Nach den Rechten sehen
aus: Antifaschistische Nachrichten 19/Oktober 2009
Naziaufmarsch in Venlo
Venlo/Niederlande. Die neofaschistische
"Niederländische Volksunion" (NVU) will am Samstag, den
26.September, in der Grenzstadt Venlo eine Demonstration unter dem
Motto "Gegen Kasino-Kapitalismus und Plutokratie! Ehrliche
Gewinnverteilung für das Volk!" durchführen. Die um 13 Uhr
beginnende Demonstration soll "mit Beteiligung
niederländischer und deutscher freier Kräfte" stattfinden,
meldet der "Parteisekretär" der NVU, Christian Malcoci (peb).
Heimatkundler auf Abwegen
Bonn/Duisburg. Die "Gesellschaft für
Heimatkunde Ost- und Westpreußen e.V.", kurz "Prussia",
wurde 1972 gegründet und versteht sich als Nachfolgerin der 1844 im
damaligen Königsberg gegründeten "Alterthums-Gesellschaft
Prussia". Mit Vortragsveranstaltungen, Ausstellungen,
Exkursionen und Veröffentlichungen will der Verein "dem
moralischen Niedergang in Deutschland" begegnen, der nach
Auffassung des Vereins durch die "Geringschätzung der
preußischen Tugenden" entstanden ist. Darüber hinaus will der
Verein den "in Ostpreußen verbliebenen Deutschen und den
umgesiedelten Russlanddeutschen" bei der "Bewahrung ihrer
deutschen Identität" helfen. Die Versammlungen der "Prussia"
finden zwei- bis dreimal jährlich im Vortragssaal des Museums
"Stadt Königsberg" in Duisburg statt, wo sich auch die
Sammlung des Vereins befindet. Betreut und verwaltet wird das Museum
von der "Stadtgemeinschaft Königsberg/Pr." in
Zusammenarbeit mit der Stadt Duisburg. Vorsitzender der "Prussia"
ist der Bonner Hochschulprofessor Günter Brilla. Der 1927 im
damaligen Königsberg geborene Brilla kandidierte bei der
Kommunalwahl Ende August für die "Bürgerbewegung pro
NRW", die aus der extrem rechten "Bürgerbewegung pro
Köln" hervorgegangen ist. "Pro NRW" wird seit dieser
Wahl im Bonner Stadtrat durch Nico Ernst repräsentiert. Dieser war
früher für die Neonazi-"Kameradschaft Rhein-Ahr" und
dann für die NPD aktiv. Mit Dr. Horst Hüttenbach kandidierte noch
ein weiteres langjähriges Mitglied der "Prussia" für
"Pro NRW" in Bonn. Der ebenfalls aus Königsberg, dem
heutigen Kaliningrad, stammende Hüttenbach engagierte sich 1997
für die Gründung des "Bündnis für Deutschland". Durch
den Zusammenschluß verschiedener revanchistischer und anderer
extrem rechter Kleingruppen und Kleinparteien hoffte man auf einen
Erfolg bei der Bundestagswahl 1998. In einem Text von Hüttenbach,
der 1997 unter der Überschrift "Zurück zur Normalität"
in der Zeitschrift "Unsere deutsche Heimat", Organ des
revanchistischen "Bund für Gesamtdeutschland", abgedruckt
wurde, fragte Hüttenbach unter anderem, ob es "normal"
sei, "die Geschichte unseres Volkes auf 12 Jahre Nazizeit zu
reduzieren, sich ständig selber zu beschmutzen - wie auch jetzt
wieder durch die Wehrmachtsausstellung".
Mitglied des Vorstands der "Prussia"
ist auch Dr. Walter T. Rix aus Lindhöft. Rix arbeitete bis 2006 als
Literaturwissenschaftler und Wissenschaftlicher Direktor an der
Christian-Albrechts-Universität in Kiel. Zu Beginn dieses Jahres
verlieh die "Landsmannschaft Ostpreußen" dem aus der Mark
Brandenburg stammenden Rix ihr "Goldenes Ehrenzeichen".
Für seine "außergewöhnlichen Leistungen und seinen Einsatz
für Ostpreußen und den Erhalt ostpreußischer Kulturgüter".
Als Vorsitzender des "Kuratoriums Arnau e.V." hat sich Rix
u.a. für die Restaurierung der Kirche des Ortes eingesetzt,
worüber auch die russische Medien berichteten. Außerdem war Rix
Gründer des "Ostdeutschen Literaturkreises" und arbeitet
in der "Agnes-Miegel-Gesellschaft" mit. Im
"Ostpreußenblatt" erschien im Jahr 2000 ein zweiteiliger
Artikel von Rix über Arthur Moeller van den Bruck. Darin versucht
Rix den "jungkonservativen" Ideologen, der in hohem Maß
zur Herausbildung der Ideologie des "Nationalsozialismus"
beitrug, in Schutz zu nehmen. In der neofaschistischen Zeitschrift
"Nation und Europa", für die Rix in den 1970er und 1980er
Jahren gelegentlich schrieb, verfaßte er u.a. einen Beitrag über
den norwegischen Hitler-Verehrer Knut Hamsun. Auch in der extrem
rechten Zeitschrift "Criticon" erschien ein Text von Rix.
1996 referierte Rix - neben Alfred Mechtersheimer, der im gleichen
Jahr die nationalistische "Deutschland-bewegung" gründete
- auf der Jahreshauptversammlung des "Schulverein zur
Förderung der Russlanddeutschen in Ostpreußen". Dieser wurde
zu jener Zeit von dem ehemaligen Bundesführer der BHJ-Abspaltung
"Die Heimattreue Jugend", Henning Pless, geleitet.
2003 wurde Rix bei der extrem rechten
"Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft e.V."
(SWG) als Referent angekündigt. Bei der SWG sollte der "treue
Freund der Ostpreußen" unter dem Titel "Dichter und
Soldat: Schreiben mit dem Schwert" über den NS-Schriftsteller
und SS-Obersturmführer Edwin Erich Dwinger sprechen (hma).
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