15.05.07
Der Gipfel des Militarismus
Und unsere Grundrechte werden
immer mehr beschnitten
Von Ulrich Sander
Ohne Abstimmung im Bundestag wird die angebliche „Parlamentsarmee“
in ein weiteres Land zu einem Kampfeinsatz entsandt:
Mecklenburg-Vorpommern. Der verfassungswidrige Einsatz im Innern
anlässlich des G8-Gipfels kostet die Steuerzahler lt.
Pressemeldungen zehn Millionen Euro - zusätzlich zu einem
gewaltigen Rüstungsetat. Und er kostet Freiheitsrechte der Bürger.
Die Gewerkschaften, einst führend im Kampf gegen die
Notstandsgesetze und die Bundeswehreinsätze im Innern, sie
schweigen – oder beteiligen sich wie die Polizeigewerkschaft
führend an der Hysterie gegen Demonstranten.
In Bundeswehrblättern wie „Information für die Truppe“ wird
seit Jahren auf den Inlandseinsatz gegen den Terror und das heißt
„Chaosgruppen wie z.B. die Gruppe der Globalisierungsgegner“ (IfdT
3/2002) eingestimmt. Per Reservistengesetz vom Februar 2005 wurden
noch unter Rot-Grün über eine Million ehemalige Soldaten
zusätzlich für die "Zivil-Militärische Zusammenarbeit ZMZ
Inneres", d.h. für den Einsatz im Innern bereitgestellt. Man
hatte einfach das Reservistenalter von 45 Jahren auf 60 aufgestockt.
Nach welchen Maßstäben die Bundeswehr ihre Einsätze gegen die
Bevölkerung des besetzten Landes ausrichtet, wird in dem Buch
"Geheime Krieger" des rechtsextremen Generals a.D. und
ehemaligen KSK-Kommandeurs Reinhard Günzel ausgeplaudert: Nach
denen der Wehrmachts-Antiterroreinheit Division Brandenburg. Die
"Brandenburger" waren u.a. im Juni 1941 in Lwow/Lemberg
dabei, als 7000 Juden in wenigen Stunden von deutschen und
ukrainischen Wehrmachtsangehörigen ermordet wurden.
Die Militarisierung des Landes erreicht mit dem neuen
Reservistenkonzept „Zivilmilitärische Zusammenarbeit Inneres“
und seine Anwendung beim G8-Gipfel einen neuen Stand. Eine neue
extrem rechte Organisation entsteht, - zusätzlich zum Wirken alter
und neuer Rechtsextremer in der Bundeswehr. Zur Instrumentalisierung
der Bundeswehr zum Einsatz im Innern kommt die ideologische extrem
rechte Beeinflussung der Bevölkerung: In rund 5 Millionen Familien
gibt es Reservisten, zu denen die Bundeswehr laufend Kontakt hält.
Die militaristischen Traditionsverbände und die
Reservistenverbänden erhalten immer mehr Macht - und Geld der
Steuerzahler.
Und unsere Grundrechte werden immer mehr beschnitten. In einer
Zeit ständiger Kriegsvorbereitung und -führung, ständiger
militaristischer Berieselung der Köpfe kommt es zu immer mehr
autoritärer Machtausübung der Regierenden. Daran haben die
Demokraten zu denken, die dem rechten Militärtreiben noch immer
untätig zusehen.
Der Autor ist Bundessprecher der VVN-BdA
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