31.03.05
"Gegen das 'Tot'schweigen!!"
Nach politischem Mord an
Punker durch Neonazi in Dortmund - Mahnwache und Demonstration am 02.04.2005
Wir möchten Sie und Euch anlässlich des Dortmunder Mordes an einen Punker,
begangen von einem offensichtlich der rechten Szene zugehörigen Täter,
die folgenden Informationen zukommen lassen.
I. Aufruf des "Dortmunder Bündnis gegen rechts"
II. Polizeipressemitteilungen
III. Presseartikel.
Mit antirassistischen Grüßen vom ABR
I. *MAHNWACHE UND DEMONSTRATION AM 02.04.2005 IN DORTMUND*
"GEGEN DAS 'TOT'SCHWEIGEN!!"
Aus Anlass des politischen Mordes, bei dem ein vorbestrafter 17-jähriger Neonazi am Ostermontag am U-Bahnhof Kampstraße einen Punker erstochen hat, ruft das BÜNDNIS Dortmund GEGEN RECHTS zu einer Mahnwache sowie zu einer Demonstration auf.
Die Mahnwache beginnt mittags um 12 Uhr am U-Bahnhof Kampstraße.
Um 13 Uhr startet von dort eine Demonstration, die durch die nördliche Innenstadt führt, um schließlich wieder an der Kampstraße zu enden.
Alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt Dortmund sind aufgerufen, daran teilzunehmen!
In den letzten Jahren haben Aktivitäten der Dortmunder Nazi-Szene stark zugenommen. Jüdische Friedhöfe wurden geschändet, es gab Aufmärsche der extremen Rechten, sie führten spontane Aktionen in der Innenstadt durch, verübten einen Buttersäure-Anschlag auf die so genannte Wehrmachts-Ausstellung, wurden gewalttätig gegenüber Andersdenkenden oder Andersaussehenden und drohten zuletzt unverhohlen im Internet:
"Wie schon in der Vergangenheit bewiesen, werden wir es nicht zulassen,
daß auch nur eine einzige Veranstaltung linker und antifaschistischer Kreise in dieser Stadt unbeobachtet, unkommentiert und vor allem ungestraft über die Bühne gehen wird."
Quelle [https://www.freier-widerstand.net/forum/thread.php?threadid=3616&boardid=3]
Tatsächlich versuchten die Neofaschisten bereits drei antifaschistische Veranstaltungen zu stören. Zuletzt wollten sie eine Zeitzeugenveranstaltung mit der Widerstandskämpferin Lore Junge verhindern und demonstrierten unter dem Motto "Weg mit dem BÜNDNIS Dortmund
GEGEN RECHTS"
durch Dortmunds Nordstadt.
Die Stadt Dortmund versuchte bislang, diese Entwicklung zu verschweigen. "Tot"schweigen könnte man sagen. Angeblich, um die Rechtsextremisten nicht aufzuwerten, in Wahrheit aber wohl eher besorgt um das Ansehen der Stadt.
Nun ist einer tot! Nicht trotz, sondern wegen des Schweigens!
Rechtsextremismus muss benannt werden. Wir müssen ihm offensiv entgegentreten.
Wir werden nicht zulassen, dass dieser Mord von Seiten der Stadt und der Justiz-Behörden als unpolitisch dargestellt wird. Er ist der traurige Höhepunkt einer erkennbaren Entwicklung, die gestoppt werden muss. Mit unserer Demonstration wollen wir dem Opfer, Thorsten Schulz gedenken
sowie die Öffentlichkeit für diese Thematik schaffen.
Sprecherrat BÜNDNIS Dortmund GEGEN RECHTS
II. POLIZEIPRESSEMITTEILUNGEN:
1.) POL-DO: Tötungsdelilkt in Dortmund
28.03.2005 - 22:23 Uhr
Dortmund (ots) - Gemeinsame Presseerklärung der Dortmunder Polizei
und der Staatsanwaltschaft.
Am Montag, 28.03.2005, gegen, 19:03 Uhr kam es im Gleisbereich des
U-Bahnhofes Kampstraße in Dortmund-Mitte zu einer Auseinandersetzung
zwischen einem Pärchen und einer männlichen Person in dessen Verlauf
die männliche Person niedergestochen wurde.
Der Verletzte wurde einem Krankenhaus zugeführt. Dort ist er mittlerweile verstorben.
Das Tatverdächtige Pärchen kann wie folgt beschrieben werden:
Männliche Person: ca. 180 cm groß, korpulent, Glatze, 3-Tagebart,
vermutlich Deutscher, schwarze Bomberjacke mit unbekantem Aufdruck, helle Jeans, klobige Schuhe
Weibliche Person: schulterlange blonde Haare
Das Pärchen flüchtete zu Fuß aus dem Bereich Kampstraße.
Zeugen die Hinweise auf die Täter oder die Tat geben können,
werden gebeten sich unter Telefon 0231-132-7541 mit der Kriminalwache
Dortmund in Verbindung zu setzen.
Weitere Auskünfte erteilt ausschließlich die ermittelnde
Staatsanwaltschaft Dortmund.
ots-Originaltext: Polizei Dortmund
Digitale Pressemappe:
http://www.polizeipresse.de/p_story.htx?firmaid=4971
Rückfragen bitte an:
Polizei Dortmund
Leitstelle
Kiessling
Telefon: 0231-132 8030
Fax: 0231-132 8040
2.) POL-DO: Festnahme nach tödlichem Messerstich
29.03.2005 - 14:46 Uhr
Dortmund (ots) - Lfd. Nr.: 0500
Gemeinsame Presseerklärung der Staatsanwaltschaft Dortmund und der
Dortmunder Polizei.
Wie schon berichtet, wurde in dem U-Bahnbahnhof "Kampstraße" eine
Person am gestrigen Tag durch einen Messerstich lebensgefährlich
verletzt. Die Person ist zwischenzeitlich verstorben.
Im Rahmen der Fahndung nach den Tätern konnte ein Pärchen
festgenommen werden. Es handelt sich um einen 17-jährigen Dortmunder
und seine 16-jährige Freundin. Der Tatverdacht gegen die Frau hat
sich nicht bestätigt. Sie wurde entlassen.
Nach den Ermittlungen der Polizei ist es zunächst zu einer
verbalen Auseinandersetzung gekommen. Im Verlaufe des Streits stach
dann der 17-jährige den 32-jährigen mit einem Messer nieder.
Anschließend flüchtete er in einen am Bahnsteig stehenden U-Bahnzug,
der aber aufgrund der Ereignisse nicht abfuhr. Daraufhin begab er
sich mit seiner Begleiterin über die Kampstraße in Richtung
Hauptbahnhof. Dort konnten beide Personen festgenommen werden.
Der Tatverdächtige stand erheblich unter Alkoholeinfluss. Er hat
sich bisher nicht zur Sache eingelassen. Zu den Tatumständen können
daher aus ermittlungstaktischen Gründen derzeit keine weiteren
Angaben gemacht werden. Der Tatverdächtige wurde dem Haftrichter des Amtsgerichtes Dortmund zugeführt. Es erging Haftbefehl wegen Mordes.
Sachbearbeitende Staatsanwältin ist Frau Jakobs, Tel.:
0231/92626134.
Polizei Dortmund
Pressestelle
Blaszyk
Telefon: 0231-132 9023
Fax: 0231-132 9027
3.) POL-DO: Vorläufiges Obduktionsergebnis zum Tötungsdelikt vom 28.03.2005 liegt vor
30.03.2005 - 13:02 Uhr Dortmund (ots) - Lfd. Nr.: 0502 Gemeinsame
Presseerklärung der Staatsanwaltschaft Dortmund und des Polizeipräsidiums
Dortmund. Der 31 Jahre alte Dortmunder, der am Ostermontag am
U-BahnhofKampstraße niedergestochen wurde, ist nach den
vorläufigen Erkenntnissen der Dortmunder Rechtsmedizin an den Folgen
eines Messerstiches durch das Herz verstorben. Der seit dem 29.08.2005 im
Untersuchungshaft befindliche 17 Jahrealte Tatverdächtige, der zur Tatzeit
erheblich alkoholisiert war und bislang eher als Mitläufer der sog.
"rechten
Szene" in Erscheinung getreten ist, hat sich nach wie vor nicht zum Hergang
und zu seiner Motivation bei der Tat geäußert. Die bisher vernommenen
Tatzeugen schildern, dass sich das spätere Opfer aus einer größeren Gruppe
von ca. 20 Personen, die nach Kleidung und Haartracht als "Punker"
beschreiben
werden, getrennt habe und auf den Beschuldigten zugegangen sei.
Angeschlossen
habe sich ein heftiges Wortgefecht, bei dem es unter anderem um Kleidung
und
Haartracht des Täters gegangen sein soll und das von verschiedenen Zeugen
als
- wechselseitig - provokant empfunden wurde. Der Beschuldigte soll dann für
das Opfer überraschend mit einem Messer zugestochen haben. Der dem
Haftbefehl zugrunde liegende Vorwurf des Mordes knüpft an diese
Begehungsweise an.
Die Ermittlungen dauern an. Weitere Auskünfte können
aus ermittlungstaktischen Gründen und mit Rücksicht auf
die Jugendschutzbestimmungen des Jugendgerichtsgesetzes zunächst nicht
mehr gegeben werden.
Ermittelnde Staatsanwältin ist StAin Jakobs, Tel. 926 26
134.
ots-Originaltext: Polizei Dortmund
Digitale Pressemappe:
http://www.polizeipresse.de/p_story.htx?firmaid=4971
Rückfragen bitte an:
Polizei Dortmund Pressestelle
Blaszyk
Telefon: 0231-132 9023
Fax: 0231-132 9027
III. PRESSEARTIKEL
1.)
Blumen und Kerzen erinnern an "Schmuddel"
(AWi) Nur kurz nach den tödlichen Messerstichen auf dem Bahnsteig der
U-Bahn 45 an der Kampstraße konnte der mutmaßliche Täter, ein 17-jähriger
Dortmunder, noch am Sonntagabend festgenommen werden.
Wie die Staatsanwaltschaft mitteilt, war es zwischen dem Opfer, dem
32-jährigen Punker Thomas S., und dem 17-Jährigen, der von seiner Freundin
(16) begleitet wurde, zunächst zu einem Wortgefecht gekommen (WR
berichtete). Der 17-Jährige, der der rechten Szene zuzordnen ist, zückte
dann ein Messer und stach auf den hilfslosen Punker, der in der Szene nur
"Schmuddel" genannt wurde, ein. Während das Pärchen flüchtete, alarmierten
Zeugen Rettungsdienst und Polizei. Der Notarzt reanimierte den lebensgefährlich Verletzten, doch auf dem Weg ins Krankenhaus verstarb das Opfer. Aufgrund der guten Täterbeschreibung verbuchte die Polizei einen
schnellen Erfolg.
Der mutmaßliche Täter, der laut Staatsanwaltschaft erheblich unter Alkoholeinfluss stand, verweigerte bislang jegliche Aussage. Gegen ihn wurde Haftbefehl erlassen, gegen seine Freundin besteht kein Verdacht.
Gestern Nachmittag legten rund 70 Freunde und Bekannte des Getöteten Blumen und Kerzen in der Haltestelle Kampstraße nieder. Fassungslosigkeit auf der einen Seite, Hass und Wut auf der anderen Seite. "Es reicht, ihr seid zu weit gegangen", ist auf einem Plakat zu lesen. "Mord als Lösung politischer
Probleme? Mörder."
Zwei junge Rechtsradikale versuchten, die Punker zu provozieren. Stadtwerkemitarbeiter gingen dazwischen und beruhigten die Szenerie wieder.
Foto: Rund 70 Freunde und Bekannte des getöteten Thomas S. legten am Tatort
Blumen und Kerzen nieder. (Luthe)
29.03.2005, Quelle: Westfälische Rundschau (DO)
2.) Messerstecher festgenommen
Die Polizei hat den Messerstecher " einen 17-jährigen Dortmunder " gefasst, der am Ostermontag im U-Bahnhof Kampstraße einen 32-jährigen Mann getötet hatte. Es erging Haftbefehl wegen Mordes. Zwischen den beiden Männern war es gegen 19.30 Uhr auf dem Bahnsteig zu einer Auseinandersetzung gekommen, die in dem tödlichen Messerstich ihren Höhepunkt fand. Warum sich die Männer stritten, ist letztlich unklar, jedoch handelte es sich beim Opfer um einen Punker, beim Täter um einen Mann mit Glatze, so dass die Vermutung nahe liegt, dass die Männer aufgrund ihrer unterschiedlichen politischer
Ansichten in Streit gerieten.
Nach dem tödlichen Stich flüchtete der Täter in die am Bahnsteig stehende U-Bahn, die jedoch wegen der Ereignisse nicht abfuhr. Daraufhin floh er mit seiner Freundin (16) zu Fuß Richtung Hauptbahnhof, wo beide festgenommen wurden. Der 17-Jährige war stark angetrunken.
Die junge Frau wurde inzwischen wieder entlassen, weil sich der Tatverdacht gegen sie nicht bestätigt hat.
Mitglieder der Dortmunder Punker-Szene organisierten gestern im U-Bahnhof Kampstraße eine Trauerfeier. - AS
29. März 2005 | Quelle: Ruhrnachrichten (DO)
3.) Tödliche Messerstiche: Verdächtiger schweigt
In einem Dortmunder U-Bahnhof hat am Montag ein Jugendlicher einen Punker (32) erstochen. Die Polizei nahm einen 17-Jährigen fest. Das Opfer starb im Krankenhaus. Der Verdächtige schweigt zu den Vorwürfen. Die Staatsanwaltschaft schließt einen politischen Hintergrund nicht aus: Der
Täter soll der rechten Szene angehören. (WAZ)
29.03.2005
Quelle: WAZ (WESTEN/RUHRGEBIET)
4.) Punker auf U-Bahnsteig erstochen
Ein Jugendlicher hat am Abend des Ostermontag im U-Bahnhof Kampstraße einen 32-jährigen Punker erstochen. Der Täter soll aus der Rechten Szene kommen. Unter Verdacht steht ein 17-Jähriger. Er sitzt in Untersuchungshaft. Es war kurz nach 19 Uhr am Montagabend auf dem U-Bahnsteig, an dem Züge in Richtung Süden halten. Zeugen beobachteten, wie sich ein junges Pärchen heftig mit einem Punker stritt. Plötzlich zog der jüngere Mann - er soll Bomberjacke und Glatze getragen haben - ein Messer und stach sein Opfer nieder. Der Mann brach zusammen. Er starb in der Nacht im Krankenhaus an seinen Verletzungen.
Der Täter sprang in eine Bahn der Linie 45, die gerade am Bahnsteig hielt. Doch der Fahrer reagierte geistesgegenwärtig und fuhr nicht ab. Daraufhin floh der Täter mit seiner Freundin.
Polizeibeamte nahmen später am Hauptbahnhof einen 17-Jährigen und dessen Freundin (16) fest. Der Jugendliche sitzt in Untersuchungshaft. Gestern verhörte ihn die Kriminalpolizei, doch der Mann schweigt bislang zu den Vorwürfen. Dennoch erließ ein Amtsrichter Haftbefehl wegen Mordes. Oberstaatsanwältin Dr. Ina Holznagel schloss gestern politische Beweggründe für die Tat nicht aus.
Sicher in Sachen "Motiv" waren sich dagegen die rund 50 Punker, die gestern Nachmittag Kerzen für ihren erstochenen Freund im U-Bahnhof Kampstraße entzündeten. "Es reicht. Ihr seid zu weit gegangen. Mord als Lösung politischer Probleme? Mörder!" stand auf einem Plakat, das die Punker im Bahnhof aufhängten. Viele weinten um ihren Freund "Schmuddel". Einige legten Blumen nieder.
Die Trauernden lieferten sich außerdem heftige verbale Auseinandersetzungen mit zwei kahl rasierten jungen Männern. "Nazis raus!" hallte es durch den U-Bahnhof. Der Tatverdächtige bleibt in Untersuchungshaft. Seine Freundin ließ die Polizei frei.
29.03.2005 Von Katja Korf
Quelle: WAZ (DO, Lokalnachrichten)
5.) Demo nach Punker-Mord
Dortmund (ND). Rund 40 Angehörige der linken Szene haben gestern bei einer Demo einem 32-jährigen Punker gedacht. Der Mann war am Ostermontag von einem 17-Jährigen niedergestochen und tödlich verletzt worden. Die Antifaschisten legten mehrere Kränze am Tatort, dem U-Bahnhof »Kampstraße«, in der Dortmunder Innenstadt nieder. Aus bisher ungeklärten Gründen war es zu Streitigkeiten zwischen dem Ermordeten und dem 17-jährigen Täter gekommen, der mit seiner Freundin (16) unterwegs war. Wie mittlerweile bekannt wurde, soll es sich bei den mutmaßlichen Tätern jedoch um Mitglieder der rechten Szene handeln. Die Staatsanwaltschaft schloss einen politischen Hintergrund gegenüber ND nicht aus, wollte sich aus »ermittlungstaktischen Gründen« aber nicht weiter äußern. Gegen den 17-Jährigen erging unterdessen Haftbefehl wegen Mordes,
seine Freundin wurde auf freien Fuß gesetzt.
(Tageszeitung Neues Deutschland 30.03.05)
Homepage:: http://www.nd-online.de/
Weitere Infos:
http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=69737&IDC=2
http://de.indymedia.org/2005/03/110573.shtml
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