Nach den Rechten sehen
aus: Antifaschistische Nachrichten 11/Juni 2011
Rettet "unsere"
Jugend
Selent. Nach der Trennung der
"Landsmannschaft Schlesien" von der Bundesgruppe der
"Schlesischen Jugend" ruft der Vorsitzende des
revanchistischen "Zentralrates der vertriebenen
Deutschen" (ZvD), Herbert Jeschioro, im Wochenblatt "Der
Schlesier" zur Rettung "unserer" Jugend auf. Alle
"freien Vereinigungen der deutschen Vertriebenen"
sollten nun einen monatlichen finanziellen Beitrag leisten, um die
"freien Jugendorganisationen der deutschen Vertriebenen"
politisch unabhängig am Leben erhalten zu können. Kritik an der
"Landsmannschaft Schlesien" kommt auch vom
Ehrenvorsitzenden der "Schlesischen Jugend", Klaus
Hoffmann aus Bad Bevensen. Der Vorsitzende des
"Freundschafts- und Hilfswerk Ost e.V.", ehemals
Stadtrat der NPD, bedauert in einem Leserbrief in "Der
Schlesier" daß es "heute Mode geworden" sei,
"Jugendgruppen, die trotz total einseitiger schulischer
Erziehung noch zu Volkstum und Heimat stehen" würden, als
"rechtsradikal zu diffamieren". Die Landsmannschaften in
ihrer bisherigen Form seien jedoch ein "Auslaufmodell",
während der "Schlesischen Jugend" die Zukunft gehöre
(hma).
Buchkritik: "Der heilige
Schein"
Anfang 2010 legte David Berger sein Amt
als Herausgeber der Zeitschrift "Theologisches" nieder.
Ende 2010 erschien sein Buch "Der heilige Schein. Als
schwuler Theologe in der katholischen Kirche" im Berliner
Ullstein-Verlag. Bergers Buch ist eine Abrechnung mit dem rechten
Rand des Katholizismus. Selbstkritisch reflektiert Berger seine
eigene Rolle als jahrelanger Herausgeber einer
konservativ-katholischen Zeitschrift und beschreibt, wie der
Gedanke reifte, aus diesem Milieu auszusteigen. Berger gibt tiefe
Einblicke in den extrem rechten Rand des Katholizismus. Er
berichtet über die Homophobie, die Doppelmoral und den
grassierenden Antisemitismus in diesen Kreisen. Berger schildert
bedrückende Begegnungen in Priesterseminaren und Schulen der
fundamentalistischen "Priesterbruderschaft St. Pius X."
und seine Erfahrungen als Teilnehmer illustrer
"Herrenabende" in Düsseldorf, auf denen bekannte
Vertreter der extremen Rechten auftreten. Berger bestätigt mit
seinem Buch, daß es eine zunehmende Vernetzung erzkonservativer
Katholiken mit der extremen Rechten gibt. Und daß ihr Einfluß in
der katholischen Kirche sehr stark ist. Nach seinem Outing und der
Veröffentlichung seines Buches musste Berger nicht lange auf
Reaktionen der Gegenseite warten. Der Kölner Erzbischof Joachim
Kardinal Meisner hat dem in Erftstadt tätigen Theologen unlängst
die Lehrerlaubnis entzogen.
David Berger, "Der heilige
Schein", Ullstein 2010, 299 S., 18 Euro (hma).
Führungswechsel beim SZW?
Stuttgart. Harald Seubert, ordentlicher
Professor an der Universität in Poznan, dem früheren Posen, will
ab Juni die Führung im "Studienzentrum Weikersheim" (SZW)
übernehmen. Seubert, der bislang neben Jörg Schonbohm dem
Präsidium des SZW angehörte, wolle die
"bürgerlich-konservativen Denkzirkel in Deutschland"
künftig besser vernetzen und strebe eine "vertiefte
Kooperation" mit der rechtgewirkten "Staats- und
Wirtschaftspolitischen Gesellschaft" an, schreibt das rechte
Wochenblatt "Junge Freiheit" ("JF" 22-2011).
Zudem verwalte Seubert, der über Heideggers Auseinandersetzung
mit Nitzsche promoviert hat, das wissenschaftliche Erbe Günter
Rohrmosers. Auch als Referent bei einschlägig rechten
Burschenschaften und dem um die "Junge Freiheit"
angesiedelten "Institut für Staatspolitik" ist Seubert
bekannt, der auch zu den Autoren des Berliner Wochenblattes
gehört (hma).
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