05.06.06
"...dass Nazis Verbrecher sind!"
"Freien
Kameradschaften" sind als kriminelle Vereinigungen
aufzulösen
Von Ula Richter
Am Samstag, 20. Mai 2006,
demonstrierten etwa 1.500 AntifaschistInnen in Dortmund gegen den
Nazi-Szeneladen "Donnerschlag". Etwa 60 Neonazis sammelten
sich zu einer Gegenkundgebung. Hier die Rede von Ursula Richter für
die VVN-BdA vor dem Nazilokal und -laden "Donnerschlag".
In einem Brief an den Dortmunder Oberbürgermeister Dr. Gerhard
Langemeyer (SPD) hat die VVN-BdA, wie in der Rede angekündigt, dazu
aufgefordert, sich als OB noch vor der Fußball-WM an die
Landesregierung zu wenden und ein Verbot der Nazistrukturen in NRW
und der "freien Kameradschaften" als
Nachfolgeorganisationen zu verlangen.
Ich spreche für die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes,
Bund der AntifaschistInnen. Die VVN/BdA ist Gründungsmitglied des
Bündnis Dortmund gegen Rechts.
Im Schwur von Buchenwald heißt es: " Die Vernichtung des
Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer Welt
des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel." Wo steht unser
Land heute, was ist in unserer Stadt los, 61 Jahre nach dem Schwur
der Überlebenden des Nazi-Terrors, dem Schwur der GründerInnen der
VVN/BdA?
Neonazistische Straftaten und Gewaltverbrechen nehmen von Jahr zu
Jahr zu: der mörderische Überfall auf einen Mann aus Äthiopien in
Potsdam, der Mordversuch an einem Linkspolitiker in Berlin am Tag
unserer Demonstration, wirft ein grelles Licht auf die Nazi-Szene.
Und der Mord an "Schmuddel" und der Überfall auf die
"Hirsch Q " hier in Dortmund belegen, dass Nazis
Verbrecher sind. Sie müssen auch als Verbrecher behandelt werden!
Wie kann es in unserem Land, das erfahren hat, was Faschismus
ist, dazu kommen, dass Nazis auf den Straßen, in den Parlamenten
und in den Köpfen besonders der jungen Menschen, Unheil anrichten
können?
Ich meine, die Wurzeln des Faschismus sind nie ausgerissen
worden: alte Nazis konnten in allen gesellschaftlich wichtigen
Bereichen, in Politik, Justiz und Militär wieder Fuß fassen,
während die Widerstandskämpfer, die Kommunisten und Kriegsgegner
in Adenauers Gefängnissen landeten. Neue Nazis konnten weitgehend
ungestört nachwachsen, das NPD Verbot wurde (absichtlich?) gegen
die Wand gefahren.
Ich meine, der Neofaschismus ist kein Randproblem, sondern er
kommt wie der Faschismus aus der Mitte der Gesellschaft, die so gern
als Ort breiter, demokratischer Gesinnung zitiert wird. Diese Mitte
ist immer weiter nach Rechts verschoben worden und bedient mit ihrer
ausländerfeindlichen Migrations- und Einbürgerungspolitik, mit
einem neuen Nationalismus und Militarismus die Ideologie der
Neofaschisten. Der rasante Arbeitsplatz- und Sozialabbau, die
Perspektivlosigkeit großer Teile der Jugend sind Nährboden für
rassistisches Denken und Handeln, das die Nazis anbieten.
Die oberste Gerichtsbarkeit unseres Landes verharmlost und
genehmigt jede noch so dreiste Nazi-Provokation und legt den
Verdacht eigener Rechtslastigkeit nahe. Müssen wir annehmen, dass
sich diese Republik ein bestimmtes Kontingent an Nazis bewusst
genehmigt? Wer weiß, wozu sie noch einmal nützlich sein können?
Das Verharmlosen der Neonazis hat auch in Dortmund dazu geführt,
dass die rechte Szene immer dreister und gewaltbereiter auftritt.
Ihrem Logo "Dortmund ist unsere Stadt" wurde viel zu spät
von den "stadttragenden Kräften" widersprochen, der
Naziladen wurde viel zu spät ins städtische Visier genommen.
Natürlich begrüßen wir es, dass die Bezirksvertretung Innenstadt
West jetzt ernsthafte Schritte gegen den Laden und die rechte Szene
in ihrem Stadtteil unternimmt. Unsere Kampagne gegen den
"Donnerschlag" und die "Kameradschaften"
unterstützt diese Bemühungen. Sie hat die Gefahr, die von diesem
Nazi-Nest ausgeht, in der Öffentlichkeit bewusster gemacht. Die
über 2.000 Unterschriften, die wir gegen den Laden gesammelt haben,
waren auch über 2.000 direkte Gespräche, die zu Hause, in den
Schulen und Betrieben weiter geführt werden und zur Stigmatisierung
der Nazis beitragen.
Die Forderung der VVN/BdA Dortmund an den Oberbürgermeister der
Stadt lautet: Werden Sie beim Innenminister vorstellig, dass die
"Freien Kameradschaften" als kriminelle Vereinigungen und
als Nachfolgeorganisationen der verbotenen FAP aufzulösen sind.
Null Toleranz für Nazis, in Dortmund und anderswo!
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