Nach den Rechten sehen
aus: Antifaschistische Nachrichten 13/Juli 2008
NRW-Kommunalwahlkampf
eingeläutet
Köln. Die extrem rechte
"Bürgerbewegung pro NRW" will Ende Juni auf einer "Funktionsträgertagung"
die "Weichen für möglichst viele Kommunalwahlantritte der
Pro-Bewegung in NRW" gestellt haben. Angeblich zeigten die
bisherigen Aufbauarbeiten in NRW "eine außerordentlich
positive Bilanz", heißt es in dem Rundbrief der extrem rechten
"Bürgerbewegung pro Köln". Sieht man sich jedoch die
Aktualität der Webseiten so mancher bereits von "Pro NRW"
gegründeten Kreisverbände an, oder vergleicht die gezeigten Fotos
von "Pro Köln"-Aktivitäten mit den - großzügig -
angegebenen Teilnehmerzahlen, könnte man eher zu dem Schluß
kommen, das es so ganz glatt wohl nicht läuft, was die altgedienten
rechten Kader von "Pro Köln" bzw. "Pro NRW" da
ausgekungelt haben. So liest sich die Liste der Orte, in denen -
nach dem derzeitigem Stand der Dinge - Kommunalwahlantritte
"sicher" sein sollen, eher noch wie ein Wunschzettel.
Neben Köln sollen dies Leverkusen, der Rhein-Sieg-Kreis, Siegburg,
Troisdorf, Lemgo, Kreis Lippe, Bergheim, Rhein-Erft-Kreis, Dormagen,
Rhein-Kreis Neuss, Gelsenkirchen, Radevormwald, Oberbergischer Kreis
und Voerde sein. Flächendeckende Kandidaturen "möglich"
seien, so "Pro Köln", darüber hinaus noch in Essen,
Bonn, Solingen, Wesel, Bielefeld, Bottrop, Rhein-Bergischer-Kreis,
Bergisch-Gladbach, Burscheid, Nettetal und Mönchengladbach. Ob es
der "Pro"-Formation, die sich als "demokratisch
legitimierte Rechtspartei" präsentiert, im Juni kommenden
Jahres tatsächlich gelingen wird, das "verkrustete
Parteiensystem" aufzusprengen, steht wohl noch in den Sternen.
Mag sie sich noch so sehr als "nordrhein-westfälische
Antwort" auf "den Linksruck der gesamten politischen
Klasse" aufspielen (hma).
Nazi-Treffen mit Pannen
Pulheim. Der unlängst aus dem Gefängnis
entlassene Neonazi Axel Reitz hatte für den 14.Juni zu einer
Saalveranstaltung unter dem Motto "Der einzige Weg in die
Zukunft: Nationaler Sozialismus!" nach Pulheim eingeladen.
Diese verlief nicht ganz nach Plan. Der Wirt der Gaststätte, die in
der Vergangenheit auch der Pulheimer "Kameradschaft" als
Versammlungsort gedient hatte, stellte die Organisatoren um Reitz
vor erhebliche Probleme. Der war plötzlich spurlos verschwunden und
ein Nachfolger wußte nichts von einer "geschlossenen
Gesellschaft". In der Kürze der Zeit fanden die Organisatoren
aber doch noch eine andere Gaststätte, die von einem Kroaten
geführt wird, und die wohl überschaubare Schar an Teilnehmern
mußte sich mit einer Kegelbahn im Keller zufrieden geben. Da diese
nur für kurze Zeit zur Verfügung stand, mußten der frühere
Kühnen-Weggefährte Thomas Brehl und Hartmut Wostupatsch auf ihre
Redebeiträge verzichten. So kamen von den Gästen lediglich der
ehemalige NS-Jagdflieger Reinhold Leidenfrost und Christian Worch
aus Hamburg zu Wort. Letzter sprach über die aktuelle politische
Lage und hob die - seiner Meinung nach - zugespitzte Lage hervor,
die schon mit den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts vergleichbar
sei (abk).
Anfrage zur "AGR" im
Landtag
Düsseldorf. Rüdiger Sagel, fraktionsloser
Abgeordneter im Nordrhein-Westfälischen Landtag, hatte im Mai eine
kleine Anfrage zu den "Autonomen Nationalisten" (AN) und
der neonazistischen "AG Rheinland" gestellt. Das
Innenministerium des Landes beantwortete nun die Anfrage im Namen
der Landesregierung und im Einvernehmen mit dem Justizministerium.
Dabei kommt das Ministerium zu wenig anderen Einschätzungen, als
ohnehin schon bekannt sind. So stellt es bei den "AN" eine
"deutliche Zunahme der Gewaltbereitschaft" fest. Die fast
ausnahmslos Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen im Alter von 16 -
23 Jahren, die sich "im Krieg gegen ein Scheiss-Sysstem"
sehen, schätzt das Ministerium auf "eine Gesamtgröße von ca.
100 Personen" in NRW, wobei "das insgesamt mobilisierbare
Potential einschließlich Umfeld ca. 150 Personen" umfasse. Als
Gefahr wird dabei besonders die "individualisierbare
Scharnierfunktion als "Eintrittspforte" in die etablierten
rechtsextremistischen oder neonazistischen Strukturen" gesehen.
Dabei verfügten die "AN" "über ein differenziertes
Umfeld mit Kontakten sowohl in die rechtsextremistische Mischszene
als auch im geringen Umfang zu sogenannten erlebnisorientierten
Jugendlichen als kurzfristiges, temporär ansprechbares
Mobilisierungspotential". Zwar stellt das Ministerium ein
Anwachsen politisch motivierter Kriminalität durch Neonazis im
Großraum Aachen-Köln-Leverkusen in den letzten Jahren fest (2007:
29 Gewaltdelikte, 2006: 21 und 2005: 19), kommt aber zu dem Schluß,
das der benannte Großraum "im Landesvergleich" nicht als
"Brennpunkt" gesehen werden könne. Hinsichtlich konkreter
Übergriffe von Neonazis im vergangenen Jahr in Leverkusen und
Anfang 2008 in Aachen konnten Tatverdächtige bislang "nicht
ermittelt werden" bzw. liegen dem Ministerium "keine
Informationen" vor. Bezüglich der "AN" in Pulheim
zeigten die verschiedenen polizeilichen Maßnahmen "positive
Resultate" und würden fortgeführt. Ansonsten würden die
Sicherheitsbehörden die weitere Entwicklung aufmerksam verfolgen.
Eine konkrete Aussage zur Einbindung der Kommunen in die Bekämpfung
der Nazi-Szene bleibt das Ministerium leider schuldig (hma).
Proteste gegen "Europa-Kongreß"
Rosenheim. Etwa 400 Menschen protestierten
Ende Juni in Rosenheim gegen den "Europa-Kongreß" der
sog. "Republikaner". Die hatten führende Vertreter von
der FPÖ und "Vlaams Belang" eingeladen und ehrten den im
vergangenen Jahr verstorbenen "Vlaams Blok"-Mitgründer
Karel Dillen posthum mit ihrem erstmals verliehenen
"Europapreis". "Republikaner"-Chef Schlierer
sprach sich im Falle eines Einzugs ins Europaparlament im kommenden
Jahr für die Bildung einer gemeinsamen Fraktion mit der FPÖ und
dem "Vlaams Belang" aus. Zur Spitzenkandidatin wurde die
stellvertretende Bundesvorsitzende, Ursula Winkelsett (Senden),
aufgestellt. Bei den Protesten gegen die Konferenz wurden mindestens
10 Menschen von der Polizei festgenommen (hma).
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