Nach den Rechten sehen
aus: Antifaschistische Nachrichten 05/März 2007
"Zivile Koalition"
mobilisiert
Berlin. Im März will eine "Zivile
Koalition für Deutschland e.V." in Berlin beginnen, mit
Informationsständen gegen "den Reformstillstand der
Merkel-Regierung" zu protestieren. Der konservative Verein
unter dem Vorsitz von Beatrix Herzogin von Oldenburg tritt für
"ein klares und gerechtes Steuersystem", den "Stop
der galoppierenden Staatsverschuldung", für Bürokratieabbau,
eine "Reform der politischen Entscheidungsstrukturen" wie
die "Direktwahl der Bundestagsabgeordneten", höhere
Investitionen in Bildung und Forschung und die "Förderung der
Familie als Kern einer funktionierenden Gesellschaft" ein. In
einer Postkartenaktion an Bundeskanzlerin Merkel und Bundespräsident
Köhler wird der "Sanierungsfall" Deutschland beklagt, ein
Ende der "Sandkastenspiele" der Politik und die "so
dringend nötigen Reformen" gefordert. Unterstützen will man
vor allem den "Reformkurs" Köhlers, der angeblich von
einer "absoluten Mehrheit" der BürgerInnen unterstützt
werde und den die "Zivile Koalition" auch gerne in einer
zweiten Präsidentschaftsperiode sehen würde. Dies bedürfe aber
eines "klaren Zeichens aus der Zivilgesellschaft an die
politische Klasse". Die "Verknöcherung der politischen
Entscheidungsstruktur" sei nicht mehr parteipolitisch, sondern
nur noch "zivilgesellschaftlich aufzubrechen". Die da
heute auf die Straße gingen, wie z.B. "Atomkraftgegner"
und "Gewerkschaften" würden "jeden Gedanken an etwas
mehr Freiheit und Eigenverantwortung mit der sozialen
Gerechtigkeits-Keule niederbrüllen". Nun müsse auch "das
andere Lager" in "der Öffentlichkeit sichtbar"
werden. In einem ersten Schritt hofft man "eine Kernbasis von
80.000 bis 100.000 Menschen" für die "Zivile
Koalition" zu gewinnen. Gerne verweist man dabei auf die guten
Erfahrungen des "zivilen Lagers" mit Initiativen dieser
Art in den USA. Bereits im Januar hatte der Verein angegeben, über
die Adressen von "über 500.000 Menschen" zu verfügen,
"die das gleiche Ziel" hätten. Geplant ist, die
"Aktion Infostände" bundesweit auszubauen und auch in
Hamburg, Leipzig, Köln, Dresden, München usw. bekannt machen zu
können. Als Sprecherin des "Göttinger Kreis - Allianz für
den Rechtsstaat" hatte Frau von Oldenburg schon vor Jahren
gegen das angebliche "Enteignungsunrecht" der Boden- und
Industriereform im Osten Deutschlands nach Ende des 2.Weltkrieges
gestritten. So viel Reform soll es dann nun doch nicht sein. In
einem Interview mit der rechten Wochenzeitung "Junge
Freiheit" im vergangenen Jahr bezeichnete sie das
"Enteignungsunrecht" als eine "politische
Verfolgung". Schon 2001 hatte die in Lübeck geborene Juristin
an einer Feier der Wochenzeitung aus Anlaß ihres 15jährigen
Bestehens in Berlin teilgenommen. Die Beirats-Mitglieder der
"Zivilen Koalition", Karl Feldmeyer und Dr. Klaus-Peter
Krause gehören gelegentlich zu den Autoren des rechten Blattes.
Beide waren in der Vergangenheit für die großbürgerliche
"FAZ" tätig und nahmen im Jahr 2005 am Sommerfest der
"Jungen Freiheit" teil (hma).
Expansion ins Ruhrgebiet
Köln/NRW. Nachdem Akteure aus dem Spektrum
der extrem rechten "Bürgerbewegung pro Köln" im Februar
eine "Bürgerbewegung pro NRW e.V." gegründet hatten um
das "Machtkartell der Altparteien" aufzubrechen, setzt
sich der Aufbau lokaler Ableger fort. So wurde nach Oberhausen und
Gelsenkirchen nun auch in Bottrop eine "Bürgerbewegung"
im Stil von "Pro Köln" gegründet. Etwa zwei Dutzend
Teilnehmer wählten den Bezirksvertreter Dipl.Ing. Josef Scholand
(52), noch 2005 Landtagskandidat der sog. "Republikaner",
zum Vorsitzenden des örtlichen Ablegers. Als weitere
Vorstandsmitglieder wurden Anneke Rössler, Knut Schindel, Roland Weiner und Bernd Groschwald gewählt. Künftig
will sich "Pro Bottrop" mit Themen zu "sozialen und
städtebaulichen Aspekten" sowie mit "Überfremdung und
Kriminalität" befassen. "Viel politischen Erfolg"
wünscht dem Bottroper Ableger auch der Vorsitzende der
"Bürgerbewegung pro Gelsenkirchen", Kevin Gareth Hauer.
Burschenschafter Hauer wurde für die sog. "Republikaner"
in den Rat der Stadt gewählt und gehörte in NRW zu den Kritiker
des Kurses von "Republikaner"-Chef Schlierer.
Berührungsängste zur neofaschistischen NPD scheint er nicht zu
kennen. So gab er kürzlich dem NPD-Organ "Deutsche
Stimme" ein langes Interview. Ein anderer bekannter
Schlierer-Kritiker, der Düsseldorfer Rechtsanwalt Dr. Björn
Clemens, bis Ende 2006 noch Mitglied des Bundesvorstandes der
"Republikaner", leitete jüngst die Gründungsversammlung
der "Bürgerbewegung pro NRW". Als Organisationsleiter der
neuen, landesweiten Formation fungiert Daniel Schöppe aus Dormagen.
Der gehörte, wie auch eine Reihe anderer Akteure von "Pro
Köln", zu Beginn der 90iger Jahre der neofaschistischen
"Deutschen Liga für Volk und Heimat" (DLVH) und zuletzt
ebenfalls den Schlierer-Kritikern bei den "Republikaner"
an (peb).
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