Nach den Rechten sehen
aus: Antifaschistische Nachrichten 17/September
2004
Mit
Provokationen verdienen
Grevenbroich. Die rechte
Zeitschrift „eigentümlich frei“ und ihr Herausgeber Andre F.
Lichtschlag („Lichtschlag Medien und Werbung KG“) steckten
hinter der Internetseite, die der Öffentlichkeit eine bestehende
Zusammenarbeit von ATTAC mit der NPD suggerieren sollte. Für
Verleger Lichtschlag war dies nicht zuletzt ein Werbefeldzug in
eigener Sache. „eigentümlich frei“ und dessen Satire-Magazin
„Gustloff“ seien für kurze Zeit brandaktuell gewesen.
Lichtschlag, der in den vergangenen beiden Jahren zum 1.Mai in Düsseldorf
und Grevenbroich zu Aktionen gegen die „Allmacht“ der
Gewerkschaften aufgerufen hatte, hat es diesmal auf ATTAC
abgesehen. Hinter den Programmen der „Medienlieblinge“ von
ATTAC verberge sich im Prinzip keine andere Botschaft als „Kauft
nicht bei Ausländern“, behauptet der. Gewundert hat Lichtschlag
sich über die Untätigkeit der NPD hinsichtlich der Webseite
„Nationaldemokraten bei ATTAC“: „Die hätten doch endlich
einmal eine prächtige Gelegenheit gehabt, öffentlichkeitswirksam
auf ihr sozialistisches Programm hinzuweisen, welches nahezu
deckungsgleich mit den ATTAC-Zielen“ sei, meint der ehemalige
FDP'ler, in dessen Blatt auch schon der „Junge
Freiheit“-Chefredakteur Dieter Stein und Worch-Freund Peter Töpfer
vom revisionistischen „Verlag der Freunde“ in Berlin
interviewt wurden. Koordinierungskreis hatte die
Webseite gleich nach bekanntwerden als „Betrug“ bezeichnet und
einen „Angriff auf ATTAC“ vermutet. „ATTAC hat mit Rechten
nichts zu tun. Neonazis fliegen sofort raus“, so der ATTAC-Vertreter (hma).
Rechte Demagogen tun sozial
Koblenz. Neonazis einer
„Aktionsfront Mittelrhein – Frei, Sozial und National“ (AMR)
mit Postfach in Koblenz treten in einem mit „Bürgerinfo“ überschriebenen
Flugblatt gegen die unsoziale „Agenda 2010“ auf und
propagieren einen „nationalen Sozialismus“. In dem Flugblatt
mit dem Titel „Schröder DU DIEB! Gibt zurück was Du gestohlen
hast!“ sind es vor allem die „Ausländer“, für die
angeblich viel zu viel Geld ausgegeben wird. Aber auch das
„Holocaust-Mahnmal“ in Berlin und „Hunderte anderer Gedenkstätten“
und „Kontingentflüchtlinge“ aus der ehemaligen Sowjetunion
werden als vermeintliche Verursacher der Krise entdeckt. Zitiert
und beworben werden auch die neofaschistischen „Unabhängigen
Nachrichten“ aus Bochum bzw. Oberhausen. Abgedruckt wird dort
u.a. ein Artikel aus der konservativen „Welt am Sonntag“, wo
ein Jochen Kummer, übrigens auch Interviewpartner der Zeitschrift
„Der Selbständige“ des „Bund der Selbständigen“ (BDS),
über eine angebliche „Bevorzugung von Ausländern in den
deutschen Krankenversicherungen“ philosophiert. Verantwortlich für
das Flugblatt der „AMR“ zeichnet sich Michael Kutschke aus
Heringsdorf/Usedom von der neonazistischen „Pommerschen
Aktionsfront“. Kutschke ist auch verantwortlich für das
Neonazi-Blatt „Der Fahnenträger“. Verteilt werden sollte das
Flugblatt u.a. auf der Montagsdemonstration gegen die „Agenda
2010“ in Köln (hma).
Zur Klage entschlossen
Düsseldorf. Rudi Pawelka
(64), Bundesvorsitzender der „Landsmannschaft Schlesien“ und
Aufsichtsratsvorsitzender der „Preußischen Treuhand GmbH
& Co. KG a. A.“, die Eigentumsansprüche deutscher
„Vertriebener“ vor Gericht durchsetzen will, ist wild
entschlossen. Er vermutet, das es bereits „im Herbst“ erstmals
vor Gericht geht. Geklagt werden soll in Polen, aber auch in Straßburg
und Luxemburg, „notfalls auch in den USA“, so der ehemalige
Polizeibeamte in einem Interview mit dem rechten Wochenblatt
„Junge Freiheit“. Er kritisiert nicht nur die Äußerungen
Bundeskanzler Schröders bei dessen Polen-Besuch, sondern auch die
Vorsitzende des „Bundes der Vertriebenen“ (BDV), Erika
Steinbach. Es sei „kein Geheimnis, daß Frau Steinbach schon
seit längerer Zeit massiv gegen die Treuhand vorgeht“. Unlängst
geäußerte Distanzierungen aus der „Landsmannschaft Ostpreußen“
(LO) von der von ihr mitgegründeten „Preußischen Treuhand“
betrachtet Pawelka als nicht so dramatisch: „An der Basis der LO
ist die Stimmung nach meiner Einschätzung pro Treuhand. Im übrigen
arbeiten nach wie vor viele führende Ostpreußen bei uns mit. Ein
Ausstieg der LO aus der Treuhand wird nicht möglich sein“.
Unabhängig davon, was Teile der LO-Führung auch dazu öffentlich
äußern mögen (hma).
|