Nach den Rechten sehen
aus: Antifaschistische Nachrichten 16/August 2007
"Lebensschützer"
verurteilt
Erlangen. Im Juni wurde der Erlangener
Theologe Dr. Johannes Lerle wegen "Volksverhetzung" zu
einem Jahr Gefängnis ohne Bewährung verurteilt. Das Amtsgericht in
Erlangen wirft dem Theologen vor, "durch öffentliche Leugnung
und Verharmlosung des Holocausts den öffentlichen Frieden gestört
zu haben". Lerle, der Schwangerschafts-abbrüche mit dem
Massenmord in Auschwitz gleichsetzt, hatte in einer
veröffentlichten Schrift u.a. über das "vermeintliche Unrecht
in Auschwitz" geschrieben. Als Straferschwerend sah es das
Gericht an, das Lerle wegen der Beleidigung von namentlich genannten
Ärzten, die Schwangerschaftsabbrüche vornahmen, bereits sechsmal
verurteilt wurde. Lerle hatte - laut "Deutsche
Nationalzeitung" (29-2007) - vor dem Prozeß u.a. den Sohn des
DVU-Chefs Frey, Gerhard Frey junior, angerufen und ihn gebeten,
über seinen Prozeß zu berichten. Schon in der Vergangenheit war
Lerle mit Leserbriefen in dem DVU-Blatt aufgefallen. 2004 verglich
er dort das Verhalten amerikanischer und britischer Soldaten im Irak
"mit deren Umgang mit den besiegten Deutschen". In einem
Leserbrief im NPD-Organ "Deutsche Stimme" sprach sich
Lerle im November 2000 gegen ein Verbot der neonazistischen Partei
aus. Seiner Meinung nach "müßten vor allem die Parteien
verboten werden, die die grundgesetzwidrige Abtreibung zur
gesellschaftlichen Aufgabe aufgewertet" hätten. Zu diesen
Parteien zählt Lerle "auch die CSU,, nicht aber die NPD".
Lerle ist der Sohn des 1915 geborenen Theologieprofessors Ernst
Lerle. Der evangelische Theologe lehrte zuletzt 14 Jahre an der
Hochschule in Basel. Anfang 1998 gab er der "Deutschen
Wochenzeitung" des DVU-Chefs Gerhard Frey ein Interview. Im
gleichen Jahr wurde in der neofaschistischen Zeitschrift
"Nation und Europa" ein Beitrag von Ernst Lerle
veröffentlicht. Den "gelegentlichen Mitarbeiter" der
Zeitschrift sah man zuletzt bei einem Vortrag, den "Nation und
Europa"-Mitherausgeber Harald Neubauer "vor einer
Burschenschaft in Erlangen" hielt, hieß es im April 2000 in
"Nation und Europa" (hma).
Ein Preis für Ilgner
Recklinghausen/Rinteln. Der langjährige
Herausgeber des revanchistischen und geschichtsrevisionistischen
Wochenblattes "Der Schlesier/Breslauer Nachrichten",
Hans-Joachim Ilgner, wurde am 7.Juli in Rinteln mit dem
"Kulturpreis" der "Erika-Simon-Stiftung"
ausgezeichnet. Ilgner habe sich, so die Stiftung, "durch seinen
jahrelangen mutigen Einsatz für die geschichtliche Wahrheit über
das Schicksal Schlesiens" verdient gemacht. Die Laudatio auf
Ilgner hielt Karl-Ernst Lober, Ende der 60er Jahre
Fraktionsvorsitzender der NPD im Landtag von Schleswig-Holstein und
regelmäßiger Autor in "Der Schlesier". Über 800
Glückwünsche für Ilgner hatten dessen Anhänger u.a. auf dem
jüngst statt-gefundenen Bundestreffen der "Landsmannschaft
Schlesien" in Hannover gesammelt. Zu den Unterzeichnern
gehörten Vertreter von Gliederungen der
"Landsmannschaft", des "Bund der Vertriebenen"
und kulturelle Gruppen der Schlesier wie z.B. der langjährige
Vorsitzende der Schlesier in Köln, Franz Kurzidium. Unterschrieben
haben auch vier der Jury-Mitglieder der
"Erika-Simon-Stiftung". So das Ehrenmitglied der
"Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte" (IGFM),
Gabriele von Altrock (Frankfurt/Main), Prof. Dr. Klaus Sojka, ab
1999 zeitweise im Bundesvorstand der DVU, der langjährige Chef des
"Deutschen Freundeskreises" im polnischen Katowice,
Blasius Handschuh, sowie der Präsident des
"Traditionsverbandes der 8.schlesischen Infanterie- und
Jäger-Division". Gegründet wurde die
"Erika-Simon-Stiftung" zur "Unterstützung des
Erhaltes des deutschen Kulturerbes in Schlesien" im Jahre 1995
von dem 1914 geborenen Rinteler Unternehmer Gerhard Simon. Den hatte
Laudator Lober am Vorabend einer Mitgliederversammlung des Vereins
"Haus Schlesien" in Königswinter kennen gelernt. Im Jahr
2000 schied Simon, "Kriegsfreiwilliger der ersten Stunde",
als persönlich haftender Gesellschafter aus seiner Firma aus. Heute
wirkt Simon als 1.Vorsitzender der Stiftung, dessen Stellvertreter
Dr. Gerhard Kaske ist. Den mit 10 000 Euro dotierten Preis dürfte
Ilgner gut gebrauchen können. 2004 wurde er in einem Prozeß wegen
"verbotener Mitteilungen über Gerichtsverhandlungen" zu
einer Geldstrafe über 2500 Euro verurteilt. Ilgner hatte einen
Durchsuchungsbefehl im Rahmen eines Ermittlungsverfahren gegen ihn
wegen "Volksverhetzung" veröffentlicht. Ein vorheriges
Strafverfahren war gegen Zahlung einer Geldbuße über 5000 DM
eingestellt worden. Ilgner hatte Werbung für ein Pamphlet eines
Altnazis in sein Blatt aufgenommen, in dem der Holocaust geleugnet
wurde (hma).
"JF" hat Pläne
Berlin. In einem Brief an die Leser der
Zeitung stellte "Junge Freiheit"-Chefredakteur Dieter
Stein im Juli einen Entwicklungsplan für die nächsten fünf Jahre
vor. Bis 2011 sollen jährlich 250.000 Euro in die Werbung neuer
Abonnenten investiert werden. Damit soll die Zahl der Abonnenten bis
Ende 2011 auf 23000 verdoppelt werden (derzeitige Druckauflage:
20000). Angedacht ist u.a. eine "Beilagenwerbung in Medien mit
konservativer Leserschaft", "Direktwerbemaßnahmen an
konservative Adressendatenbanken", "Banner und
E-Post-Kampagnen im Internet" sowie "Bekanntschaftswerbung
durch die bestehenden JF-Abonnenten und Freunde". Angesichts
antifaschistischer Aktivitäten gegen den Kioskvertrieb der Zeitung
ruft Stein zur Unterstützung der Steigerung der Abonnentenzahl auf.
Eine Abokampagne soll bis zum 31.12.2007 2500 neue Abos bringen.
Auch um neue Kommanditisten (Mindesteinlage: 5000 Euro) wird
geworben. Seit 1993 seien "der Kommanditgesellschaft des
Verlages über 300 Leser als Kommanditisten beigetreten" und
hätten "inzwischen 1,7 Millionen Euro Haftungskapital
gezeichnet". Seit 1996 hätten bis heute "über 4000
Förderer" 3,5 Millionen Euro für "Überleben und
Ausbau" der Zeitung gespendet (hma).
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