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Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten

Landesvereinigung NRW

 

13.01.07

Naziverbrechen: 

Ausgrabung soll Bolmke-Morde beweisen


Am 22. Januar findet eine Grabung in der Bolmke statt. Das Bild zeigt
die Exhumierung der Leichen in der Bittermark 1945.

Rombergpark und Bittermark stehen stellvertretend für Nazimorde in Dortmund. Vielleicht muss künftig auch die Bolmke genannt werden: Am 22. Januar soll eine Ausgrabung zeigen, ob dort 30 russische Zwangsarbeiter erschossen worden sind.

Zeugenberichte haben ergeben, dass am 15. März 1945 eine Gruppe russischer Zwangsarbeiter aus der City in Richtung Süden geführt worden sein soll (wir berichteten). In einem nicht näher bezeichneten Lager am "Kucksberg" in der Emscherniederung - südlich der Westfalenhallen - sollen weitere Zwangsarbeiter hinzugeführt worden sein. Über einen Trampelpfad sei die Gruppe - bewacht von einem Dutzend Begleiter - im Bereich Palmweide / Krückenweg noch vor Anbruch der Dunkelheit in die Bolmke gegangen. Hier sollen, so der Bericht, Einzelschüsse, aber auch Salven im Abstand von 40 bis 60 Sekunden gefallen sein.

Auf der Gedenkfeier in der Bittermark, bei der alljährlich der Opfer gedacht wird, hatte Stadtarchiv-Mitarbeiter Dieter Knippschild von einem Besucher diese Hinweise bekommen. "Für die Nachbarn war es wohl ein offenes Geheimnis. Die Älteren müssen alles gewusst haben", hat er erfahren. Diese Ereignisse hat der Zeuge als Angehöriger der Nachkriegsgeneration nicht selbst erlebt. Allerdings habe er systematisch Zeitzeugen aus der Familie und der Nachbarschaft befragt.

Die Erkenntnisse hatte das Stadtarchiv an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet - Mord verjährt schließlich nicht. 13 Monate hat der zuständige Oberstaatsanwalt Ulrich Maaß, Leiter der Zentralstelle der Staatsanwaltschaft für Bearbeitung von NS-Massenverbrechen, ermittelt. Die Hinweise haben sich soweit konkretisiert, dass jetzt ein Grabungstermin angesetzt wurde. Eine echte Seltenheit. Nach der Exhumierung von 78 Toten in einem Massengrab in Menden im vergangenen Jahr wird in der Bolmke erst die zweite Grabung überhaupt stattfinden, die die Zentralstelle veranlassen musste.

Die Ermittlung der Täter scheint fast aussichtlos: "Der Heuhaufen ist so riesig, dass ich die Stecknadel nicht finden kann", so Maaß. Daher stellt er die Tätersuche vorerst zurück. "Wir müssen jetzt erst mal die Leichen suchen." Wenn sich die Morde bestätigen, muss die Dortmunder NS-Geschichte umgeschrieben werden. Bislang ist man von bis zu 300 Ermordeten in der Bittermark und im Rombergpark ausgegangen.

Dokumentiert aus http://www.jufo-dortmund.de/desktopdefault.aspx/tabid-889/