Nach den Rechten sehen
aus: Antifaschistische Nachrichten 03/Februar
2007
Illustre Gäste in Köln
Köln. Etwa 200 Gäste, so die
Veranstalter, haben am 21.Januar am Neujahrsempfang der extrem
rechten "Bürgerbewegung pro Köln" teilgenommen. Als
Festredner war der ehemalige KSK-Kommandeur und Brigadegeneral a.D.
Reinhard Günzel geladen, der nach seiner Solidarisierung mit dem
damaligen Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann im Jahre 2003 in den
vorzeitigen Ruhestand versetzt worden war. Begrüßt wurde im
Kölner Rathaus auch eine vierköpfige Delegation der Antwerpener
Stadtratsfraktion des rassistischen "Vlaams Belang". Unter
den Gästen befanden sich neben dem Dortmunder Rechtsanwalt Andre
Picker, der als Verteidiger zahlreicher Neonazis bekannt ist, auch
mehrere Rats- und Bezirksvertreter, die zuletzt noch den sogenannten
"Republikanern" angehörten. Wie z.B. die Mainzer
Stadträtin Gabriele Bannier, der Bottroper Bezirksvertreter Josef
Scholand und der Gelsenkirchener Stadtrat Kevin Gareth Hauer.
Letzterer hatte schon 2005 in einer "Dortmunder
Erklärung" die von "Republikaner"-Chef Schlierer
unterstützte NRW-Landesvorsitzende Uschi Winkelsett kritisiert und
zum Rücktritt aufgefordert. Der mittlerweile parteilose Gareth
wurde Ende Januar zum Vorsitzenden der neu gegründeten
"Bürgerbewegung pro Gelsenkirchen" gewählt. Mit dem
Rechtsanwalt Dr. Björn Clemens war einer der bekanntesten
Schlierer-Kritiker in Köln aufgetaucht. Clemens hatte im Dezember
auf dem Bundesparteitag der "Republikaner" gegen Schlierer
für das Amt des Bundesvorsitzenden kandidiert. Doch dem Ansinnen
Clemens, einen "Burgfrieden" mit der NPD anzustreben,
erteilten die Delegierten eine Abfuhr. Clemens kandidierte daraufhin
auch nicht mehr für einen Posten als stellvertretender
Bundesvorsitzender. Dafür stand der Fachanwalt für
Verwaltungsrecht in Düsseldorf Ende Januar der "Deutschen
Nationalzeitung" des DVU-Chef Frey als Interviewpartner zur
Verfügung. Die Tatsache, daß in einzelnen Bundesländern das
öffentliche Zeigen der kaiserlichen Reichskriegsflagge als Verstoß
gegen die öffentliche Ordnung gewertet wird, bezeichnete er darin
u.a. als "Gesinnungsjustiz". Zum "krönenden
Abschluß" des Neujahrsempfangs wurde dem Jurastudenten Thomas
Bendt (22) der Mitgliedsausweis überreicht. Das Neumitglied, das
sich künftig auch im "Arbeitskreis Jugend" der
selbsternannten "Bürgerbewegung" einbringen will, hatte
in der Vergangenheit in Tönisvorst (Kreis Viersen) für die sog.
"Republikaner" zu Wahlen kandidiert. Während sich
"Pro Köln" nach eigenen Angaben einer Mitgliedszahl von
200 annähert, leiden andere Spektren der extremen Rechten in Köln
derzeit eher an Mitgliederschwund. So mußte der "Kampfbund
Deutscher Sozialisten" (KDS) unlängst den Tod seines
langjährigen Kassenwartes Wilhelm (Willi) Kuhl aus Köln vermelden.
Der ehemalige Angehörige der Waffen-SS und damalige
Kühnen-Vertraute war auch schon Bundeskassenwart der 1992
verbotenen -"Deutschen Alternative" gewesen. Ebenfalls
verstorben ist Gerrit Ullrich aus Kerpen-Horrem. Der ehemalige
Manager hatte die "Deutschen Idealisten" und den
"Wilhelm-Kammeier-Verein" mit Postfach in Köln
mitgegründet. Der Verein hatte 2004 die Herausgabe der
geschichtsrevisionistischen Zeitschrift "Deutschland"
übernommen, vormals eine Schrift der "Vereinigung
Gesamtdeutsche Politik" (VGP) um den derzeit im Gefängnis
sitzenden Ernst Günter Kögel aus Remscheid (peb).
Stadler und die Erzkatholischen
Österreich. Nachdem die FPÖ-Spitze um
Heinz-Christian Strache der parteinahen "Freiheitlichen
Akademie" und deren Präsidenten Ewald Stadler den Geldhahn
abgedreht hat, kündigt Stadler neue Ziele an. Er will aus der
Akademie eine Institution machen, die künftig das
"wertkonservative" katholische Lager repräsentieren soll.
Etwa ein Viertel der derzeitige Wählerschaft der FPÖ verortet
Stadler, selbst Anhänger der Lefebvre-Organisation
"Priesterbruderschaft St.Pius X.", am rechten Rand des
Katholizismus. Mit einer stärkeren Hinwendung zu diesem Spektrum
könne es der FPÖ gelingen, so Stadler, in das Wählerspektrum der
ÖVP bzw. in das Lager der Nichtwähler einzubrechen. Der derzeitige
FPÖ-Chef Strache sieht das Ansinnen Stadlers eher mit Skepsis und
ließ bereits signalisieren, das er für eine strikte Trennung von
Staat bzw. Partei und Kirche eintritt. Zur Zeit ist Stadler, in der
Vergangenheit auch Referent bei der papsttreuen "Pro Sancta
Ecclesia. Initiative katholischer Laien und Priester", aber
noch darum bemüht, die nötigen Gelder zu beschaffen. So klagt er
derzeit gegen die Republik mit dem Ziel, die für das Jahr 2006
gestrichenen 1,44 Millionen Euro Fördergelder zu bekommen (hma).
Urteil gegen Gleichsetzung
Nürnberg. Nach einer Entscheidung des
Oberlandesgerichtes Nürnberg dürfen Abtreibung und Holocaust nicht
gleichgesetzt werden. Damit gab das Gericht einer Unterlassungsklage
eines Arztes gegen eine "Lebensschützer"-Gruppe Recht,
die diesem "Kindermord im Mutterschoß" vorgeworfen
hatten. Der in einem Flugblatt der Gruppe aufgestellte Vergleich
"Damals: Holocaust, heute: Babycaust" sei eine
"unzulässige Gleichsetzung der Tätigkeit des Arztes mit dem
nationalsozialistischen Massenmord", so das Gericht (hma).
|