", die zur
Zwangsarbeiterentschädigung gebildet wurde, auf, die Schüler über
die Verbrechen der deutschen Wirtschaft aus der Zeit von 1933 bis
1945 aufzuklären oder entsprechende Projekte und Recherchen zu
fördern. (alex)
aus: WAZ, 31.12.2007
|