Nach den Rechten sehen
aus: Antifaschistische Nachrichten 24/November 2007
LMO "alimentiert"
Freibund
Schnega/Hamburg. In seinem aktuellen
Lagebericht geht der Sprecher der "Landsmannschaft
Ostpreußen" (LMO), Wilhelm von Gottberg, auch auf eine
Zusammenarbeit mit dem "Freibund" ein. Demnach
"alimentierte" die LMO eine "große Sommerfahrt"
des "Freibund" in das Gebiet des ehemaligen Ostpreußens
mit einer Summe von 1000 Euro. Gut 80 Kinder, Jugendliche und junge
Erwachsene im Alter bis zu 22 Jahren zelteten zwölf Tage am
Dadai-See, reparierten auf einem alten Friedhof Eisenkreuze und
führten u.a. eine "Feierstunde" für die "Opfer von
Flucht und Vertreibung" durch. Der LMO-Jugendverband BJO sei
dabei mit eingebunden worden und habe durch BJO-Chef Jochen Zauner (Viersen)
an der Programmgestaltung "mitgewirkt". Vorgänger des
"Der Freibund" war der 1958 gegründete neofaschistische
"Bund Heimattreuer Jugend" (BHJ). Über viele Jahre
arbeitete der BHJ auch mit der an der "Hitler-Jugend"
orientierten "Wiking-Jugend" und anderen neofaschistischen
Organisationen zusammen. 1993 war Wilhelm von Gottberg von der
"Freibund"-Zeitschrift "Na Klar" interviewt
worden ("Ostpreußenblatt/PAZ" 10.11.07 - hma).
"Zur Zeit" feierte
Jubiläum
Österreich/Wien. Im Wiener Palais Palffy
feierte die extrem rechte Wochenzeitung "Zur Zeit" Ende
Oktober ihr zehnjähriges Bestehen. Etwa 200 Besucher, darunter
zahlreiche Mandatsträger der FPÖ, nahmen an der Veranstaltung
gegenüber der Wiener Hofburg teil. "Zur
Zeit"-Chefredakteur Andreas Mölzer, der für die FPÖ ins
Europaparlament gewählt wurde, bezeichnete die Wochenzeitung in
seinen einleitenden Worten als "Sturmgeschütz der
Meinungsfreiheit". Neben zahlreichen anderen Teilnehmern war
auch Verlagsleiter Walter Tributsch in den Farben seiner
studentischen Verbindung erschienen. Gemeinsam lauschte man den
Worten des Festredners Dr. Otto Scrinzi. Der war einst
SA-Sturmführer und Mitglied der NSDAP und hatte viele Jahre für
die FPÖ im österreichischen Nationalrat gesessen. Als zweiter
Redner sprach Rechtsanwalt Dr. Herbert Schaller. Der als Anwalt von
Neonazis bekannte Schaller hatte zuletzt noch den britischen
Geschichtsrevisionisten David Irving verteidigt. Im Anschluß wurde
dem Publikum auf einer Großbildleinwand ein etwa 20minütiges
Interview mit Irving gezeigt, das der "Zur Zeit"-Redakteur
und Mitarbeiter Mölzers im Europaparlament, der Soziologe Dimitrij
Grieb, unlängst in London geführt hatte. Zum Abschluß sprachen
Günter Rehak, ehemals persönlicher Sekretär von Bruno Kreisky,
dessen Beiträge schon im NPD-Organ "Deutsche Stimme"
abgedruckt wurden und der belgische Publizist Robert Steuckers. Der
Mitgründer des neurechten Denkzirkels "Europäische
Synergien", der über die frühen Kontakte der "Zur
Zeit" zum rassistischen "Vlaams Blok" sprach, war
auch schon bei der neofaschistischen "Gesellschaft für freie
Publizistik" als Referent aufgetreten (hma).
"Kerzenabend" im
Unterallgäu
Unterallgäu. In der "Deutschen
Nationalzeitung" (46-2007) wird ein "Kerzenabend"
beworben, der am 1.Dezember im "Raum Unterallgäu"
stattfinden soll. Ehrengast und Festredner auf der
"traditionellen überparteilichen Vorweihnachtsfeier der
Deutschgesinnten" ist Prof. Dr. Walter Marinovic aus Wien. Der
ehemalige Bundesobmann des "Verbands des Professoren
Österreichs" war in der Vergangenheit wiederholt als Redner
bei Gliederungen der NPD aufgetreten. Für nähere Auskünfte zur
Veranstaltung wird eine Münchner Telefonnummer angegeben (hma).
Naziübergriffe im Rheinland
Rheinland. Im Anschluß an eine
Gedenkdemonstration anläßlich des Jahrestags der Reichspogromnacht
am 9.November überfielen etwa 20 Neonazis am Bahnhof
Leverkusen-Opladen eine Gruppe vermeintlicher Teilnehmer der
Gedenkveranstaltung. Die Angegriffenen flüchteten in ein Kiosk und
wurden dort mit sandbefüllten Bierflaschen beworfen. Eine
unbeteiligte Passantin trug durch einen Flaschenwurf schwere
Gesichtsverletzungen davon und musste ins Krankenhaus eingeliefert
werden. Die teilweise vermummten Täter, die dem Umfeld der
militant-neonazistischen "Aktionsgruppe Rheinland"
zugerechnet werden, konnten flüchten. Am selben Abend und in den
folgenden Tagen gab es in der Stadt weitere Übergriffe von Neonazis
auf Passanten, die von ihnen für "Linke" gehalten wurden.
Noch im Oktober hatten Neonazis der "Aktionsgruppe
Rheinland" eine Veranstaltung der Partei "Die Linke"
in Leichlingen verhindert und Hetzflugblätter in der Stadt
verbreitet. Die Anhänger des Pulheimer Ablegers der
"Aktionsgruppe Rheinland", die "Autonomen
Nationalisten Pulheim" (ANP), wurden am 14.November mit
Hausdurchsuchungen konfrontiert. Die Gruppe hatte in Pulheim und
Umgebung massenhaft Aufkleber verbreitet, Hakenkreuze geschmiert und
vermeintlich linke Gegner bedroht und angegriffen. Bei der
Durchsuchung zahlreicher Wohnungen in Pulheim, sowie in Köln und
Euskirchen, wurden Computer beschlagnahmt und neben Flugblättern
auch ein Totschläger und eine Softairwaffe gefunden. Gegen die ANP
ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der
"Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger
Organisationen", der "Volksverhetzung", des
Diebstahls, der Sachbeschädigung sowie der "gemeinschädlichen
Sachbeschädigung". Südlich von Pulheim, in Köln, agieren
seit einiger Zeit die "Autonomen Nationalisten Köln" als
lokaler Ableger der "Aktionsgruppe Rheinland". Der hatten
sich im Juli dieses Jahres Mitglieder des aufgelösten
"Stützpunktes" des NPD-Jugendverbandes "Junge
Nationaldemokraten" (JN) angeschlossen. Als eines der
führenden Mitglieder der Kölner Gruppe gilt der siebzehnjährige
Michael Brück aus Bensberg in Bergisch-Gladbach. Brück war zuvor
Funktionär der "Jungen Nationaldemokraten" in Köln (abk)
|