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aus: Antifaschistische Nachrichten 15/Juli 2006

"..einfach nur moderne Kunst"

Schwerin. Für Klaus Staeck, neuer Präsident der Berliner Akademie der Künste, war der Bildhauer Arno Breker (1900-1991) "ein monumentaler Dekorateur der Barbarei". Es bestehe der Verdacht, so Staeck, "daß in Schwerin in Wahrheit an der Rehabilitation Brekers" gearbeitet werde und sagte eine ihm für 2007 angebotene Schau eigener Werke in der Stadt aus Protest ab. Kurator Rudolf Conrades vom Schweriner Schleswig-Holstein-Haus, in dem Brekers Werke vom 22.7. bis 22.10. gezeigt werden sollen, verteidigt hingegen die Absicht, Werke des umstrittenen Bildhauers auszustellen, der im Auftrag des Nazi-Regimes heroisierende Monumentalplastiken angefertigt hatte. Er begründet dies u.a. mit Brekers Freundschaft zu Jean Cocteau und Max Liebermann und bezeichnet Brekers Arbeiten in der Zeit bis 1935 als "einfach nur moderne Kunst". Teile von Brekers Werken wurden in den vergangenen Jahren immer wieder ausgestellt. So z.B. auf Schloß Nörvenich im Rheinland, in Aachen und in Kirchheim/Teck. In letzterer Stadt wurde die Ausstellung von einem ehemaligen Redakteur der "Jungen Freiheit" eröffnet. Zum Teil wurden die Ausstellungen von antifaschistischen Protesten begleitet. An einer Rehabilitierung Brekers wird bereits seit Jahrzehnten gearbeitet. Schon 1954 hatte die "Deutsche Nationalzeitung" über Breker gemeldet: "Offiziell geschnitten, inoffiziell Hochbetrieb". Breker, der sein Entnazifizierungsverfahren mit einer lächerlichen Geldstrafe von 100 Mark überstand, mußte nach der Befreiung vom Hitler-Faschismus nicht hungern. Konzernchefs wie Hugo Henkel und Hermann Josef Abs gaben Breker Aufträge. Für den Kölner Versicherungskonzern Gerling war Breker als Baumeister und Bildhauer tätig. Die "Wagner-Stadt" Bayreuth ließ ihn in den 70er Jahren Monumental-Portrait-Büsten u.a. von dem Antisemiten Richard Wagner schaffen. Die Bonner "Galerie Marco" eröffnete bereits 1972 eine Ausstellung mit Werken Brekers, der auf seinem dortigen ersten Empfang nach Ende des zweiten Weltkrieges "rund 400 Repräsentanten aus Politik, Diplomatie und Gesellschaft" empfangen konnte, wie die "Deutschen Nachrichten" der neofaschistischen NPD damals begeistert schrieb. Auch ansonsten hielten die alten Seilschaften. Im Jahr 1965 war Breker bereits zum Ehrenmitglied des neofaschistischen "Deutschen Kulturwerks Europäischen Geistes" (DKEG) ernannt worden. 1978 folgte eine Breker-Ausstellung im Bonner Haus des Ärzteverbandes "Hartmannbund". 1980 verlieh die neofaschistische "Gesellschaft für freie Publizistik" Breker ihren "Ulrich-von-Hutten-Preis". 1986 lobte Breker in einem Leserbrief an die neofaschistischen "Deutschen Monatshefte" deren "kulturell anspruchsvollen Stil" und verfasste für die Zeitschrift noch im selben Jahr einen Beitrag über den von ihm verehrten französischen Künstler Aristide Maillol. Breker gehörte auch "viele Jahre" zu den Lesern des Neonazi-Blattes "Die Bauernschaft", das von dem ehemaligen SS-Sonderoffizier im KZ Auschwitz, Thies Christophersen, herausgegeben wurde. Nach dem Tod des in Künstlerkreisen als "Parteistukkateur" bezeichneten Breker erschienen in allen relevanten neofaschistischen Publikationen lobhudelnde Nachrufe auf den früheren NS-Bildhauer. Man darf gespannt sein, wann ein deutscher Kurator auf die Idee kommt, auch die Frühwerke des "Kunstmalers" Adolf Hitler öffentlich zeigen zu wollen. Natürlich nur "zur Diskussion gestellt" und selbstverständlich auch nur diejenigen Bilder, die Hitler vor seinem Eintritt in die NSDAP gemalt hat. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt ! (hma).

 

Kranzniederlegung in Hamburg

Hamburg. Wie schon im vergangenen Jahr will die extrem rechte Bürgerinitiative "Hamburger Opfer unvergessen" um Gerhard Teppris am Sonntag, den 30.Juli, eine Kranzniederlegung für "die Hamburger Opfer des Luftterrors" durchführen. Diese soll um 15 Uhr vor dem "Mahnmal für die Opfer" bei der Kapelle 13 auf dem Ohlsdorfer Friedhof stattfinden, wie es in einer Anzeige in der "Deutschen Nationalzeitung" des DVU-Chefs Gerhard Frey heißt. Im vergangenen Jahr hatten sich - unter massivem Polizeischutz und begleitet von antifaschistischen Protesten - "ca.70 Personen", so Teppris in einem in der neofaschistischen Zeitschrift "Recht und Wahrheit" abgedruckten Beitrag, vor dem Mahnmal versammelt. Darunter auch zahlreiche Vertreter und Mitglieder von NPD, DVU und sog. "Freien Kameradschaften". Die Eröffnungsrede im vergangenen Jahr hielt Thomas Wulff, ehemals Vorsitzender der 1995 verbotenen Neonazi-Partei "Nationale Liste" (NL), der seit 2004 der neofaschistischen NPD angehört. Einladungen an die "etablierten Parteien" in Hamburg wurden schon im vergangenen Jahr nicht mehr versandt, so Teppris, seit diese den Einladungen im Jahr 2001 bereits "ohne Begründung ferngeblieben waren" (hma).

 

"Erlebnis-Wochenende" bei Eisenach

Eisenach/Inning. Vom 8. bis 10.September soll im "Großraum Eisenach" das "6.Erlebnis-Wochenende Geschichte" des extrem rechten Druffel&Vowinckel-Verlages mit Sitz in Inning am Ammersee stattfinden. Die diesjährige Tagung steht unter dem Motto "Die geteilte Welt. Europa im Spannungsfeld des Ost-West-Konfliktes". Als Referenten werden u.a. angekündigt: Wjatscheslaw Daschitschew (Moskau), Autor in der "Deutschen Nationalzeitung" und Redner bei der DVU; Reinhard Günzel, ehemals Brigadegeneral a.D.; Günther Pöschel, Konteradmiral a.D.; Andreas Naumann, Autor im extrem rechten "Grabert"-Verlag; Dr. Walter Post, Interviewpartner des NPD-Organs "Deutsche Stimme"; Dr. Olaf Rose, Referent beim "Deutsche Stimme"-Kongreß der NPD, und Graf Alexander Urechia. Im "kulturellen Rahmenprogramm" der Tagung sollen der Film "Die Nürnberger Prozesse 1945/46 - Ein Volk auf der Anklagebank" und Holzschnitte verschiedener NS-Künstler gezeigt werden (hma).

 

Ex-FAPler wird Pressesprecher

Bonn. Neuer Pressesprecher der "Deutschen Burschenschaft" ist Norbert Weidner von der Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn. Weidner löst damit den Rechtsanwalt Karsten Rausch ab, der diesen Posten neun Jahre lang innehatte. Mit Weidner haben die Burschen eine politikerfahrene Führungskraft. Als Schläger aus der rechten Skinhead-Szene wechselte Weidner damals zur neonazistischen "Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei" (FAP). 1993 wurde er zum stellvertretenden Landesvorsitzenden der Neonazi-Partei gewählt, die 1995 verboten wurde. Im März 1995 verkündete er gegenüber der Presse seinen "Ausstieg", der wohl eher ein Umstieg war. Noch zu Beginn des Jahres hatte Weidner einen von der "Jungen Freiheit" initiierten Appell "für die Pressefreiheit" unterzeichnet (hma).

 

"SDV" tagte in Fulda

Fulda. 25 Jahre nach Veröffentlichung des rassistischen "Heidelberger Manifests" hat in Fulda eine Jubiläumsveranstaltung des "Schutzbund für das deutsche Volk e.V." (SDV) stattgefunden. Auf der Veranstaltung sprachen u.a. Hubert Dröscher (Erlangen), Ehrenvorsitzender des SDV, der "Lebensschützer" Dr. Siegfried Ernst und Prof. Theodor Schmidt-Kaler (Margretshöchheim), einst Mitverfasser und Erstunterzeichner des "Heidelberger Manifests". Schmidt-Kaler rief in seiner Rede u.a. zur Unterstützung des Vereins "Gedächtnisstätte" im sächsischen Borna auf. Der SDV, der u.a. "Rückführung statt Einwanderung" und ein "Repatriierungsgesetz" fordert, hat nach eigenen Angaben rund 1000 Mitglieder und Interessenten. In den vergangenen 25 Jahren will er etwa 4,5 Millionen Flugschriften und Rundbriefe verbreitet haben (hma).