04.12.07
Aggressiv nach außen - repressiv nach innen
Die neue Rolle der Bundeswehr in
der Demokratie
Referat von Ulrich Sander (Bundessprecher der VVN-BdA) im Forum
C4 beim 14. bundesweiten Friedensratschlag, Kassel 2.12.07
Es sei mir gestattet, mit einer kleinen Presseschau zu beginnen.
Es handelt sich um nicht gemeldete Meldungen, die nur in der
Militärpresse zu finden sind. Diese wird von der Friedensbewegung
viel zu wenig beachtet.
Deutsche Raubkriege werden wieder vorbereitet: "Das Ende des
Kalten Krieges nährte den Traum vom Frieden weltweit. Stattdessen
erleben wir heute asymmetrische Kriege. Dazu zeichnet sich eine neue
Auseinandersetzung ab: der Kampf um Rohstoffe, eine neue globale
Konfliktlinie. Das wirtschaftliche Wachstum Chinas und Indiens
erfordert immer mehr Energieträger und Metalle, die die
Industrieländer früher allein für sich beanspruchten. Von daher
sind auch militärisch auszutragende Konflikte um die Sicherung von
Rohstoffen vorprogrammiert." ("Y", 07/2007)
Reservisten in ständiger Alarmbereitschaft: "Soll die
Bundeswehr für derartige Fälle (parakriegerische Fälle,
Terrorismus - U.S.) auch nichtaktive Truppenteile verfügbar halten?
Wenn sich das als sinnvoll und notwendig erweist, ist das für mich
keine grundsätzliche, sondern ausschließlich eine pragmatische
Frage. Wenn ein Bedarf da ist: Ja." (Parlamentarischer
Staatssekretär Christian Schmidt, CSU, "loyal" 04/06)
Bundeswehr räumt mit religiösen Fanatikern in Südafghanistan
auf: "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch deutsche
Bodentruppen in den Provinzen Helmand oder Uruzgun (in Afghanistan)
patrollieren werden. Grund genug für die religiösen Fanatiker,
sich Sorgen zu machen. Denn im Süden des Hindukusch liegt der
Schlüssel zum Erfolg." ("Y", 05/07)
Die EU als Krieg führende Macht: "Wirtschaftlich ist die EU
bereits ein globaler Akteur. Was den militärischen Bereich angeht,
da besitzt die EU noch Potential nach oben, insbesondere wenn
schnelles und robustes Eingreifen in Konfliktregionen gefragt
ist." (Informationen für die Truppe, IF, 2-3/07)
Nur der Soldatenberuf ist noch etwas Sicheres: "Es ist
richtig, zu verdeutlichen, dass der Arbeitgeber Bundeswehr einen
sicheren Arbeitsplatz, ein gutes Einkommen und soziale Absicherung
bietet. Dies bleiben in einer Arbeitswelt, in der alte Gewissheiten
zunehmend verschwunden sind, wichtige Argumente."
("Y", 09/07)
Ungediente ältere Fachleute sollen zum Bund geholt werden:
"Heute versuchen wir, zivil erworbene Fähigkeiten für die
Streitkräfte zu nutzen. Seit ein paar Jahren werden verstärkt auch
ungediente Zivilisten in die Reserve übernommen. Wir müssen
einerseits nach Möglichkeiten suchen, zivile Spezialisten als
Reservisten zu gewinnen. Zum anderen müssen wir Wege finden, diese
flexibler einzusetzen und längerfristig an die Bundeswehr zu
binden." (Generalleutnant Johann-Georg Dora, "Y",
09/07)
Die besten Spezialisten müssen sich auf den Dienst in der
Bundeswehr gefasst machen: "Die Streitkräfte müssen sich
darauf verlassen können, das Personal zu bekommen, das sie
benötigen. Gerade für die Rekrutierung von Reservisten mit
Spezialkenntnissen sei die Wehrpflicht eine notwendige
Voraussetzung." (Minister und Reservist Franz Josef Jung,
"Y" 05/07)
Der Reservist wird zum Dienst gezwungen, Schluß mit der
Freiwilligkeit: "Der Reservist von heute ist, wie auch der
aktive Soldat, Kämpfer, Diplomat, Vermittler und Spezialist. Ohne
Reservisten sind die Streitkräfte dauerhaft nicht einsatzfähig. Ob
beordert oder nicht beordert - wir beschreiten den Weg in die
Zukunft gemeinsam mit allen Reservisten. Reservisten schlagen eine
wichtige Brücke zwischen Bundeswehr und Gesellschaft."
(Generalleutnant Johann-Georg Dora, "Y" 09/07)
Der Bundeswehrsoldat als Multitalent und Allzweckwaffe: "Es
(das Berufsbild) ist für beiderlei Geschlecht sowohl Kämpfer und
Krieger wie Gendarm, Polizist, Konstabler, Diplomat und bewaffneter
Sozialarbeiter." (IF, 1/2007)
Verständnis für Faschisten, denn Opfer des Rassismus haben
selbst Schuld: "Je religiöser, je fremdländischer das
Aussehen, je schlechter die Beherrschung der deutschen Sprache, umso
mehr kommt es zu diskriminierenden oder rassistischen
Vorfällen." ("Y", 10/2007)
Niederschlagung von Streiks wird geübt: „Soldaten des JgBtl
292 bei der Ausbildung gegen Demonstranten.“ (Zu einem Bild mit
Panzerjägern, die Arbeitern gegenüberstehen, „Europäische
Sicherheit“, 2/2007)
*
Es herrscht hierzulande eine große Unkenntnis über das, was die
Militärs politisch vorhaben. Ich habe deshalb mir zur Aufgabe
gemacht, zumindest das zur Kenntnis zu nehmen, was dort sehr offen,
aber nicht immer öffentlich, diskutiert wird. So verfolge ich seit
1990 den militaristischen Diskurs, indem ich die offizielle und
offiziöse Militärpresse verfolge und möglichst viele Kongresse
der Militärs besuche.
Ich stellte fest: Auf dem Programm der Militär steht auch wieder
schlicht und einfach Revanchismus. Der ehemalige
Verteidigungsminister Prof. Rupert Scholz bekannte vor Offizieren
und Managern: Es geht um die Beseitigung der Ergebnisse der beiden
Weltkriege. Zu den wichtigsten Ergebnissen von 1945, die beseitigt
wurden, zählte er den sozialistischen Versuch in Europa. Jetzt
gelte es - beispielsweise auf dem Balkan - endlich die Zustände von
vor 1918 wiederherzustellen.
Er sagte dies auf einem "Fürstenfeldbrucker Symposium für
Führungskräfte aus Bundeswehr und Wirtschaft", im September
1991 veranstaltet von der Bundesvereinigung der Deutschen
Arbeitgeberverbände und der Bundeswehr. Dort wurde eine "neue
sicherheitspolitische Rolle Deutschlands" eingefordert.
Nebenbei: Wenn Bundespräsident Horst Köhler kürzlich in der
Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg von den führenden
Soldaten forderte, sich mehr als Elite zu verstehen und sich in die
Außen- und Sicherheitspolitik einzumischen, dann zeigt er seine
Ahnungslosigkeit. Das Offizierskorps ist längst eine Art Staat im
Staate geworden, und es betrachtet sich als Elite.
Ich habe dies auf jener Tagung erlebt. Ähnliches geschah und
geschieht vielerorts: Die Einflussnahme des Militärs auf die
Politik. Ich habe an jener Tagung teilgenommen und später das
Protokoll (bbw Dokumentationsreihe Nr. 20 des Bildungswerkes der
Bayerischen Wirtschaft) eingesehen. Nachfolgend vergleiche ich
einige Festlegungen der Tagung mit der Realität von heute.
Gefordert wurde 1991 von den Managern, Generälen und
CDU/CSU-Politikern: Deutschland hat sich als stärkste Macht Europas
zu begreifen und entsprechend zu handeln. Es hat an
UNO-Militäraktionen teilzunehmen und "out of area", d.h.
weltweit mit NATO-Mandat militärisch zu agieren. Die EU hat sich in
eine Militärorganisation zu verwandeln. Das Grundgesetz erlaube
ohne Änderungen deutsche Kriegsbeteiligung. Angriffskriege sind
Deutschland erlaubt. Kriegsgründe sind die Verweigerung der
strategischen Rohstoffe und der Handelswege, die Masseneinwanderung
in unser Land und die Missachtung der westlichen Werte. Alle diese
Forderungen wurden verwirklicht. (Siehe Sander "Macht im
Hintergrund", Köln, 2004)
Die letzte Forderung in Fürstenfeldbruck war: Einführung einer
allgemeinen militärischen und sozialen Dienstpflicht für alle
Frauen und Männer. (Resümee der Tagung)
Dies ist der einzige Punkt aus dem Jahre 1991, der bisher noch
nicht auf dem Wege der Verwirklichung ist. Aber es wird daran
gearbeitet. Die Bundeswehr wurde transformiert - von der
Verteidigungsarmee zur Einsatzarmee. Entsprechend wurden und werden
Waffen und Gerät beschafft. Nun geht es an die Transformation der
Gesellschaft, die in Bundeswehrzeitschriften durchaus als Aufgabe
des Militärs bezeichnet wird. Es wurde dafür ein Zentrum für
Transformation geschaffen. Dazu passt diese Meldung: Die CSU setzt
sich für die Weiterentwicklung der Wehrpflicht zu einer "sicherheitspolitisch
begründeten Dienstpflicht" ein, die auch bei der Polizei oder
im Katastrophenschutz abgeleistet werden soll. Damit solle die
Wehrgerechtigkeit gerettet werden. Christan Schmidt (CSU),
Gebirgsjägeroffizier und Staatssekretär im Kriegsministerium,
sagte, es müsse die "unerlässliche Wehrpflicht an die neuen
Risiken für die innere und äußere Sicherheit angepasst
werden." Ein solcher Dienst sollte auch den Zivil- und
Katastrophenschutz umfassen.
Die Pläne der Bundeswehr und der Wirtschaft von
Fürstenfeldbruck im Jahre 1990 sind verwirklicht worden. Sie
fanden erstmals ihren Niederschlag in den Verteidigungspolitischen
Richtlinien 1992. Im ersten Entwurf dazu wurden Befugnisse zu
hoheitlichen Aufgaben der Bundeswehr im Innern der Republik
verlangt. Diese Forderung kam im Dokument noch nicht zum Zuge. Das
blieb den Verteidigungspolitischen Richtlinien vorbehalten, die die
Generäle dann Minister Peter Struck zehn Jahre später zur
Verabschiedung im Kabinett vorlegten.
*
Am 17. November 1881 hieß es im deutschen Reichstag in einer
"Kaiserlichen Botschaft" zur Schaffung der Bismarckschen
Sozialgesetze: "Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher
Kaiser, König von Preußen u.s.w., thun kund und fügen hiermit zu
wissen": "Die Heilung der sozialen Schäden" dürfe
"nicht ausschließlich im Wege der Repression
sozialdemokratischer Ausschreitungen" gesucht werden,
"sondern gleichmäßig auf dem der positiven Förderung des
Wohles der Arbeiter".
Nachdem nun die 125jährige Sozialgesetzgebung umkehrbar gemacht
wurde, steht auch wieder an, "die Heilung der sozialen
Schäden" vor allem "im Wege der Repression
sozialdemokratischer Ausschreitungen" vorzunehmen. Und dies
mit Polizei und allen militärischen Waffengattungen, wie wir in
Heiligendamm erlebt haben.
Ohne Abstimmung im Bundestag wurde die angebliche
"Parlamentsarmee" in ein weiteres Land zu einem
Kampfeinsatz entsandt: Mecklenburg-Vorpommern. Mit Panzerwagen,
Kriegsschiffen und Tornado-Flugzeugen. Der verfassungswidrige
Einsatz im Innern anlässlich des G8-Gipfels kostete die
Steuerzahler lt. Pressemeldungen zehn Millionen Euro - zusätzlich
zu einem gewaltigen Rüstungsetat. Und er kostet Freiheitsrechte
der Bürger.
Die Bundesregierung erklärte nun, dieser verfassungswidrige
Einsatz geschehe per "Amtshilfeersuchen" ziviler
Behörden. Solche Amtshilfeersuche müssten auf ihre
verfassungsrechtliche Zulässigkeit geprüft werden, wenn "die
Amtshilfe von verfassungsrechtlicher Bedeutung ist." Das sei
"regelmäßig der Fall, wenn Polizeibehörden der Länder die
Bundeswehr anfordern." Die Prüfung muss nun nicht etwa durch
das Verfassungsgericht erfolgen, sondern, so die Bundesregierung,
sie erfolge durch die Abteilung Recht im Verteidigungsministerium.
Polizei und Bundeswehr genehmigen sich gegenseitig die
Verfassungsbrüche. So hat der Polizeiführungsstab KAVALA
"mündlich kurzfristig am 6. und 7. Juni 2007 den Antrag auf
Zuführung von Wasser und Verpflegung mit Hubschraubern der
Bundeswehr" gestellt, teilte die Bundesregierung mit. Der
Befehlshaber des Wehrbereichskommandos hat den Antrag als
"zulässig nach Artikel 35 Grundgesetz" beurteilt und
seine Durchführung angeordnet. Den Militärbefehlshabern vor Ort
wurde offenbar signalisiert, sie sollten der Polizei gegebenenfalls
auch auf Zuruf unkompliziert und außerhalb aller Dienstwege zu
Hilfe kommen. Das war bei den Tornado-Flügen so, beim Transport von
Getränken und Lebensmitteln und auch bei der Beförderung von
Polizisten mittels Hubschraubern. Das entspricht auch der Linie von
Innenminister Schäuble und Verteidigungsminister Jung, das Militär
verstärkt im Inland einzusetzen. Niemand achtet darauf, wenn
künftig die Bundeswehr auch Waffen und Geräte im Innern zur
Verfügung stellt. Achten wir darauf!
Der Abbau der Freiheitsrechte wird allgemein mit dem Krieg gegen
den Terror begründet, der von außen in unser Land getragen wird.
Bundesinnenminister Schäuble malt sogar "nukleare
Angriffe" mit schmutzigen Bomben auf unser Land an die Wand, um
sein Ziel zu erreichen, durch Onlinedurchsuchungen flächendeckend
Freiheitsrechte abzubauen. Kriegsminister Jung will eine
Grundgesetzänderung erzwingen, um die Bundeswehr auch zum
Kriegführen im Innern des Landes legal einsetzen zu können - und
wenn dieser Verfassungsbruch nicht erlaubt wird, dann werde man eben
den "übergesetzlichen Notstand" ausrufen, um gegen die
Verfassung zu handeln, z.B. verdächtige Flugzeuge abzuschießen.
In Bundeswehrblättern wie "Information für die
Truppe" wird seit Jahren auf den Inlandseinsatz gegen den
Terror - und das heißt gegen "Chaosgruppen wie z.B. die Gruppe
der Globalisierungsgegner" (IfdT 3/2002) eingestimmt. Per
Reservistengesetz vom Februar 2005 wurden noch unter Rot-Grün
über eine Million ehemalige Soldaten zusätzlich für die
"Zivil-Militärische Zusammenarbeit ZMZ Inneres", d.h.
für den Einsatz im Innern bereitgestellt. Man hatte einfach das
Reservistenalter von 45 Jahren auf 60 aufgestockt. Nach welchen
Maßstäben die Bundeswehr ihre Einsätze gegen die Bevölkerung des
jeweils besetzten Landes - also auch des deutschen Landes -
ausrichtet, in welcher Tradition sie steht, das wird in dem Buch
"Geheime Krieger" des rechtsextremen Generals a.D. und
ehemaligen Gebirgsjäger- und KSK-Kommandeurs Reinhard Günzel
ausgeplaudert: Nach denen der Wehrmachts-"Antiterroreinheit"
Division Brandenburg. Diese "Brandenburger" waren u.a. im
Juni 1941 in Lwow/Lemberg dabei, als 7000 Juden in wenigen Stunden
von deutschen und ukrainischen Wehrmachtsangehörigen ermordet
wurden.
Und eine solche Bundeswehr steht nun den zivilen Dienstellen
"zur Seite"! In sämtlichen 426 Landkreisen und
kreisfreien Städten wurden in den Rathäusern und Landratsämtern
Kommandozentralen der ZMZ Inneres geschaffen. Ganz oben sieht die
dazu gehörige Struktur so aus: Geschaffen wurde das
"Gemeinsame Terrorismusabwehrzentrum" in Berlin-Treptow
mit Bundeskriminalamt, Bundesnachrichtendienst, Kriminal- und
Verfassungsschutzämtern der Länder, Bundespolizei,
Zollkriminalamt, Militärischer Abschirmdienst, Generalbundesanwalt
und Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Noch 2003 lehnte der
damalige Verfassungsschutzpräsident Werthebach eine solche
Zentralisierung des Staatsapparats aus "historischen und
rechtspolitischen Gründen" ab; die "Assoziation mit dem
Reichssicherheitshauptamt" der Nazizeit sei zu naheliegend.
Doch die Zentralisation schreitet voran: Die Einsatzführungsstäbe
der Bundeswehr wie der Bundespolizei sind nunmehr in Potsdam
angesiedelt, noch in unterschiedlichen Immobilien.
Die Militarisierung des Landes erreicht mit dem neuen
Reservistenkonzept und der neuen "Zivilmilitärische
Zusammenarbeit Inneres" und ihre Anwendung beim G8-Gipfel einen
neuen Stand. Eine neue extrem rechte Organisation entsteht, -
zusätzlich zum Wirken alter und neuer Rechtsextremer in der
Bundeswehr. Und das ist die Reservistenbewegung.
Zur Instrumentalisierung der Bundeswehr zum Einsatz im Innern
kommt die ideologische extrem rechte Beeinflussung der Bevölkerung:
In rund fünf Millionen Familien gibt es Reservisten, zu denen die
Bundeswehr möglichst laufend Kontakt hält. Die militaristischen
Traditionsverbände und die Reservistenverbänden erhalten immer
mehr Macht - und Geld der Steuerzahler.
Die Kriege zur Rohstoffsicherung und Energieversorgung der
westlichen Industriestaaten - und darum handelt es sich im Kern bei
den heutigen "weltweiten Einsätzen" - haben das
öffentliche Leben in diesen Staaten, auch in unserem, entscheidend
verändert. Neue Runden im Wettrüsten stehen bevor. Die
Dämonisierung des Iran, die Stigmatisierung Russlands und Chinas
als undemokratische, auf Weltherrschaft sinnende Regimes sollen die
Bevölkerung einschwören auf mehr Rüstung, mehr Militär und
offensive Zielsetzungen der Militärdoktrinen. Dies betrifft einmal
die Atomrüstung und das Setzen auf die Erringung der
Erstschlagskapazität durch die USA (neue Raketensysteme in
Mitteleuropa, d.h. in Tschechien und Polen). Auch wenn dies heute
noch vor allem Drohkulissen sein mögen, so rückt die Welt damit
doch näher an ein atomares Inferno heran. Wir stehen vor einer
Welle internationaler Einsätze. Der Krieg soll unter dem Stichwort
"militärischer Humanismus" zum Alltag werden.
Dementsprechend werden widersprechende Regeln des Völkerrechts
außer Kraft gesetzt.
Und das geschieht in unserem Lande vor allem durch faktische
Beseitigung der grundgesetzlichen Bestimmungen zum Verbot des
Angriffskrieges und seiner Vorbereitung und durch faktische
Streichung der Bestimmung, dass die Bundeswehr nur zur Verteidigung
dient (Artikel 26 und 87a). An die Stelle des Grundgesetzes tritt
die Militärdoktrin der EU, ob mit oder ohne EU-Verfassung, die den
grundgesetzlichen Rahmen überwölben - sprich ihn aushebeln - soll.
Zur Militarisierung des Landes gehört der Abbau der Demokratie.
Dies ist ein schneller werdender Prozess. Die Gefahr einer
Rechtsentwicklung ist offensichtlich. Sie fällt in zwei Teile:
a) Anwachsen des Neofaschismus und Duldung und Förderung der
Neonazis als mögliche gesellschaftliche Reserve durch den Staat
einerseits und
b) Abbau der Demokratie durch den Staat andererseits, dies auch
durch zunehmende Militarisierung und Ausbau des
Überwachungsstaates. Das Konzept von Schäuble vom 09.07.07 (im
"Spiegel") besagt:
- Beseitigung des verfassungsmäßig nicht veränderbaren
Artikels 1 des Grundgesetzes (Schutz der Menschenwürde und des
Lebens) - darum geht es auch bei Jungs Vorstoß für das Abschießen
von zivilen "verdächtigen" Flugzeugen.
- Einsperren von
"Verschwörern und Gefährdern" in Lager,
- gezielte
Tötungen von Regimegegnern,
- Kommunikationsverbote für politisch
Missliebige und ganze Bevölkerungsgruppen,
- Hausdurchsuchungen
ohne Anwesenheit von Zeugen und Betroffenen, denn das sind die
geheimen Onlinedurchsuchungen privater Computer
- Einsatz von
Militär mit Waffen gegen Demonstranten und
- umfassende
Bespitzelung der Bürger durch Polizei und Geheimdienste
(Rasterfahndung; Überwachung der Telekommunikation; Telefon- und
Internetdaten werden ab 1.1.08 jeweils ein halbes Jahr gespeichert.)
Das ist Schäubles extrem rechter Katalog, - er macht jedem
faschistischen Umsturzplan alle Ehre. Und Merkel ermutigt Schäuble:
Keine Denkverbote im Kampf gegen den Terror. Merkel sagt: Die
Trennung von innerer und äußerer Sicherheit ist "von
gestern". Um zum Vorgestern zurückzukehren. Nun also wieder
Krieg nach außen und innen! Ihre Partei nennt es in ihren
Dokumenten "Verteidigung am Hindukusch und in Hindelang".
Zu den weiteren Schäuble-Maßnahmen gehören: Fingerabdrücke
aller Bundesbürger werden bei der Passbehörde gespeichert,
Mautdaten sollen für Fahndungszwecke verwendet werden. Sodann
sollen erfolterte Geständnisse verwendet werden.
Weitere erfolgte Maßnahmen: Die Sicherheitsüberprüfung der
Arbeiter und Angestellten in vielen Bereichen der Wirtschaft und der
Verwaltungen. Schaffung der Anti-Terror-Datei, die "erstmals
seit der Nazizeit wieder Erkenntnisse von Polizei und Geheimdiensten
vereint" (Süddeutsche Zeitung 31.3.07). Mittels Hartz IV
werden wichtige Grundrechte von Millionen Menschen beseitigt:
Arbeitszwang für unverschuldet arbeitslose Personen.
Sicherheitsüberprüfungen der Arbeiter und Angestellten, keine
Unverletzlichkeit der Wohnungen von Hartz-IV-Empfängern mehr und
keine Freizügigkeit für sie. Junge Menschen werden in die Armee
gepresst, sonst droht ihnen Mittellosigkeit. Darauf laufen die
Bundeswehraktionen in den Agenturen für Arbeit hinaus - die z.T.
mit Feldjägern abgesichert werden. Zugleich: Millionen Reservisten
werden in Dateien erfasst und können mir nichts dir nichts
einberufen werden. Besonders Polizisten möchte Schäuble zu
Auslandseinsätzen zwingen, - und die Bundeswehr soll
polizeiähnlicher werden. Wie auch die Polizei militärähnlicher
werden soll. Schon sorgt eine internationale Polizeitruppe
marineähnlich für die Sicherung und Kontrolle der EU-Außengrenzen
an den Küsten. Die EU bekämpft damit die Flüchtlinge, die auf das
europäische Territorium gelangen wollen. Mit Hubschraubern,
Marinebooten und Küstenwachtrupps werden Flüchtlingsboote
aufgespürt und zum Umkehren gezwungen. Rund 6000 Menschen - so
wird geschätzt - haben seit Beginn dieser Aktionen ihr Leben
verloren.
Wir sehen: Das Gewaltkonzept des "Krieges gegen den
Terror" und der damit zusammenhängenden Militärdoktrinen
richtet sich keineswegs nur gegen auswärtige "Feinde". In
Deutschland wird jetzt das Konzept aus den USA angewendet. Nach dem
Homeland Security Council der USA fallen unter die Kategorien des
"inneren Verschwörers": "Ausländische islamische
Terroristen", "einheimische radikale Gruppen", von
"Schurkenstaaten und instabilen Ländern unterstützte
Gegner", "unzufriedene Arbeitnehmer". Der
autoritäre militärorientierte Staat ist die Kehrseite der
neoliberalen globalen Unterdrückung.
Es gibt eine militaristische "community" im Lande, wie
ich sie mal nennen möchte. Vorne weg: Der Reservistenverband. Er
hat laut eigenen Angaben 137.000 Mitglieder, die in etwa 2.600
"Reservistenkameradschaften", 129 Kreisgruppen, 29
Bezirksgruppen und 16 Landesgruppen gegliedert sind. Dort
"laufen die Fäden zusammen" und das sichert "eine
flächendeckende Präsenz. ... Der Verband organisiert die
Freiwillige Reservistenarbeit außerhalb der Bundeswehr."
(Werbeprospekt 2007 des Verbandes der Reservisten.) Ein Apparat von
500 Hauptamtlichen des Reservistenverbandes wird von der Bundeswehr
bezahlt. Nun gibt es einen Aufschwung: Die nicht nur freiwillige
Reservistenarbeit.
Insgesamt werden im Bundesverteidigungsministerium 9,6 Millionen
deutsche Bürger als ehemalige Soldaten (Wehrpflichtige und
Berufssoldaten) geführt; 1,9 Millionen von ihnen haben bisher an
Wehrübungen teilgenommen, können also jederzeit wieder einberufen
werden.
Im Rahmen von ZMZ Inneres - Zivilmilitärische Zusammenarbeit im
Innern - wurden bis zum Sommer dieses Jahres unter dem Kommando von
schnell mobilisierbaren 5.500 Reserve-Offizieren Tausende
Reservisten in Bereitschaft versetzt. Ausdrücklich heißt es in
Bundeswehrpublikationen, diese Bundeswehreinsätze im Innern dienten
nicht nur der Bekämpfung von Naturkatastrophen und der Hilfe bei
Unglücksfällen, sondern auch dem Kampf gegen den Terrorismus,
worunter das Vorgehen gegen die außerparlamentarische Opposition,
zu verstehen ist. Ein Foto in der "Europäischen
Sicherheit" 2/2007 zeigt "Soldaten des JgBtl 292 bei der
Ausbildung gegen Demonstranten"; die Demonstranten haben
Arbeitskleidung an. Entgegen dem Wortlaut von Artikel 35 GG werden
die Anlässe des Einsatzes der Truppe im Innern
"Großschadensereignisse" genannt. Die Reservisten werden
für ihren Einsatz im Innern bezeichnenderweise vor allem an
Feldjägerschulen ausgebildet. Wie wir sahen wird, die Bundeswehr
per "Amtshilfe" der Polizei beigeordnet. Sie wird entgegen
der Verfassung eingesetzt, wie der G8-Gipfel in Heiligendamm zeigte.
Mittlere Polizeibehörden forderten Bundeswehrunterstützung gegen
die Demonstranten an und erhielten sie. Die "verfassungsrechtliche"
Prüfung solcher Ersuchen erfolgten nicht durch das
Verfassungsgericht, sondern durch die "Abteilung Recht beim
Verteidigungsministerium". Die Verfassungsbrecher genehmigen
sich selbst den Verfassungsbruch.
Dieser Entwicklung liegt folgender Plan zugrunde: In den
Struck'schen VPR von 2003 (Verteidigungspolitischen Richtlinien)
steht: "Zum Schutz der Bevölkerung und der lebenswichtigen
Infrastruktur des Landes vor terroristischen und asymmetrischen
Bedrohungen wird die Bundeswehr Kräfte und Mittel entsprechend dem
Risiko bereithalten." Es geht dabei um den "Schutz der
Bürgerinnen und Bürger sowie kritischer Infrastruktur ... durch
die Bundeswehr." "Grundwehrdienstleistende und
Reservisten kommen dabei in ihrer klassischen Rolle, dem Schutz
ihres Landes und ihrer Mitbürgerinnen und Mitbürger, zum
Einsatz." (Diese Formulierungen finden sich auch im Weißbuch
'06 wieder.)
CDU/CSU-Sprecher kommentierten erfreut: Das sei Heimatschutz,
Verteidigung nicht nur am Hindukusch im fernen Gebirge, sondern
auch bei Hindelang in den deutschen Alpen. In einem Papier der
CDU/CSU, abgefasst vom heutigen Parlamentarischen Staatssekretär im
Bundeswehrministerium und ultrarechten Gebirgsjäger Christian
Schmidt nach den Anschlägen in Madrid im März 2004, wird die
Schaffung eines neuen "Organisationsbereichs im
Verteidigungsministerium mit dem Titel ‚Landesverteidigung und
Heimatschutz'" angekündigt, dessen Aufgabe der Aufbau von bis
zu 50 vernetzten "Regionalbasen Heimatschutz" mit einer
Stärke von jeweils bis zu 500 Soldatinnen und Soldaten in allen
größeren Städten Deutschlands sein soll. Bei einem Einsatz sollen
die betreffenden Regionalbasen durch Reservisten auf eine Stärke
von bis zu 5.000 Soldaten aufgestockt werden können. Die
"Heimatschutztruppe" soll zu 80 Prozent aus
Wehrpflichtigen und zu 20 Prozent aus Berufs- und Zeitsoldaten als
deren Führungspersonal bestehen.
Die größte rechtsextreme Bewegung entsteht somit - ohne große
öffentliche Erörterung. In einer stark verbreiteten
Soldatenzeitung, finanziert vom Verteidigungsministerium, wird
geschickt die Verbindung von der heutigen militaristischen Community
zur früheren hergestellt: "Vor 60 Jahren waren mehr als 18
Millionen Deutsche aus fast allen Familien Angehörige der
Wehrmacht. Sie werden derzeit zunehmend verunglimpft und pauschal
als Verbrecher beschuldigt. Der Einsatz unserer Bundeswehr heute
ist nur zu verantworten, wenn deren Pflichterfüllung von der
Gesellschaft unvoreingenommen mitgetragen wird. Das setzt Fairness
gegenüber der vorigen Soldatengeneration voraus." (loyal
10/99, Reservistenverband)
Das heißt: Geschichtsdiskurse, auch revisionistische, halten die
militaristische Community zusammen. Auch Streitfälle aus der
Geschichte, zum Beispiel Kriegsschuldfragen zum Ersten wie Zweiten
Weltkrieg, werden in den Traditionsverbänden noch immer lebhaft
erörtert. Antifaschismus wird empfunden "als Vehikel
kommunistischer Diktaturen", das "insbesondere in der
stalinistischen Zeit, eine üble Rolle spielte." Und so wird
auch die deutsche Kriegsschuld am Zweiten Weltkrieg vorsichtig
geleugnet und zwar anhand des bezeichnenden Buchtitels "1939
Der Krieg der viele Väter hatte" vom rechtsextremen
Ex-General Gerd Schultze-Rhonhof. Damit werde "die heute
allgemein in Deutschland vertretene Sicht dieser Zeit und ihre
Exponenten" in Frage gestellt." So die
"Gebirgstruppe".
Was ist das für eine Bundeswehr, die sich als Weltgendarm
betätigt, entsprechend der Empfehlung der heute obersten
Befehlshaberin, damals nur CDU-Vorsitzende, heute Bundeskanzlerin,
Frau Dr. Angela Merkel. Von ihr stammt der furchtbare Satz: "Um
die Politik anderer Nationen zu beeinflussen, um den Interessen und
Werten der eigenen Nation zu dienen, müssen alle Mittel in Betracht
gezogen werden, von freundlichen Worten bis zu
Marschflugkörpern." (Münchner Sicherheitskonferenz 2004,
dokumentiert auf der WebSite der Veranstalter)
Diese Armee wird von einem Kader geleitet, über den "Die
Zeit" (20.11.03) schrieb: "Neue, noch nicht
veröffentlichte Daten bestätigen einen zwar nicht überraschenden,
aber dennoch ernsten Verdacht: dass Offiziersstudenten - die
künftige Führungselite der Bundeswehr - deutlich weiter rechts
stehen als ihre zivilen Kommilitonen. Und sie sind in jüngsten
Jahren noch ein Stück weiter nach rechts gerückt."
Fremdenfeindlichkeit und nationalistische Auffassungen von
"deutscher Kultur" und der Wunsch nach "Abwehr von
Fremden" und von "Überfremdung" stehen im
Mittelpunkt der Vorstellungen des neuen Offizierskorps. Die
"Zeit": "Die Einstellungen dieser künftigen
Truppenführer tendieren zum rechten Rand." (Die Zeit Nr.48
vom 20.11.2003, ähnlich in IfdT, Oktober 2003)
*
Die Gewerkschaften, einst führend im Kampf gegen die
Notstandsgesetze und gegen die Bundeswehreinsätze im Innern - und
Äußeren -, nehmen sich nur zögernd dieses Themas an. Peter
Strutynski, der Sprecher des Friedensratschlages, hat zum 1.
September den Aufruf des DGB zu diesem Antikriegstag und die
Aktionen der gewerkschaftlichen Basis gewürdigt, zugleich aber
ausgeführt: "Die Bundeswehr aus Afghanistan zurück zu holen,
den Umbau der ursprünglich als reine Verteidigungsarmee
konstruierten Bundeswehr in eine weltweit eingreiffähige
Interventionsarmee zu stoppen, ‚Abrüstung statt Sozialabbau' zu
fordern, die Pläne des Innenministers Schäuble zum Einsatz der
Bundeswehr im Inneren zu bekämpfen - all das sind Forderungen, die
dem DGB auch heute gut zu Gesicht stehen würden." Nun haben
Verdi und IG Metall auf ihren Kongressen wichtige Beschlüsse
gefasst, wenn auch nicht gegen Auslandseinsätze der Bundeswehr,
aber wohl gegen die Bundeswehr im Innern. Und der DGB erklärte nach
Heiligendamm: Der DGB lehne die Grundgesetzänderungen zum
Versammlungsrecht und dem Pressewesen ab. "Es ist zu
befürchten, dass die Länder beim Versammlungsrecht einen Wettlauf
um die strengsten Regelungen beginnen und damit das für unsere
Demokratie so wichtige Grundrecht der Versammlungsfreiheit
einschränken." Nebenbei: Der Wettkampf ist schon im Gange.
Das vom mecklenburgisch-vorpommerschen Landtag zu SPD-PDS-Zeiten
eingeführte Polizeigesetz hat die Voraussetzungen geschaffen, dass
mittlere Polizeiführer die Bundeswehr per "Amtshilfe"
anfordern dürfen und damit die Verfassung brechen.
Zusammenfassung:
1. Die Militarisierung des Landes hat mit dem neuen
Reservistenkonzept einen neuen Stand erreicht. Viele Tausend
Soldatinnen und Soldaten werden darin zusätzlich einbezogen. Es
erfolgt eine Instrumentalisierung der Bundeswehr zum Kampf im Innern
und zur reaktionären Beeinflussung der Massen. So wächst eine
gewaltig große Militärorganisation heran. Dagegen ist die
Forderung nach Abschaffung der Wehrpflicht zu setzen, und jede neue
Form von Zwangsdiensten ("Zivildienst durch alle" a la
CSU) ist entschieden zurückzuweisen.
2. Neben der rechten Haupttendenz der Truppe, existiert die
neofaschistische Wühlarbeit in der Truppe weiter. Nazis wollen
Einfluß in der Bundeswehr und in der Gesellschaft, und sie wollen
Waffen und Waffenkunde.
3. Als Gewerkschafter sagen wir, ein hohes Ziel muß die
Verteidigung der Demokratie sowie der Freiheit jedes Einzelnen sein.
Nur so haben die Gewerkschaften die Möglichkeit, im Interesse der
kleinen Leute zu handeln. Deshalb wehren wir uns gegen neue Gesetze
- und gegen alte -, die den Geheimdiensten und der Bundeswehr immer
mehr Macht geben, um unsere Grundrechte zu beseitigen. Jede
Maßnahme gegen die Grundrechte, wie sie von Herrn Schäuble geplant
und von Herrn Wolf (NRW-Innenminister, der auf Landesebene die
Onlinedurchsuchung per Gesetz einführte) und Herrn Jung
(Bundesverteidigungsminister) vollzogen wird, hilft den rechten
Extremisten mit ihren Führerstaatsvorstellungen und schwächt die
Gewerkschaften, die Demokratie. Jede Maßnahme zur Reinwaschung des
geschichtlichen Faschismus auch.
4. Wir müssen die sozialen Kämpfe wieder mit der
Friedensforderung verbinden und das heißt: Runter mit der Rüstung!
5. Seit 1999 wird von Kriegstreibern behauptet, man müsse Krieg
führen, um ein Auschwitz nicht wieder zuzulassen. Es gilt jedoch:
Auschwitz wurde durch Krieg möglich. Die Verpflichtung "Nie
wieder Krieg - nie wieder Faschismus" mit ihren beiden Seiten
ist wiederherzustellen. Erforderlich ist die enge Verbindung von
Antimilitarismus/Antifaschismus mit der Friedensbewegung an. Wir
brauchen eine Friedensbewegung, die auch eine Demokratiebewegung
ist. Dazu müsste an den Konsens von 1945 wieder angeknüpft werden,
der besagt: "Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln
ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der
Freiheit ist unser Ziel." (Schwur von Buchenwald) Das bedeutet
vor allem: Die Einhaltung der UNO-Charta und des Völkerrechts. In
Potsdam wurde den Deutschen jede nazistische und militaristische
Betätigung und Propaganda verboten. Immer wenn geplant wird,
Deutschland entsprechend Artikel 7 der UNO-Charta militärisch
tätig werden zu lassen, dann sagen wir: Deutschland hat sich
aufgrund seiner Geschichte ganz aus Kriegen fernzuhalten. Es gelten
die UNO-Charta-Artikel 53 und 107 fort, die Deutschland das
Kriegführen verbieten. Und es gilt das Grundgesetz, dessen
Grundrechtekatalog und dessen antimilitaristische und demokratische
Bestandteile wir verteidigen.
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