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Nazis raus aus dem Internet

 

17.01.05

„Vergasen“ kostet 3600 Euro

Ahndung einer Attacke gegen Ernst Grube

„Der Hitler hat vergessen, euch zu vergasen“: Der Satz, den ein Bürger Mittenwalds dem VVN-BdA-Landessprecher und Theresienstadt-Überlebenden Ernst Grube Pfingsten 2004 bei den Auseinandersetzungen über die alljährliche Gebirgsjäger-Traditionsfeier entgegenschleuderte (die „antifa“ hat darüber berichtet), hatte im Dezember 2004 sein gerichtliches Nachspiel. Der Täter musste sich vor dem Amtsgericht Garmisch-Partenkirchen wegen Volksverhetzung mit Billigung von Völkermord in Tateinheit mit Beleidigung verantworten.

Nach einigen Ausflüchten und Eskapaden seines Verteidigers (dieser wollte etwa einen Zeugen auf seine bayerische Dialektkenntnis prüfen), gestand der 53-jährige Angeklagte den Sachverhalt ein. Nachdem er zuerst noch geltend gemacht hatte, er habe ja nicht nur den KZ-Überlebenden gemeint, sondern alle, die an diesem Tag in Mittenwald demonstrierten. Dem Hinweis des Richters folgend, dass diese Einlassung seiner Sache eher wenig dienlich sei, wollte er sich dann doch einem Geständnis nicht verschließen.

Das Gericht, das nicht versäumt hatte, darauf hinzuweisen, dass auch eine mehrmonatige Gefängnisstrafe im Ermessensspielraum läge, wertete dies als strafmildernd. So müssen Antifaschistinnen und Antifaschisten wohl die 3600 Euro als Richtwert sehen auf der Skala für die Ahndung antisemitischer Tiraden.

Auch in diesem Jahr steht wieder das Gebirgsjäger-Traditionstreffen in Mittenwald an. Protestaktionen unterschiedlichster Art sind geplant. Noch immer verlaufen die Ermittlungen gegen die namentlich ermittelten Täter der Wehrmachtsverbrechen zäh. Bei einem internationalen Hearing der Arbeitsgemeinschaft „Angreifbare Traditionspflege“ und der VVN-BdA sollen erstmals auch Verbrechen der Truppe in Nordeuropa thematisiert werden. 

Ernst Antoni

Vorabdruck aus: Antifa - Magazin für antifaschistische Politik und Kultur, Febr./März 2005