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10.10.04

Clausewitz-Gesellschaft mit engen Kontakten zu Rechtsextremisten

VVN-BdA brachte Veranstaltungspläne von Strucks grauen Eminenzen durcheinander

Der rechtsextreme General a.D. Schultze-Rhonhoff wurde kürzlich bei seinen Bemühungen gestoppt, bei der Clausewitz-Gesellschaft in Ulm einen Vortrag zu halten, um den Bundeswehroffizieren seine geschichtsrevisionistischen Thesen zu vermitteln. Die VVN-BdA erfuhr davon und erhob öffentlichen Protest. Daraufhin wurde der Vortrag abgesagt. Der Präsident der Gesellschaft, General a.D. und einstiger Kosovo-Kommandeur Klaus Reinhardt, hatte, offenbar weil die Sache öffentlich ruchbar wurde, den rechten General a.D. ausgeladen.

Der hohe Ex-Bundeswehrgeneral Gerd Schultze-Rhonhoff, rechtsextremistischer Propagandist, hatte ein Buch mit dem bezeichnenden Titel „1939 – Der Krieg der viele Väter hatte“ (München 2003) vorgelegt, um die Kriegsschuld Deutschlands und seiner Militärs zu verwischen. Er schreibt: Die „Hoßbach-Niederschrift“ des Hitler-Adjutanten mit genauen aggressiven Kriegsplänen aus dem Jahre 1937 sei möglicherweise doch eine Fälschung (lt. Rezension in FAZ, 26.11.03). Der Ex-General: „Kurz nach dem deutschen Einmarsch in die Rest-Tschechei fängt England an, den nächsten Weltkrieg einzufädeln.“ Dass nun England und nicht die Sowjetunion – über die durfte man derartiges sagen und schreiben – den Krieg ausgelöst haben soll, das ging nun einigen hohen Militärs zu weit.

In einem Schreiben der Obersten a.D. Eisenkeil, Hammel, Masch und Zwicknagl an die Gremien der Clausewitz-Gesellschaft vom 4. August 2004, das uns vorliegt, beklagen nun diese Offiziere, dass der Forderung der VVN-BdA stattgegeben wurde. Sie verlangen, die Clausewitz-Gesellschaft soll am „gleichrangigen geistigen Austausch“ mit dem Ministerium festhalten und nicht „in der bedingungslosen, gehorsamen Zuarbeit“ verharren. Das bisherige „Niveau“ der Zusammenarbeit von Clausewitz-Gesellschaft und Verteidigungsministerium müsse beibehalten werden.

Dieses „Niveau“, das die Obersten in Gefahr sehen, bestand stets in einem starken Einfluss auf alle Entscheidungen des Ministeriums und der Bundeswehr. Während Gesellschaftspräsident Reinhardt den Einfluss bewahren möchte, wollen andere Offiziere nun auch einen immer direkteren Einfluss von Rechtsextremisten auf das Ministerium und zwar via Clausewitz-Gesellschaft und auch mit Hilfe solcher Leute wie Schultze-Ronhoff erreichen.

In Ulrich Sanders neuem Buch „Die Macht im Hintergrund“, papy rossa Köln 2004, über die Macht und die politischen und gesellschaftlichen Konzepte des Militärs gestern, heute und morgen wird über die Clausewitzgesellschaft ausgeführt: „Diese Clausewitz-Gesellschaft verfügt über die engsten Verbindungen in die zentralen Schaltstellen des Militärs hinein, ja sie ist sogar teilweise mit diesen identisch. Es gibt keine personelle und strategische Entscheidung der Bundeswehr, die nicht in diesem elitären Kreis vorbereitet wird.“

Eine Biographie verweist besonders auf den langen Arm der Wehrmachtsführung von einst bis in die Bundeswehrspitze von heute. Denn Ehrenpräsident der Clausewitz-Gesellschaft ist heute der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr und einstige hohe Wehrmachtsoffizier Ulrich de Maizière. Ulrich de Maizière war als Oberstleutnant Erster Generalstabsoffizier der Operationsabteilung des Generalstabes des Heeres, der noch in den letzten Kriegstagen unter Hitlers Treusten im „Führerbunker“ weilte und von dort zur Mitarbeit bei der Regierung des Hitler-Nachfolgers Dönitz nach Schleswig-Holstein entsandt wurde. Nach 1945 gehörte er zu den ersten Wehrmachtsoffizieren, die am Aufbau der Bundeswehr mitwirkten, wo er dann Generalinspekteur wurde. In der „Wehrwissenschaftlichen Rundschau“ Nr. 3/64 rühmte de Maizière einst das „ständige deutsche Drängen“, das „die in Verwirklichung stehende ‚Vorwärtsverteidigung’“ der NATO und die Einflussnahme der Bundeswehr „auf Planung und Auslösung des A-Waffeneinsatzes“ erreicht habe. Bis 1980 leitete er die Clausewitz-Gesellschaft als Präsident, jetzt ist er sehr aktiver Ehrenpräsident.

-der