Nach den Rechten sehen
aus: Antifaschistische Nachrichten 15/August 2007
Konzept
"Volksgemeinschaft"
München. In einem Leserbrief in der
neofaschistischen Zeitschrift "Nation und Europa" (3-2007)
lobte der Kreisrat der extrem rechten "Deutschen Partei" (DP),
Wolfgang Bukow aus Gröbenzell, die "Bürgerbewegung pro
München" in den höchsten Tönen. "Pro München"
orientiere sich "am Vorbild des Nationalen Bündnis Dresden und
distanziert sich ausdrücklich von jeglicher Abgrenzung", so
Bukow. Die im Januar 2006 gegründete Bürgerinitiative ´"Pro
München" e.V. sei "ein Zusammenschluß von Patrioten
aller nationalen und freiheitlichen Parteien und
Organisationen". In "diesem Bündnis arbeiten Mitglieder
der NPD, der DP, der CSU(!), des Konvents der Russlanddeutschen und
der freien Kameradschaften mit ehemaligen Mandatsträgern und
Funktionären der Republikaner und des BFB eng zusammen für den
Sturm auf das Münchner Rathaus". Vor Ort stellt sich "Pro
München" als "das Sprachrohr des "kleinen
Mannes" und als ""sozial-patriotische Kraft"
dar, "die die Sorgen und Probleme der Münchner aufgreift und
interessante Lösungskonzepte anbieten kann". Als Stimme der
"Mehrheitsmeinung der Einheimischen" versteht sich Stefan
Werner, einer der Sprecher von "Pro München". Der hatte
zuletzt 2005 als Mitglied der extrem rechten "Deutschen
Partei" auf der Liste der neofaschistischen NPD für den
Bundestag kandidiert. Die Forderung nach "Wiederherstellung
Münchner Identität anstatt fortschreitende Überfremdung"
gehört denn auch zu den Prioritäten von "Pro München".
Ein Drittel der Bevölkerung Münchens, nämlich jenen mit
Migrationshintergrund, würden damit faktisch ausgegrenzt. Und die
"Multi-Kulti-Fanatiker", wie sie "Pro München"
nennt, natürlich auch. Auch die Aktivitäten gegen den geplanten
Moscheebau im Stadtteil Sendling nutzt "Pro München" zur
Profilierung. Mit Blick auf den sogenannten
"Integrationsgipfel" heißt es auf der Webseite von
"Pro München": "Die türkischen Interessenverbände
- auch in München - haben jedenfalls keine Forderungen zu stellen.
Sie können sich dann auch nicht darauf berufen, dass sie
Passdeutsche sind. Denn wenn sie Deutsche wären, warum vertreten
sie dann türkische Interessen ? Sie brauchen sich also auch nicht
zu wundern, wenn sie von einem Großteil der Deutschen nicht als
Deutsche angesehen werden". Wo sich "Pro München"
politisch verortet, konnte man auch auf dem "9. Münchner
Neujahrstreffen" Ende Januar in Fürstenfeldbruck sehen. Auf
der gemeinsam mit der "Deutschen Partei" (DP)
organisierten Veranstaltung in der Hotelgaststätte
"Hasenheide" sprachen neben dem DP-Bundesvorsitzenden auch
der Chef der NPD-Landtagsfraktion in Mecklenburg-Vorpommern, Udo
Pastörs, und der bayrische NPD-Landesvorsitzende Ralph Ollert.
Thomas S. Fischer, der viele Jahre für die nationalistische
"Deutschland-Bewegung" aktiv war und gegen den in der CSU
ein Ausschlussverfahren läuft, sprach über den desolaten Zustand
seiner Partei. Rüdiger Schrembs, einer der drei Sprecher von
"Pro München" und zugleich im Landesvorstand der NPD,
rief die Bürger der Landeshauptstadt dazu auf, "der großen
Alternative in der Stadtpolitik ihre Stimme zu geben". In den
Farben schwarz-gelb erschien im Dezember 2006 mit einer Startauflage
von 25 000 Exemplaren eine erste Zeitung von "Pro
München". Mit regelmäßigen Informationsständen und
"kreativen Aktionen" will man nun "Pro München"
bekannt machen und "die Schweigespirale der Medien"
unterbrechen. Gerne schmückt man sich auch mit dem Wahlerfolg von
"Pro Köln" in der Domstadt. Die stellvertretende
Vorsitzende von "Pro Köln" bzw. "Pro NRW",
Judith Wolter, kürzlich erneut Interviewpartnerin der
"Deutschen Nationalzeitung" des DVU-Chefs Frey, war
bereits zu Gast in München und begeisterte über 70 Zuhörer vom
Konzept eines "Aufbaus von unten". Ob der von "Pro
München" anvisierte Ratseinzug in Fraktionsstärke im März
2008 auch tatsächlich erfolgen wird, steht derzeit noch in den
Sternen. Aber auch anderswo in Bayern blickt man aufs Rheinland. Im
mittelfränkischen Weißenburg-Gunzehausen gründeten kürzlich
zahlreiche ehemalige Mitglieder der sog. "Republikaner"
den ersten bayerischen Kreisverband von "Pro Deutschland"
(hma).
DVU verliert Landtagssitz
Bremen. Schon wieder hat die "Deutsche
Volksunion" (DVU) um den Millionär Gerhard Frey einen
Landtagsabgeordneten verloren. Kurz nach seiner Wahl ins Bremer
Landesparlament ist Siegfried Tittmann aus der DVU ausgetreten. Er
habe die Nase von der Parteipolitik voll, so Tittmann. Künftig
wolle er als Parteiloser der Bremer Bürgerschaft angehören.
Tittmann war zuletzt stellvertretender Bundesvorsitzender der DVU.
Noch im Mai fand sich ein Gastbeitrag von Tittmann im NPD-Organ
"Deutsche Stimme" (hma).
Kusch-Partei
Hamburg. Die von dem ehemaligen
CDU-Justizsenator Roger Kusch mitgegründete Partei "Heimat
Hamburg" hat sich umbenannt. Künftig heißt die Partei
"Rechte Mitte Heimat Hamburg" und führt die
Kurzbezeichnung "Kusch". Ob ein Name schon ausreicht, um
2008 in die Bürgerschaft einzuziehen, wird sich noch zeigen. Zumal
es viel Konkurrenz auf der rechten Seite gibt. Auch die eher
katholisch geprägte "Deutsche Zentrumspartei" hofft in
Hamburg auf einen Wahlerfolg. Ihr Spitzenkandidat für die
Bezirksversammlung Mitte ist Peter-Alexander von der Marwitz. Der
Wirtschafts- und Unternehmensberater war stellvertretender
Bundesvorsitzender der "Offensive D" und ließ sich Ende
2005 vom "Republikaner"-Organ "Zeit für
Protest" interviewen. In Bergedorf kandidiert Dirk Nockemann,
der früher bei der "Schill-Partei" war. Auf den Webseiten
der Hamburger "Zentrumspartei" ist die Rede vom
"immer unverschämter auftretenden Islam", dem unsere
Politiker "Sonderrechte" einräumen. "Christlich und
konservativ orientierte Bürger" hätten hingegen "keine
politische Heimat mehr". Auch die jüngst in Bremen nur knapp
an der Fünf-Prozent-Hürde gescheiterte Wählervereinigung
"Bürger in Wut" hält eine Teilnahme an der Hamburger
Wahl zumindest für möglich. Eine Entscheidung darüber wird
voraussichtlich im Herbst fallen (hma).
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