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Nazis raus aus dem Internet

 

11.05.05

Widerstand als Thema für die Jugend unserer Tage

Kolloquium am 8. Mai zur deutschen Widerstandsforschung und Vermittlung

Die VVN-BdA und der Studienkreis Deutscher Widerstand haben sich in einem gemeinsamen Kolloquium für die verstärkte Vermittlung der Erfahrungen des Widerstandes gegen den deutschen Faschismus an die Jugend ausgesprochen. Zum 8. Mai sei zwar die Erinnerung an die Opfer und die Täter wachgehalten worden, aber dabei blieb das Andenken an den Widerstand weitgehend ausgespart. Allein die bereits vor 1945 international bekannt gewordenen Widerstandskreise wie 20. Juli und Weiße Rose würden gewürdigt. Das stellte Prof. Karl Heinz Jahnke in seiner Bilanz zu seinen 40jährigen Forschungsarbeiten besonders zum Jugendwiderstand fest. Die einseitige Betonung vor allem dieser beiden Widerstandsgruppen habe offenbar seine Begründung in der Missachtung des Arbeiterwiderstandes durch die bürgerliche Geschichtsschreibung und in dem Versuch, den Widerstand als eine exklusive Handlungsweise großer Helden darzustellen, um von der eignen Untätigkeit abzulenken. Zitiert wurde auf dem Kolloquium die Schwester von Hans und Sophie Scholl, Elisabeth Hartnagel, die nicht möchte, dass ihre Geschwister als „Helden“ verehrt werden, denn „das wäre eine Entschuldigung für die anderen“, die sich nicht zum Helden geboren sähen.

Jahnke wies darauf hin, dass in der Zeit von der ersten Flugblattverteilung der Weißen Rose im Juni 1942 bis zur letzten Gerichtsverhandlung gegen Weißen-Rose-Mitglieder im Oktober 1943 49 ebenfalls sehr junge Widerstandskämpfer verurteilt und hingerichtet wurden. Sie seien weithin unbekannt geblieben. Ulrich Sander stellte seine biographische Studie „Jugendwiderstand im Kriege – Die Helmuth-Hübener-Gruppe“ vor. Er schilderte seine Bemühungen um eine vom Fernsehen geleistete Würdigung des mit 17 Jahren jüngsten hingerichteten deutschen Widerstandskämpfers, eines christlichen Gläubigen und Lehrlings aus Hamburg. Diese Würdigung unterblieb; die Intendanten wiesen auf ihre vielen Produktionen zum 8. Mai 2005 hin – doch darunter keine zum Widerstand.

Dr. Ursula Krause-Schmitt vom Studienkreis Deutscher Widerstand referierte zur Vermittlung des Wissens über den Widerstand an die schulische wie außerschulische Jugend. Die Aktion Stolpersteine, bei der vor dem früheren Wohnsitz von Ermordeten kleine Erinnerungssteine gesetzt werden, könne sich als ein wirkungsvolle Form des Erinnerns erweisen, die weit über den 60. Jahrestag hinaus wirke. Alternative Stadtrundgänge, nun zumeist ohne Vertreter der Zeitzeugengeneration durchgeführt, sind ebenso weiterhin Lernformen wie die weitere Arbeit mit Ausstellungen aktuell bleibe. Besorgt äußerten sich viele der Diskutanten und Referenten – unter ihnen auch NS-Opfer aus dem In- und Ausland – über die Gefahr des Einschlafens der Erinnerungsarbeit im Anschluss an die gegenwärtige Schwemme von Hervorbringungen zur NS-Zeit aus Anlaß des 60. Jahrestages. Die Erinnerungsarbeit mit den Beispielen jugendlicher antifaschistischer Widerstandskämpfer soll daher verstärkt werden.

Ulrich Sander, Landessprecher der VVN-BdA NRW

Anlage 1:

Vortrag von Ulrich Sander über Helmuth Hübener auf dem Kolloquium

am 8. Mai 2005 in Wuppertal-Elberfeld, Else Lasker-Schüler Gesamtschule. Thema: „Für Wahrheit und Gerechtigkeit. Der gläubige Widerstandskämpfer Helmuth Hübener. Ein Lehrstück im Umgang mit einer außerordentlichen jugendlichen Widerstandsbiographie – Möglichkeiten ihrer Nutzung im Unterricht zum Thema Widerstand gegen den Faschismus.“

I.

„Wenn es dem internationalen Finanzjudentum in und außerhalb Europas gelingen sollte, die Welt noch einmal in einen Krieg zu stürzen, so steht am Ende nicht der Sieg des Bolschewismus, sondern die Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa...“ Diese Ankündigung von Weltkrieg und Holocaust durch Hitler in seiner Rede am 30. Januar 1939 konnten alle Deutschen im Gemeinschaftsempfang hörten. Sie konnten alle wissen, was war und was sein wird, wenn es keinen Widerstand gibt.

Am 8. Januar 2005 wäre Helmuth Hübener 80 Jahre alt geworden. 1933 acht Jahre alt, war er war der jüngste deutsche Widerstandskämpfer, der vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt wurde. Mit 17 Jahren wurde er am 27. Oktober 1942 hingerichtet. Hingerichtet durch das Fallbeil, ermordet von der Nazi-Blutjustiz. Hübener war erst 17, der jüngste aller 1.574 in Plötzensee Ermordeten. Keiner seiner Richter wur4de bestarft.

Das obige Zitat aus Hitlers Rede war auch Helmuth Hübener bekannt. Alle konnten es wissen. Die Nazis führten Krieg, um den gesellschaftlichen Fortschritt und seine Träger, die „Bolschewisten“, und die Juden auszurotten und sich gewaltige Territorien und Weltmacht anzueignen. Über dies wissen Können haben die verschiedensten Zeitzeugen später offen gesprochen.

So Martin Niemöller. Er hat am 3.7.1946 in Stuttgart eine Rede gehalten, aus der ich eine Szene zitieren möchte: „Dort (auf einer Tafel im ehem. KZ Dachau) stand zu lesen: ‚Hier wurden in den Jahren 1935-1945 238.756 Menschen verbrannt.’ Als ich es gelesen hatte, merkte ich, dass meine Frau ohnmächtig wurde und an meinem Arm zitternd hinsank. ... ich merkte zugleich, wie mir ein kalter Schauer über den Rücken lief. ... (Die Zahl) sagte mir nichts Neues. Was mich in diesem Augenblick in einen kalten Fieberschauer jagte, ... das waren die anderen zwei Zahlen: ‚1933-1945’. ... Mensch, wo bist du gewesen? Ja, ich weiß, Mitte 1937 bis zum Ende hast du dein Alibi. Aber, du wirst gefragt: ‚Wo warst du 1933 bis zum 1. Juli 1937?’ ... 1933, richtig: Hermann Göring rühmte sich öffentlich, dass die kommunistische Gefahr beseitigt ist. Denn alle Kommunisten... sitzen nun hinter dem Stacheldraht der neu gegründeten Konzentrationslager. ... Martin Niemöller, wo bist du damals gewesen?“ (aus Niemöller Reden Stimme Verlag Darmstadt 1958)

Ein zweites Beispiel für das wissen Können: In der ersten Szene des Films „Der Untergang“ sagt die echte Traudl Junge, bis Hitlers Tod seine Sekretärin, als alte Frau rückblickend: „Ich hab das Gefühl, dass ich diesem Kind, diesem kindischen jungen Ding bös sein muß oder dass ich ihm nicht verzeihen kann, dass ich die Schrecken ... dieses Monster nicht rechtzeitig erkannt hab. ... Aber da war die Neugier zu groß. ... Und trotzdem, es fällt mir schwer, mir das zu verzeihen.“ Und ganz am Schluß spricht die alte Frau in die Kamera: „Natürlich habe ich ... diese Schrecknisse durch den Nürnberger Prozeß, diese 6 Millionen Juden und, und andersgläubige oder andersrassische Menschen, die da umgekommen sind, als eine ganz erschütternde und fürchterliche Tatsache empfunden. Aber ich habe noch nicht den Zusammenhang hergestellt mit meiner eigenen Vergangenheit. Aber eines Tages bin ich an der Gedenktafel vorbeigegangen, die für die Sophie Scholl an der Franz-Joseph-Straße befestigt war, und da habe ich gesehen, dass sie mein Jahrgang war und dass sie in dem Jahre, als ich zu Hitler kam, hingerichtet worden ist. Und in dem Moment hab ich eigentlich gespürt, dass das keine Entschuldigung ist, dass man jung ist, sondern dass man auch hätte vielleicht Dinge erfahren können.“

Und nun zum wissen Können des Helmuth Hübener. Nein, zum Wissen und Handeln! Schon im Sommer 1941 brachte Helmuth Hübener als 16jähriger und offenbar unter dem Einfluß einer linken Jugendclique in Altona diesen kurzen Text auf Streuzetteln unter die Leute: "Hitler hat die alleinige Schuld. Durch den uneingeschränkten Luftkrieg wurden bisher mehrere Hunderttausende wehrlose Zivilpersonen getötet. Die R.A.F. ist nicht schuld an diesem Morden! Denn ihre Flüge sind nur die Vergeltung für den mit Warschau und Rotterdam durch die deutsche Luftwaffe eingeleiteten Mord wehrloser Frauen und Kinder, Krüppel und Greise."

Wer heute durch die Hamburger Stadtteile Hamm, Hammerbrook und Rothenburgsort geht, findet an fast jedem Haus die Tafel "Zerstört 1943, wiederaufgebaut 195.."

Wagte sogar zu handeln: Helmuth Hübener

Wagte sogar zu handeln: Helmuth Hübener

Diese Tafeln wie auch das rote Plakat zur Hinrichtung Hübeners, wie auch das Schild für Sophie Scholl oder diejenigen Tafeln von Dachau – sie bestätigen die Warnungen Hübeners. Man konnte wissen. Und ein junger Mann wie Hübener wagte sogar zu handeln.

Auch die Interessiertheit des großen Geldes an Krieg und Bombardierungen thematisierte Hübener in einem Flugblatt von 1941: "Wenn die R.A.F. jemals dazu kommt, Berlin zu bombardieren, will ich M e i e r heißen, sagte er (Göring) zu Beginn des Krieges. Heute zeigen die Straßen Berlins schon deutliche Spuren der britischen Luftoffensive. Doch Göring ist immer noch Göring - und er freut sich, daß er es ist. ... Wohl kann der Luftmarschall der Nazis noch immer eine horrende Dividende - er ist eben ein gerissener Kriegsgewinnler und Geschäftsmann - aus seinen Rüstungswerken ziehen, doch der Traum von der uneingeschränkten, immer zunehmenden Luftüberlegenheit seiner Fliegerarmada geht dem Ende immer mehr entgegen. Es wird ein böses Erwachen geben."

Es wird gesagt, die Jugend heute habe von ihren Opas erfahren, dass diese im Krieg nichts Unrechtes getan und vom Unrecht nichts erfahren hätten. Eine solche "Vergangenheitsbewältigung" ist in neusten Jugend-Studien nachzulesen. Hübener wäre heute sicherlich auch ein Opa; was er seinen ungeborenen Enkeln zu sagen hat, liegt jetzt vor: Dreißig Flugblatt-Texte, Einschätzungen, Berichte, alle entstanden zwischen Sommer 1941 und Februar 1942, als er verhaftet wurde. Er hatte das getan, was heute viele Jugendliche tun: Er hat sich in internationalen Medien informiert, damals war das lebensgefährlich, aber möglich. Er hat Auslandssender verbotenerweise abgehört und aus den gewonnenen Informationen seine Texte in die Maschine getippt, - mit vielen Durchschlägen, die dann von ihm und drei Freunden, die später zu langen Haftstrafen verurteilt wurden, an die Anschlagtafeln der NSDAP, die Kästen des STÜRMER und an Telefonzellen geheftet und anderweitig verbreitet wurden.

Hübener gab jedoch nicht nur das Gehörte weiter. Hübeners „Schriften zeugen von analytischem Verstand und brillanten journalistischen Fähigkeiten. Und sie wiederlegen die Mär der kollektiven Unwissenheit der Deutschen,“ schrieb Birgit Gärtner in NEUES DEUTSCHLAND. Nachts im Wohnzimmer der Großmutter am Luisenweg in Hamburg-Hammerbrook, das Radio des Bruders Gerhard nutzend, schrieb er glänzende Kommentare, Gedichte, Pamphlete. Hätte Hübener seine Chance zur journalistischen Nachkriegskarriere gehabt, er hätte sie vermutlich nicht in den etablierten Medien fortsetzen können. Die jetzt zugänglichen illegalen Texte von damals und die Schilderung seines Lebens sind zu sehr abweichend von den bekannten Biografien und Äußerungen derer aus der Springer- und Augstein-Presse der Nachkriegszeit.

II.

Warum haben diejenigen, die etwa der selbe Jahrgang wie Helmuth Hübener sind, nur so große Schwierigkeiten, sich zu dem Gleichaltrigen zu bekennen? Warum gibt es keine Fernsehfilme über ihn? Seit über 55 Jahren liegt die Urteilsschrift gegen "Hübener und drei andere" vor. Der ehemalige Widerstandskämpfer Franz Ahrens von der VVN hat sie 1948 veröffentlicht. Warum wird sie nicht seit dieser Zeit in den Schulbüchern zitiert? Hätte der Gleichaltrige vielleicht die Reden der Lehrer und die Schriften der Journalisten, die bis Mitte der achtziger Jahre Dienst taten, Lügen gestraft? Die Reden der Opas, daß man nichts wissen und nichts tun konnte, und daß die Täter immer die anderen waren?

In dem bisher unveröffentlichten Flugblatt Hübeners "Es gibt im ostasiatischen Kampfraum..." vom Jahreswechsel 1941/42 heißt es: "Das Jahr 1942 wird die Entscheidung bringen. Vielleicht im Osten, in Afrika oder gar in Asien? Das glaubt doch Hitler wohl selber nicht. Die Entscheidung wird an einem anderen Platze fallen. Sie wird fallen, wenn dem schon lange in Finsternis gehaltenen deutschen Volk ein Licht aufgeht, wenn es der unsäglichen Kriegslasten müde ist und gerne die Bürde abwerfen möchte. Das Jahr 1942 wird entscheiden. Und dem deutschen Volk, jedem Deutschen, auch wenn er jetzt widerwillig feldgrau in Schnee und Eis oder in der Gluthitze Afrikas am - von Hitler und Genossen provozierten - Blutbad teilnehmen muss, bleibt diese Entscheidung vorbehalten. Allen, auch den Witwen und Waisen, den Opfern hitleristischer Blutgier, ist es vorbehalten, sich zu rächen an dem Mann, der schuld an all dem ungezählten Leid ist, der schuld dran ist, daß unzählige deutsche Soldaten der unbeschreiblichen Kälte wegen in mangelhafter Winterausrüstung auf verlorenem Posten ihre Gesundheit verlieren, daß Hunderttausende vergeblich warten. Entscheidet Euch, noch kann eine entschiedene Tat Euer Volk und Land vor dem Abgrund retten, an den Hitler es mit süßen Worten geführt hat. Entscheidet Euch - eh es zu spät ist!!"

III.

Gegenwärtig werden wir mit einer Fülle von Betrachtungen über den Bombenkrieg gegen Deutschland und seine "Kriegskinder" bedacht. Nicht nur die NPD, die Vertriebenenverbände und die FAZ versuchen, die Deutschen zu den eigentlichen Kriegsopfern zu stilisieren. Antifaschistische Zeitzeugen des Bombenkrieges und Kenner ihrer Ursachen kommen wenig zu Wort. Es sollte auch Helmuth Hübener zu Wort kommen. Er hatte der arbeitenden Bevölkerung in einem "marxistischen" (Gestapo-Feststellung) Stadtteil die Wahrheit über ihre Lage gesagt und zugleich die Ursachen für die schweren Bombenangriffe verdeutlicht: Dass der Bombenkrieg von Deutschland ausgegangen war, dass Hamburg und Dresden und die anderen Städte in Deutschland unversehrt geblieben wären, wenn der Krieg der Nazis verhindert worden wäre.

Seine Texte erschienen den Nazis so gefährlich, dass sie den Prozeß gegen Hübener und die drei anderen nicht in Hamburg, sondern vor dem "Volksgerichtshof" in Berlin machten und den 17-jährigen zum Tode verurteilten.

Der 17-Jährige ohne politische Anleitung hat in Hamburg - mitten im Krieg und zu einer Zeit, als es mit Hitlers Krieg noch gut voranging - ein Flugblatt herausgegeben, um seine Altersgenossen anzusprechen, die Kriegskinder, wie sie später genannt wurden: "Das ist also die weit und breit gepriesene HJ: Eine Zwangsorganisation ersten Ranges zur Heranziehung nazihöriger Volksgenossen. Hitler und seine Komplizen wissen, dass sie euch von Anfang an den freien Willen nehmen müssen, um gefügige, willenlose Elemente aus euch machen zu können. Denn Hitler weiß, daß seine Zeitgenossen ihn langsam zu durchschauen beginnen, ihn den Unterdrücker freier Nationen, den Mörder von Millionen. Darum rufen wir euch zu: Laßt euch euren freien Willen, das kostbarste, was ihr besitzt, nicht nehmen."

Für solche Worte mußte der Verfasser sterben.

In der Begründung des Todesurteils wurde dem Verfasser, dem Lehrling in der Sozialbehörde Helmuth Hübener bescheinigt: "Die Überprüfung seines allgemeinen Wissens, seiner politischen Kenntnisse und seiner Urteilsfähigkeit sowie sein Auftreten vor Gericht und sein Gehabe ergaben durchweg das Bild eines geistig längst der Jugendlichkeit entwachsenen frühreifen jungen Mannes. Damit war der Angeklagte wie ein Erwachsener zu bestrafen". Die Todesstrafe sei auch deshalb notwendig, weil Hübener und drei Freunde obiges und über 50 weitere Flugblätter "in einem Arbeiterviertel einer Stadt verbreitet hat, in der zufolge der schweren Luftangriffe, denen diese ausgesetzt ist, die Gefahr einer zersetzenden Wirkung besonders groß ist, zumal nach den Bekundungen des Kriminalbeamten M. auch heute noch nicht davon gesprochen werden kann, dass der Marxismus in Hamburg völlig ausgerottet ist."

Zwei Hauptbegründungen für das grausame Urteil wurden also hervorgehoben:

  • die Zielgruppe Arbeiterfamilien und
  • die Zielgruppe Betroffene des Bombenkriegs.

Der junge vom Volksgerichtshof in Berlin zum Tode Verurteilte, hatte der arbeitenden Bevölkerung - in einem "marxistischen" Stadtteil - die Wahrheit über ihre Lage gesagt und zugleich die Ursachen für die schweren Bombenangriffe auf Hamburg verdeutlicht, die bei Deutschland lagen: "Churchill sagte: Wenn es sein muss, bringen unsere tapferen Bombenflieger Tod und Verderben über Nazi-Deutschland! Wir wünschen es nicht, haben es nie gewollt, doch der Tod vieler tausender hingemordeter Menschen in Rotterdam, Belgrad und nicht zuletzt in Frankreich, Norwegen und Polen, das Blut vieler freiheitsliebender Brüder in dem durch Gestapo-Terror niedergehaltenen Europa darf nicht ungesühnt bleiben."

Der Jugendliche hatte ausgesprochen, was bis heute gern verdrängt wird - erst vor zwei Jahren wieder in einem Buch „Der Brand“ von Jörg Friedrich über die Bombardierungen durch die Westalliierten und in Studien zu den "Kriegskindern": Dass der Bombenkrieg von Deutschland ausgegangen war, dass Hamburg und Dresden und die anderen Städte in Deutschland unversehrt geblieben wären, wenn der Krieg der Nazis verhindert worden wäre.

Jetzt, da wie schon in den fünfziger/sechziger Jahren - die Deutschen zu Angehörigen einer Opfernation gemacht werden sollen, die von allem nichts wussten und auch nichts dagegen tun konnten, dann sei an die Warnungen eines Helmuth Hübeners erinnert, der schon früh die Ursachen der alliierten Bombardierungen benannte.

IV.

Am 7. April 2004 schrieb ich an das ZDF:

„Ich bemühe mich um die Schaffung einer Produktion über Helmuth Hübener. Dazu möchte ich Sie anregen. Nach über 60 Jahren Schweigen des Funks und des Fernsehens über diesen jüngsten vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilten und hingerichteten Widerstandskämpfer, der zudem so etwas wie ein ‚Funkjournalist’ war, sollte jetzt endlich mal etwas über ihn eingeplant werden, meine ich. Bitte helfen Sie.“

So leitete ich die Bitte an das ZDF ein, einen Beitrag über Helmuth Hübener und seine Freunde zu produzieren und zu veröffentlichen. Unzählige Briefe gleichen Inhalts habe ich inzwischen an Medien, Kirchen, Gewerkschaften, Persönlichkeiten gerichtet. Mit einer Ausnahme – Verdi – waren die Bemühungen immer ohne Erfolg.

In meinem Brief an das ZDF schilderte ich im einzelnen, wie Helmuth Hübener zum Schreiben und Publizieren kam. Gleichzeitig mit dem gleichaltrigen, ihm unbekannten Rudolf Augstein begann er damit. Doch Rudolf Augstein startete bei einer Zeitung des Systems, Hübener startete mit seinen Flugblättern, zu denen er sich beim BBC die Anregungen holte. Augstein wurde der größte deutsche Journalist des Jahrhunderts, meinen viele. Hübener wurde hingerichtet.

Ich war tief beeindruckt von den Würdigungen für die Geschwister Scholl in letzter Zeit, so bei der Wahl der „größten Deutschen“ im ZDF und mittels eines neuen Films. Sehr bewegend war auch das, was die Schwester von Hans und Sophie Scholl, Elisabeth Hartnagel (80), in Mona Lisa sagte: Nämlich, dass Hans und Sophie in gewisser Weise ihr Leitbild war, was das Verhalten in schwierigen politischen Situationen anging. Und dennoch möchte sie - Frau Hartnagel - nicht, dass ihre Geschwister als Helden verehrt werden. Das würde auch Sophie und Hans missfallen, da ist sie sich sicher: „Wenn sie als Helden betrachtet werden, dann ist das eine Entschuldigung für die anderen. Jeder kann sagen, zum Helden bin ich nicht geboren, das kann ich nicht – dabei wäre es damals wirklich möglich gewesen, im Dritten Reich, dass man nicht nur im stillen Kämmerlein gegen Hitler war.“ (lt. Sendung Mona Lisa vom 22. 2. 04)

Alles was da gesagt wurde, trifft auch auf Helmuth Hübener zu, der ohne jede Verbindung zur Demokratie vor 1933, allein auf sich gestellt zu seinen Idealen für Wahrheit und Gerechtigkeit gelangte.

Ich habe gut 45 Jahre zur Helmuth Hübener Gruppe geforscht und publiziert, und vor drei Jahren dazu ein Buch vorgelegt. Doch das Beispiel des ermordeten 17-Jährigen aus Hamburg ist noch verhältnismäßig unbekannt geblieben. Er wäre aber vermutlich in der Öffentlichkeit bekannter, wenn sein Tod schon vor Kriegsende – wie im Falle der Geschwister Scholl – in der internationalen Öffentlichkeit bekannt geworden wäre. Dann hätte man ihn nicht übersehen können. Denn die ganz jungen Widerstandskämpferinnen und –kämpfer hatten den „Nachteil“, Belege dafür zu sein, dass man wissen konnte und auch handeln konnte. Es gab daher nach 1945 seitens der Gleichaltrigen oder etwas Älteren keinen großen Drang, in den Medien und im Unterricht sehr viel über den jungen Widerstand zu berichten. Keine Schule wurden nach ihm benannt, in Hamburg gibt es gerade mal zwei kleine Straßen ohne viele Anwohner mit Hübener. Anders in der DDR, wo schon Anfang der fünfziger Jahre das Buch von Stephan Hermlin „Die erste Reihe“ über den jungen Widerstand erschien. Darin eine Würdigung Hübeners.

Jetzt wurden in den Funkmedien wieder – aus Anlaß des 8. Mai – zahlreiche Projekte zu jener Zeit produziert, aber keins zu der Gruppe, die Radionachrichten aus dem Ausland weitergab und deren Anführer sterben musste. Es gab übrigens außer in Hamburg noch in Wien und München je eine ähnliche Jugendgruppe, auch in München gab es die Todesstrafe für zwei sehr junge Menschen, die den „falschen“ Sender hörten.

Dabei wäre das doch mal ein Thema für junge Leute, denen es selbstverständlich ist, dass sie „rumzappen“ im Äther und sich informieren. Wie ging es ähnlich handelnden „zappenden“ Jugendlichen im Dritten Reich? Das könnten die Sender und die Lehrer doch mal beantworten, das könnte doch spannend sein.

Der 80. Geburtstag Helmuth Hübeners im Januar 2005 wäre, schrieb ich dem ZDF und Herrn Guido Knopp, „der letzte geeignete runde Termin, etwas über ihn zu produzieren.“ Auch den ARD-Sendern schrieb ich. Wieder ohne Erfolg. Für das ZDF schrieb Herr Mütter von der Senderedaktion Zeitgeschichte am 26. 4. 04: „Wir nehmen Ihr Schreiben aber gern zu den Unterlagen, um gegebenenfalls in Zukunft darauf zurückzugreifen.“ Nichts geschah. Nicht einmal kurze Beiträge in politischen Magazinen oder Kulturmagazinen gab es. Anders in den USA. In einem Film des Fernsehens von Salt Lake City in Utah nimmt auch Günter Grass zu Hübener Stellung; Grass hat Hübener in seinem seiner Bücher mit der 60er Jahre gewürdigt.

V.

Es sei mir gestattet, über meine Hübener-Recherchen seit 1960 etwas auszuführen, ferner über meine Motive. Die Frage, wieso ich mich seit Jahrzehnten um das Andenken Helmuth Hübeners bemühe, beantwortet ich mit einer Geschichte: Als Schüler las ich die bekannte „Reportage unterm Strang geschrieben“ von Julius Fucik, geschrieben in Gestapohaft. Darin die Worte: „Die ihr diese Zeit überlebt, vergesst nicht. Sammelt geduldig Zeugnisse von den Gefallenen. Sucht Euch einen von ihnen aus und seid stolz auf ihn als einen großen Menschen, der für die Zukunft gelebt hat." Ich suchte mir Helmuth Hübener aus. Seite 1960 publiziere ich über ihn. Die Schilderung, die Günter Grass in „Örtlich betäubt“ über Hübener vornimmt, zitiert er aus einem Zeitungsartikel von mir. In dem Roman nimmt ein Schüler Helmuth Hübener als Vorbild an und hält ihn seinem Lehrer vor, der sich mit seiner Anti-HJ-Jugendbande brüstet.Außerdem verurteilt der fiktive Schüler der 68er Generation den damaligen Kanzler Kiesinger (CDU, vormals NSDAP). 

Viele lange Jahre dauerte es, bis ich Helmuths Akten kennenlernen durfte. Die Behörden in Hamburg und in Berlin/West, wo die Akten lagerten, weigerten sich zu helfen. Einen Teil der Akten besorgte dann in den sechziger Jahren das Komitee der antifaschistischen Widerstandskämpfer aus Beständen der DDR. In Hamburg aber redeten die Behörden sich darauf raus, daß die Geschwister Scholl Jugend, der ich angehörte und die über mehrere junge Widerstandskämpfer forschte, nicht "anerkannt" und der „verbotenen VVN“ zugehörig sei. Amtsrat Bugdahn vom Personalamt des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg sagte mir, die dortige Hübener-Akte sei "top secret", auch könne er mir ihren Inhalt nicht referieren, denn der weitere Weg der Angaben sei "unkontrollierbar". Der Senator für Inneres in Westberlin versprach zunächst zu helfen, ließ dann aber - offenbar nach Rücksprache mit Hamburg - davon ab.

Die Behandlung unserer Geschwister-Scholl-Jugendgruppe, die auf einen Beschluß der Jugenddeputation der Hamburger Bürgerschaft zurückging, löste den Protest des Vaters der Geschwister Scholl, Oberbürgermeister i.R. Robert Scholl, aus. Dieses Vorgehen, so schrieb er uns, "zeigt, daß die restaurativen Kräfte aus dem Dritten Reich sich wieder überall regen dürfen und salonfähig geworden sind. Desto wichtiger ist es, daß Sie die Jugend ... darüber aufklären, was heute schon wieder gespielt wird und sie dabei zu selbständigem, kritischen Denken erziehen."

Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, der wir uns als Geschwister Scholl Jugend verbunden fühlten, war in den Hochzeiten des Kalten Krieges auf Landesebene in Hamburg verboten worden. Das war die Zeit, da ein Ministerialdirektor Roemer im Bundesjustizministerium arbeitete, der 1943 die Vollstreckung des Todesurteils gegen die Geschwister Scholl geleitet hatte. Das war die Zeit, da der Hamburger Gestapo-Mörder und Reichssicherheitshauptamtchef Streckenbach in Hamburg auf freien Fuß gesetzt wurde und Willi Dusenschön, der KZ-Kommandant vom KZ Fuhlsbüttel, dort wo Hübener und seine Freunde eingesperrt waren, wegen "Mangels an Beweisen" freigesprochen wurde.

1963 - nach drei Jahren - erhielt ich Einblick in die Akten, die beim Berlin Dokument Center der USA lagerten. Ich hatte mich inzwischen direkt dorthin gewandt und man machte mir die Auflage, Zustimmungsbescheinigungen der in den Akten aufgeführten noch lebenden Zeitzeugen zu erbringen. Im Mai 1963 legte ich die Bescheinigungen von den Brüdern Helmuth Hübeners, Gerhard und Hans Kunkel, von den Mitangeklagten Karl Heinz Schnibbe und Rudolf Wobbe vor. Auch der Vertreter des Bundesinnenministers in Berlin/West gab endlich die Erlaubnis zur Akteneinsicht, und auch die Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage, die Mormonen, half.

Im April 1967 meldete sich das Münchener Institut für Film und Bild und bot mir einen Vertrag an, um eine Tonbildreihe für die Schulen über Helmuth Hübener zu erstellen. Offenbar griffen wieder - wie bei den Hamburger und Westberliner Behörden im Jahre 1961 - unliebsame Geister ein, denn der Briefwechsel mit dem Institut endete abrupt, und die Tonbildreihe wurde nie erstellt. In jener Zeit wurde meine Post überwacht, daraus erwuchs ein Verfahren wegen Einfuhr verfassungsfeindlicher Schriften. Bei einer Vernehmung im Amtsgericht Wiesbaden wurde mir bereits im Oktober 1964 vorgehalten, Schriften aus der DDR bezogen zu haben, für die Deutsche Friedens-Union gearbeitet zu haben, eine Rede auf einer Geschwister-Scholl-Gedenkfeier gehalten und gegen die Ermordung von Julian Grimau durch die Franco-Faschisten protestiert zu haben. All dies ging aus einer Akte aus Hamburg hervor, aus der der Amtsrichter mir vorlas.

Das Unterrichtsmaterial über Helmuth Hübener kam also nicht zustande. Was zustande kam, waren zahlreiche Artikel und der grundlegende Hübener-Beitrag in dem Buch "Streiflichter aus dem Hamburger Widerstand" von Ursel Hochmuth und Gertrud Mayer. Einer meiner Artikel wurde relativ weit verbreitet, und dadurch wurden Literaturfachleute im In- und Ausland auf Hübener aufmerksam. In den USA machten Wissenschaftler, die meine Beiträge lasen, den Wohnsitz der Brüder Kunkel sowie von Rudi Wobbe und Karl-Heinz Schnibbe aus, die nun in Salt Lake City lebten. Zutreffend nahmen die Wissenschaftler an, daß Mormonen wie Hübener in Utah Freunde und Hinterbliebene haben könnten; somit suchten sie erfolgreich dort nach Überlebenden der Hübener-Gruppe. Es entstanden in USA Jugendtheaterstücke, Fernsehrbeiträge und Lehrmittel über Hübener.

Ja, Helmuth Hübener war Angehöriger der „Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten tage“. Auch dies sicherlich keine Empfehlung für die christliche Jugendarbeit der Nachkriegszeit. Doch an dieser Stelle sei gestattet, Fehldeutungen über die Kirche der Mormonen und ihre Behandlung des Falles Hübener gerade zurücken:

1.) Lediglich Präsident Zander von der St. Georg-Gemeinde in Hamburg war Nazi, sorgte für die Ausgrenzung jüdischer Gemeindemitglieder, was Hübener und seine Freunde tief erschütterte; die anderen Hamburger Gemeinden verhielten sich pragmatisch, aber nicht nazistisch, haben den Nazis nicht geholfen - allerdings waren sie zwar Argwohn, aber keinem "Nazi-Terror" ausgesetzt, entgegen dem, was da und dort geschrieben wurde. Der Ausschluß von Helmuth Hübener aus der Kirche erfolgte infolge Alleingang von Zander und einem Präsidenten in Frankfurt am Main.

2. ) Die Mormonen halfen mir uneingeschränkt bei der Spurensuche nach Helmuth Hübener in Horn, Hamm und in ganz Hamburg. Allerdings war Hübener nicht der Widerstandskämpfer, der vor allem vom Glauben geprägt ans Werk ging. Es gibt in den Flugblättern nur wenig religiöse, aber sehr viele humanistische Bezüge. Man kann sagen, er hat sich von den großen humanistischen Dichtern und Denkern leiten lassen. Eine Art mormonischen Widerstand hat es in Deutschland nicht gegeben und Hübener kann nicht als Beleg dafür herangezogen werden. In dem Spannungsverhältnis, in das ihn seine Kirche stellte, nämlich der Obrigkeit zu gehorchen und gleichzeitig für Wahrheit und Gerechtigkeit – hohe mormonische Ziele – zu handeln, entschieden sich Helmuth Hübener und auch seine Freunde Karl Heinz Schnibbe und Rudolf Wobbe für den Kampf gegen die Lüge, gegen Krieg, gegen Unrecht, gegen die Obrigkeit.

Helmuth Hübener ist für uns sehr aktuell. Er hatte gewarnt: Zu Tausenden wird Hitler Eure Frauen und Kinder zu Witwen und Waisen machen, und der von Hitler begonnene Bombenkrieg wird unzähligen Deutschen das Leben kosten. Eine weitere Mahnung von Helmuth Hübener ist heute aktuell: Wenn alles sich rührt, haben die Nazis und alle Rechtskräfte auskalkuliert. Dies ist die Stunde, sich gegen neuen Ungeist, neue Nazis, neuen Rassismus, gegen den Krieg zu rühren. Damit nie wieder ein so großer Mut zum sich Wehren notwendig wird, wie zu Helmuth Hübeners Zeiten, muß jetzt gehandelt werden.

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Es bestehen Möglichkeiten, sich ein Bild zu machen über Helmuth Hübener: Ulrich Sander: Jugendwiderstand im Krieg - Die Helmuth Hübener Gruppe 1941/42200 Seiten, 20 Abb., 19 Flugblatt-Texte, gebunden, 14,90 EUR, Pahl Rugenstein 3-89144-336-6, Bonn 2002, "Bibliothek des Widerstandes" der VVN-BdA - Ein weiterer wichtiger Hinweis: Ein DVD-Film aus den USA "Truth and Conviction - The Helmuth Hübener Story" kann bei HLT Buch Matthias und Christina Hund, Genholter Str. 108, 41379 Brüggen, 02163/575798 (Fax) oder unter matthias@mdhund.de ausgeliehen werden. Er wurde von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage gesponsert.

Anlage 2:

Rede von Hans Peters, Regionsvorsitzender des DGB Bergisch-Land

Lassen Sie mich zu Beginn meines Grußwortes den Veranstaltern der heutigen Tagung dafür danken, dass Sie diesem 8.Mai ein inhaltliches Thema geben, und nicht nur eine Gedenkveranstaltung üblicher Art durchführen. Für uns als Gewerkschaften ist der 8.Mai 1945 der Tag der Befreiung vom Faschismus und nicht ein Tag der Niederlage, zu dem ihn manche empor stilisieren möchten.

Wir erleben z.Z. eine Inflationierung von Filmen, Diskussionen, Berichten und Büchern von und über die Nazizeit. Wir erleben z.Z. eine, wie ich denke, manchmal falsche Sichtweise über das Ende des Krieges und des Faschismus. Hitler wird immer als das menschliche Wrack und der Rest der Faschisten allzu menschlich gezeigt. Was mir fehlt, ist, was Faschismus bedeutet, was eine Diktatur bedeutet - in welchem Sinne eine Diktatur ausgeübt wird und auch, wer davon profitiert und wer der Verlierer auf wessen Kosten ist.

Manche der heute existierenden Unternehmen, vorwiegend aus dem Handelsbereich, haben ihre Grundlage auf der Enteignung vormals jüdischen Eigentums, wie uns die aktuellen Auseinandersetzungen um Grundstücke von Karstadt in Berlin zeigen. Aber auch die Auseinandersetzung von Kunstbesitz, geraubten Kunstbesitz von Menschen jüdischen Glaubens - heute noch im Besitz im hiesigen von-der-Heydt-Museum - diese Auseinandersetzung zeigt mir noch, wie wenig im Grunde genommen die Nazis und ihre Zeit wirklich aufgearbeitet wurde.

Ich halte es für, um das direkt nachzuschieben, unverschämt und demokratisch nicht auf der Höhe, wie unsensibel, aktuell die Elternschaft des Dörpfeld-Gymnasiums mit der Statue des Nazi-Bildhauers Breker umgeht.

Es wird immer gesagt, ja aber - ja aber der Hitler hat die Autobahnen gebautund die Arbeitslosigkeit abgebaut. Wir wissen, dass das so nicht stimmt.

Mir käme es lieber darauf an, mitgeteilt zu bekommen, warum und in welchem Interesse die Gewerkschaften verboten wurden und was die Nutznießer des Verbotes davon hatten, wie sie nach dem Kriege behandelt wurden - und was sie danach machten.

Mir reicht es nicht aus, das alles mit dem Ost-West-Konflikt oder der damit vollzogenen Restauration zu erklären. Für mich war und ist es schlimm, zu erfahren, dass Hinterbliebene von Nazi-Größen hohe Renten- oder rentenähnliche Bezüge aus der Staatskasse erhalten haben, während Geschundene und Zwangsarbeiter dieses Systems um die Anerkennung kämpfen mußten und nur wenige Mark als Ausgleich für das Erlittene erhielten.

Das würde ich als Geschichtsaufarbeitung ansehen und nicht zum soundsovielten Male mir anschauen und anhören müssen, um wie viel Uhr hat Hitler seine Hunde vergiften lassen.

Die historische Schuld Deutschlands, Tod und Elend über Europa gebracht zu haben, lässt sich nicht durch Hinweise auf eigene Opfer mindern. Das Leiden der Deutschen durch Bombardierung, Vertreibung und Flucht ist Konsequenz des beispiellosen Angriffskrieges des Nazi-Regimes. Eine Umkehrung oder Glättung dieses historischen Tatbestandes wäre eine Verhöhnung der Opfer, der millionenfachen Opfer des Nazi-Terrors.

Für die Gewerkschaften hat das Erlebnis des 8.Mai 1945 auch eine wichtige Erkenntnis gebracht: Die Uneinigkeit der Arbeiterbewegung, die Schwächung der Gewerkschaften durch eine schwindende Mitgliederzahl und die Arbeitslosigkeit haben einen politischen Aufstieg Hitlers und seiner Konsorten mit erleichtert.

Wir sind es nicht Schuld. Das darf uns heute nach wie vor nicht daran hindern, mögliche Fehler von 1933 nicht klar zu sehen.

„Schafft die Einheit“! „Schafft die Einheit“ war die Botschaft, der Appell, die Feststellung! „Schafft die Einheit“ – das waren die letzten Worte Wilhelm Leuschners, eines hessischen Gewerkschafters, vor seiner Hinrichtung am 29. September 1944 im Berliner Gefängnis Plötzensee.

Wir brauchen diese Einheit. Wir merken im Moment an vielen Beispielen, wie sehr wir diese Einheit benötigen. Gleichzeitig sollten wir sie wie einen Augapfel hüten, damit wir auch Wilhelm Leuschner nicht noch einmal umbringen.

Vor 60 Jahren war das kein Thema. Sozialdemokratische, kommunistische und christliche Gewerkschafter ließen ihre parteipolitische Überzeugung und ihren unterschiedlich geprägten sozialen Hintergrund weg und gründeten die Einheitsgewerkschaft. Das war ein wichtiger, ein richtiger Entschluss. Niemals, niemals mehr sollte die Arbeiterbewegung zersplittert, und die Arbeiterbewegung „ein Tummelplatz parteipolitischer Leidenschaften“ werden.

Es gab durchaus verschiedene Vorstellungen über Aufgaben und Zukunft der Gewerkschaft. Doch Konsens war: Ohne Gewerkschaften ist ein demokratischer Aufbau eines Landes nicht möglich. 60 Jahre später mehren sich die Stimmen aus Wirtschaft und Politik, die sich ihrer historischen Verantwortung entziehen wollen und aufgrund der herrschenden Arbeitsmarktsituation Morgenluft wittern und das Rad der Geschichte zu ihren Gunsten zurückdrehen wollen.

Ende des Flächentarifvertrages, Abbau der Mitbestimmung, längere Arbeitszeiten, weg mit der 35-Stunden-Woche, Abschaffung des Kündigungsschutzes und Einschränkung sozialer Sicherungen sind ihre Themen, Parolen und Forderungen. Insbesondere tönt es aus der FDP, seit Ende April und auch auf dem Bundesparteitag der letzten Tage klar und vernehmlich: Zerschlagt die Gewerkschaften!

Zerschlagt die Gewerkschaften ist, auf einen Kurznenner gebracht, ihre Parole. Dabei verkennt Herr Westerwelle, dass Gewerkschaften Grundgesetzcharakter haben und, wenn man so will, noch vor den Parteien in der Rangfolge und Wertung stehen. Dieses, unser Grundgesetz ist keine leere Hülle, wie mancher meinen mag. In seiner Anlage fußt es, wie im übrigen auch die Verfassungen der Bundesländer, auf den Erlebnissen der Nazizeit, bzw. von dem, was die Nazizeit überhaupt erst möglich machte. So sind viele Teile von Landesverfassungen antifaschistisch und antikapitalistisch.

Das weiß man nur nicht immer – oder will es nicht wissen. Die hessische Landesverfassung – aber auch die Verfassung des Landes NRW, um nur einmal zwei zu nennen, die ja im Gegensatz zum Grundgesetz in Volksabstimmungen angenommen wurden, sind in ihren Artikeln eindeutig. Aber auch unser Grundgesetz -- die ersten zwanzig Artikel --sowie Artikel 139 sind eindeutig.

Von daher kann ich die wackelige, zögerliche, bedenkenbehaftete Urteilsfindung mancher Richter, die über Nazi-Aufmärsche befinden, nicht verstehen und nachvollziehen. Es sei denn, die Justiz wird wieder auf einem Auge blind.

Der federführende sozialdemokratische Bundesinnenminister für ein Verbot der NPD, Schily, hat den Verbotsantrag vor einigen Jahren versaut. Ich frage, bewusst versaut?

Für - und um das Regierungsviertel erlässt man ein Demonstrationssondergesetz. Die Abgeordneten wollen und möchten nicht in ihrem Bereich durch Nazis gestört werden. In der Provinz, ja in der Provinz dürfen sich die Bürger mit den Nazis herumkriegen.

Es gäbe viele Beispiele. Vielleicht, nein, sicher werden sie heute noch angesprochen. Darum will ich noch einmal daran erinnern: Für viele Völker, für viele Menschen war und ist der 8. Mai ein Tag der Befreiung. Befreiung von einem fremden Volk, daß über sie herrschen wollte. Befreiung von Hunger, von unmittelbarer Todesgefahr. Befreiung von einer Ideologie, die Andersdenkende als Untermenschen, als minderwertig betrachtete und sie als Arbeitssklaven eines vermeintlichen nordischen Herrenvolkes einsetzte.

Was ist dieser Tag, was ist dieser 8.Mai für mich, für uns? Was bedeutet er mir – was bedeutet er uns? Als jemand, der diese Zeit nicht erlebt hat, ist es ganz klar! Es ist ein Tag Befreiung, weil dieses braune System, bevor es andere Völker überfiel, schon einen Krieg im eigenen Land angefangen, und ihn mit der gleichen Brutalität geführt hat, wie er anschließend in Europa stattfinden sollte.

Ich möchte heute und hier auch noch einmal daran erinnern: Die ersten Toten dieses Systems waren Deutsche. Kommunisten, Gewerkschafter, Sozialdemokraten, bürgerliche Demokraten, Christen - alle diejenigen, die es wagten, sich ihnen in den Weg zu stellen. Das System der Konzentrationslager wurde auf deutschem Gebiet erdacht, errichtet, ausprobiert und verfeinert. Die reinen Vernichtungslager, in der durch Zwangsarbeit, Folter, Erschießen, Vergasen, Menschen massenhaft, später industriell ums Leben kamen, wurden in den dann eroberten Gebieten errichtet.

Sobibor, Belcek, Treblinka, Maidanek und Auschwitz, diese Namen für stehen deutsche Schuld, hatten allerdings ihre Vorläufer in Dachau, Oranienburg, Buchenwald, Flossenbürg, Bergen-Belsen ja, ja auch in der Kemna in Wuppertal.

Für die Überlebenden in den Kriegsgefangenenlagern, in den Gefängnissen, in den Konzentrationslagern war und ist der 8. Mai ein Tag der Befreiung. Deswegen finde ich es wichtig und richtig, den heutigen Tag, mit unserer Geschichte, die dennoch aktuelle Gegenwart ist, den heutigen Tag, mit unserer Geschichte zu beschäftigen und auch gleichermaßen einen würdigen Tag für diejenigen, die im Kampfe gegen den Faschismus standen und noch stehen, zu gestalten und zu begehen.

Dazu wünsche ein gutes Gelingen.

Anlage 3:

Rede von Bürgermeister Lorenz Bahr (SPD), Wuppertal

Sehr geehrte Damen und Herren,

für die Einladung zu Ihrem wissenschaftlichen Kolloquium anlässlich der sechzigsten Wiederkehr des Tages, an dem der zweite Weltkrieg in Europa zu Ende ging, möchte ich mich im Namen von Verwaltung und Politik der Stadt Wuppertal bedanken und darf Sie ganz herzlich in Wuppertal begrüßen.

An vielen Orten, sehr geehrte Damen und Herren, wird heute des Endes des zweiten Weltkrieges gedacht. Seiner eigenen Geschichte gemäß hat dabei jede Bevölkerung in jedem Staat ihre eigenen Gefühle. Sieg oder Niederlage, Befreiung von Unrecht und Fremdherrschaft oder Übergang zu neuer Abhängigkeit, neue Bündnisse, die in diesen Tagen glücklicherweise auch wieder überwunden scheinen. Der 8. Mai ist ein historisches Datum von entscheidender Bedeutung. Der Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker hat am 8. Mai 1985 – vor zwanzig Jahren im Deutschen Bundestag – in einer viel beachteten und zu seiner Zeit längst überfälligen Rede gesagt: „Wir Deutschen begehen den Tag unter uns. Wir müssen die Maßstäbe allein finden. Schonung unserer Gefühle durch uns selbst oder durch andere hilft nicht weiter. Wir brauchen und wir haben die Kraft, der Wahrheit, so gut wir es können, ins Auge zu sehen, ohne Beschönigung und ohne Einseitigkeit.“

Insofern ist der 8. Mai heute für uns ein Tag der Erinnerung. Und erinnern meint, einem Geschehen so ehrlich zu gedenken, dass es zu einem Teil des Innern wird. Das stellt große Herausforderungen an unsere Wahrhaftigkeit.

Hanna Ahrend schrieb in „Die Nachwirkungen des Nazi-Regimes“ 1950: „Überall fällt einem auf, dass es keine Reaktion auf das Geschehene gibt, aber es ist schwer zu sagen, ob es sich dabei um eine irgendwie absichtliche Weigerung zu trauern oder um den Ausdruck einer echten Gefühlsunfähigkeit handelt ... .“

Heute können wir in Trauer aller Toten des Krieges und der Gewaltherrschaft gedenken. Wir gedenken insbesondere allen Verfolgten und Ermordeten des Naziregimes, die aufgrund ihrer religiösen Zugehörigkeit, ihrer politischen Überzeugung, ihrer Herkunft oder ihrer sexuellen Orientierung verfolgt und ermordet wurden. Wir gedenken aller Völker, die im Krieg gelitten haben, vor allem der unzählig vielen Bürgerinnen und Bürger der ehemaligen Sowjetunion und Polens, die ihr Leben verloren haben. Als Deutsche gedenken wir aber auch der vielen toten Soldaten und der eigenen Landsleute, die in der Heimat einen sinnlosen Tot in einem sinnlosen Krieg gestorben sind.

Es sind die Leiden eben dieser vielen Menschen, derer wir heute gedenken, die den 8. Mai 1945 zu einem Tag der Befreiung machen.

Aber wir können und wir dürfen den 8. Mai 1945 nicht trennen vom 30. Januar 1933. Die Verantwortung für das vielfache Leid liegt in Deutschland.

Ihr Kolloquium, das Sie nach Wuppertal führt, trägt den Titel: „Der Widerstand gegen den deutschen Faschismus 1933 – 1945“. Ich denke, Wuppertal ist ein guter Ort, um sich ausführlich mit dem Thema „Widerstand gegen den deutschen Faschismus“ zu befassen – schließlich können wir noch heute stolz darauf sein, dass der Name Wuppertal durch die Barmer Erklärung und die Bekennende Kirche mit dem tätigen Widerstand von Christen gegen die Nationalsozialisten verbunden ist. Und auch alle anderen Formen des Widerstandes waren in Wuppertal vorhanden.

Der Untertitel des Kolloquiums lautet: „Widerstand gegen den deutschen Faschismus – Ein oder kein Thema für die Jugend unserer Tage?“ Ohne das Ergebnis Ihrer gemeinsamen Arbeit heute vorweg nehmen zu wollen, möchte ich die Frage zumindest für mich beantworten: Natürlich ist der Widerstand gegen den Faschismus ein Thema – und zwar nicht nur für die Jugend.

Gerade in einer Zeit, in der neo-faschistische und rechtsradikale Politik wieder salonfähig erscheint, in einer Zeit, in der Rechtsradikale wieder in den Wuppertaler Stadtrat gewählt worden sind und Mitglieder von Landtagen stellen, und in einer Zeit, in der Neonazis versuchen, die Städte als ihr eigenes Aufmarschgelände zu diskreditieren, ist es wichtiger denn je, sich über Nationalsozialismus und Faschismus, dessen Ursprünge und Ziele, auseinander zu setzen. Es ist wichtig, gemeinsam Strategien gegen rechtsradikale und neofaschistische Tendenzen zu entwickeln; sich darüber klar zu werden, wie damit umzugehen ist.

Ich denke, dass sich da aus der Vergangenheit und den Erfahrungen des Widerstandes einiges lernen lässt, was zu einer sachlichen und qualitativen Diskussion beiträgt.

Vor diesem Hintergrund freue ich mich, dass Sie Wuppertal als Veranstaltungsort Ihres Kolloquiums zum heutigen Tag gewählt haben.

Ich freue mich aber besonders, dass Sie heute im Rahmen Ihres Kolloquiums Antifaschistinnen und Antifaschisten, die im Widerstand gegen den Nationalsozialismus aktiv waren, ehren werden. Und es ist eine Ehre für Wuppertal, dass wir hier Gäste aus der Ukraine begrüßen können, die Wuppertal vor 60 Jahren als Zwangsarbeiter kennen lernen mussten.

Wir sind froh, dass wir heute mit Ihnen gemeinsam erleben können, dass Wuppertal sich der Vergangenheit bewusst ist und stellt, weil Wuppertal aus seiner Vergangenheit gelernt hat, die ein Teil Ihrer leidvollen Geschichte in Wuppertal auch ist.

Wuppertal ist heute eine Stadt, in der viele Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kultur und Weltanschauung friedlich zusammen leben. Das macht einen großen Teil des Charmes unserer Stadt aus. Darauf sind wir stolz. Dieses friedliche Miteinander wollen wir uns erhalten. Und dazu ist es immer wichtig und auch hilfreich, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen, Ältere mit viel Erfahrung zu fragen, wachsam zu sein und schon den Anfängen eines Neo-Faschismus oder Neo-Nationalismus zu wehren.

Für Ihr Kolloquium wünsche ich Ihnen einen guten und erfolgreichen Verlauf!

Anlage 4:

Lernorte außerhalb der Schule

Erfahrungen aus der Arbeit des Studienkreises deutscher Widerstand

Vortrag von Dr. Ursula Krause-Schmitt, Hanau

(Copyright by Dr. Ursula Krause-Schmitt)

In den letzten Wochen galt jeder zweite Anruf im Studienkreis der Frage nach der Vermittlung eines Zeitzeugen. Die Anrufer waren Journalisten, Lehrer und Lehrerinnen; alle hatten es ungeheuer eilig. Auf Rückfragen nach dem Kontext, in dem der Zeitzeuge sprechen sollte, kam regelmäßig die Antwort: „Na ja, authentische Erinnerungen an das Kriegsende!“ Bei Lehrerinnen und Lehrer habe ich einige Male genauer nachgefragt; ich habe ihnen zum Beispiel die Vermittlung zu einem Zeitzeugen aus dem Frankfurter Raum vorgeschlagen, der im Herbst 1944 vom Tod seiner nach Auschwitz deportierten Mutter erfahren hatte und kurz darauf „als jüdischer Mischling“ zur Zwangsarbeit in die deutsche Rüstungsindustrie gezwungen wurde; er habe viel zu berichten – über Sabotage, die er mit anderen in der unterirdischen Fabrik geleistet habe, über die akute Lebensbedrohung bis zur Stunde der Befreiung ... Am anderen Ende des Telefons herrschte zunächst Schweigen, dann eher zögerlich: „Das wäre ja interessant. Doch das passe so nicht in den Unterricht, darauf wären die Schüler nicht vorbereitet, aber man wolle es einmal versuchen.“ Ich habe dann die Gesprächspartner gebeten, sich ihr Unterrichtsvorhaben noch einmal zu überlegen und sich wieder zu melden. In drei oder vier Fällen kam es zu Rückrufen, zu einer Änderung des Unterrichtskonzepts und zur Kontaktvermittlung.

Nicht nur in den Medien steht der „Zeitzeuge“ in diesen Tagen hoch im Kurs. Genauer gesagt, ist es eine Kategorie von „Zeitzeuge“, die es zuvor in diesem Ausmaß noch nicht gab, die gewissermaßen neu entdeckt, gar geschaffen wurde: Es ist das deutsche Kriegskind. In Frankfurt befasste sich drei Tage lang eine wissenschaftliche Konferenz mit den Erinnerungen von Kriegskindern; sie war sehr gut besucht von heute 65 bis 80jährigen Deutschen, denen in zahlreichen workshops endlich einmal zugehört wurde – wie es hieß. Nun ist es ja nicht so, dass die Erfahrungen der Kriegsgeneration ein Tabu gewesen wären. Sie prägten den familiären Diskurs mit all seinen Entlastungs- und Verdrängungsmomenten, wie die Studie von Harald Welzer „Opa war kein Nazi“ belegte und sie waren im öffentlichen Diskurs in der alten Bundesrepublik präsent: Wer erinnert sich nicht an die unzähligen Volkstrauertagsveranstaltungen jeweils im November. Was jedoch heute neu ist, ist die öffentliche Zuerkennung des Opferstatus: Deutsche waren nicht nur Täter, sondern auch und vor allem Opfer. Bei dieser Täter-Opfer-Verschiebung geht es nicht mehr darum – wie lange Jahre zuvor, die deutschen Verbrechen zu leugnen. Sie bilden gewissermaßen die Folio, vor der nun auch das „deutsche Leid“ anerkannt werden kann. In den Erzählungen von deutschen Kriegskindern ist viel von Hunger die Rede; auf der Konferenz in Frankfurt versuchte eine Wissenschaftlerin zu belegen, dass die Kalorienzahl in der unmittelbaren Nachkriegszeit für deutsche Kinder unter der Kalorienzahl in Konzentrationslagern gelegen habe. Das ist nur einer der absolut unzulässigen Vergleiche. Es gibt einen fundamentalen Unterschied zwischen dem Hungern in Nachkriegsdeutschland und dem Hunger, dem in Auschwitz-Birkenau unzählige Kinder der Sinti und Roma erlagen. Das Bild, das die Erzählungen von Kriegskindern erzeugen, besteht aus beliebig austauschbaren Puzzle-Teilen und trägt so zum Verschwinden-Lassen des einzigartigen Menschheitsverbrechen, begangen von Deutschen, bei.

Wir sehen uns also gezwungen, uns mit einem neuen Typus von Zeitzeugen, dem deutschen Kriegskind, auseinanderzusetzen, während gleichzeitig diejenigen, die aus eigener Erfahrungen über den deutschen Faschismus und seine Verbrechen berichten können – die Überlebenden aus dem Widerstand und aus der antisemitischen und rassistischen Vernichtungsmaschinerie immer weniger werden.

In seiner Rede anlässlich des 60. Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald hat Jorge Semprun darauf hingewiesen, dass unter den Stimmen, die bald kein Zeugnis mehr ablegen können, es zuerst vor allem die Stimmen derjenigen sein werden, die im Widerstandskampf gegen die faschistische Barbarei standen. Er sagte:

„Während es also in zehn Jahren keinen Überlebenden von Buchenwald oder von Dachau oder von Mauthausen mehr geben wird, also aus jenen Konzentrationslagern, die dazu bestimmt waren, die politischen Widerstandskräfte aus ganz Europa, die den Nazismus bekämpft hatten, zu inhaftieren und zu zerstören, ist es zum anderen gut möglich, sogar wahrscheinlich, dass es Überlebende von Auschwitz oder Birkenau geben wird ... Das jüdische Gedächtnis an die Lager wird langlebiger, wird sehr viel dauerhafter sein. Dies aus dem einfachen Grund: Weil es deportierte jüdische Kinder gab, Tausende und Zehntausende, während es keine deportierten Kinder aus dem politischen Widerstand gab.“

Ich weiß nicht, an welcher Stelle der Rede Sempruns es Widerspruch aus den Reihen der Überlebenden gab, ich denke jedoch, seine weiteren Ausführungen verdeutlichen sein Anliegen: auf den wenigen Überlebenden, die in den nächsten Jahren noch Zeugnis ablegen können, ruht eine hohe Verantwortung; ihr Zeugnis schließt die Erinnerung an alle Opfer der faschistischen Barbarei mit ein. Ich sehe in seinem Anliegen auch eine Anforderung an unsere Arbeit: Es ist dringend notwendig, die wenigen Überlebenden, die noch Zeugnis ablegen können, bei ihrer schweren Aufgabe zu unterstützen und ihnen zu helfen, dass ihre Stimme gehört wird.

Auf ein weiteres Problem der heutigen Vermittlungsarbeit macht Wilhelm Heitmeyer in seiner Studie „Deutsche Zustände“ aufmerksam: danach gibt es bei jungen Erwachsenen ein oberflächliches Wissen über Geschehnisse in der NS-Zeit; die Fähigkeit zu historischen Einordnung tendiert jedoch gegen Null. Das Wissen um die Einzigartigkeit der deutschen Menschheitsverbrechen hat trotz aller Debatten die Mehrheitsmeinung nicht erreicht. Nicht zuletzt das Wiederaufleben der Totalitarismus-Theorien trägt zur banalen Vergleichbarkeit von Unvergleichlichem bei und dient so der Entlastung. „Im Vordergrund steht die Forderung nach ‚Normalität’ im Umgang mit der NS-Geschichte. Dazu gehört die Betonung der Opferrolle der Deutschen und der Versuch der Gleichsetzung mit den Opfern der Naziverbrechen, die Relativierung der Verbrechen durch Übertragung der Begrifflichkeiten auf heutige Konfliktfelder, die Hervorhebung, dass besonders die Deutschen gelernt hätten, mit ihrer Geschichte verantwortlich umzugehen und der Anspruch, man brauche sich das neue Selbstbewusstsein nicht ständig mit der ‚Moralkeule‘ Auschwitz kaputtschlagen lassen.“ (Heiko Lüssmann)

Wie sieht nun unter diesen gegebenen Bedingungen die antifaschistische Bildungsarbeit, die der Studienkreis leisten kann, aus?

Ich will mit einem Beispiel beginnen:

Vor einigen Wochen kam ein Lehrer in den Studienkreis, um sich Anregungen für den Unterricht über die NS-Zeit zu holen. Er unterrichtet an einer Berufsschule angehende Informatiker und Elektrotechniker, überwiegend junge Männer. Die Schule liegt im Gallusviertel. Was liegt näher, dachte ich, als ihn auf die ehemaligen Adlerwerke und damit auf das Thema Zwangsarbeit und KZ-Außenkommando hinzuweisen. Doch genau damit hatte sich die Klasse im vergangenen Jahr schon beschäftigt anlässlich eines Besuchs ehemaliger polnischer Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Die Gespräche mit diesen Überlebenden hatten die Jugendlichen ziemlich beeindruckt. Nicht zuletzt weil sie auf Menschen trafen, die, als sie zur Zwangsarbeit verschleppt wurden, noch Jugendliche waren, 14, 15, 16 Jahre alt.

Wir suchten nun gemeinsam nach einem Unterrichtsansatz möglichst nah an der Lebenswelt, an Alltagserfahrungen der Jugendlichen; es sollte auch eine Unterrichtsmethode sein, bei der sie selbsttätig, selbst forschend eingreifen konnten. Ein solcher Ansatz ist z. B. jenes „Grabe, wo Du stehst“ (Dig where you stand), der in den 1980er Jahren zum Teil Eingang in einen fortschrittlichen Geschichts- und Politikunterricht gefunden hatte. Das „Grabe, wo Du stehst“ war auch das Konzept, dass den vom Studienkreis herausgegebenen Heimatgeschichtlichen Wegweisern zu Stätten des Widerstands und der Verfolgung zu Grunde liegt. Die Schülerinnen und Schüler jener Berufsschule wohnen nicht alle in Frankfurt, viele kommen aus dem Umland. So lag der Gedanke nah, sie anhand der Hinweise im Wegweiser Hessen I an ihren Wohnorten auf Spurensuche zu schicken. Gab es dort Hinweise auf Widerstand, gab es jüdische Nachbarn oder Sinti und Roma, gab es Zwangsarbeitskräfte, gibt es Gedenkzeichen, Gräber, was wissen die älteren Einwohner, Einwohnerinnen davon usw. Nach Rücksprache mit der Lehrerkonferenz bestellte die Schule vergangene Woche einen Klassensatz des Wegweisers Hessen I.

Wir haben noch ein weiteres Unterrichtsprojekt entwickelt: die Schule heißt nämlich Werner-von-Siemens-Schule. Ich fragte den Lehrer, ob er schon etwas vom ehemaligen Siemens-Werk Ravensbrück gehört hätte, was er verneinte. An diesem Siemens-Werk Ravensbrück lässt sich eine ganze Menge Lernen zu den Themen Rolle der Industrie, spez. der Elektroindustrie, zu Zwangsarbeit unter KZ-Bedingungen, zum mörderischen Konzept „Vernichtung durch Arbeit“, zur Verantwortlichkeit von damaligem Management, zur verweigerten Entschädigung, und auch zum Thema Widerstand, betrachtet man die durchaus effektive Sabotage der gefangenen Frauen bei der Herstellung von Spulen und Zündern oder auch die widerständigen Biografien einiger Frauen, die für Siemens Zwangsarbeit verrichten mussten. All diese Aspekte sind in unserer Bibliothek und im Archiv, zum Teil auch in unserer Zeitschrift informationen und unserer Videothek, hier besonders die biografischen Videos von Loretta Walz, gut dokumentiert. Wir haben vereinbart, dass einzelne Schüler, Schülerinnen, die zu bestimmten Themen Referate oder eine Präsentation im Unterricht vorbereiten, in den Studienkreis kommen, um das Material zu sichten.

Auf diese Weise werden unsere Räume zu einem Lernort außerhalb der Schule.

Auf Grund unserer inzwischen jedoch ziemlich beengten Raumverhältnisse können wir das pädagogische Projekt „Entdeckendes Lernen im Archiv“ leider nicht mehr für ganze Schulklassen anbieten, sondern nur noch für kleine Gruppen und einzelne Schüler, Schülerinnen. Inzwischen bieten sich jedoch auch einige staatliche und städtische Archive als Lernorte außerhalb der Schule an. Im Staatsarchiv Detmold beispielsweise gibt es die Möglichkeit, anhand ausgewählter Akten die „Euthanasie“-Verbrechen an Kranken und Behinderten zu studieren.

Es gibt sehr viele Lernorte außerhalb der Schulen: Ich möchte an etwas erinnern, was vor allem in den 1980er Jahren von den Kreisvereinigungen der VVN-BdA mit großem Erfolg entwickelt worden ist: es sind die antifaschistischen, manchmal hießen sie auch alternativen, Stadtrundgänge und Stadtrundfahrten. Ihre große Bedeutung für die Geschichtsvermittlung lag mit Sicherheit darin, dass sie von ehemaligen Verfolgten begleitet und kommentiert wurden. Hier zeigt sich der große Verlust, vielleicht aber auch eine neue Chance. All diese Orte haben auch heute noch ein Gedächtnis, wenn man es denn wieder zum Sprechen bringt. Zum 27. Januar 2005, dem Gedenktag an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, hat der Studienkreis zusammen mit der Frankfurter Arbeitsgruppe Ausgegrenzte Opfer eine Foto- und Videodokumentation vorgestellt, die den Titel trug: Das Gedächtnis der Orte an nationalsozialistische Verbrechen. Gezeigt wurden in Frankfurt weitgehend vergessene Orte, die mit der Zerschlagung der Arbeiterbewegung, dem politischen Widerstand, der Verfolgung der Zeugen Jehovas, der Deportation der jüdischen Bevölkerung und der Sinti und Roma, der Vernichtung „lebensunwerten Lebens“ und der Zwangsarbeit in Verbindung stehen. Was die zahlreichen Besucher, Besucherinnen, darunter viele junge Leute, besonders beeindruckt hat, war erstens, dass sie die Geschichte dieser Orte, an denen sie häufig täglich vorbei gehen, nicht kennen, zweitens der Umgang mit diesen Orten bis heute und drittens die Nachkriegskarrieren von Tätern an diesen Orten wie z.B. im Gesundheitsamt oder im heutigen Max-Planck-Institut für Hirnforschung.

Neue Formen von Lernorten außerhalb der Schule sind entwickelt worden. Ich meine das von dem Künstler Günther Demig entwickelte Gedenkprojekt Stolpersteine. Es sind Bürgerinitiativen und vor allem Schulklassen und Schulen in der Nachbarschaft, die sich in dieses Projekt einbringen. Eine Frankfurter Initiative, an der auch der Studienkreis beteiligt war, legte im vergangenen Jahr im Nordend über 50 Stolpersteine für jüdische Menschen, für Widerstandskämpfer und für Opfer der NS-„Euthanasie“. Bei den Vorbereitungen ging es dieser Initiative darum, bisher unbeachteten, weitgehend vergessenen Opfer des Nationalsozialismus ihren Namen und ihre Biografie wieder zu gegen. Sie wurden bei ihren Recherchen u.a. in den hessischen Entschädigungsakten, die im Studienkreis inzwischen als Datenbank zur Verfügung stehen, fündig. Das Nachhaltige am Gedenkprojekt Stolpersteine ist meines Erachtens jene ideelle Patenschaft, die aus der persönliche, intensive Beschäftigung mit den Biografien der Opfer entsteht. Zugleich beinhaltet diese persönliche Recherche eine konkrete Auseinandersetzung mit dem mörderischen NS-Regime, das den Opfern aus rassistischen Gründen oder weil sie sich widersetzten, das Recht auf Leben raubte. Das Projekt Stolpersteine ist auch nicht mit dem Legen der Steine beendet. Keiner dieser Paten darf „seinen“ Stolperstein aus dem Auge verlieren; sie müssen gepflegt, auch immer wieder poliert werden.

Dieses Nicht-aus-den-Augen-verlieren gilt für alle Gedenksteine, Gedenkorte. Meist ging die Initiative von Überlebenden, von der VVN und Geschichtswerkstätten aus und stieß nur allzu oft auf erheblichen Widerstand von Seiten der Behörden. Den „Staffelstab der Erinnerung“ übernehmen, worum Paul Spiegel, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, am 60. Jahrestag der Befreiung von Buchenwald bat, heißt auch immer wieder über die Geschichte eines Gedenksteins, eines Mahnmals zu berichten.

Ich möchte noch über eine weitere Form außerschulischen Lernens berichten. Es handelt sich dabei um Erfahrungen, die wir bei der Arbeit mit unserer Ausstellung „Kinder im KZ Theresienstadt. Zeichnungen, Gedichte, Texte“ und dem dazu gehörenden Katalog gemacht haben. Diese Ausstellung mit ihren sehr eindrucksvoll und künstlerisch gestalteten Tafeln wurde bewusst so konzipiert, dass sie gut in kleineren Räumen – Stadtbüchereien, Schulen, Gemeinde- und Bürgerhäusern, Galerien – gezeigt werden kann. Als die Ausstellung zum ersten Mal in der Stadtteilbücherei in Frankfurt-Rödelheim gezeigt wurde, rief uns kurz danach eine Frau an, die erzählte, dass sie als Kind mit ihrer Schwester und ihrem Vater in das KZ Theresienstadt deportiert worden war. Es war der letzte Transport, der am 14. Februar 2005 Frankfurt am Main verließ; die Mutter, eine Christin, musste zurückbleiben. In den auf diesen Anruf folgenden Monaten kam Frau Erbrich regelmäßig in den Studienkreis und ich nahm ihren Bericht auf Kassette auf. Für sie war es eine schwere Erinnerungsarbeit; es war nach über 60 Jahren zum ersten Mal, das sie über ihre Kindheit sprach. Weshalb erst so spät? Es war wie fast immer bei den Überlebenden der Lager: es hatte in der deutschen Mehrheitsgesellschaft niemand gegeben, der zuhören wollte, und das persönliche private und berufliche Leben musste trotz der Traumatisierung bewältigt werden. Da sie damals erst sechs Jahre alt war, kam noch hinzu, dass sie selbst ihre Erinnerungen einerseits in Zweifel zog, andrerseits der immer wiederkehrenden Bilder wegen darauf beharren musste. Das Berichten und vor allem ein Besuch in der heutigen Gedenkstätte Terezin trugen dazu bei, dass sie heute Jugendlichen, die die Ausstellung besuchen, von ihren Kindheitserfahrungen erzählen kann. Sie ist also eine jener Zeuginnen, von denen Jorge Semprun in Buchenwald sprach. Sie berichtet über ihre Ausgrenzung als jüdisches Kind, die alltägliche Schrecken im Lager, aber auch über Gesten der Solidarität, der Überlebenshilfe von nicht-jüdischen Nachbarn, die ihre Familie und sie selbst noch in Frankfurt erfahren hatte.

Als die Ausstellung in Hanau außerhalb der Schule in einer Galerie gezeigt wurde, hatte eine 12. Klasse mit ihrer Lehrerin die Patenschaft übernommen. Patenschaft hieß in diesem Fall: Jugendliche, die sich dazu freiwillig melden konnten, führen andere Jugendliche während einer Woche durch die Ausstellung. Man nennt das auch Peer-Teaching, gleichaltrige unterrichten gleichaltrige. Dieses Konzept bedurfte einer guten inhaltlichen Vorbereitung, bei der auch Frau Erbrich die Klasse besuchte. Die Motivation, selbst durch die Ausstellung zu führen und das anschließende Gespräch mit Frau Erbrich in eigner Verantwortung zu moderieren, war nach ihrem Besuch in der Klasse erheblich gestiegen. Die Ausstellung wurde in den acht Tagen in Hanau von mindestens zwölf Klassen besucht; die jugendlichen Ausstellungsbegleiter – einige von ihnen hatten einen migrantischen Hintergrund - zeigten die ganze Zeit über eine bewundernswerte Disziplin und Verantwortung für die von ihnen übernommene Aufgabe. Es würde zu weit führen, die Erfahrungen dieser jungen Leute, die sie bei der Abschlussveranstaltung äußerten, hier zu referieren: Sie hätten eine Menge erfahren, würden einiges nun anders sehen. Bei pädagogischen Projekten ist es immer schwierig, die Transferleistung, den Bezug für heute, den jeder, jede für sich selbst finden muss, zu definieren. Ich denke jedoch, dass Antisemitismus und Rassismus für diese Jugendlichen nicht mehr nur Worthülsen sind. Die Frage, konnte man etwas tun, was hätte ich getan? stand immer im Raum.

Dies waren einige positive Beispiele. Aber: gerade auch angesichts der Verknappung der öffentlichen Gelder erreichen wir, der Studienkreis, und andere mit diesen Fragen beschäftigten Institutionen und Initiativen nur einen bestimmten Teil von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Und wir müssen uns auch darüber im Klaren sein, dass es eine wachsende Gruppe von Jugendlichen gibt, die längst nicht mehr nur durch rechtsextremistisches Denken gefährdet ist, sondern diesen Formen antifaschistischer Bildungsarbeit und pädagogischer Einflussnahme überhaupt nicht mehr zugänglich ist. Die rechte Szene hat kein Problem, Nachwuchs zu rekrutieren.