15.07.04
Aufsehenerregende Aktion in Aachen
Nazis nutzen Justiz als "trojanisches Pferd der Diktatur in der Demokratie"
Weil sie das "trojanische Pferd der Diktatur in der Demokratie" sei, haben Antifaschisten am 23.6. vor der Staatsanwaltschaft Aachen in der Stiftstraße demonstriert. Die harsche Kritik: Sie arbeite mit "Neonazis zusammen und kriminalisiert" linke Gruppen. Die Behörde selbst wies die "infamen, möglicherweise
ehrverletzenden Vorwürfe" weit von sich, schrieben die „Aachener Nachrichten“.
Rund 20 Antifaschisten und Friedensaktivisten hatten sich vor der Behörde versammelt. Ziel der Staatsanwaltschaft sei es, linke und antifaschistische Gruppen "auszuspionieren" oder indirekt via Akteneinsicht klagenden Rechtsextremisten "Informationen über ihre politischen Gegner zu
überlassen", kritisierte Kurt Heiler als Sprecher der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
- Bund der Antifaschisten" (VVN-BdA). Die Behörde in den Kreisen Aachen und Düren haben bei Hausdurchsuchungen eine "Gier nach Computern" an den Tag gelegt. Deshalb wolle man ihr drei aus Computerschrott gebaute Pferdeskulpturen überreichen. Da die Staatsanwaltschaft diese nicht annehmen wollte, mussten die Protestler die "Kunstwerke" am Ende aber wieder mitnehmen.
Kritisiert wurde während der Kundgebung ferner, dass die Staatsanwaltschaft seit rund anderthalb Jahren mit vielen Ermittlungen, erkennungsdienstlichen Behandlungen und Hausdurchsuchungen aufgrund von "teilweise höchst fadenscheinigen Begründungen" gegen linke Gruppen vorgehe. So werde gegen Teilnehmer einer "antifaschistischen Kaffeefahrt" ermittelt. Ferner gegen Antikriegsaktivisten, die an unangemeldeten, fingierten "Waffeninspektionen" vor Kasernen teilnahmen oder als Anmelder von Demonstrationen laut Staatsanwaltschaft gegen Auflagen verstoßen haben sollen. Harscher Vorwurf: Ermittelt werde gegen Neonazis in der Region kaum, bei linken Politaktivisten genügten aber Kleinigkeiten für einen
"fanatischen Kampf der Staatsanwälte".
Gegenüber den "Aachener Nachrichten" reagierte Oberstaatsanwalt Robert Deller empört auf die Vorwürfe. Seine Behörde habe bei jeglicher Straftat den gesetzlichen Auftrag, Ermittlungen ohne Ansehen der Person aufzunehmen. Sonst verstoße man selbst gegen geltendes Recht. Und natürlich ermittele man auch gegen Neonazis. Deller weiter: "Wenn die so genannten Antifaschisten für sich in Anspruch nehmen, bei offensichtlichen Straftaten nicht
belangt werden zu dürfen, dann frage ich mich, wo das hinführen soll."
(Aus Presseberichten)
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