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aus: Antifaschistische Nachrichten 20/Oktober 2009

Kolonialkrieger unerwünscht

Hannover. Die Lettow-Vorbeck-Allee in Hannover-Badenstedt wird umbenannt. Dies beschloß unlängst eine Mehrheit im Rat der Stadt Hannover. Zuvor hatte die Stadt ein Gutachten über Paul von Lettow-Vorbeck (1870-1964) in Auftrag gegeben. Darin kommt der Geschichtswissenschaftler Helmut Bley zu dem Ergebnis, daß der letzte Kommandeur der deutschen "Schutztruppe" im damaligen "Deutsch-Ostafrika" nicht würdig sei, Namensgeber einer Straße zu sein. Bley bescheinigte dem Berufsoffizier, später Reichstagsabgeordneter der "Deutschnationalen", eine "extreme Verhaltensweise", die fern jeder Moralität war. Hochverrat und Kriegsverbrechen habe Lettow-Vorbeck begangen und in seiner 1957 erschienenen Autobiographie keinen Versuch unternommen, seine Vergangenheit kritisch aufzuarbeiten. Nach Lettow-Vorbeck benannte Straßen gibt es noch in einer Reihe anderer Städte. So z.B. in Bünde, Cuxhaven, Delmenhorst, Halle/Westfalen, Kaiserslautern, Mönchengladbach, Radolfzell, Völklingen und Wuppertal (hma).

 

Erneutes Hausverbot

Krefeld. Gegen den Aktivisten des "Krefelder Forums Freies Deutschland", Dr. Hans-Ulrich Höfs, wurde erneut ein Hausverbot ausgesprochen. Der ehemalige Funktionär der sog. "Republikaner" hatte am 22.April mit mehreren anderen Personen eine Veranstaltung mit dem polnischen Botschafter im Düsseldorfer "Gerhard-Hauptmann-Haus" gestört. Daraufhin sprach der Direktor der Einrichtung, die früher "Haus des Deutschen Ostens" hieß, wegen "fortgesetzter Störungen" ein Hausverbot gegen Höfs aus. Bereits im November letzten Jahres waren Höfs und weitere Personen per Hausverbot aus einer Veranstaltung der Krefelder Volkshochschule zum Thema "Erlebniswelt Rechtsextremismus" entfernt worden (hma).

 

Symposium und Kommers in Wien

Österreich/Wien. Im Wiener Palais Palffy soll am 21.November ab 14 Uhr ein Symposium zum Thema "Vertreibung und Entstaatlichung Europas" stattfinden. Als Referenten werden Prof. Dr. Wilhelm Brauneder (Wien), in den 1990er Jahren Nationalratsabgeordneter der FPÖ, der frühere SDS-Aktivist Prof. Dr. Bernd Rabehl (Berlin), der ehemalige Funktionär des "Bund Freier Bürger", Prof. Dr. Karl A. Schachtschneider (Erlangen), und der extrem rechte Publizist und Ex-General Gerd Schultze-Rhonhof angekündigt. Am gleichen Tag veranstalten Burschenschafter in der Wiener Hofburg einen "Festkommers" unter dem Motto: "150 Jahre Deutsche Burschenschaft in Österreich - 90 Jahre Friedensdiktate von St.Germain - Versailles - Trianon - Beginn der Vertreibung - 200 Jahre Tiroler Freiheitskampf". Beworben werden die Veranstaltungen u.a. in "Der Eckart", Organ der deutschtümelnden "Österreichischen Landsmannschaft" (hma).

 

Neue Abokampagne

Berlin. Das rechte Berliner Wochenblatt "Junge Freiheit" führt eine weitere Abokampagne durch. Bis zum Jahresende will man die Zahl der Abonnenten auf "wenigstens 17.000" erhöhen. Erst dann habe die Zeitung die Chance, "sich bei ihrer jetzigen Struktur wirtschaftlich dauerhaft selbst zu tragen", um ihre "Mission" zu erfüllen und "Linksruck und politisch-korrekten Zeitgeist zu stoppen", so Chefredakteur Dieter Stein. Mit Hilfe von Spenden für die Kampagne könne man "gezielte Werbeaussendungen" finanzieren oder z.B. kostenlose Patenschaftsabos und verbilligte Schülerabos, damit sich Schüler "künftig im Gemeinschaftskundeunterricht gegen Indoktrination oder gegenüber linken Meinungsführern behaupten können". Die "68er" haben "abgewirtschaftet", so Stein. Nun müsse die "Junge Freiheit" zu "den von der politischen Klasse enttäuschten jungen Deutschen kommen" (hma).

 

Kein Ring für Krüger

Düsseldorf. Der Hauptausschuß der Stadt Düsseldorf hat seine Satzung insofern geändert, dass künftig Politiker, die zehn Jahre ununterbrochen dem Rat angehören, nur dann den Ehrenring der Stadt überreicht bekommen, wenn sie nicht wegen eines Verbrechens oder Vergehens, das im Führungszeugnis steht, rechtskräftig verurteilt worden sind. Für den Stadtrat der sog. "Republikaner", Jürgen Krüger, der seit 1999 im Stadtrat sitzt, wird es daher keinen Ehrenring geben. Krüger wurde wegen Wahlbetrugs rechtskräftig verurteilt (hma).

 

Keine Berührungsängste

Radeberg/Großröhrsdorf. Die "Deutsche Nationalzeitung" druckt in ihrer aktuellen Ausgabe den Leserbrief eines Jürgen Kötzing, Vorsitzender des Regionalverbandes Radeberg/ Großröhrsdorf der von dem ehemaligen Bundestagsabgeordneten und CDU-Rechtsaußen Henry Nitzsche initiierten Wählervereinigung "Arbeit - Familie - Vaterland" ab. Darin beschwert sich Kötzing unter der Überschrift "Grenzenlose Umwertung" über die Straßenumbenennungen der letzten Zeit und verweist darauf, daß der Pfarrer der Stadt nun seine Forschungen über eine jüdische Familie veröffentlicht hat, "die viel Beifall der linken Presse erhielt". Nun befürchtet Kötzing, das bald auch das örtliche Ferdinand-Sauerbruch Gymnasium (der völkisch gesinnte Mediziner war von Hitler u.a. mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet worden) "in diese Richtung" umbenannt werde. Eines Tages, so Kötzing, würden "so genannte Historiker" womöglich entdecken, daß Arminius der Schlüssel allen Übels war, "weil er die Römer geschlagen hat und sich daraus das Deutschtum entwickelte" und dann werde man fordern, das Hermannsdenkmal schnellstens abzubauen (hma).