09.04.07
"Dieses Massaker wird für immer ein Makel in
der Geschichte unserer Heimatstadt Dortmund bleiben"
Redebeitrag von Gisa
Marschefski, Generalsekretärin des Internationalen Rombergpark
Komitees, bei der Gedenkkundgebung am Mahnmal in der Dortmunder
Bittermark am Karfreitag, den 06. April 2007
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Miksch,
Sehr geehrter Kamerad Chaize,
verehrte Kundgebungsteilnehmerinnen und Teilnehmer,
es ist für mich, die Tochter des hier ermordeten Erich Mörchel
und Nichte des hier ebenfalls ermordeten Karl Mörchel, ein gutes
Gefühl zu erleben, daß auch in diesem Jahr wieder eine große
Anzahl Menschen aus Dortmund und anderen Städten sowie aus dem
Ausland an dieser Gedenkkundgebung teilnehmen.
Wir gedenken der Frauen und Männer aus sieben Nationen, die
grausam ermordet wurden, weil sie Gegner des verbrecherischen
Naziregimes waren. Alle hier liegenden deutschen Opfer der Gestapo waren schon vor
1933 aktiv im Kampf gegen den drohenden Hitlerfaschismus gewesen. Trotz großer Bemühungen war es den antifaschistischen Kräften
nicht gelungen, den Machtantritt des Naziregimes zu verhindern. Die große Mehrheit unseres Volkes hat die Warnung „wer Hitler
wählt – wählt den Krieg“ nicht ernst und den Machtantritt
Hitlers am 30. Januar 1933 hingenommen. Damit wurde dem barbarischen braunen Terror Tür und Tor
geöffnet.
Zuerst traf es die Kommunisten, dann die Sozialdemokraten und
schließlich all jene, die aus christlicher oder humanistischen
Verantwortung gegen das Hitlerregime waren. Sie, die sich vor 1933 nicht zur Einheit gegen Hitler fanden,
traf dann gemeinsam der erbarmungslose Terror der Nazis.
So wurde jene Friedhofsruhe geschaffen, in der Antisemitismus,
Völkerhass und eine bis dahin beispiellose Rüstungspolitik
verwirklicht werden konnte. Das Ende dieses Prozesses ist und allen bekannt: Holocaust,
Völkermord, Krieg und Zerstörung aller Orten in Europa. Die Terrorspur/Blutspur des Hitlerfaschismus zog sich bis hierher
in die Bittermark, den Rombergpark und an die Bahngleise in Hörde. Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter, Christen und Juden
traf die Mordlust der Gestapo gleichermaßen.
Die französischen Zwangsarbeiter, die sowjetischen
Kriegsgefangenen, die polnischen Zwangsverschleppten,
jugoslawischen, niederländischen und belgischen Verschleppten einte
der Wunsch nach Beendigung des Krieges und das Verlangen, in ihre
Heimat und zu ihren Familien zurückzukehren. Allein das war für die herrschenden Nationalsozialisten Grund
für den hundertfachen Mord, den die Gestapo an den Bombentrichtern
hier in den Wäldern des südlichen Dortmund um den Karfreitag 1945
verübte.
Dieses Massaker wird für immer ein Makel in der Geschichte
unserer Heimatstadt Dortmund bleiben. Die Erinnerung daran ist eine dauernde Aufgabe aller
demokratischer und antinazistischer Menschen in dieser Stadt. Die Stadt Dortmund in Person des Oberbürgermeisters und seiner
Stellvertreter rufen seit vielen Jahren zu Kundgebungen an diesem
Mahnmal auf. Das ist gut, und dafür bin ich als unmittelbar Betroffene sehr
dankbar.
Zumal immer deutlicher wird, daß es gilt diese Kundgebungen als
Protest gegen den zunehmenden Neonazismus zu verstehen. Ein Blick in die Zeitung genügt, um zu erkennen, daß
Antisemitismus, Rassismus und Gewalt neonazistischer Kräfte
beängstigend zunehmen. Die Formen neonazistischer Gewalt werden aggressiver und
provokativer. So will die NPD am 01. Mai durch Dortmund demonstrieren, vorbei
an Gedenkstätten der Judendeportation, der Zwangsarbeit und der
Karfreitagsmorde von 1945. Ich rufe von dieser Stelle und im Sinne der hier ruhenden
Ermordeten alle Dortmunderinnen und Dortmunder auf, den
Neonaziumtrieben Widerstand entgegenzusetzen, sich der Opfer des
Naziterrors würdig zu erweisen.
Staatliches Handeln gegen die Neonazis ist notwendig. Ihre Aufmärsche sind zu verbieten, ein neues Verbotsverfahren
gegen die NPD sollte auf den Weg gebracht werden. Die seiner Zeit von Bundesregierung, Bundestag und Bundesrat
geltend gemachten Verbotsgründe bestehen nach wie vor. Darum muß die NPD mit samt ihren Gliederungen, Neben- und
Nachfolgeorganisationen verboten und konsequent aufgelöst werden.
In der Auseinandersetzung und Zurückdrängung des Neonazismus
sollten wir aber nicht allein auf solche staatlichen Maßnahmen
warten. Jeden Tag und an jedem Ort gibt es vielfältige Möglichkeiten
aktiv zu sein, gegen Neonazismus, Antisemitismus und
Ausländerfeindlichkeit. Erfreulicher Weise gibt es in Dortmund zahlreiche Gruppen,
Organisationen und Bürgerinitiativen, die sich alle zum Ziel
gesetzt haben, den Neonazismus zu stoppen.
Ich bitte alle Dortmunderinnen und Dortmunder: unterstützen Sie
diese Initiativen besonders im Hinblick auf den 1. Mai!
Werden Sie aktiv gegen Neonazismus!
Helfen Sie mit, das Anliegen der Frauen und Männer zu
verwirklichen, deren grausamen Tod wir heute beklagen!
Nie wieder Faschismus - Nie wieder Krieg!
Damals wie heute: Nazis sind Verbrecher, denen wir uns in den Weg
stellen müssen!
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