12.06.07
Kein Schlußstrich - auch nicht bei der
Entschädigung
Wir als Opferverband haben davor
gewarnt: Das Geld würde nicht reichen
Bundessprecher Ulrich Sander, Dortmund, erklärte namens der
VVN-BdA gegenüber dem WDR aus Anlass der Sitzung des Kuratoriums
der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“:
Es darf in der Entschädigungsfrage keinen Schlussstrich geben.
Noch leben Hunderttausende überlebende nicht entschädigte Opfer
– und wenn sie nicht einmal eine symbolische Zahlung bekommen
haben, so lag es nicht an ihnen. Mindestens eine halbe Million Opfer
der NS-Zwangsarbeit gingen leer aus, weil sie ihren Antrag nicht
rechtzeitig und nicht begründet vorlegen konnten, weil sie
willkürlich zu ehemaligen Kriegsgefangenen erklärt wurden, die
ebenso willkürlich von der Zwangsarbeiterentschädigung
ausgeschlossen blieben oder weil sie in Hausarbeit und
Landwirtschaft Sklavenarbeit verrichten mussten, die nicht
entschädigt wurde.
Wir als Opferverband haben davor gewarnt: Das Geld würde nicht
reichen, das von nur drei Prozent der zur Zahlung verpflichteten
Betriebe aufgebracht wurde. Und das ist nun eingetreten.
Wir verlangen:
- Alle Firmen, die nicht zahlten, müssen nachzahlen.
- Alle Opfer behalten ein lebenslängliches Recht auf
Unterstützung, z.B. durch Einmalzahlungen für Medikamente,
Kuren, Brillen, Erholungsaufenthalte und Begegnungsreisen mit
der Jugend.
- Die einst in Lagern befindlichen Opfer, die leer ausgingen –
die 130.000 italienischen Militärinternierten und die
sowjetischen Kriegsgefangenen, die in der deutschen Industrie
schuften mussten – sie bekommen mindestens 7.500,-- Euro pro
Kopf nachgezahlt
- Die überlebenden Opfer aus den Massakerortschaften in
Griechenland und Italien bekommen Entschädigungen.
- Die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, die in den
besetzten Gebieten für deutsche Unternehmen arbeiten mussten,
bekommen ihren Lohn nachgezahlt.
Das Kuratorium der Stiftung EVZ darf nicht eingeschränkt werden
auf einen Kreis aus Wirtschaft und Regierung – es müssen die
Opferverbände, die Gewerkschaften und die Bundestagsopposition
unbedingt an der Mitbestimmung über die Entschädigungspolitik und
Entschädigungsarbeit beteiligt bleiben bzw. werden.
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