Nach den Rechten sehen
aus: Antifaschistische Nachrichten 15/August 2005
„JF“ plant „Öffentlichkeitskampagne“
Berlin. Nach ihrem Sieg vor dem Bundesverfassungsgericht will die rechte Berliner Wochenzeitung „Junge Freiheit“ (JF) eine „massive Öffentlichkeitskampagne“ durchführen. „Noch nie war die Chance so groß wie jetzt, für die „JF“ den endgültigen Durchbruch zu schaffen“, heißt es in einem Brief des „JF“-Chefredakteurs Dieter Stein vom 13.Juli. Anfang September soll eine „Probeabo-Werbung an 370.000 erstklassige konservative Adressen“ versandt werden. Als „Werbeträger“ dienten Peter Scholl-Latour, Herbert Kremp, Ferdinand Fürst von Bismarck und Alexander von Stahl. Die Kosten, 128.000 Euro für die Aussendung und 36.779 Euro für Anzeigen in der „FAZ“ und der „Süddeutschen Zeitung“ müßten allerdings über eine „Sonderspende“ finanziert werden. Außerdem sollen die
„JF“-Leser an den neuen CDU-Ministerpräsidenten von NRW, Jürgen Rüttgers, den neuen NRW-Innenminister Ingo Wolf (FDP), den CDU-Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Günther Oettinger und dessen CDU-Innenminister Herbert Reh schreiben, denn alle seien „neu im Amt“ und könnten die Tätigkeit der Verfassungsschutzbehörden „einer grundlegenden Revision unterziehen“, hofft Stein
(hma).
„Erlebnis-Wochenende Geschichte 2005“
Leipzig-Halle-Merseburg. Unter dem Titel „Von der Invasion zur Kapitulation. Die Selbstentmachtung Europas 1945“ soll vom 2. bis 4.September ein „Erlebnis-Wochenende Geschichte 2005“ im Raum Leipzig-Halle-Merseburg stattfinden. Die vom „Druffel & Vowinckel-Verlag“ im bayerischen Inning am Ammersee ausgerichtete Wochenendtagung wird u.a. in der neofaschistischen Zeitschrift „Nation und Europa“ beworben. Demnach sollen dort u.a. „sprechen und diskutieren“: Der aus London stammende „Druffel“-Autor Martin Allen, 2001 auch Referent bei der NPD, der russische Professor Wjatscheslaw Daschitschew, im vergangenen Jahr noch Redner bei der DVU in Brandenburg, der „freie Mitarbeiter“ des „Ostpreußenblatt/Preußische Allgemeine Zeitung“, Hans-Joachim von Leesen, der Mitarbeiter der sächsischen NPD-Landtagsfraktion, Andreas Molau, der Konteradmiral a.D. Günther Pöschel, der Münchener Dr. Walter Post, Redner bei „NPD“, „DVU“ und „Republikanern“, der Bochumer Dr. Olaf Rose, Referent u.a. bei der neofaschistischen „Gesellschaft für freie Publizistik“ (GfP) und dem „Akademiekreis“, Prof. E. Windemuth aus Ottobrunn und Prof. Dr. Wolfgang Seifert. Neben Vorträgen wird auch ein „kulturelles Rahmenprogramm“ angekündigt
(hma).
Neonazis rüsten zur „Rütli-Feier“
Schweiz/Brunnen. Wie schon in den vergangenen Jahren wollen auch an diesem 1.August hunderte Neonazis aus der Schweiz, aber auch aus Deutschland, zum Schweizer Rütli ziehen. Hier schlossen 1291 die drei Schweizer Urkantone einen „Ewigen Bund“, weswegen der Tag seit 1891 als
Nationalfeiertag begangen wird. Am 1.August vergangenen Jahres konnten hier 4 - 500 Neonazis ungestört ihre eigene Bundesfeier durchführen und anschließend durch den nahen Ort Brunnen marschieren. Die Rütli-Kommission um die ehemalige CVP-Nationalrätin Judith Stamm duldete – nach vielen Auseinandersetzungen im Vorfeld – den Nazi-Aufmarsch. Treibende Kraft der jährlichen Neonazi-Heerschau ist die „Partei National Orientierter Schweizer“ (PNOS), die seit letztem Jahr erstmals in einem Kommunalparlament vertreten ist. In diesem Jahr soll es verstärkt Proteste gegen den Nazi-Aufmarsch am Rütli geben. Doch dem „Bündnis für ein buntes Brunnen“ wurde eine Kundgebung unter dem Motto „Bunt nicht braun“ bislang nicht von den Behörden genehmigt. Ein überregionales antifaschistisches Bündnis ruft für den 1.August zu einer Demonstration nach Luzern auf. Nähere Informationen:
www.antifa.ch (hma).
Gegen "Patrioten MG" vorgehen!
Die VVN - Bund der Antifaschisten Mönchengladbach-Grenzland hat in einem Brief an das Fanprojekt Mönchengladbach auf die Aktivitäten der rechtsextremen "Fan"-Gruppierung "Patrioten MG" hingewiesen. Die Gruppe, deren Anhänger zumeist aus dem Raum Holt-Speick kommen, rekrutiert sich zum großen Teil aus dem Umfeld des "Widerstand MG" (einer sog. "Freien Kameradschaft" von Neonazis) und des NPD-Kreisverbandes Mönchengladbach-Heinsberg.
Anhänger der "Fan"-Gruppe beteiligten sich in der Vergangenheit an neofaschistischen Aufmärschen und unterhielten gute Kontakte zu einem Mönchengladbacher Rechtsrock-Musiker der unlängst auch für die NPD zu Wahlen kandidiert hatte. Auf den "Booklets" der "Division Germania" genannten Band, eine CD-Veröffentlichung wurde bereits wegen des Verdachtes auf "Volksverhetzung" von der "Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien" indiziert, wird die "Fan"-Gruppierung ebenfalls gegrüßt.
Während sich die "Patrioten MG" in um ums Stadion meist zurückhalten, kommt es beim anschließenden "Abfeiern" in der Altstadt auch mal zu Übergriffen gegen antifaschistisch gesinnte Jugendliche. Im "Suff" lassen sich Anhänger der Gruppe auch mal zum Zeigen des Hitler-Grußes hinreissen. All dies geschieht offen provokativ in Pullis und Shirts in den schwarz-weiß-grünen Vereinsfarben und mit dem Schriftzug "Patrioten MG" und stellt nach Auffassung der VVN-BdA eine Imageschädigung für den Verein und das Fanprojekt dar.
Damit passen die "Patrioten MG" - ganz in der Tradition der in den 80er Jahren aktiven "Sturmtruppen" - in das Schema der rechtsextremen und dadurch vereinsschädigenden und
"im Stadion unliebsamen Personen der Kategorie C".
Die VVN-BdA ruft das Fanprojekt auf, den rechtsextremen Umtrieben im Block 16 des Borussiaparks
die rote Karte zu zeigen. Zahlreiche Fanprojekte und Vereine, hier sei nur Schalke 04 zu erwähnen, gehen bereits offensiv gegen die wachsenden rechten Umtriebe in ihren Stadien vor.
Das heißt für die VVN-BdA letztendlich: Stadionverbot und Entzug der Mitgliedschaft im Fanprojekt, sofern eine solche gegeben ist, aber auch im Verein (VVN-BdA MG)
Les-Bar
Gleich zwei neue Broschüren thematisieren den wachsenden Neofaschismus im Norden der Republik.
Die 110 Seiten starke Dokumentation „Sie marschieren wieder...“ wurde von der „Bremer Tageszeitungen AG“ herausgegeben und wird u.a. von der Bremischen Bürgerschaft und der Landeszentrale für politische Bildung in Bremen unterstützt. Mit zahlreichen Fotos werden die Aktivitäten von Neonazis im Raum Bremen, Verden und Umland dokumentiert. Umfangreiche Berichte über Riegers „Heisenhof“, „Hetendorf 13“ und die umstrittenen „Ahnenstätten“ fehlen ebensowenig wie Dossiers über die führenden Aktivisten der rechten Szene in der Region. Mehrere Beiträge widmen sich auch dem örtlichen Geschehen während des Nazi-Regimes und erinnern u.a. an die Verfolgung der Jüdinnen und Juden. Die Broschur kostet 2,50 Euro Schutzgebühr (ISBN 3-938795-00-X).
Die örtliche Neonazi-Szene in Neumünster und Umgebung dokumentiert ein Heft mit dem Titel „Entwicklung, Organisationsformen und Zustand der militanten Naziszene in Neumünster“.
Auf 36 Seiten gibt es eine umfangreiche Chronologie der Naziaktivitäten seit 1980 und Artikel über zahlreiche Neonazi-Organisationen und deren führende Köpfe in der Region. Die von der „Antifaschistischen Aktion Neumünster“ herausgegebene Broschur ist zum Preis von 2 Euro plus Porto erhältlich bei der AJZ, Postfach 1167, 24501 Neumünster,
afa-nms@gmx.de.
Den Rassismus und Neofaschismus in der Schweiz dokumentiert das jährlich erscheinende Buch „Rassistische Vorfälle in der Schweiz“, das von der „Gesellschaft Minderheiten in der Schweiz“ und der „Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus“ in Zürich herausgegeben wird. Das 162 Seiten umfassende Buch enthält eine Chronologie der Ereignisse und eine aktuelle Einschätzung der Schweizer Neonazi-Szene. Erhältlich ist es zum Preis von 14,50 Franken incl. Porto bei der „Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus“ (GRA), Postfach, CH-8027 Zürich. Die Chronologie wird auch im Internet fortgeführt:
www.gra.ch.
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