Nach den Rechten sehen
aus: Antifaschistische Nachrichten 12/Juni 2007
"Kriegserklärung an den
Westen"
Schweiz. "Die Muslimfeindschaft ist im
vergangenen Jahr zum zentralen und politisch erfolgreich
bewirtschafteten Thema der Diskriminierungswilligen in der Schweiz
geworden", schrieben unlängst die "Gesellschaft
Minderheiten in der Schweiz" und die "Stiftung gegen
Rassismus und Antisemitismus" in der Ausgabe 2006 ihres
alljährlich erscheinenden Berichts über "Rassismus in der
Schweiz". Tatsächlich hat die rechte Hatz gegen Muslime in der
Schweiz eine neue Stufe erreicht. Dort hat sich kürzlich eine
landesweite Initiative "Gegen den Bau von Minaretten"
konstituiert, die mittels einer Volksabstimmung den
"politisch-religiösen Anspruch des Islam" zurückweisen
will. Anders als in Deutschland, wo rassistisch motivierte
"Anwohner-" oder "Bürgerinitiativen" gleich den
ganzen Moscheebau oder -Neubau ablehnen, hat man sich in der Schweiz
überwiegend auf ein - nicht unwesentliches - Bauteil von Moscheen
konzentriert, auch wenn man das gleiche damit beabsichtigt.
Unterstützt wird das rechte Begehren von einer Mehrzahl der
Nationalratsabgeordneten der rechtskonservativen Regierungspartei
"SVP" und von der "Eidgenössischen Demokratischen
Union" (EDU). Befürworter der Kampagne ist auch Justizminister
Blocher von der SVP. Als einer der Sprecher der Kampagne fungiert
der Züricher SVP-Nationalrat Ulrich Schlüer, dessen Zeitung
"Schweizerzeit" die Grundlagen für diese Kampagne
lieferte. Nach der Verschärfung des Asylrechts im vergangenen Jahr
soll nun mit einer Volksabstimmung erreicht werden, das künftig in
der Bundesverfassung steht: "Der Bau von Minaretten ist
verboten". Allerdings muß die Initiative bis zum 1.November
2008 erst einmal 100 000 Unterschriften dafür sammeln (hma).
"Burgkunstadt blieb
standhaft"
Burgkunstadt. "Burgkunstadt blieb
standhaft", jubelt die von Alt-Nazis gegründete Zeitschrift
"Nation und Europa". Trotz kritischer Stimmen führten
Kommunalpolitiker der Stadt Burgkunstadt kürzlich eine Gedenkfeier
für die vor 50 Jahren verstorbene Publizistin Kuni Tremel-Eggert
durch. Die Roman-Schreiberin war schon während der Weimarer
Republik von Nazi-Kreisen gefördert worden. Als überzeugte
Nationalsozialistin veröffentlichte sie 1934 den Roman "Barb.
Der Roman einer deutschen Frau", der als wichtigster
Frauenroman der Nazi-Zeit eingeschätzt wird und eine Auflage von
mehreren Hunderttausenden erreichte. Finanziell abgesichert war
Treml-Eggert als der Zentralverlag der NSDAP, Franz Eher Nachf., die
bis dahin von ihr erschienenen Bücher übernahm und neu auflegte.
Für Bürgermeister Heinz Petterich von den "Freien
Wählern" sind dies alles keine Gründe, die gegen eine Ehrung
sprechen: "Wir stehen zu unserer Heimatdichterin" (hma).
Prozeß gegen Bärthel
Gera/Ronneburg. Voraussichtlich am 19. und
24.Juli muß sich Christian Bärthel aus Ronneburg vor der
Staatsschutzkammer des Landgerichts Gera verantworten. Der
"nationale Aktivist" muß sich wegen des Vorwurfs der
Volksverhetzung, Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole sowie
Beleidigung verantworten. Bärthel steht u.a. im Verdacht, im
November 2004 eine E-Mail an alle Abgeordneten des Bundestages
verschickt zu haben, in der Juden beschimpft und verleumdet werden
(hma).
Danube Jung in den Staatsdienst?
München. Mit einer Anzeige in der
"Jungen Freiheit" für eine Unterschriftensammlung will
eine "Initiative Akademische Freiheit" ein
"Berufsverbot für Sascha Jung stoppen!". Dem Juristen,
Mitglied der "Burschenschaft Danubia" in München und
einst Kopf des "Hofgeismarer Kreises" in Leipzig, wurde
nämlich kürzlich die Übernahme in den bayerischen Staatsdienst
verweigert. In einem Appell an den bayerischen Innenminister
Beckstein fordert die Initiative nun den "ungehinderten
Zutritt" des Burschenschafters zum bayerischen Staatsdienst und
die Streichung der "Burschenschaft Danubia" aus dem
"Verfassungsschutzbericht". Initiator des Appells ist der
ehemalige Ministerialdirigent Dr. Hans Merkel aus München. Der ist
selbst Burschenschafter und CSU-Mitglied und stellte in einem
Interview mit der "Jungen Freiheit" seine Initiative vor.
Zu den Erstunterzeichner des Appells gehören u.a. der Publizist
Roland Baader, dessen Texte man u.a. in "Criticon", der
"Jungen Freiheit", "eigentümlich frei" oder der
"Schweizerzeit" nachlesen kann, der CDU-Rechtsaußen
Heinrich Lummer von den "Die Deutschen Konservativen",
Prof. Dr. Klaus Motschmann, Interviewpartner des "Der
Republikaner", die langjährige FPÖ-Aktivistin Barbara
Rosenkranz und der noch im letzten Jahr vom "Republikaner"-Blatt
"Zeit für Protest" interviewte Josef Schüßlburner
(hma).
"Rütli-Feier" abgesagt
Schweiz/Rütli. Die Rütli-Kommission hat
beschlossen, die für den1.August geplante "Rütli-Feier"
im Rahmen des Nationalfeiertages in diesem Jahr nicht
durchzuführen. Die Kommission habe einen zu großen Aufwand
befürchtet, um Neonazis von der Teilnahme an der Feier abzuhalten,
nachdem der Bundesrat in Bern es abgelehnt hatte, sich an diesen
Kosten zu beteiligen. Im vergangenen Jahr war es einem riesigen
Polizeiaufgebot und mit rigorosen Bedingungen - Zutritt nur mit
Ticket und Ausweis - gelungen, die Neonazis (bis auf wenige
Ausnahmen) von der Rütti-Feier abzuhalten. Dafür versuchten 150 -
200 Neonazis die Rede eines SVP-Politikers auf Schloß Lenzburg zu
stören und marschierten anschließend durch Uster (hma).
"GfP"-Jahreskongreß in
der Rhön
Bayern/Rhön. Unter dem Motto
"Geschichte und Justiz im Würgegriff der Politik" fand
unlängst der Jahreskongreß der neofaschistischen
"Gesellschaft für freie Publizistik" in der
nordbayrischen Rhön statt. Angeblich "fast 400
Teilnehmer" hörten Referate u.a. der Rechts-Anwälte Ludwig
Bock, Ingmar Knop und Björn Clemens. Letzterer war
Bundesfunktionär der sog. "Republikaner" und bewegt sich
nach seinem Parteiaustritt in den Kreisen von "Pro Köln"
und "Pro NRW". Weitere Referenten waren der ehemalige
"Junge Freiheit"-Redakteur Hans-Ulrich Kopp und Prof.
Pierre Vial aus Frankreich, einst Mitgründer der neurechten "GRECE".
Dem in Italien inhaftierten NS-Kriegsverbrecher Erich Priebke wurde
- in Abwesenheit - die "Ulrich-Hutten-Medaille" des Jahres
2007 verliehen, weil dieser mit seiner Autobiographie "Vae
victis!" einen wichtigen Beitrag zur
"Zeitgeschichtsrevision" geleistet habe. Neu in den
ansonsten fast unveränderten Vorstand der "GfP" wurde der
Chefredakteur der in Österreich erscheinenden "Die Aula",
Martin Pfeiffer, gewählt (hma).
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