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Nazis raus aus dem Internet

 

11.04.04

Internationales Rombergparkkomitee:

Gedenkort nicht im Phönix-See versenken! - Besorgnis wegen EU-Militärverfassung geäußert

Am Donnerstag, dem 8. April 2004 tagte das Internationale Rombergparkkomitee in der Gedenkstätte Steinwache in Dortmund. Es sprach der Generalsekretär der Internationalen Föderation des Widerstandes (FIR), Dr. Ulrich Schneider. Sein Thema: "Aufgaben der Antifaschisten in der heutigen Zeit". Er würdigte die im europäischen Maßstab sich bereit entfaltenden sozialen Proteste, denn Armut und Arbeitslosigkeit seien Nährboden für den Rechtsextremismus.

Im Verlaufe der Tagung informierte die Historikerin Regina Mentner das Internationale Rombergparkkomitee über ihre Forschungen zum "Stalag VI D Westfalenhalle Dortmund". Es wurde erneut deutlich, dass in Dortmund zwar viel für die Erinnerungsarbeit geleistet wurde, dennoch aber immer noch unbekannten Opfer und Gedenkorte erst jetzt bekannt würden. Es wäre, so wurde betont, sinnvoll, in Dortmund eine Karte des Leidens und der Erinnerung zu schaffen, um möglichst alle Gedenkorte der Nachwelt bekannt zu machen.

Schützt die Gedenkorte!

Insbesondere sollten im Westfalenhallenbereich Gedenktafeln für die Opfer im dortigen Stalag VI D geschaffen werden. Beschlossen wurde die Enthüllung zweier Gedenktafeln für die Opfer der Nazis aus dem Auffanglager Hermannstr./Hüttenwerk in Hörde. Sie tragen den Text: "Gegen das Vergessen! Hier im Stahlwerk mit seinem Auffanglager Hüttenwerk/Hermannstraße litten Hunderte Zwangsarbeiter und Naziopfer als Gefangene der Gestapo und der deutschen Industrie. Viele von ihnen wurden bei den Karfreitagmorden im März/April 1945 umgebracht. In der deutschen Industrie existierten 400 ähnliche Straflager.

Kein Phoenix-See des Vergessens! Für einen würdigen Gedenkort für die Opfer."

Mit der Ehrung an der Hermannstr. in Hörde soll der Opfer der Zwangsarbeit gedacht werden, denn die Erinnerung an sie dürfe nicht im Phönix-See untergehen. Die Generalsekretärin des IRPK, Gisa Marschefski, erklärte dazu: "Ich möchte an dieser Stelle an zwei jüdische Frauen aus Essen erinnern. Für sie war das schon erwähnter Auffanglager auf dem Phönixgelände die letzte Station ihres geschundenen Lebens, bevor sie mit vielen anderen ermordet wurden. Es darf nicht sein, das die Erinnerung an dieses Verbrechen in dem geplanten Phönixsee versinkt. Die Erinnerung an das, was gewesen ist, ist darum besonders wichtig, weil Antisemitismus, Rassismus, Ausländerfeindlichkeit und Nationalismus von Jahr zu Jahr zunehmen."

Die Tagung des IRPK bekräftigte das antifaschistische Vermächtnis: "Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus." Das sei auch der Auftrag aus der UNO-Charta, die 1945 als Lehre aus dem Krieg mit seinen über 50 Millionen Todesopfern geschaffen wurde. Es wurde erklärt: "Wir sind besorgt über die Fortsetzung von Krieg und Gewalt in der Welt. Daß eine EU-Verfassung mit Verpflichtungen zu verstärkter Rüstung und zu militärischen Interventionen geschaffen werden soll, ist alarmierend." Vor einem Jahr hatte das Komitee seine Vorschläge für eine antifaschistische europäische Verfassung erarbeitet. "Doch dann wurde ein Verfassungsentwurf bekannt, der dem antifaschistischen und antimilitaristischen Auftrag des Grundgesetzes nicht gerecht wird."

Rechte verstärkt in Dortmund aktiv

In dem Jahr seit der letzten Jahreshauptversammlung am Gründonnerstag 2003, so wurde festgestellt, haben sich in Dortmund sehr Besorgnis erregende Dinge ereignet. In der Stadt kam es zur Wehrmachtsausstellung mit ihren bleibenden Wirkungen und dem begrüßenswerten Engagement der Jugend. Aber es verstärkten auch die Rechten ihr Wirken in Dortmund. Es müsse sehr hellhörig machen, wenn bei der städtischen Gedenkveranstaltung zum 9. November 1938 Landesrabbiner Dr. Brandt äußerte, "es geht nicht mehr um ,Wehret den Anfängen', sondern um ,Wehret dem Durchbruch'." Gegen diesen Durchbruch will das IRPK handeln. Es verurteilte das Ermittlungsverfahren gegen Antifaschisten der VVN-BdA, die Wehrmachtsverbrecher zur Anzeige gebracht hatten. Statt der Verfolgung von Nazigegnern sollten endlich die NS-Täter vor Gericht gestellt werden.

Das Internationale Rombergparkkomitee, dem Antifaschisten aus allen Nationen angehören, aus denen 1945 in Dortmund Opfer zu beklagen waren, will trotz bedrückender Gegenwart den Blick in die Zukunft richten. Sie fordert eine antifaschistische Verfassung eines Europas des Friedens und der Völkerverständigung. An der Tagung nahmen Delegierte aus den Niederlanden, Frankreich, Russland, der Ukraine und aus Deutschland teil. Es wurde beschlossen, einen Aufnahmeantrag in die FIR, die Internationale Föderation des Widerstandes, zu stellen.

Neuwahlen und Aufnahmeantrag für die FIR

Dr. Anton Slupik aus Polen, bisheriger Präsident, wurde mit großem Beifall zum Ehrenpräsidenten des IRPK bestimmt. Neuer Präsident wurde Joop Smidt aus den Niederlanden. Zu Vizepräsidenten wurden gewählt: Frau Celine van der Hoek de Vries (Niederlande), Vitalij Katschanowski (Ukraine) und Josef Angenfort (Deutschland). Wiedergewählt wurde die Generalsekretärin Gisa Marschefski (Deutschland). Ebenfalls wiedergewählt wurde Norbert Schilff (Deutschland) zum Kassierer. Er rief zu verstärkter Unterstützung der Vereinigung durch Spenden auf. Beisitzer und Beisitzerinnen sind: Georg Deventer, Werner Gross, Michael Hermes, Lore Junge, Ulrich Sander, Ernst Söder, Agnes Vedder (alle Dortmund) und Siegmund Gingold (Paris).