Nach den Rechten sehen
aus: Antifaschistische Nachrichten 09/Mai
2008
Rassistische Hetze in Viersen
Viersen. Am Montag, den 21.April, wurden am
Viersener Marienplatz eine 33jährige aus dem Kongo stammende Frau
und ihre sechsjährige Tochter von vier Jugendlichen massiv
rassistisch beschimpft. Zudem bewarfen die Tatverdächtigen die Frau
und ihr Kind mit Äpfeln. Der Frau, die in Belgien und Deutschland
Modedesign studiert hatte, gelang die Flucht in ein nahe gelegenes
Haus, von wo aus die Polizei informiert wurde. Noch im Beisein der
Polizei wurden die Frau und ihre Tochter auf unflätige Art und
Weise beschimpft. Bei den Jugendlichen, die anscheinend zu einem
Zirkus gehörten, der gerade seine Zelte abbrach, handelt es sich um
zwei junge Männer im Alter von 22 und 16 Jahren. Während der
Jüngere aus Viersen stammt, haben der Ältere und eine 18jährige
Mittäterin ihren Wohnsitz in Dortmund. Ein 12jähriges Mädchen,
das die Älteren fortwährend angestachelt hatte, kommt aus
Mönchengladbach-Rheydt. Gegen die Tatverdächtigen wurden
Ermittlungen wegen Volksverhetzung eingeleitet. Laut einem Eintrag
im regionalen Neonazi-Forum "Nationales Forum Rheinland"
hatte in Viersen noch zwei Tage zuvor, am 19.April, eine Mahnwache
der NPD stattgefunden. Angeblich habe die Verwaltung einen
Informationsstand der NPD in der Fußgängerzone nicht genehmigen
wollen. Daraufhin habe die NPD eine Mahnwache angemeldet, die dann
kurzfristig genehmigt wurde. Diese sei dann vor dem Rathaus und in
der Fußgängerzone "erfolgreich durchgeführt" worden,
wobei "mehrere hundert Flugblätter verteilt" worden sein
sollen. Der im Viersener Stadtteil Dülken lebende Gunter
Kretzschmann, der als Selbständiger im Feinmechanik-Bereich tätig
ist, wurde kürzlich erneut in den Kreis-vorstand der NPD
Mönchengladbach-Heinsberg wiedergewählt. 2005 hatte er für die
NPD zum Landtag kandidiert (peb).
Moschee in Wülfrath beschmiert
Wülfrath. Die rassistische Kampagne gegen
Moscheebauten zeigt ihre Wirkung. In Wülfrath wurde in der Nacht
auf den 19.April eine Moschee mit rassistischen Parolen und
Nazi-Symbolen beschmiert. "Unbekannte" hatten Parolen wie
"Sieg Heil" und "Ausländer raus" sowie ein
Hakenkreuz und SS-Runen auf die Außenmauern der Moschee geschmiert.
Der Vorsitzende des Islamischen Vereins in Wülfrath zeigte sich
tief betroffen. So etwas habe es hier in den vergangenen 27 Jahren
gemeinsamen Zusammenlebens noch niemals gegeben. "Wir sind
keine Ausländer. Wir sind Bürger dieses Landes." (peb).
"Pro NRW" Bezirk
Rheinland
Rheinland/Köln. Angeblich "über 150
Mitglieder", so "Pro NRW", wählten Ende April in
einem "großen Kölner Traditionsgasthaus" einen
"Bezirksverband Rheinland" der extrem rechten
"Bürgerbewegung pro NRW". Als Bezirksvorsitzender wurde
der ehemalige Kölner CDU-Funktionär Jörg Uckermann gewählt.
"Pro NRW"-Chef Markus Beisicht kündigte für den
Frühsommer "eine große landesweite Infostandserie" und
"mehrere regionale Flugblattkampagnen" an, so u.a. in den
Leverkusener Stadtteilen Rheindorf und Wiesdorf. Der Kampf gegen
eine angebliche "Islamisierung und Überfremdung unserer
Städte", so Beisicht, sei nicht nur in Köln eine riesige
Aufgabe. An vielen Orten sei "die kulturelle Identität der
einheimischen Bevölkerung gefährdet", behauptet der "Pro
NRW"-Chef. Die meisten der in den Vorstand des neuen
Bezirksverbandes gewählten "Pro NRW"-Aktivisten verfügen
bereits über Funktionen im extrem rechten "Pro"-Spektrum.
Stellvertretende Vorsitzende des neuen Bezirksverbandes wurde die
Mönchengladbacher Geschäftsfrau Renate Willms. Angeblich will
"Pro NRW" in den nächsten Wochen auch Aktivitäten in
Solingen entfalten. Der bloße Umzug (!) einer Moschee in ein
größeres Gebäude im Stadtteil Solingen-Wald ist für "Pro
NRW" schon ausreichend, um einen Untergang der "deutschen
Leitkultur" und "Landnahme und Okkupation" durch den
Islam zu prophezeien. "Pro NRW"-Chef Beisicht kündigte
zudem eine Unterschriftensammlung und einen "Kongress" in
der Innenstadt vom 19. bis 24.Mai an. An diesem Tag soll auch ein
Ableger von "Pro NRW" in Solingen gegründet werden. Aus
Solingen wird bereits Widerstand gegen die Pläne von "Pro
NRW" angekündigt. Ende Mai finden (vgl. AN 8-2008) in der
Stadt eine Gedenkkundgebung und eine Demonstration aus Anlaß des
15. Jahrestags des rassistischen Brandanschlages auf MigrantInnen
aus der Türkei statt (hma).
Pendls Abberufung rechtens
Österreich/Wien. Die Abberufung des
Medizinprofessors Gerhard Pendl als Universitätsrat der Wiener
Medizin-Universität war rechtens. Dies entschied jetzt der
österreichische Verfassungsgerichtshof und lehnte eine Beschwerde
des Burschenschafters ab. Grund für die Abberufung Pendls war
dessen 2006 gehaltene Lobrede am Grab des NS-Jagdfliegers Walter
Nowotny. Die "kompromißlose Ablehnung des
Nationalsozialismus" sei "ein grundlegendes Merkmal der
1945 wiedererstandenen Republik", urteilte das Gericht. Der
Generalsekretär der extrem rechten FPÖ, Harald Vilimsky, sprach
von einem "schwarzen Tag für die österreichische
Rechtsprechung" und einer "Schmierenkomödie ersten
Ranges" (hma).
Turner ehren Jahn
Österreich/Wien. Am 31.Mai findet im
Spiegelsaal des Wiener Haus des Sports eine Festveranstaltung zum
230.Geburtstag von Friedrich Ludwig Jahn statt. Der als
"Turnvater" bezeichnete Jahn nahm als Antisemit keine
Juden in seine Turnvereine auf und erklärte: "Deutschlands
Unglück sind die Polen, Franzosen, Pfaffen, Junker und Juden".
Aber um Jahns Antisemitismus und Nationalismus geht es auf dieser
Veranstaltung nicht. Nach einer Begrüßung durch den Obmann des
"Österreichischen Turnerbundes" (ÖTB) Wien, Helmut
Fuchs, eröffnet der Bundesdietwart des ÖTB, Dr. Wolfgang
Viernstein, die Veranstaltung. Es folgen verschiedene Referate über
das Wirken Jahns. Unter den Referenten finden sich u.a. Prof. Dr.
Lothar Höbelt, wiederholt Interviewpartner der "Deutschen
Nationalzeitung" und Dr. Karl Katary, 1. Stellvertretender
Vorsitzender der deutschtümelnden "Österreichischen
Landsmannschaft" (hma).
EUFV unter Druck
Wien. Der Generalrat der
"Europäischen Union der Flüchtlinge und Vertriebenen" (EUFV)
hat sich zu der Kritik geäußert, daß ihm extrem rechte Gruppen
als Mitglied angehören würden und maßgeblich an der Erstellung
des Statuts mitgewirkt hätten. Natürlich weist die EUFV all diese
Vorwürfe zurück. Unterstützung erfährt die EUFV unterdessen vom
extrem rechten "Zentralrat der vertriebenen Deutschen".
Der "Zentralrats"-Vorsitzende Herbert Jeschioro, 1999
Interviewpartner des NPD-Organs "Deutsche Stimme", ruft im
revanchistischen Wochenblatt "Der Schlesier" seine
"von der rassistischen Austreibung entrechteten
Landsleute" dazu auf, "die historische Stunde der
Neuorientierung in einem europäischen Vertriebenenverbund, sprich
EUFV" zu nutzen und diesem beizutreten. Die "vergangenen
Verbrechen", so Jeschioro, hätten "kein Anrecht auf
Relativierung und Entschuldigungslügen" (hma).
|