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aus: Antifaschistische Nachrichten 11/Juni 2005

Deutsche „Heuschrecken“

Starnberg. Hartnäckig hält sich - bis in gewerkschaftliche und linke Kreise hinein – das Gerücht, das internationale Konzerne systematisch deutsche Unternehmen aufkaufen. Genährt wird diese These nicht zuletzt von der extremen Rechten, die zur Zeit besonders das „Handbuch Deutsche Wirtschaft“ von Alfred Mechtersheimer bejubelt, das von „Unser Land – Wissenschaftliche Stiftung für Deutschland e.V.“ veröffentlicht wird. Der ehemalige Bundestagsabgeordnete der „Grünen“ ist gern gesehener Referent bei der extremen Rechten. Sowohl bei der DVU und den sog. „Republikanern“ trat er auf oder diskutierte mit NPD-Funktionär Holger Apfel oder dem ehemaligen Waffen-SSler Franz Schönhuber. “Wenn die Entwicklung der letzten Jahre anhält, gibt es bald keine deutsche Wirtschaft mehr“, wird in der Werbung für dieses Buch behauptet. Auch die Medien habe die Globalisierung bereits erfasst und der „ökonomischen Fremdbestimmung folgt die politische“. Die Bundesregierung sehe dieser Entwicklung „tatenlos“ zu und die Gewerkschaften hätten in einigen Fällen sogar an solchen Verkäufen „mitgewirkt“, heißt es dort. Die Bundesbank vermeldete in ihrem letzten Monatsbericht ganz andere Zahlen. Deutsche Investoren kontrollierten demnach mittlerweile schon knapp 20 000 Firmen im Ausland. 3,7 Millionen Mitarbeiter werden dort beschäftigt. Vorrangiges Interesse deutscher Investoren besteht an Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes, die fast die Hälfte der begehrten Investitionsobjekte ausmachen. Demgegenüber stehen 8400 Unternehmen in Deutschland mit 1,9 Millionen Beschäftigten die von ausländischen Investoren kontrolliert werden. 
Auch wenn Mechtersheimers Thesen so nicht stimmen, dienen sie doch dem Schüren nationalistischer Stimmungen. Und von den Aktivitäten der eigenen „Heuschrecken“ wird so geschickt abgelenkt (hma).

 

Deutscher „Schutzpatron“

Grevenbroich. Das Verlagsprogramm des „Bernardus-Verlag“ im katholischen „Zisterzienserkonvent Langwaden“ bei Grevenbroich im Kreis Neuss war bislang weitgehend unspektakulär.
Im vergangenen Jahr wurde ein Druckerzeugnis des Verlages erstmals in Publikationen der extremen Rechten vorgestellt. So wurde in der neofaschistischen Zeitschrift „Nation und Europa“ (Coburg) ein Buch des ehemaligen Funktionärs und Bundestagskandidaten der NPD, Manfred Müller aus Neuss, lobend hervorgehoben. Der „regelmäßige“ Mitarbeiter der „Nation und Europa“, ein pensionierter Studienrat, dessen Wurzeln im rheinischen Katholizismus liegen, greift ansonsten auch für die „Deutsche National-Zeitung“ des DVU-Chefs Frey und die „Junge Freiheit“ zur Feder. Im Jahre 2003 veröffentlichte der Grevenbroicher „Bernardus-Verlag“ Müllers Buch mit dem Titel „St. Michael – Der Deutschen Schutzpatron? Zur Verehrung des Erzengels in Geschichte und Gegenwart“. Ebenfalls im vergangenen Jahr wurde für „900 Jahre literarisches Schaffen“ der Zistersienser in der rechten Berliner Wochenzeitung „Junge Freiheit“ geworben“. Gesucht wurden Autoren, die dem „Bernardus-Verlag“ ihr Manuskript anvertrauen, damit dieser es „bekannt“ und „absatzfähig“ machen kann. Auch in der deutschtümelnden „Deutschen Sprachwelt“ fand sich 2004 Werbung für den Verlag. „Spachwelt“-Schriftleiter Thomas Paulwitz ist gelegentlicher Autor der „Jungen Freiheit“ und referierte 2003 bei der neofaschistischen „Gesellschaft für freie Publizistik“. Im vergangenen Jahr sprach er auch beim österreichischen „Freundeskreis für Kultur- und Zeitgeschichte“, der unlängst noch den NPD-Chef Udo Voigt zu Gast hatte (hma).