Nach den Rechten sehen
aus: Antifaschistische Nachrichten 21/Oktober 2007
Beifall von der rechten Seite
Fulda. Bei der neofaschistischen
Zeitschrift "Nation und Europa" schaffte es die unlängst
wegen umstrittener Äußerungen zu familiären Werten während des
Nazi-Regimes vom NDR gekündigte Moderatorin Eva Herman sogar aufs
Titelbild. "Das neue Eva-Prinzip. Entlassen - Verleumdet -
Ausgegrenzt", heißt es dort. Die DVU kündigte eine
Solidaritätskundgebung für Herman auf dem Hamburger Rathausmarkt
an. Der NPD-nahe "Ring Nationaler Frauen" (RNF) lobte
Hermans "Standhaftigkeit gegenüber den Meinungs-Machern".
Bei einer bekannten TV-Talkshow wich sie jüngst Nachfragen zu ihren
umstrittenen Äußerungen mehrfach aus und flog raus. Offene Türen
fand sie hingegen beim "Forum Deutscher Katholiken", das
vom 5. bis 7.Oktober in Fulda tagte. Vor etwa 700 Menschen hielt
Herman eine 40-minütige Gastrede und bekam tosenden Applaus.
Kongress-Leiter Alois Konstantin Fürst zu Löwenstein bezeichnete
Herman dort als "tapfere Frau", die sich gegen das
"öffentliche Geheul" stemme. Hessens Wirtschaftsminister
Dr. Alois Rhiel (CDU), zugleich Schirmherr der Veranstaltung, sagte
hingegen seine Teilnahme an dem Kongress ab. Sein Büro hatte zuvor
darauf gedrängt, Herman auszuladen. Keine Probleme mit seiner
Teilnahme hatte hingegen Militärbischof Walter Mixa. Der noch im
Juli wegen seiner Äußerungen zur islamischen Präsenz in
Deutschland von den "Grünen" heftig kritisierte
Augsburger Bischof sieht im "Forum Deutscher Katholiken"
ein "wichtiges Gremium der katholischen Laienarbeit".
Unterdessen läuft der Verkauf des neuen Buches von Herman gut.
Unmittelbar nach seinem Erscheinen stieg es auf Platz 23 der
Buch-Charts (hma).
15. "Berliner Kolleg"
Berlin. Das um die "Junge
Freiheit" angesiedelte "Institut für Staatspolitik"
will am 3.November sein 15. "Berliner Kolleg"
durchführen. Zu der Tagung unter dem Motto "Bildung - Zustand
und Zukunft eines deutschen Ideals" sind u.a. Prof. Kurt
Reinschke (TU Dresden) vom Vorstand des "Bund Freiheit der
Wissenschaft" und der langjährige Präsident des
"Deutschen Lehrerverbandes", Josef Kraus, als Referenten
eingeladen. Kraus gehört auch zu den Autoren der "Jungen
Freiheit" (hma).
ITS-Fraktion lud ein
Straßburg. Die extrem rechte Fraktion
"Identität, Tradition, Souveränität" (ITS) im
Europäischen Parlament hatte am 25.September zu einem Treffen nach
Straßburg eingeladen. Gefolgt waren der Einladung
"maßgebliche Vertreter der deutschen Rechten": Führende
Funktionäre von NPD, DVU, "Republikaner", "Pro
NRW" und "Pro Köln" sowie verschiedene
Einzelpersonen wie Ingrid Schönhuber, die Witwe des früheren
Waffen-SS-Mannes Franz Schönhuber, der Leipziger Prof. Dr. Michael
Friedrich Vogt, der Ex-"Republikaner" Dr. Björn Clemens,
die Hamburger Rechts-Anwältin Dr. Gisa Pahl, der Mitherausgeber der
neofaschistischen Zeitschrift "Nation und Europa", Harald
Neubauer, und der Begründer der "Dienstagsgespräche",
Hans-Ulrich Pieper aus Berlin. "Übereinstimmend"
verabschiedeten die anwesenden Teilnehmer eine
"Gruppenerklärung" mit Grundsätzen wie die
"Anerkennung der nationalen Interessen, Souveränitäten,
Identitäten und Unterschiedlichkeiten" und die
"Opposition zu einem vereinheitlichten und bürokratischen
europäischen Superstaat". Bereits am 27.September grenzte sich
die Wochenzeitung "Junge Freiheit" (JF) von Andreas
Mölzer, FPÖ-Europaparlamentarier und zugleich Herausgeber des
österreichischen "JF"-Ablegers "Zur Zeit", ab
und beendete die Zusammenarbeit beider Zeitungen. Mölzer habe
"neben Vertretern rechter Kleinparteien die Vorsitzenden von
NPD und DVU" nach Straßburg eingeladen, "um mit diesen
über eine gemeinsame Europawahlliste zu verhandeln", so die
Presseerklärung der "JF". "Republikaner"-Chef
Schlierer sah für sich keinen Grund, die Einladung abzulehnen.
"Es war ja kein Treffen mit der NPD", so Schlierer.
"Pro NRW"-Chef Markus Beisicht bezeichnete das Treffen in
Straßburg als "hochinformativ", auch wenn nicht die
Absicht bestehe, an der nächsten Europawahl teilnehmen zu wollen
(hma).
Rechts im Rheinland
NRW. Die extrem rechte
"Bürgerbewegung pro NRW" hat in Dormagen, südlich von
Neuss, eine erste Informationsveranstaltung durchgeführt. Über 40
Teilnehmer, so "pro NRW", seien der Einladung gefolgt und
hörten sich Reden von Daniel Mike Schöppe (Dormagen), ehemals
Funktionär der neofaschistischen "Deutschen Liga für Volk und
Heimat" und zuletzt der sog. "Republikaner", sowie
der "Pro Köln"-Stadträtin Judith Wolter an. In Kürze
wolle man mit einer "bürgernahen Kampagne" beginnen und
2009 in den Rat der Stadt Dormagen einziehen. Für jeden "pro
NRW"-Vertreter, der in den Stadtrat einziehe, werde einer
"der rot-grünen Spießgesellen" rausfliegen, so "pro
NRW". Auch in Nettetal im Kreis Viersen will "pro
NRW" Fuß fassen. Angeblich 10.000 Flugblätter will man in der
Grenzstadt zu den Niederlanden verteilen. Als lokaler Sprecher
fungiert auch hier ein ehemaliges Mitglied der sog.
"Republikaner". Der Groß- und Außenhandelskaufmann
Walter Rütten (41) war in der Vergangenheit stellvertretender
Kreisvorsitzender der extrem rechten Partei. Südlich von Nettetal,
in Niederkrüchten, gibt es derzeit eine Debatte um die
"Deutsche Land-Wirtschaft Radermühle". Diese droht nach
Einschätzung der Bürgerinitiative "Kein Neonazi-Zentrum in
Niederkrüchten" zu einer Schulungsstätte der Neonazis zu
werden. Eigentümer des Hauses, so die Initiative in einem vor Ort
verbreiteten Flugblatt, ist der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater
Paul Heinz Mock aus Erkelenz-Golkerath. Dieser hatte 2005 auf der
Liste der NPD für den Landtag und den Bundestag kandidiert und
inserierte für seine Dienste in der "Deutschen
Nationalzeitung" des DVU-Chefs Gerhard Frey. Für Samstag, den
6.Oktober, hatte die NPD in Krefeld zu einer Mahnwache vor dem
früheren DGB-Haus aufgerufen. Über 70 AntifaschistInnen
protestierten gegen den Aufmarsch von etwa 25 Neonazis aus Krefeld
und Umgebung. Die Polizei erteilte Platzverweise gegen die
AntifaschistInnen und nahm 41 von ihnen zeitweise "in
Gewahrsam". Für den 13.Oktober mobilisierten NPD und sog.
"Freie Kameradschaften" zu einem Aufmarsch "Gegen
Polizeigewalt und staatliche Repression" nach Neuss. Hier
fungierte der ehemalige "Gausekretär Rheinland" der 1995
verbotenen FAP, Christian Malcoci, als stellvertretender
Versammlungsleiter. Hintergrund ist die Festnahme von drei Neonazis
am 18.August in Grevenbroich durch die Polizei. Während sich die
Neonazis als Opfer aufspielen, nehmen die Übergriffe auf
MigrantInnen und Andersdenkende in der Region zu. Am 13.September
wurden mehrere Jugendliche am Pulheimer Bahnhof von Anhängern der
"Autonomen Nationalisten Pulheim" überfallen. Anfang
Oktober wurde eine junge Migrantin am Grevenbroicher Bahnhof von
einem Neonazi beschimpft, geschlagen und getreten. Die junge Frau
hatte sich lediglich wegen einer Nachfrage zum Fahrplan an den Mann
gewandt (peb).
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