Nach den Rechten sehen
aus: Antifaschistische Nachrichten 24/Dezember 2006
"Heldengedenken" in NRW
NRW. Nachdem bereits am 29.Oktober mehr als
40 Neonazis - darunter NPDler, DVUler und Gruppen aus dem Dunstkreis
der "Kameradschaft Aachener Land" (KAL) - aus mehreren
Städten des Niederrheins im Örtchen Vossenack in der Eifel eine
Kranzniederlegung auf dem Friedhof der "Windhund-Division"
durchgeführt hatten, haben auch am "Volkstrauertag"
selbst "Heldengedenkfeiern" von Neonazis in
Nordrhein-Westfalen stattgefunden. In Mönchengladbach versammelten
sich - nach eigenen Angaben - 60 Teilnehmer von der NPD aus
Mönchengladbach und Krefeld sowie der "KAL" an einem
Ehrenmal um "den gefallenen Söhnen der Heimat zu
gedenken". Mit einer Kranzniederlegung und dem Absingen des
Deutschlandliedes wurde diese Veranstaltung beendet. In
Bochum-Wattenscheid wurde das alljährliche
"Heldengedenken" am Denkmal im Volkspark diesmal mit einem
Trauer- bzw. Schweigemarsch eingeleitet. Die Aktivisten der
"nationalen Opposition", wie sie sich gerne selber
bezeichnen, hielten Reden, rezitierten Gedichte und sangen zum
Abschluß gemeinsam das Lied "Wenn alle untreu
werden".
In Münster versammelten sich Anhänger von
NPD und des "freien Nationalen Widerstandes" an einem
Ehrenmal und ehrten in Reden und Gedichten "die Verdienste der
deutschen Soldaten" bevor sie zum Abschluß das Lied vom
"guten Kameraden" sangen.
Im Hochsauerlandkreis trafen sich
Aktivisten des "Nationalen Widerstandes" an einem Ehrenmal
um "unter Trommelschlag und im Fackelschein" den
"gefallenen Helden" zu gedenken.
Alle Veranstaltungen, so die Veranstalter,
seien planmäßig und ohne Störungen durch "deutsch-feindliche
Kräfte" durchgeführt worden (hma).
Bundesweite Ausdehnung im Blick
Bonn/Köln. Am 18.November hat in Bonn die
erste ordentliche Bundesversammlung der extrem rechten
"Bürgerbewegung pro Deutschland" stattgefunden. Mehr als
200 Teilnehmer - so die Veranstalter - aus NRW, Niedersachsen,
Bayern, Berlin und Brandenburg setzten sich u.a. mit der Frage
auseinander, "wie über ein kommunalpolitisches Engagement
Einfluß auf die politische Entwicklung in Deutschland"
genommen werden kann. Unter der Versammlungsleitung von Prof. Dr.
Tilmann Reichelt (Bonn), Bundesschatzmeister der Vereinigung und im
vergangenen Jahr Miteinlader zu einer Veranstaltung des extrem
rechten "Akademiekreises", hörten die Teilnehmer
zahlreiche Redebeiträge. Neben dem Hauptredner, Dr. Alfred
Mechtersheimer von der nationalistischen
"Deutschlandbewegung", der über die "Strategie der
Heuschrecken", der angeblichen Ruinierung der deutschen
Wirtschaft durch "internationale Finanzinvestoren"
referierte, sprachen u.a. "Pro
Deutschland"-Fraktionsvorsitzender Meinhard Gutowski aus
Frankfurt/Oder, Lars Seidensticker aus Hambühren, der Vorsitzende
der "Bürgerbewegung pro Köln", Markus Beisicht, und der
Vorsitzende von "Pro Deutschland", Manfred Rouhs, zugleich
Stadtrat von "Pro Köln". Letzterer, einst Funktionär des
NPD-Jugendverbandes "Junge Nationaldemokraten", trat in
seiner Schlußansprache dafür ein, "in möglichst vielen
Städten und Landkreisen mit Petitionen zu Themen, die dem Bürger
auf den Nägeln brennen, ins politische Geschehen einzugreifen"
und entsprechende Flugblätter "in möglichst hoher Auflage an
die Haushalte" zu verteilen, heißt es bei "Pro
Deutschland".
Unterdessen hat der Rechtsvertreter der
"Bürgerbewegung pro Deutschland" und "Pro
Köln"-Chef, der Rechtsanwalt Markus Beisicht aus Leverkusen,
die Hansestadt Hamburg verklagt. Hatte diese es doch gewagt, in
ihrem "Verfassungsschutzbericht" für das Jahr 2005
"Pro Deutschland" in einem Nebensatz zu erwähnen.
"Pro Deutschland" sei keineswegs, wie von der Hamburger
Behörde behauptet, eine rechte "Sammlungsbewegung", so
Beisicht. Ein Blick auf die Herkunft der Mitglieder des
Gründungsvorstandes von "Pro Deutschland" wirkt da
erhellend. Neben Manfred Rouhs, Herausgeber der extrem rechten
Zeitschrift "Nation24.de" und "Pro
Köln"-Stadrat Bernd Schöppe, ehemals "Deutsche Liga für
Volk und Heimat" und dem bereits genannten Tilmann Reichelt
wurden 2005 in den Vorstand von "Pro Deutschland" noch Dr.
Friedrich Löffler, Gerda Wittuhn und Gigi Romeiser gewählt.
Friedrich Löffler (Wesseling) referierte
in der Vergangenheit u.a. bei der neofaschistischen
"Gesellschaft für freie Publizistik", der "Deutschen
Studien-Gemeinschaft" und beim "Arbeitskreis für deutsche
Politik". 2001 sprach er beim "Pressefest" von Rouhs
damaligen Hausblatt "Signal", 2003 bei "Pro
Köln". Im Jahr 2005 unterzeichnete er den Aufruf "Gegen
das Vergessen" des um die "Junge Freiheit"
angesiedelten "Institut für Staatspolitik". Im selben
Jahr war er auch Miteinlader zu einer Veranstaltung des extrem
rechten "Akademiekreis". Leserbriefe von Löffler findet
man sowohl in der neofaschistischen Zeitschrift "Nation und
Europa" als auch in der rechten Wochenzeitung "Junge
Freiheit". Gerda Wittuhn aus Hamburg kommt aus dem Umfeld der
"Schill-Partei". 2001 referierte die Kauffrau bei
"Pro Köln" über das Geheimnis des Erfolgs der
"Partei Rechtsstaatliche Offensive".
In diesem Jahr war sie Mitunterzeichnerin
des "Junge Freiheit"-Appells "für die
Pressefreiheit". Gelegentlich taucht sie in der "Jungen
Freiheit" und im "Ostpreußenblatt" mit Leserbriefen
auf.
Anwesend auf der Gründungsversammlung war
z.B. auch die Chemotechnikerin Gigi Romeiser aus dem hessischen
Maintal. Sie war Vizepräsidentin des hessischen
"Elternvereins". Texte von ihr findet man z.B. in der
Zeitschrift "Stimme des Gewissens" der Holocaustleugner um
das "Collegium Humanum" in Vlotho. 2001 gab sie aus
Protest ihr 1989 verliehenes Bundesverdienstkreuz an den damaligen
Bundespräsidenten Rau zurück. Grund war die Verleihung des
Bundesverdienstkreuzes an Dr. Michel Friedman, dem damaligen
Vizepräsidenten des "Zentralrates der Juden in
Deutschland". "Herr Friedman überzieht unser Land mit
seiner Abscheu, um nicht zu sagen mit seinem Haß und definiert
Deutschland aus 12 Jahren Naziherrschaft", schrieb sie in ihrer
Begründung. Friedmann nehme "die heutigen Generationen"
in "Sippenhaft". Er schaffe "damit Unfrieden und
riskiert neu aufkeimenden Antisemitismus", so Romeiser in ihrem
Text, der vollständig in der neofaschistischen Zeitschrift
"Nation und Europa" abgedruckt wurde (hma).
"Junge Freiheit"
verleiht Preise
Berlin. Die rechte Berliner Wochenzeitung
"Junge Freiheit" verleiht am 3.Dezember ihren
diesjährigen - mit 5000 Euro dotierten -
"Gerhard-Löwenthal-Preis" für Nachwuchsjournalisten an
den Schriftleiter der "Deutschen Sprachwelt", Thomas
Paulwitz. Der 33jährige Historiker aus Erlangen, auch Autor in der
"Jungen Freiheit", war Mitautor in dem Sammelband
"Nationale Zukunft und Verantwortung", der 2001 von dem
österreichischen Alt-Nazi Otto Scrinzi im Grazer
"Aula-Verlag" herausgegeben wurde. Dessen
Geschäftsführer, Herwig Nachtmann, gehörte 1965 zu den
Angeklagten im Grazer Südtirol-Terroristenprozeß und ist wegen
Verbrechens nach dem NS-Wiederbetätigungsgesetz vorbestraft. 2003
wird Paulwitz als Referent auf dem Kongreß "Freiheit bewahren
- Das Volk erhalten" der neofaschistischen "Gesellschaft
für freie Publizistik" angekündigt. Im Jahr 2004 wird er auch
als Redner beim extrem rechten "Freundeskreis für Kultur- und
Zeitgeschichte" mit Sitz im österreichischen Waizenkirchen
erwartet, bei dem im vergangenen Jahr auch NPD-Chef Udo Voigt
eingeladen war. Paulwitz sollte dort über das Thema "Die
Muttersprache ist die Seele des Volkes" sprechen.
Den undotierten
"Gerhard-Löwenthal-Ehrenpreis" für Publizisten erhält
die Gründerin des "Institutes für Demoskopie Allenbach",
Elisabeth Noelle-Neumann, für ihr Lebenswerk. Während des
Nazi-Regimes gehörte Frau Noelle der Redaktion der NS-Zeitung
"Das Reich. Deutsche Wochenzeitung" an, für die der
NS-Propagandaminister Goebbels höchstpersönlich Artikel verfasste
(hma).
Nowotny-Ehrung mit Folgen
Österreich/Wien. Mehr als 300 Menschen, so
die "Deutsche Nationalzeitung", nahmen am 12.November an
der alljährlichen Gedenkkundgebung für den 1944 verunglückten
NS-Jagdflieger Walter Nowotny auf dem Wiener Zentralfriedhof
teil.
Eingeladen hatte der "Verein zur
Pflege des Grabes Walter Nowotny" um den Professor und
Universitätsrat der Medizinischen Universität Wien, Gerhard Pendl.
Gekommen waren u.a. der FPÖ-Stadtrat Johann Herzog als Vertreter
der Wiener Stadtregierung und der Ritterkreuzträger Max Zastrow als
Vertreter der extrem rechten "Kameradschaft Freikorps Bund
Oberland". Zahlreiche Fahnenabordnungen des
"Österreichischen Kameradschaftsbundes" prägten den
Rahmen der Veranstaltung für deren musikalischen Teil eine
20köpfige Kapelle mit dem Wappen der Stadt Wien sorgte. Der Rede
von Universitätsrat Pendl am Grab des hochdekorierten Nowotny, der
mit schon mit 17 Jahren der NSDAP beigetreten war, folgten erste
Proteste. Aus den Reihen von SPÖ und "Grünen" wurde
Stimmen laut, die die Abberufung des "untragbar"
gewordenen Pendls von seinem Universitätsamt forderten.
Bildungsministerin Gehrer (ÖVP) ließ bereits verlauten, der
Forderung Folge leisten zu wollen. Das österreichische
Universitätsgesetz sieht eine Abberufung für den Fall einer
"schweren Pflichtverletzung" vor (hma).
|