Nach den Rechten sehen
aus: Antifaschistische Nachrichten 07/April 2009
"Pro" in Heilbronn
Heilbronn. Die vor eineinhalb Jahren
gegründete "Bürgerbewegung pro Heilbronn" will am 7.Juni
2009 zur Gemeinderatswahl antreten. Angeführt wird die 40köpfige
Kandidatenliste von ehemaligen Aktivisten der sogenannten
"Republikaner". Der Gärtnermeister Alfred Dagenbach aus
Böckingen war im November 2000 in den Bundesvorstand der extrem
rechten Partei gewählt worden. Der Industriemeister Heiko Auchter
aus Klingenberg war stellvertretender Bezirksvorsitzender. Dagenbach
und Fred Steininger (Frankenbach), der auf Platz drei der
Kandidatenliste steht, gehören heute dem Vorstand der
"Bürgerbewegung pro Deutschland" an, die von dem Stadtrat
der extrem rechten "Bürgerbewegung pro Köln", Manfred
Rouhs, geleitet wird. Rouhs, ehemals Funktionär der "Jungen
Nationaldemokraten", bemüht sich schon seit einiger Zeit um
den Aufbau von Strukturen. Bei den letzten Kommunalwahlen in
München erlitt die selbst ernannte "Bürgerbewegung"
allerdings eine erste große Niederlage. Dagenbachs
"Bürgerbewegung pro Heilbronn" gibt sich betont bieder.
Bisher versuchte man u.a., den zunehmenden Verkehr in der Stadt zu
thematisieren und sammelte Tausende Unterschriften unter Petitionen.
Mit Forderungen nach Erhalt und Neugestaltung von grünen
Freiräumen in der Stadt und für eine freundliche Verwaltung
versucht man, sich einen bürgernahen Anstrich zu geben. An
Informationsständen gaben - nach eigenen Angaben - rund 250
Heilbronner ihre Unterstützungsunterschrift für "Pro
Heilbronn" ab. Was weitaus mehr wären, als die 150
Unterschriften, die für eine Kandidatur notwendig sind (hma).
"Euro Pro Life" in
Münster
Münster. Begleitet von Protesten hat die
"Lebensschützer"-Organisation "Euro Pro Life"
(Europäische Stimme der ungeborenen Kinder: "Protect Our
Life") am 14.März ihren Gebetszug "1000 Kreuze für das
Leben" in Münster durchgeführt. Zählte die lokale Presse im
vergangenen Jahr noch 500 TeilnehmerInnen, waren es in diesem Jahr
schon deutlich weniger. Die etwa 200 Gebetszügler sahen sich in
diesem Jahr konfrontiert mit einer bunten und kreativen
Protestaktion des "Antisexistischen Bündnisses". Die
örtliche Polizei, unterstützt von Polizisten aus Düsseldorf und
Bochum, reagierte unverhältnismäßig und kesselte im Laufe des
Tages mindestens 129 GegendemonstrantInnen - teilweise für Stunden
- ein und stellte deren Personalien fest. Der zufällig
vorbeikommende Weihbischof Franz-Josef Overbeck distanzierte sich -
laut www.echo-muenster.de - spontan von dem Gebetszug. Dies sei
keine Veranstaltung des Bistums Münster. Das 1971 von Günter Stiff
gegründete "Christoferuswerk e.V." in Münster erstattete
Anzeige gegen die GegendemonstrantInnen. "Euro Pro Life"
hatte den Gedenkzug professionell vorbereitet. Aus vier
verschiedenen Richtungen (Aachen-Düsseldorf, Köln-Remscheid,
Bottrop-Recklinghausen und Dortmund) verkehrten Busse nach Münster.
Der nächste Gebetszug soll am 6.Juni in Fulda stattfinden (hma).
25 Jahre "JVL"
Köln. Am 8.Mai will die
"Juristen-Vereinigung Lebensrecht e.V." (JVL) im Kölner
"Senatshotel" ihr 25jähriges Bestehen feiern. Als
Festredner eingeladen ist der Bonner Staatsrechtler Prof. Dr. iur.
Dr. h.c. Josef Isensee, der über den "grundrechtlichen Konnex
von Leben und Menschenwürde" sprechen soll. Noch im September
vergangenen Jahres hatte Isensee das polizeiliche Verbot des
"Anti-Islamisierungskongresses" der extrem rechten
"Bürgerbewegung pro Köln" massiv kritisiert. Das
Kundgebungsverbot sei "eine Blamage des Rechtsstaates
gewesen", so Isensee gegenüber der "Berliner
Morgenpost". Kritik übte Isensee auch an
NRW-Ministerpräsident Rüttgers, der von einem "Sieg der
Zivilcourage" gesprochen hatte. Das sei, "staatsrechtlich
gesehen, eine geradezu skandalöse Bewertung". Isensee war in
der Vergangenheit als Referent u.a. beim "Studienzentrum
Weikersheim", bei der "Alten Breslauer Burschenschaft der
Raczeks" in Bonn und beim "Forum Deutscher
Katholiken" angekündigt worden. Die 1984 von Juristen
verschiedener Fachrichtungen, darunter namhafte Verfassungs- und
Strafrechtler, gegründete "JVL" bezieht, nach eigenen
Angaben, "Stellung in der rechtswissenschaftlichen sowie der
rechtspolitischen Diskussion und pflegt den interdisziplinären
Dialog über alle Fragen des Lebensschutzes". Vorsitzender des
"Wissenschaftlichen Rates" der "JVL", die
"für den wirksamen Schutz des menschlichen Lebens in allen
seinen Phasen eintritt", war Mitte der 80er Jahre Prof. Dr.
Willi Geiger. Geiger war während des Naziregimes NSDAP-Mitglied und
SA-Rottenführer und wirkte später als Staatsanwalt am
NS-Sondergericht Bamberg an mehreren Todesurteilen mit. So u.a.
gegen einen 18jährigen Polen als "Volksschädling", der
eine Beziehung zu einem deutschen Mädchen gehabt hatte. Nach dem
Krieg machte Geiger schnell wieder Karriere und brachte es bis zum
Richter am Bundesverfassungsgericht, wo er 1975 am sog.
Extremistenbeschluß mitwirkte, in dem Berufsverbote für den
Öffentlichen Dienst für rechtmäßig erklärt wurden (hma).
Sauerzapf in Kiel
Kiel. Der ehemalige Dekan des
Bundesgrenzschutzes, Dr. Rolf Sauerzapf, soll am 17.April beim
"Bismarckbund e.V." in Kiel referieren. "Wilhelm II.
und die Religion" heißt der Titel des Vortrages, der im
"Saal Kaiser Friedrich" stattfinden soll. Sauerzapf war
2003 zum neuen Vorsitzenden der "Hilfsaktion
Märtyrerkirche" gewählt worden. Anzeigen der
Hilfsorganisation für "verfolgte Christen" wurden
unlängst auch in der "Jungen Freiheit" abgedruckt (hma).
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