Nach den Rechten sehen
aus: Antifaschistische Nachrichten 10/Mai 2005
Rechts zitiert
Düsseldorf. Die konservative Tageszeitung "Rheinische Post. Zeitung für Politik und christliche Kultur" zitiert in ihrer Ausgabe vom 7.Mai aus der Zeitung "Deutsche Sprachwelt". Diese beklage eine "Verfälschung und Verhunzung" der Sprache des Dichters Friedrich Schiller, schreibt das CDU-nahe Blatt. Zitiert wird auch der Schriftleiter der "Deutschen Sprachwelt" die vom „Verein für Sprachpflege“ herausgegeben wird, Thomas Paulwitz. Der sieht die Werke Schillers in Schulausgaben und in Theatern als "teilweise bis zur Unkenntlichkeit entstellt". Paulwitz ist Autor der rechten Berliner Wochenzeitung „Junge Freiheit“. 2003 referierte er auch bei der neofaschistischen „Gesellschaft für freie Publizistik“ (GfP). Zur Krönung wird am Ende des Beitrags der konservativen Tageszeitung auch noch die Webseite der "Deutschen Sprachwelt" abgedruckt
(hma).
Korporierter als Papst
München. Der "Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen" (CV) wünschte am 23.April in einer ganzseitigen Anzeige in der „FAZ“ seinem "Ehrenmitglied" Joseph Kardinal Ratzinger, nun Papst Benedikt XVI., "allzeit die rechte göttliche Eingebung". Die wird er sicherlich haben, denn der neue Papst kann auf eine lange Mitgliedschaft in studentischen Verbindungen zurückblicken. Während seines Studiums schloß er sich dem KStV Lichtenstein Hohenheim an; später wurde er Ehrenmitglied der KStV Isaria zu Freising und des KStV Alemannia zu München. Außerdem ist er Ehrenmitglied der KDStV Rupertia Carolina Regensburg, der Alcimonia Eichstätt sowie der "Capitolina Citta del Vaticano" im farbentragenden "Cartellverband der katholischen deutschen Studenten-verbindungen" (CV). Dem CV gehört auch der CDU-Spitzenpolitiker zur Landtagswahl in NRW, Jürgen Rüttgers, an. Rüttgers war erst kürzlich wegen seiner Äußerungen zum Stellenwert des Katholizismus gegenüber anderen Religionen öffentlich kritisiert worden
(hma).
Reichskriegsflagge gehißt
Bad Homburg. In der Nacht zum 9.Mai haben "Unbekannte" eine Reichskriegsflagge auf dem Gelände der Burgruine Falkenstein bei Königstein/Hintertaunus gehißt. Der Zugang zu der Ruine wurde mit einem Fahrradschloß verriegelt, an dem eine Handgranate festgebunden worden war. Hinzu gerufene Sprengstoffsachverständige identifizierten die Granate als Übungshandgranate. In der gleichen Nacht wurden auch Neonazi-Plakate an die Bahnhofsgebäude von Wehrheim und Neu-Anspach geklebt. Die Polizei hat
Ermittlungsverfahren eingeleitet (hma).
Nazidemos in der Schweiz
Schweiz/Aarau. Als Reaktion auf Neonazi-Aufmärsche in der Schweiz am 1.Mai haben am 7.Mai mehr als vierhundert Menschen in Aarau, der Hauptstadt des Kantons Aargau, demonstriert. An der antifaschistischen Demonstration beteiligten sich auch zahlreiche Mitglieder des "Aargauischen Gewerkschaftsbundes" (AGB). Anhänger der neofaschistischen "Partei national orientierter Schweizer" (PNOS) waren am 1.Mai in Aarau aufmarschiert. Nach einer Rede des Geschichtsrevisionisten Bernhard Schaub waren die etwa 100 Neonazis an der Maifeier der Gewerkschaften vorbeimarschiert. Der AGB kritisierte die Polizei daraufhin, die den Neonazi-Aufmarsch zugelassen hatte und erstattete Anzeigen gegen Schaub wegen Verstoßes gegen die Antirassismus-Strafnorm.
In Solothurn hatte die Polizei 46 Neonazis von der "Helvetischen Jugend" (HJ) festgenommen, die teilweise mit Eisenstangen bewaffnet waren. Teilnehmer an deren Kundgebung in Solothurn war auch der PNOS-Stadtrat in Langenthal, Tobias Hirschi (19). Seit April sitzt auch in der Gemeinde Günsberg/Kanton Solothurn ein PNOS-Vertreter im Rat. Der Strassenbauer Dominic Bannholzer (19) erzielte auf Anhieb 21 % der Wählerstimmen in dem 1200 Einwohner zählenden Ort
(hma).
Austritt nach Interview
Österreich/Wien. Für heftigen Wirbel sorgte ein Interview des österreichischen Fernsehens mit dem Wiener FPÖ-Bundesrat John Graf Gudenus. Auf die Frage der Journalisten, ob es während des Naziregimes Gaskammern gegeben habe, antwortete Gudenus: „Ich glaube, man sollte dieses Thema ernsthaft debattieren und nicht auf die Frage, du mußt es ja oder nein beantworten“. Daraufhin forderten Abgeordnete von SPÖ, ÖVP und „Grüne“ den Rücktritt von Gudenus als Bundesrat. Wer den Holocaust leugne oder relativiere, so Bundeskanzler Schüssel (ÖVP), „der passt ganz einfach nicht in ein demokratisches Gremium“. Bundespräsident Fischer riet Gudenus nach Mauthausen
oder Auschwitz zu fahren, um sich von der Existenz von Gaskammern zu überzeugen.
Mittlerweile ist Gudenus, in der Vergangenheit Referent bei Burschenschaften und dem Wiener „Neuen Klub“, aus der FPÖ ausgetreten. Sein Mandat als Bundesrat will er aber behalten. Die
Wiener „Grünen“ haben nun Anzeige gegen ihn wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das österreichische NS-Verbotsgesetz erstattet. Gudenus war bislang u.a. Interviewpartner der „Deutschen Nationalzeitung“, des NPD-Organs „Deutsche Stimme“ und des „Eckartboten“
(heute: "Der Eckart") der extrem rechten „Österreichischen Landsmannschaft“
(hma).
|