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Nazis raus aus dem Internet

 

21.07.05

Nach Enthüllungen muss sich Soldatentraditionsverein der Gebirgsjäger von der SS distanzieren

Traditionskameradschaft SS-„Polizeigebirgsjägerregiment 18“ aufgelöst

„Im ‚Kameradenkreis’ sind rund 6000 ehemalige und aktive Gebirgsjäger aus Wehrmacht, SS und Bundeswehr vereint - darunter auch Angehörige von Einheiten, die im Zweiten Weltkrieg Massaker an Zivilisten begangen und Juden deportiert haben.“ Das berichtete die Frankfurter Rundschau im Mai über ein Pfingstreffen des Kameradenkreises Gebirgstruppe in Mittenwald/Oberbayern und den Protest von zahlreichen vor allem jungen Leuten dagegen. In dem höchstgelegenen Ferienort Deutschlands hatten Sprecher der Wehrmachtsveteranen und der Bundeswehr behauptet: „Kein Mitglied unseres Kameradenkreises ist wegen Kriegsverbrechen angeklagt oder verurteilt.“ Dabei verschwiegen sie, dass gegen Hunderte von ihnen staatsanwaltschaftlich ermittelt wird, dass es verstorbene Mitglieder, auch hohe Funktionäre gab, die als Kriegsverbrecher angeklagt und verurteilt wurden, dass dem Kameradenkreis auch Gemeinschaften angehörten, die Verbrechen begangen haben und als verbrecherische Organisationen eingestuft worden sind. Daher hat – wie jetzt bekannt wurde – der völkisch-nationalistische Kameradenkreis nur wenige Tage nach Pfingsten beschlossen, die Traditionskameradschaft „Polizeigebirgsjägerregiment 18“ aufzulösen, denn diese sei der SS unterstellt gewesen, was der Kameradenkreis angeblich nicht gewusst hätte. Der Vorsitzende des SS-Polizeiregiments war noch im April von der Bundeswehr und dem Kameradenkreis zu seinem 95. Geburtstag geehrt worden.

Örtliche Medien, die Bundeswehr und der Kameradenkreis hatten die Kritiker des alljährlichen Treffens heftig befehdet und verunglimpft. Doch nun wurde ein Teil der Forderungen der als „polizeibekannte Randalierer“ und „Terroristen“ beschimpften Leute aus der VVN-BdA und dem Historikerarbeitskreis „Angreifbare Traditionspflege“ plötzlich verwirklicht: Der Ausschluss des SS-Polizeiregiments, das an der Ermordung von mindestens 1.700 Athener Juden mitschuldig war. Ein Sprecher der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten bekräftigte bei der Veröffentlichung der Fakten über die Untaten der Gebirgsjäger und ihre Beziehungen zur SS die Forderung nach Beendigung der Soldatentreffen am Hohen Brendten und nach Einstellung der Förderung der Bundeswehr für die Traditionsverbände der Hitler-Wehrmacht, ferner nach Entschädigung der Opfer.

Der Arbeitskreis Angreifbare Traditionspflege und die VVN-BdA haben schon rund 200 Strafanzeigen gegen mutmaßliche überlebende Mörder aus der Gebirgstruppe gestellt. Sie fordern, dass auch die Polizeiregiments-Veteranen vor Gericht gestellt werden, darunter der von der Bundeswehr und dem Kameradenkreis hoch geehrte Leiter Karl Staudacher (Garmisch-Partenkirchen), der sich beim Geburtstagsempfang topfit gab. Ein Sprecher der VVN-BdA: „Dann kann er auch auf der Anklagebank Platz nehmen.“ Dort gehörten auch die Herren Alfred Artmann und Alois Eisl hin, die ebenfalls sehr rüstig sind und die seinerzeit das Kommando über die Mordaktionen gegen die Bevölkerung mehrerer griechischer Dörfer führten.

Quelle: Frankfurter Rundschau 17. Mai 05 Nazi-Kriegsverbrechen Hunderte protestieren gegen Gebirgsjägertreffen, ferner „Die Gebirgstruppe“ Nr. 3 Juni 2005. München.

Ulrich Sander, Bundessprecher der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten, Dortmund