Nach den Rechten sehen
aus: Antifaschistische Nachrichten 16/August 2008
Nachsitzen in Gummersbach
Gummersbach. Nach dem antisemitischen
Übergriff am 19.Juli auf einem Sportplatz des Gummersbacher
Stadtteils Rospe müssen Gummersbacher Polizisten nun zur
Fortbildung. Sie sollen hinsichtlich der Merkmale einer
antisemitischen oder fremdenfeindlichen Straftat sensibilisiert
werden, so ein Polizeisprecher. Unsensibel zeigten sich
Gummersbacher Polizisten, als am Abend des 19. Juli die Schwester
des 17jährigen Opfers den Übergriff melden wollte. Erst nach
mehrmaligem Anrufen und nach über 30 Minuten erschien ein erster
Streifenwagen am Tatort. Da hatten drei junge Männer den
17jährigen Sohn eines CDU-Kreistagsabgeordneten am Rande einer
Geburtstagsfeier bereits brutal zusammengeschlagen und einen Abhang
hinunter geworfen. Als "dreckige Judensau" hatten diese
den Jungen beschimpft. Auch der Hitlergruß sei gezeigt worden.
Einer der Täter hatte ein Eisernes Kreuz auf dem Unterarm und den
Schriftzug "Blut und Ehre" auf dem Bauch tätowiert.
Erschienen waren die drei Nazis, nachdem der Junge auf der Feier mit
einem Mädchen über seine jüdische Herkunft gesprochen hatte. Der
Vater des Opfers, seit 1999 für die CDU im Kreistag des
Oberbergischen Kreises, schrieb mittlerweile eine
Dienstaufsichtsbeschwerde an den Leiter der Kreispolizeibehörde.
Bei einem der drei mutmaßlichen Täter habe es vor vielen Jahren
schon einmal eine Strafsache mit politischem Hintergrund gegeben, so
der Kölner "Staatsschutz", der in dem Fall ermittelt.
Damals war die Strafsache wegen "Geringfügigkeit"
eingestellt worden. Nun wird wegen gemeinschaftlicher gefährlicher
Körperverletzung und wegen der Verwendung von NS-Symbolen ermittelt
(hma).
Übergriff beim Rurseefest
Rurberg. Wegen gefährlicher
Körperverletzung ermittelt die Polizei gegen eine Gruppe von
Neonazis, die in der Nacht zum 20.Juli auf dem Rurseefest im
Simmerather Ortsteil Rurberg einen 49jährigen Polizisten mit einer
Flasche ohnmächtig geschlagen hatten. Der Polizist, der im Kreis
Euskirchen seinen Dienst versieht, war privat auf dem Rurseefest.
Als sich Besucher des Festes am frühen Morgen über Naziparolen und
rassistische Lieder einer 10köpfigen Gruppe beschwerten,
verständigte der Polizist seine Kollegen. Zeitgleich kam es zu
Wortgefechten und Beleidigungen wie "Scheiß Bulle". Einer
der Männer versuchte, die Begleiterin des Polizisten zu
attackieren. Als der 49jährige der Frau zu Hilfe eilen wollte,
wurde er zu Boden geschlagen. Die Gruppe, zu der auch Mitglieder der
neonazistischen "Kameradschaft Aachener Land" (KAL)
gehört haben sollen, konnte unerkannt entkommen (abk).
"Pro" in Berlin
Berlin. Nach der Schlappe von "Pro
München" bei den letzten Kommunalwahlen versucht "Pro
Deutschland" um Manfred Rouhs, Stadtrat der extrem rechten
"Bürgerbewegung pro Köln", sein Glück verstärkt in
Berlin. Im Juli haben sich erstmals Mitglieder und Unterstützer von
"Pro Deutschland" zu einem "politischen
Stammtisch" getroffen. Die etwa 20 Teilnehmer wollen sich nun
regelmäßig treffen und zunächst 30.000 Flugblätter gegen den Bau
der Inssan-Moschee im Stadtgebiet verbreiten. Dann will man die
Gründung eines Landesverbandes anstreben und bis 2010, ein Jahr vor
der Landtagswahl, eine wahlkampffähige Struktur schaffen. Die
beiden Hauptakteure des Kreises, Manfred Müller und Gary Beuth,
hatten noch im Januar in München dazu beigetragen, daß "Pro
München" zur Wahl antreten konnte. Beuth ist auch
verantwortlich für den Inhalt der Webseite berlin-brummt (hma).
DVU-Kundgebung in Potsdam
Potsdam. Zum Abschluß ihres
Kommunalwahlkampfes in Brandenburg will die extrem rechte
"Deutsche Volksunion" (DVU) am 20.September ab 12 Uhr eine
"öffentliche Kundgebung" auf dem Lindenplatz in Potsdam
durchführen. Unter dem schlichten Motto "Eine bessere Politik
für Brandenburg" sollen dort Liane Hesselbarth (Vorsitzende
der DVU-Fraktion im Landtag), Günther Schwemmer
(DVU-Stadtverordneter in Potsdam), Ingmar Knop (DVU-Stadtrat in
Dessau), Hans-Gerd Wiechmann (Landesorganisationsleiter der DVU
Niedersachsen) und Matthias Faust (DVU-Bundesorganisationsleiter)
sprechen. Zu der Veranstaltung, die bis 22 Uhr angemeldet wurde,
erwarten die Veranstalter rund 300 Teilnehmer (hma).
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