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Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
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Nazis raus aus dem Internet

 

12.07.05

"Den antihumanen Ideen, den Provokationen der fanatischen Extremisten widerstehen"

Aufruf ehemaliger minderjähriger Gefangener des Faschismus an die deutsche Jugend

Wir, ehemalige minderjährige Gefangene in faschistischen Konzentrations- und Arbeitslagern, in Ghettos, haben in den Jahren des Krieges Grausamkeiten und Erniedrigungen erleiden müssen, wurden ausgebeutet, haben Angehörige und liebe Menschen im Kindes- und Jugendalter verloren. Diese schweren Schicksalsschläge werden für immer in unserem Gedächtnis haften bleiben. Seit jener Zeit sind sechzig Jahre vergangen.

Wir wenden uns heute an die deutsche Jugend. Neue Generationen, die die tragische Geschichte des Zweiten Weltkrieges nur aus Büchern und aus den Erinnerungen von Zeitzeugen kennen, sind in Deutschland, Russland, in den ehemaligen Ländern der Sowjetunion herangewachsen.

Der Sieg über den deutschen Nationalsozialismus und schließlich auch die Beendigung des Kalten Krieges, haben nicht nur die politische Karte, sondern auch das moralische Klima in Europa verändert. Wir schätzen die neuen, gutnachbarlichen, vertrauensvollen Beziehungen zwischen unseren Ländern hoch ein. Mit schmerzvoller Reue und dem Bewusstsein für geschichtliche Verantwortung werden in Deutschland die Handlungen des verbrecherischen Naziregimes verarbeitet. Wir möchten versichern, dass wir, die wir den Krieg am eigenen Leib als minderjährige Zwangsarbeiter durchlitten haben, keinen Hass gegenüber dem deutschen Volk insgesamt und gegenüber euch, der jungen Generation von heute, hegen. Faschismus und Krieg waren auch für das deutsche Volk eine Tragödie. Wir erinnern daran, dass deutsche Bürgerinnen und Bürger, deutsche Antifaschisten die ersten Opfer des Nationalsozialismus und die ersten Häftlinge in Buchenwald, Dachau und anderen Konzentrationslagern waren. Der Sieg über den Nazismus war auch unser gemeinsamer Sieg.

Wir danken jenen deutschen Bürgerinnen und Bürgern, die uns in den schweren Kriegsjahren nach Kräften Hilfe geleistet, uns vor dem Tode gerettet haben, Dankbar sind wir auch den Vertretern der älteren Generation, jenen deutschen Patrioten und Antifaschisten, die es vermochten, die Gräber unserer Landsleute, unserer Kinder und Jugendlichen, die unter der Nazidiktatur umgekommen sind und in deutscher Erde weit entfernt von der Heimat beigesetzt wurden, zu bewahren. Wir danken besonders den deutschen Schülerinnen und Schülern, den deutschen Studierenden, die diese Gräber pflegen.

Euch, der jungen Generation des deutschen Volkes obliegt es, freundschaftliche vertrauensvolle Beziehungen zwischen unseren Ländern zu entwickeln und zu festigen. Es ist schwierig vorauszusehen welche Probleme, welche moralischen Prüfungen eure Generation in Zukunft zu lösen haben wird. Wir hoffen, dass die dramatischen Erfahrungen der Vergangenheit euch die Klugheit verleihen werden, das Gute vom Bösen zu unterscheiden, das noch nicht ausgemerzt worden ist, das neue Formen wie Neofaschismus, Nationalismus, religiöse und rassische Intoleranz u.a. annimmt. In der Welt entstehen lokale Konflikte und Kriege, Terrorakte, die den einfachen Menschen großes Leid zufügen. Wir glauben, dass ihr in der Lage seid, den antihumanen Ideen, den Provokationen der fanatischen Extremisten zu widerstehen, dass eure Kinder und Enkel niemals Scham und Reue für eure Handlungen empfinden müssen.

Wir, die ältere Generation, die wir die Tragödie des Krieges, die Tragödie unserer Völker durchlitten haben, möchten euch, den jungen Generationen Deutschlands, Russlands und der anderen europäischen Länder Frieden, Freundschaft und gegenseitiges Verständnis anvertrauen. Möge die Anrede "Liebe Freunde" ein aufrichtiger Ausdruck in euren gegenseitigen Beziehungen für viele friedvolle Jahre werden,

Die Teilnehmer der 2. Internationalen Begegnung der ehemaligen minderjährigen Gefangenen des Faschismus anlässlich des 60. Jahrestages des Sieges über den Faschismus

Moskau, den 25.-27. Mai 2005

P.S.

Diesen Aufruf erhielt die Deutsch-Russische Gesellschaft Rhein-Ruhr. e.V. mit der Bitte um Weitergabe an deutsche Jugendorganisationen, Schülerinnen- und Schüler- sowie Studierendenvertretungen. Informationen über den Internationalen und Russischen Verband der ehemaligen minderjährigen Gefangenen des Faschismus in Moskau über:

Deutsch-Russische Gesellschaft Rhein-Ruhr. e.V.
c/o Walborg Schröder, Dünnwalder Weg 6, 51467 Bergisch Gladbach Tel, 02202/83014, Fax: 02202/85461