Nach den Rechten sehen
aus: Antifaschistische Nachrichten 02/Januar
2007
Small-Talk mit Töpfer
Grevenbroich/Berlin. Erneut kommt der
selbsternannte "Nationalanarchist" Peter Töpfer in der
von Andre F. Lichtschlag aus Grevenbroich herausgegebenen
Zeitschrift "eigentümlich frei" zu Wort. Töpfer hatte
als einköpfiges "Nationalanarchistisches Kommunikaze-Kommando
Germar Rudolf / Internationale Brigade" an der
Holocaustleugner-Konferenz in Teheran teilgenommen. Das Interview
mit dem Querfront-Aktivisten, so die Zeitschrift, sei "gerechfertigt",
weil "in den Mainstreammedien die Holocaust-Konferenz bewusst
falsch dargestellt wurde". Lobende Worte für den kürzlich
verstorbenen chilenischen Ex-Diktator Pinochet findet der Gründer
der "Monarchieliga", Martin Möller. Der blutrünstige
Tyrann sei "ein nobler Mann, ein Ehrenmann und echter
Liberaler" gewesen, so Möller und "Freiheit und Wohlstand
Chiles waren sein Anliegen". Was für Möller Pinochet ist für
Rezensent Thomas Klein der NS-Künstler Arno Breker. In seiner
Besprechung des Buches "Arno Breker. Ein Leben für das
Schöne" des Franzosen Dominique Egret nimmt er Breker vor
antifaschistischer Kritik in Schutz. Breker, der 1965 Ehrenmitglied
der neofaschistischen "Deutschen Kulturgemeinschaft
europäischen Geistes" (DKEG) wurde, sei "ein edler,
rechtschaffener und untadeliger Mensch" gewesen. EU-Kritik von
rechts gibt es u.a. im Interview mit Paul Belien und Alexandra Colen
aus Belgien, das Dr. Hardy Bouillon führt. Der ehemalige "Criticon"-Autor
gehört heute dem Redaktionsbeirat der "eigentümlich
frei" an. Belien ist Herausgeber des englischsprachigen
Online-Magazins "The Brussels Journal" mit angeblich 300
000 LeserInnen pro Monat. Das sieht Wohlfahrtsstaat und
Nationalstaat in Belgien im Niedergang und befürwortet "eine
Rückkehr zum Rechtsstaat und zu konservativen Werten". Belien
war auch Mitbegründer der rechten Brüsseler Denkfabrik
"Centre for the New Europe" (CNE), das er über viele
Jahre leitete. Für Belien ist das Schicksal Belgiens und der EU eng
miteinander verbunden: "Wenn Flandern und Wallonien sich
friedlich trennten", so Belien, "würde dies auch zeigen,
das die EU nicht funktioniert". Beliens Frau, Alexandra Colen,
sitzt für die extrem rechte "Vlaams Belang" im belgischen
Parlament. Für die steht der Kampf gegen den belgischen Staat und
den Zuzug von Ausländern ohnehin ganz oben auf der Liste. In der
gleichen Ausgabe der Zeitschrift, die sich im Untertitel als
"individualistisch kapitalistisch libertär" bezeichnet,
findet man einen Geburtstagsgruß für den FDP-Politiker Otto Graf
Lambsdorff. Geschrieben von Detmar Doering, Leiter des
"Liberalen Instituts" der FDP-nahen
"Friedrich-Naumann-Stiftung" und zugleich Mitglied des
Redaktionsbeirates der "eigentümlich frei". Neben Werbung
für das "Liberale Institut" der FDP-nahen Stiftung, für
die "Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft" und das
"Liberale Institut" in Zürich finden sich in dem Heft
auch Anzeigen für den Kopp-Verlag (Rottenburg) und den
Rüggeberg-Verlag (Wuppertal), die verschwörungstheoretische
Schriften aller Art anbieten. Für den, der eh schon alles hat, gibt
es die hauseigene Luxus-Krawatte im "Lightbeat Capitalist's
Fashion"-Style in einer limitierten Auflage von 99 Stück zum
Stückpreis von 62 Euro. Um die Zeitschrift gruppieren sich
mittlerweile 17 "Libertäre Stammtische" an denen Menschen
"inmitten der neosozialistischen Republik" nach
"liberalen und libertären Alternativen suchen", so das
Blatt (hma).
Rechte Geschichte(n) auf DVD
Gescher/Hamburg. "In Nürnberg sollte
Recht gesprochen werden, doch es war Siegerjustiz", so der
Pressesprecher der "Landsmannschaft Ostpreußen", Bernhard
Knapstein, in einem Beitrag im "Ostpreußenblatt/PAZ" zum
Ende des Jahres 2006. Der "Nürnberger Prozeß taugt jedenfalls
nicht als Maßstab für internationale Strafgerichtshöfe", so
Knapstein über den DVD-Film "Death by Hanging . Tod durch den
Strang. Nürnberger Prozeß: Recht oder Rache ?", der von der
Firma "Polar Film + Medien GmbH" im westfälischen Gescher
vertrieben wird. Zu Wort kommen in dem Film "Experten" wie
der ehemalige Gorbatschow-Berater Wjatscheslaw Daschitschew, heute
gern gesehener Referent bei der DVU und Autor in der "Deutschen
Nationalzeitung", der "Junge Freiheit"-Anwalt
Alexander von Stahl, der Historiker Prof. Franz Seidler, 2005
Referent bei der neofaschistischen "Gesellschaft für freie
Publizistik" und der Völkerrechtler Alfred Maurice de Zayas,
ein häufig gesehener Gast beim "Bund der Vertriebenen"
und seinen Landsmannschaften. Die DVD-Dokumentation über den
Nürnberger Prozeß ist nur eine von zahlreichen
Geschichts-Hörbüchern bei "Polar Film". Das Hörbuch
"Der zweite Dreißigjährige Krieg" des rechten
Generalmajors a.D. Gerd Schultze-Rhonhof findet man dort ebenso wie
die Erinnerungen des ehemaligen NS-Reichsjugendführers Artur Axmann,
der BDM-Reichsreferentin Jutta Rüdiger und des NS-Jagdfliegers Hajo
Herrmann. Geschäftsführer der Firma in Gescher ist Johannes Haneke.
Ihm steht als Prokurist Karl Höffkes aus Dorsten zur Seite.
Höffkes gehörte in den 80er Jahren dem Vorstand der
neofaschistischen "Gesellschaft für freie Publizistik"
an, war Autor in der aus dem "nationalrevolutionären"
Spektrum kommenden Zeitschrift "Wir Selbst" und im
einschlägig rechten "Arndt-Verlag". Bis 2005 hatte im
Firmengebäude von "Polar Film" auch die "Dokuvision
GmbH" ihren Sitz, die die Produktion von Bild- und Tonträger
als Gegenstand ihrer Tätigkeit ansieht. Deren Geschäftsführer ist
Kristof Berking aus Hamburg. Berking war in den 90er Jahren Autor in
der "Jungen Freiheit" und Landesvorsitzender des extrem
rechten "Bund Freier Bürger" (BFB). Im vergangenen Jahr
hatte er den "Junge Freiheit"-Appell "für die
Pressefreiheit" unterzeichnet. Bis 2001 waren Haneke und
Höffkes Prokuristen bei der "Dokuvision GmbH", die nun
ihren Sitz in Hamburg hat (hma).
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