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aus: Antifaschistische Nachrichten 04/Februar 2010

Kolonialisten müssen weichen

Korntal-Münchingen. Nach langen Diskussionen und im dritten Anlauf ist in Korntal im Kreis Ludwigsburg beschlossen worden, die nach dem Kolonialkrieger Hermann Wissmann und dem Kolonialpolitiker Carl Peters benannten Straßen umzubenennen. Vor Beginn der Diskussion im vollen Saal des Korntaler Rathauses schilderte Stadtarchivar Brunotte kurz das grausame Vorgehen von Peters und Wissmann gegen die Einwohner des damaligen "Schutzgebietes Deutsch-Ostafrika". Die von den Nazis später wieder als Vorbilder verehrten Kolonialisten seien für die Stadt kein Aushängeschild, meinte nun eine Mehrheit im Korntaler Stadtrat. Verbrecher und Anhänger rassistischen Gedankenguts hätten auf Korntals Straßenschildern nichts zu suchen. Gegen die Stimmen der FDP-Fraktion und zwei Vertretern der "Freien Wähler" wurde beschlossen, im Zuge der Neugestaltung des Gebietes den Straßen neue Namen zu geben. Eine Kommission soll sich nun um Vorschläge kümmern. Nach Wissmann, der als Offizier und Reichskommissar von 1888 bis 1890 Aufstände in Osten Afrikas blutig niederschlagen ließ, und "Schutzgebiet"-Gründer Carl Peters, der 1890 den völkischen "Alldeutschen Verband" gründete, sind noch zahlreiche Straßen in deutschen Städten benannt (hma).

 

Ex-NDPler im Integrationsrat

Meerbusch. In Meerbusch (Rhein-Kreis-Neuss) ist am 7.Februar der Österreicher Dr. Erhard Hartung in den Integrationsrat der Stadt gewählt worden. Hartung war 1971 wegen Unter-stützung der terroristischen "Los von Rom!"-Bewegung in Südtirol von einem italienischen Gericht in Abwesenheit zu einer lebenslangen Haft verurteilt worden. Anfang der 1980 Jahre gehörte Hartung der Bundesleitung der neofaschistischen "Nationaldemokratischen Partei" (NDP) in Österreich als Vertreter der NDP in Deutschland an. Die NDP wurde 1988 wegen Verstosses gegen das österreichische NS-Verbotsgesetz aufgelöst. Die "Unabhängige Wählergemeinschaft" im Rat der Stadt Meerbusch hatte Hartung zum Verzicht auf seine Kandidatur aufgerufen. Hartung erhielt bei einer Wahlbeteiligung von 7,4 % das drittbeste Ergebnis von den sechs Kandidaten, die in den Integrationsrat gewählt wurden (hma).

 

Neue Zeitschrift

Görlitz/Viersen. Die "Aktion gegen das Vergessen" um den ehemaligen Bundesfunktionär der "Schlesischen Jugend", Jürgen Hösl, will künftig viermal im Jahr eine Zeitschrift mit dem Titel "Vergißmeinicht" herausgeben. Den von der "Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland" (JLO) am 13.Februar in Dresden veranstalteten Aufmarsch sponserte Hösls "Aktion" mit 500 Euro. Angeblich habe man schon 20.000 Flugblätter zur Mobilisierung nach Dresden verbreitet, heißt es in der Januar-Nummer von "Vergißmeinicht". Beworben wird in dem Heft auch der geschichtsrevisionistische Verein "Gedächtnisstätte e.V.". Dieser habe nun von der damaligen Immobilieneigentümerin des Geländes bei Borna, Gisela Limmer, 220.000 Euro erhalten, "um die gesetzten Ziele in einem neuen Projekt umzusetzen", wird dort berichtet. Ende Mai wollen Hösl und seine Anhänger wieder "lustige Tage" am bayerischen Schliersee verbringen, wo alljährlich den gefallenen Freikorps-Männern im oberschlesischen Annaberg gedacht wird. Zuvor wolle man noch eine "großflächige Informationskampagne" durchführen. Als Anschrift für Bücherspenden für die Bibliothek der "Aktion gegen das Vergessen" gibt Hösl eine Packstation im niederrheinischen Viersen an (hma).

 

Klage gescheitert

Freiburg. Die Sekte "Universelles Leben" (UL), die gerne als Religionsgemeinschaft im urchristlichen Sinne gelten will, ist mit ihrer Klage gegen die katholische Kirche gescheitert. Nachdem die UL im August vergangenen Jahres alle 27 deutschen Erzbischöfe ergebnislos aufgefordert hatte, dafür zu sorgen, daß sich die römisch-katholische Kirche nicht mehr "christlich" nennt, hatten fünf Anhänger der UL vor dem Verwaltungsgericht Freiburg geklagt. Die zweite Kammer des Gerichts wies die Klage nun als unzulässig zurück. Die selbsternannten "Urchristen" verfügen - vor allem in Süddeutschland - über ein großes Geflecht an Firmen, deren vegetarischen Lebensmittelprodukte über eigene Verkaufsstellen, auf zahlreichen Wochenmärkten und über einen Versand verbreitet werden (hma).