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aus: Antifaschistische Nachrichten 11/Juni 2009

Wulff-Auftritt bei Schlesiern in Frage gestellt

Hannover. In einem Brief an alle Abgeordneten des niedersächsischen Landtags ruft eine Bonner Bürgerin dazu auf, Ministerpräsident Christian Wulf aufzufordern, seine Teilnahme am diesjährigen "Deutschlandtreffen" der "Landsmannschaft Schlesien" abzusagen. Wulff wird auf dem Treffen am 27.und 28.Juni in Hannover als Redner angekündigt. Kritisiert wird in dem Schreiben u.a., daß das Land Niedersachsen diese Veranstaltung mit 50.000 Euro fördert. Anlaß für die Kritik an Wulffs geplantem Auftritt bei den Schlesiern ist zum einen die Zusammenarbeit der "Schlesischen Jugend" mit den "Jungen Witikonen", des Jugendverbands des extrem rechten "Witikobund e.V.". So wurden im Rahmen einer gemeinsamen Veranstaltung der beiden Jugendverbände im vergangenen Herbst einschlägig bekannte Akteure der extremen Rechten als Redner angekündigt. Zudem findet sich mit Willi Wiener ein NPD-Funktionär als stellvertretender Bundesvorsitzender der "Jungen Witikonen" wieder. Zum anderen wird kritisiert, daß der Bundesvorsitzende der "Landsmannschaft Schlesien", der Leverkusener Rudi Pawelka, seine Aktivitäten für die umstrittene "Preußische Treuhand" unbeirrt fortsetzt. Diese habe "in der Vergangenheit wiederholt durch ihre Aktivitäten im Zusammenhang mit Entschädigungsforderungen und einer Aufsehen erregenden Klage vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte für Missstimmung im deutsch-polnischen Verhältnis gesorgt", heißt es in dem Schreiben an die Landtagsabgeordneten. Noch 2007 hatte Wulff seine Unterstützung dieser Veranstaltung davon abhängig gemacht, daß extrem rechte Aktivitäten auf dieser Veranstaltung verhindert werden. In seiner Rede forderte er die Schlesier auf, sich vor "rechtsextremen Gedankengut" zu hüten und dies auch deutlich zu zeigen. Pressemeldungen zufolge wurden dort dennoch Bücher einschlägig rechter Autoren, wie z.B. des britischen Geschichtsrevisionisten David Irving angeboten, und eine Trachtengruppe trug Fahnen und Wappen mit Aufschriften wie "Schlesien ist nicht Polen - die Wahrheit wird Euch frei machen" auf das Podium. Die Aussagen Wulffs stünden "im krassen Widerspruch zu einer erneuten Teilnahme am "Deutschlandtreffen" der Schlesier 2009", heißt es in dem Schreiben. "In Zeiten einer immer größer werdenden Bedrohung (…) durch rechtsextreme Kräfte" sei es mehr denn je erforderlich, "die Verbreiter rechtsextremen Gedankenguts gesellschaftlich zu isolieren und sie nicht hoffähig zu machen" (hma).

 

Ausgewählte Werke

Waltrop/Leipzig. Im Jahr 2007 hatte die Hamburger Handelsgruppe Otto den Spezialversender "Manufactum" komplett übernommen. Gegründet worden war dieser vor 19 Jahren von dem ehemaligen Landesgeschäftsführer der "Grünen" in NRW, Thomas Hoof. Vor der Übernahme erwirtschafteten dort 150 Beschäftigte einen Umsatz von 100 Millionen Euro. In seinen letzten "Hausnachrichten", die Hoof seinen Katalogen immer voranstellte und die als "Kritik des Zeitgeistes" (FOCUS) bezeichnet wurden, rechnete dieser mit der Generation der 68er ab. Mit Bedauern schreibt Hoof dort: "Wir werden sie im nächsten Jahr noch nicht erleben, die überfällige Abrechnung mit 68. Denn die Zinnen der Medienburgen sind von jenen besetzt, die den Marsch durch die Institutionen angetreten und erfolgreich durchgestanden haben". Aber, so der gelernte Buchhändler Hoof, "die Abrechnung kommt dann 2018. Und sie wird derjenigen von 1968 in nichts nachstehen". Im eigentlichen Jubiläumsjahr, also 2008, findet man Hoof - nebst dem neurechten Publizisten Karlheinz Weißmann und dem "Junge Freiheit"-Kolumnisten Günter Zehm - als Autor in der Zeitschrift "Sezession" wieder. In Hoofs Beitrag in der Ausgabe Dezember 2008, die von dem um die "Junge Freiheit" angesiedelten "Institut für Staatspolitik" herausgegeben wird, schreibt er über den "deutschen Sonderweg". Den verortet er irgendwo zwischen Hegel und Röpke, während er dem "angelsächsisch geprägten Wirtschaftsmodus des "Freien Westens" eine "Implosion mit Knalleffekt" prophezeit. Auch im Programm der "Manuscriptum Verlagsbuchhandlung Thomas Hoof KG", deren Bücher noch heute bei "Manufactum" angeboten werden, findet man einschlägig bekannte Autoren: Hans-Hermann Hoppe, einer der Köpfe des rechten Flügels der "Libertären" in den USA, mit dem Buch "Demokratie - Der Gott, der keiner ist", in dem er so originelle Vorschläge äußert wie z.B. alle Kostgänger des Staates, sowohl Staatsbedienstete als auch Empfänger irgendwelcher staatlicher Subventionen, einfach vom Wahlrecht auszuschließen. Oder den völkischen Romantizisten Gustav Freytag mit einem Nachdruck seines subtil antisemitischen Buches "Soll und Haben". Den ehemaligen CDU-Innensenator Jörg Schönbohm, der heute für Filbingers "Studienzentrum Weikersheim" aktiv ist und in der "Preußischen Allgemeinen Zeitung/Das Ostpreußenblatt" schreibt, mit seinem Buch "Politische Korrektheit". Und auch den Berliner Publizisten Jürgen Elsässer, der auf seinem Weg von links nach rechts mittlerweile als Referent bei der "Preußischen Gesellschaft Berlin-Brandenburg" angekommen ist. Bei "Manuscriptum" findet sich Elsässer Buch "Nationalstaat und Globalisierung" nun in bester Gesellschaft mit dem "Taschenbuch der Rassegeflügelzucht", einem Nachdruck aus dem Jahr 1926, dem Buch "Gender - Politische Geschlechterumwandlung" des FAZ-Redakteurs Volker Zastrow und einem Sammelband mit "Politischen Schriften" Oswald Spenglers. Letzterer gehörte zu den führenden Köpfen jener "Konservativen Revolution", die die Weimarer Republik verdammten und die Machtübertragung an die Nazis ideologisch vorbereiteten. Ein Schuft, wer angesichts dieses ausgewählten Verlagsprogramms Böses denkt (hma).