Nach den Rechten sehen
aus: Antifaschistische Nachrichten 04/Februar
2005
Zinnfiguren und rechte Autoren
Berlin. Freunden von Zinnfiguren dürfte das Geschäft „Berliner Zinnfiguren“ in Berlin-Charlottenburg bekannt sein. Das Geschäft hat gerade seinen Jahreskatalog für das Jahr 2005 herausgegeben, der auch an Kiosken erhältlich ist. Hier findet man längst nicht nur Zinnfiguren, sondern auch das Angebot des „Preussischen Bücherkabinett“ mit Büchern, DVDs und Musik-CDs rund ums Militär. Unangenehm fällt dort auf, das auch Bücher neofaschistischer Autoren bzw. aus neofaschistischen Verlagen zu finden sind. Unter den feilgebotenen Waren findet man u.a. Hajo Herrmann mit seiner Doppel-CD „Kleine Odyssee. Der Luftangriff auf den Hafen von Piräus“ aus dem Nettetaler Vox Libri-Verlag. Der ehemalige „Kampfflieger“ sprach im vergangenen Jahr auf dem „Freiheitlichen Kongreß“ der NPD-Zeitung „Deutsche Stimme“ und ist Träger der Ulrich-von-Hutten-
Medaille der neofaschistischen „Gesellschaft für freie Publizistik“ (GfP). Vertreten ist auch das Buch „Ritterkreuzträger des Panzerkorps Großdeutschland“ von Ralph Tegethoff aus Bad Honnef. Der ehemalige Funktionär der „mit der NSDAP wesensverwandten“ „Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei“ (1995 verboten) ist Autor des „Deutsche Stimme“-Verlags der NPD und nun auch deren Landtagskandidat in Nordrhein-Westfalen. Zu finden ist auch „Moskaus Griff nach der Weltmacht“ von Wjatscheslaw
Daschitschew.
Der russische Professor ist Autor der „Deutschen National-Zeitung“ des DVU-Chefs Frey und sprach im vergangenen Jahr bei der DVU in Brandenburg. Mit seinem bei „Mittler“ herausgegebenen Buch "Unternehmen Barbarossa" vertreten ist auch Dr. Walter Post. Der Münchener sprach in der Vergangenheit schon bei den „Republikanern“ und der „DVU“ und wird auch für den im März stattfindenden „Freiheitlichen Kongreß“ der NPD-Zeitung „Deutsche Stimme“ als Redner angekündigt. Natürlich darf auch Franz Kurowski nicht fehlen, in den 80iger Jahren Referent bei der „Gesellschaft für freie Publizistik“ (GFP), sowie der ehemalige
Generalleutnant Franz Uhle-Wettler mit seinem Buch „Erich Ludendorff in seiner Zeit“, das bei der extrem rechten „Verlagsgemeinschaft Berg“ erschien. Uhle-Wetter sprach noch im letzten Jahr auf einer Kundgebung in Rom für den in Italien inhaftierten NS-Kriegsverbrecher Erich Priebke. Geworben wurde für das „Preussische Bücherkabinett“ in der Vergangenheit auch schon in der einschlägig rechten „Deutschen Militärzeitschrift“
(hma).
„Deutschland“ indiziert
Köln. In die „Liste der jugendgefährdenden Medien“ aufgenommen wurde Ende 2004 die Zeitschrift „Deutschland – Schrift für idealistische Ordnung“. Die vom Wilhelm-Kammeier-Verein mit Postfach in Köln herausgegebene Zeitschrift war erst im letzten Jahr von dem Remscheider Ernst-Günter Kögel übernommen worden, der wegen „Volksverhetzung“ verurteilt wurde und nun ein Jahr und drei Monaten im Gefängnis absitzen muß. Die „Deutschland“-Ausgabe Nummer 5-6/2005 gebe „eine den Holocaust verharmlosende, antisemitische Haltung wieder“, so die „Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien“ in ihrem Urteil. Die „Massenmorde an der russischen Bevölkerung während Hitlers Rußlandfeldzug werden negiert und als Morde von Stalins Schergen dargestellt“. Berichte von Zeitzeugen und Geständnisse angeklagter Kriegsverbrecher über Massenmorde an Juden „werden als unter Folter erpresste Geschichtsfälschung beschrieben und es wird die Frage aufgeworfen, ob im sog. Dritten Reich wirklich Juden mit Cyclon-B vergast wurden“. Eng verbunden ist der Verein mit der „Gemeinschaft Deutscher Idealisten“ und dem „GUWG-Verlag“ um Gerrit Ullrich in Kerpen. Der bietet zur Zeit u.a. die zweibändige Ausgabe des Buches „Der gefälschte Mensch“ mit dem Untertitel „Zur Befreiung vom materialistischen Wahn oder die Suche nach dem Ursprung des deutschen Wesens, der idealistisch-deutschen Lebensordnung“ an
(hma).
Den ORF im Visier
Österreich/Wien. An die Erfolge bundesdeutscher „Sprachbewahrer“ anknüpfen will ein Unterschriftenaktion von „SOS Heimat. Interessensgemeinschaft für Österreich“. Sie fordert „Weg mit den Anglizismen im ORF“, denn „Deutsch“ sei laut Verfassung die Staatssprache in Österreich und „damit ein herausragendes Merkmal der Identität unseres Land“. Ohne „Rücksicht auf die Mehrheit der Gebühren zahlenden deutschsprachigen Österreicher“ würden „deutsche Wörter und Bezeichnungen abgeschafft“ und „vermehrt Anglizismen eingeführt“, heißt es dort. Eine „McDonaldisierung unserer Heimat“ werde abgelehnt. Unterstützt wird die Unterschriftenaktion der ominösen Gruppe auch von der Zeitschrift „Der Eckart“, früher „Eckartbote“, der deutschtümelnden „Österreichischen Landsmannschaft“
(hma).
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