Nach den Rechten sehen
aus: Antifaschistische Nachrichten 17/August 2006
Nazi-Kunst als Wanderausstellung
München. Das Interesse an Nazi-Kunst
boomt. Noch vor der Eröffnung der Breker-Ausstellung in Schwerin
wurde in den Räumen der extrem rechten "Burschenschaft Danubia"
im Münchner Villenviertel Bogenhausen eine "1. Kleine Deutsche
Kunstausstellung" unter dem Titel "Holzschnittmeister des
20.Jahrhunderts" gezeigt. Aus der "Privatsammlung"
von "drei jungen Kunstliebhabern" wurden Holzschnitte der
NS-Künstler Georg Slyuterman van Langeweyde (1903-1978), Ernst von
Dombrowski (1896-1985) und Rudolf Warnecke (1905-1994) ausgestellt.
Werke der drei Künstler wurden während des Nazi-Regimes auch in
der alljährlich im "Haus der deutschen Kunst"
durchgeführten "Grossen Deutschen Kunstausstellung"
gezeigt. Schirmherr des Hauses war Adolf Hitler. Alleine von Ernst
von Dombrowski wurden dort 26 Werke ausgestellt. Nach 1945 fand man
die NS-Künstler im Umfeld des neofaschistischen "Deutschen
Kulturwerk Europäischen Geistes" (DKEG) wieder. Van Langeweyde,
noch 1999 Ehrenbürger in Bendestorf bei Hamburg, und von Dombrowski
waren DKEG-Ehrenmitglieder, Warnecke Träger des
"Ehrenringes" der neofaschistischen Kulturwerks.
Dombrowski trat auch als Referent beim "DKEG" auf. Seine
über 2000 Holzschnitte vererbte er zwei Stiftungen, der Stadt Graz
und dem Heimatmuseum in Traunstein. Nun soll aus der Münchner
Ausstellung eine Wanderausstellung werden. Ein Ausstellungskatalog
wurde erstellt und wird von dem Münchner Ernst Tobisa vertrieben.
Die Ausstellungsmacher planen nun eine Fortsetzung ihrer Arbeit und
wollen Werke der Malerei, der Bildhauerei und aus der Jugendbewegung
zusammentragen und Dichterlesungen durchführen. Beworben wird die
Wanderausstellung und der Katalog auch in einem Artikel von Tobias
Faethe im "Ostpreußenblatt". Faethe war zuletzt Sprecher
der "Burschenschaft Danubia" (hma).
"Stocker-Verlag"
verliert Prozesse
Graz. Der österreichische "Stocker-Verlag"
hat sämtliche Gerichtsverfahren gegen seine KritikerInnen - soweit
er sich nicht schon vorher daraus zurückgezogen hatte - verloren.
Bereits im Januar hatte das "Landgericht für
Zivilrechtssachen" mehrere Klagen des Verlages, der zuletzt den
"Ares-Verlag" gegründet hatte, abgewiesen. Bei der
Einschätzung des Verlages als "rassistisch",
"antisemitisch" und "rechtsextrem" handele es
sich um ein "zulässiges Werturteil", das durch das Recht
auf freie Meinungsäußerung geschützt sei und sich auf ein
"bestimmtes Tatsachensubstrat stützen" könne, so das
Landgericht. Gegen das Urteil hatte der Verlagsgeschäftsführer
Wolfgang Dvorak-Stocker Berufung eingelegt. Diese wurde nun vom
Grazer Oberlandesgericht abgewiesen. Damit sei der Versuch des
"Stocker-Verlages", "die öffentliche Diskussion um
seine Verstrickung in die rechtsextreme Szene durch gerichtliche
Klagen zu beenden, für erste gescheitert", so die Grazer
Gruppe "MayDay2000" in einer Pressemitteilung (http://mayday.widerstand.org)
(hma).
Mordmotiv Rassismus?
Nürnberg. Die Ermittler der
Sonderkommission "Bosporus", die einem Täter auf der Spur
sind, der seit September 2000 neun Kleinunternehmer mit
Migrationshintergrund - offenbar willkürlich - ermordet hat, haben
einen neuen Ansatz. Die neun Männer aus Nürnberg, München,
Rostock, Dortmund, Kassel und Hamburg seien vermutlich deshalb
ermordet worden, weil der Täter ein negatives Erlebnis mit einem
Ausländer gehabt habe und sich nun mit den Taten räche, vermutet
der Chef der operativen Fallanalyse im Münchner Polizeipräsidium.
Da die Mordserie in Nürnberg begann und mit drei Morden dort ihren
Schwerpunkt hat, könnte es sein, das der Täter in Nürnberg wohnt
oder dort eine Arbeitsstelle hat, so die Fahnder. Die Morde, die
Hinrichtungen gleichen, wurden überwiegend mit einer Ceska-Pistole,
Typ 83, Kaliber 7,65 Millimeter mit verlängertem Lauf und
Schalldämpfer durchgeführt. Der Täter könne den Umgang mit der
Waffe beruflich oder in der Freizeit trainiert haben, so ein
Ermittler. In zwei Fällen wurde eine weitere Waffe verwendet, so
daß die Ermittler nicht ausschließen, das es einen weiteren Täter
gibt. Zeitweise war sogar ein Mitarbeiter des hessischen
"Landesamtes für Verfassungsschutz" ins Visier der
Fahnder geraten. Der Mann hatte sich am Tag des Verbrechens in dem
Internet-Cafe aufgehalten, in dem einer der Morde geschah und will
von der Suche nach Zeugen nichts erfahren haben (hma).
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