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21.03.04

Mahnung zu Wachsamkeit in Gegenwart und Zukunft

Mahnmal für die Gevelsberger NS-Opfer eingeweiht

Am 14. März wurde auf dem Rathausforum in Gevelsberg ein Mahnmal für die Gevelsberger Opfer des Faschismus eingeweiht. Dort steht jetzt eine Stahl-Stele die vom antifaschistischen Arbeitskreis Gevelsberg (Antifa Gevelsberg) initiiert und von der Wuppertaler Bildhauerin Ulle Hees gestaltet wurde. 

Das Mahnmal - WACHSAMKEIT UND ERINNERUNG - 

Erinnerung an die während des Nationalsozialismus Ermordeten, vertriebenen und erniedrigten Menschen dieser Stadt - Menschen jüdischen Glaubens, Roma, politisch Verfolgte und Zwangsarbeiter - 

Mahnung zu Wachsamkeit in Gegenwart und Zukunft

Ulle Hees erläuterte ihr Kunstwerk u. a. so: „Den Betrachter soll diese Stele zu Respekt, Solidarität und Wachsamkeit so wie zum Nachdenken über das eigene Verhalten gegenüber Mitmenschen auffordern. Die abgeschlagene Köpfe und Feuer symbolisieren am Fuß der Stele das Grauen des nationalsozialistischen Systems, darüber erheben sich Symbole der verfolgten Gruppen: Eine jüdische Menora (siebenarmiger Leuchter), eine Gitarre für Musik der Sinti und Roma, eine Menschengruppe unter einer Fahne für die politisch Andersdenkenden. Zwei große Durchbrüche in den Stahlplatten ermöglichen, in allen Richtungen wachsam zu schauen. Silhouetten von Köpfen blicken wachsam in die Umgebung, stehen gleichzeitig für die Zukunftschancen, die sich aus Versöhnung ergeben. Sie stehen für das Unrecht, sind sozusagen darauf gegründet, da wirkliche Versöhnung voraussetzt, dass gewesenes Unrecht klar erkannt und beim Namen genannt wird. Über allem erhebt sich ein Schwarm Vögel, fliegt in die Freiheit, zeigt, dass der Weg in die Zukunft von Hoffnung auf ein menschliches Zusammenleben getragen ist“.

Die vor dem Mahnmal eingelassene Bronzeplatte hat folgende Inschrift: - WACHSAMKEIT UND ERINNERUNG - Erinnerung an die während des Nationalsozialismus Ermordeten, vertriebenen und erniedrigten Menschen dieser Stadt - Menschen jüdischen Glaubens, Roma, politisch Verfolgte und Zwangsarbeiter - Mahnung zu Wachsamkeit in Gegenwart und Zukunft - Ulle Hees 2004.

Bürgermeister Dr. Klaus Solmecke (SPD) eröffnete den Akt der Einweihung und sagte u. a.: „…er sei stolz das dieses Mahnmal nun auf Gevelsbergs repräsentativsten Platz stehe…dies sei ein bedeutender Moment in der Geschichte Gevelsbergs…“.

Stellvertretend für die verfolgten Widerstandskämpfer, Juden, Sinti u. Roma sowie Zwangsarbeiter, las Liebfrauen-Gemeindereferentin Gabriele Becker aus Interviews und Geschichtsbücher. Die Erschütterung über das vorgetragene war den weit über 100 Anwesenden deutlich anzumerken. Zwischendurch brachte der Potsdamer Musikwissenschaftler Prof. Dr. Aaron Eckstaedt mit jiddischen Liedern Stimmung und Leben in den Vernichtungslagern der Nazis zum Ausdruck.

Roman Franz, Vorsitzender des NRW-Landesverbandes der Sinti u. Roma sagte in einem Grußwort u. a „..Das Gevelsberger Mahnmal sei eines der wenigen in NRW, die ausdrücklich auch den Opfern der Sinti u. Roma gewidmet ist. Zu recht, die deportierten seien keine Fremden gewesen, das waren Gevelsberger. … Wir sehen das Mahnmal aber nicht als Anklage, sondern als Hindernis gegen das Vergessen und Verdrängen“.

Der Sprecher des antifa-Ak. Pastor Thomas Scherffig freute sich, „…ich hätte mir nie träumen lassen, das wir so einen hervorragenden Platz für das Mahnmal bekommen…“.

Zufrieden wie bei dieser Einweihung war das Verhältnis zwischen Antifa und Stadt in der Vergangenheit nicht immer. Die Idee für ein Mahnmal spukte an die 20 Jahre in den Köpfen der Antifa-Leute. Ursprünglich sollte eine Bronze-Skulptur auf dem „Stüting“ aufgestellt werden, von wo am 11. März 1943 die Sinti u. Roma nach Auschwitz deportiert wurden. Das hätte an die 30.000 DM gekostet, aber wie finanzieren? Aus Privatspenden wäre das Geld nie zusammengekommen. Die Parteien im SPD geführten Stadtrat fanden die Idee zwar toll, aus dem Stadtsäckel wollten sie aber nichts dabei tun. Der antifa-Ak. hat daraufhin trotzdem jahrelang gesammelt, im letzten Herbst waren so ca. 10.000 € zusammen. Ulle Hees sagte, dafür könnte sie eine Stahl-Stele herstellen. Nunmehr brachte der antifa-Sprecher Thomas Scherffig die Frage des Denkmals im „Runden Tisch gegen Gewalt“ (Dazu unten mehr) wieder ins Gespräch, dort war man sehr angetan das Angebot anzunehmen. Das Mahnmal solle aber nicht Abseits, sondern in der Stadt stehen. Haushaltsmittel hatte die Stadt aber weiterhin nicht übrig. Ulle Hees entwarf ein neues Model in Form der besagten Stahl-Stele und zog dabei alle verfolgten Gruppen ein. Das Model wurde dem Stadtrat vorgestellt und wohlwollend begutachtet. Bürgermeister Dr. Solmecke schlug als Standort das Rathausforum vor, dem stimmte der Rat ohne Gegenstimmen zu.

Die technischen Betriebe übernahmen schließlich als Beitrag der Stadt die Aufstellung.

Der Einweihungstermin wurde gewählt, um so besonders an die Deportation der 37 Sinti / Roma zu erinnern.

(Der „Runde Tisch gegen Gewalt“ gründete sich Anlässlich einer Neonazi-Demo in Gevelsberg vor drei Jahren, um bei erneuten Versuchen der Neonazis in Gevelsberg zu demonstrieren, frühzeitig reagieren zu können. Mit dem Bürgermeister an der Spitze arbeiten dort alle relevanten gesellschaftliche Kräfte wie Parteien, Kirchen, Gewerkschaften, antifa-Ak und VVN-BdA zusammen. Vor dem Irak-Krieg im vergangenem Jahr organisierte er sechs Wochen bis Ostersamstag mit unterschiedlichen Parteien u. Organisation jeden Sonnabend in der Fußgängerzone ein Friedensfeuer mit Protest-Infostände)

Mehr auch im Internet unter: www.antifa-gevelsberg.de.