Nach den Rechten sehen
aus: Antifaschistische Nachrichten 13/Juli 2009
Unter Freunden
Iran/Deutschland. Die scheinbare Wiederwahl
Ahmadi-Nejads zum iranischen Präsidenten wird von großen Teilen
der extremen Rechten in Deutschland begrüßt. Die DVU gratulierte
zum Wahlsieg und fragte: "Sollte es möglich sein, dass das
iranische Volk etwa Idealismus vor Materialismus und Patriotismus
vor die Verheißungen des "Westens", vor die neue Obamanie
gesetzt" haben ?.Der Osnabrücker Ableger des
NPD-Jugendverbandes "Junge Nationaldemokraten" betrachtet
die Auseinandersetzungen im Iran als den Kampf eines "wahren
Führers seines Volkes" gegen die Interessen der
"internationalen Hochfinanz". Im Internetportal
"Muslim-Markt", dem "Forum der Muslime für
deutschsprachige Gottesehrfürchtige", in dem öfter Vertreter
der extremen Rechten zu Wort kommen, kritisiert Roger Schwedes die
Haltung der Bundesregierung zum Wahlausgang im Iran. Schwedes, der
im vergangenen Jahr zeitweise Bezirksvorsitzender der sogenannten
"Bürgerbewegung pro NRW" im Ruhrgebiet war, fragt dort
mit Blick auf den "Zentralrat der Juden in Deutschland",
"warum sich die Interessenvertretung einer
Religionsgemeinschaft in Deutschland in die deutsche und
internationale Außenpolitik bezüglich Wahlen im Iran einmischen
sollte". "Die Politik in diesem Land", so Schwedes,
"auch die regulierte Medienlandschaft" seien "fremdgesteuert".
Zu den Gratulanten an die Adresse Ahmadi-Nejads gehört auch der
ehemalige "ND"-Autor Jürgen Elsässer. Die, die gegen den
Wahlausgang im Iran auf die Straße gehen, bezeichnet Elsässer als
"Jubelperser von USA und NATO". Der auch von großen
Teilen der iranischen Linken unterstützte Protest, wird als
"Party" von "Discomiezen, Teheraner
Drogenjunkies" und den "Strichjungen des
Finanzkapitals" verhöhnt. "Gut", so Elsässer, daß
Ahmadi-Nejads Leute "ein bisschen aufpassen und den einen oder
anderen in einen Darkroom befördert haben". Zugleich wirbt er
für den ersten Band seiner neuen Buchreihe "Compact", die
im Berliner "Kai Homilius Verlag" erscheint. Diese sei
"das Gegengift zur politischen Korrektheit, also zur Ideologie
der Neuen Weltordnung, die in den Massenmedien und auch in der
linken Presse zum unantastbaren Tabu geworden" sei. Die von
Elsässer ins Leben gerufene und mit der extremen Rechten inhaltlich
kompatible "Volksinitiative" will am 5.Juli ein erstes
bundesweites Treffen in Fulda durchführen. Einen Tag zuvor soll
Elsässer auf einer Konferenz des Internetportals "AllesSchallUndRauch"
über die Finanzkrise sprechen, berichtet das rechte Berliner
Wochenblatt "Junge Freiheit". Zu den weiteren Rednern auf
dieser Tagung soll auch Karl Albrecht Schachtschneider gehören.
Dieser zählt sowohl zur Autorenschaft der "Jungen
Freiheit" als auch des "Hintergrund" und war in den
90er Jahren für den rechtsliberalen "Bund Freier Bürger"
aktiv. Zu Beginn diesen Jahres trat Schachtschneider auch bei der
extrem rechten "Bürgerbewegung pro Köln" als Referent
auf (hma).
"Pro Heilbronn" im Rat
Heilbronn/Hannover. Mit 4,8 % erzielte die
"Bürgerbewegung pro Heilbronn" bei den Kommunalwahlen
zwei Sitze im Rat der Stadt. Mit Alfred Dagenbach und Heiko Auchter
ziehen nun zwei ehemalige Funktionäre der "Republikaner"
in den Stadtrat ein. Dagenbach ist auch zugleich stellvertretender
Bundesvorsitzender der "Bürgerbewegung pro Deutschland"
um den "Pro Köln"-Aktivisten Manfred Rouhs. Von einem
Wahlerfolg noch weit entfernt ist dagegen noch "Pro
Hannover". Eine für den 20.Juni geplante Veranstaltung gegen
"Islamisierung und Überfremdung" der Gruppierung im
"Raum Hannover" mußte auf Grund von antifaschistischen
Protesten ausfallen. In einem in dem revanchistischen Wochenblatt
"Der Schlesier" abgedruckten Text kritisiert "Pro
Hannover"-Aktivist Christian Perbandt, auch ehemaliger "Republikaner"-Funktionär,
den niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff. Der
habe die Schlesier bei seinem Auftritt auf dem
"Deutschland-Treffen" im Jahr 2007 "dem linken
Zeitgeist gemäß" "zu belehren" versucht. "Wir
können es uns nicht erlauben", so Perbandt, "noch länger
tröstenden Parolen zu folgen, die dem Zwecke dienen, den Tod
unserer Identität zu fördern" (hma).
Rassismus in der Schweiz
Zürich. Die "Gesellschaft
Minderheiten in der Schweiz" und die "Stiftung gegen
Rassismus und Antisemitismus" haben die Ausgabe 2008 ihrer
jährlichen Chronologie "Rassismus in der Schweiz"
vorgelegt. Darüber hinaus wird ein aktueller Überblick über die
extreme Rechte in der Schweiz vermittelt. Zwar sei die Anzahl
rassistischer Vorfälle im vergangenen Jahr in der Schweiz weiter
zurückgegangen, so die Herausgeber, dafür hätten sich Angriffe
gegen einzelne Minderheiten weiter zugespitzt. Begrüßt werden die
Empfehlungen des UNO-Komitees gegen Rassendiskriminierung wie z.B.
das Verbot rassistischer Organisationen und die vermehrte
Durchführung von Sensibilisierungsarbeit. Die 146seitige Broschüre
ist zum Preis von 14,50 CHF unter www.gra.ch
erhältlich (hma).
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