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aus: Antifaschistische Nachrichten 11/Juni 2004

Immer wieder Verden

 

Verden. Immer dreister treten Neofaschisten im Raum Verden-Achim auf. AntifaschistInnen werden bedroht, Informationsveranstaltungen über den Neofaschismus überfallen und am 8.Mai - eigentlich der Tag der Befreiung von Faschismus und Krieg - führte die NPD/JN eine Gedenkfeier für der "Toten Tatenruhm" durch.

 

Das es sich hierbei nicht um ein "Jugendproblem" handelt, zeigt eine Anzeige in der am rechten Rand angesiedelten Wochenzeitung "Junge Freiheit". Dort ruft ein "Überparteilicher Arbeitskreis" mit Sitz in Achim zu einer "Protestaktion gegen Kollektivschuld und Sippenhaftung" auf. Der Aufruf wendet sich gegen "Sühnezahlungen aus Steuermitteln" für die begangenen NS-Verbrechen und verweist auf einen angeblichen "Völkermord an Millionen Deutschen" im Zuge einer "archaischen Rachejustiz nach Kriegsende".

 

"Schluß mit den endlosen Wiedergutmachungszahlungen" und "Weg mit den Vertreibungsgesetzen in den EU-Beitrittsstaaten" wird da gefordert und "Gerechtigkeit auch für Sudetendeutsche und alle anderen Vertriebenen".

 

Verantwortlich für diese Anzeige zeichnet sich Heinrich F.J. Rathjen aus Achim, der dort eine Veranstaltungsreihe mitorganisiert, bei der auch Referenten vom rechten Rand auftreten. Rathjen gehört auch zu den "kritischen" Solidarisierern mit dem CDU-Rechtsaußen Martin Hohmann. Unter den mehreren Dutzend ErstunterzeichnerInnen von Rathjens Aufruf findet sich die gesamte Bandbreite vom Neofaschismus bis hin zum rechten Rand der Union. Der wegen "Volksverhetzung" verurteilte Udo Walendy, Alt-Burschenschafter Albrecht Jebens, Aktivisten der NPD, der sog. "Republikaner" und der DSU in trauter Eintracht mit Mitgliedern der "Kurt-Schumacher-Stiftung", des "Vereins Deutsche Sprache", der "Senioren-Union" und der "Union der Vertriebenen". Und natürlich Personen aus der Leserschaft von "Nation und Europa", der "Deutschen Nationalzeitung", der "Jungen Freiheit" und des deutschtümelnden "Der Eckart" aus Österreich.

"Weitere Anzeigen in überregionalen Presseorganen" sollen folgen (hma).

 

SS-Denkmal in Tallinn

 

Estland. Ungeachtet der Verurteilung einer Glorifizierung der Waffen-SS durch die UN-Menschenrechtskommission soll noch in diesem Sommer in der estnischen Hauptstadt Tallinn ein Denkmal für SS-Soldaten errichtet werden. Auf einer Gedenktafel sollen die Namen der 16 estnischen Einheiten aufgeführt werden, die im Verband der Wehrmacht gegen die Rote Armee kämpften. Angeregt wurde der Bau des Denkmals von SS-Veteranen aus der "Gesellschaft der Kämpfer für die Freiheit Estlands" (hma).

 

HNG bei der Deutschen Bank

 

Mainz. Die Frankfurter Postbank hat der neofaschistischen "Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige e.V." (HNG) im April ihr Konto aufgekündigt. Inzwischen hat die Organisation jedoch wieder ein neues Konto. Diesmal bei der Deutschen Bank (hma).

 

Beifall vom rechten Rand

 

Berlin. Ganz aus dem Häuschen ist die "Deutsche Volksunion" (DVU) um den "Nationalzeitungs"-Herausgeber Gerhard Frey über die Antrittsrede von Horst Köhler. "Es war zweifellos die beste Ansprache eines neu gewählten Bundespräsidenten seit mindestens zwei Jahrzehnten", schreibt die DVU-Fraktionsvorsitzende im Brandenburger Landtag, Liane Hesselbarth. Die DVU "begrüßt Horst Köhlers Rede im Deutschen Reichstag" und hofft, "daß sie ein Vorbote nationaler Normalisierung ist und stellt fest: Bleibt der neu gewählte Bundespräsident dieser Linie treu, kann man als national gesinnter Deutscher mit ihm als Staatsoberhaupt zufrieden sein. Kein Vergleich etwa zu Rau, Herzog und von Weizsäcker".

 

Köhler hatte in seiner Dankesrede u.a. dazu aufgerufen "uns unserer nationalen Identität zu vergewissern" und "uns unserer kulturellen Wurzeln bewusst zu sein", denn: "Nur wer sich selbst achtet, achtet auch andere."

 

Er nannte es "einen der großartigsten Momente unserer Geschichte", daß "in unserem Vaterland die scheinbar unüberwindliche Mauer zum Einsturz gebracht" worden sei. "Nach sechs Jahren im Ausland kehre ich mit einem Gefühl von Freude und Dankbarkeit in meine Heimat zurück. Deutschland hat mir viel gegeben, davon möchte ich etwas zurückgeben. Ich liebe unser Land." Seine Rede beschloß er mit dem Ausruf: "Ich grüße alle Landsleute nah und fern, unsere Nachbarn in Europa und unsere Freunde in der 

Welt. Gott segne unser Land." (hma).

 

Hohmann-Freunde beim ACP

 

Niedenstein. Die Fritz Schenk-Initiative für "kritische Solidarität" mit dem CDU-Rechtsaußen Martin Hohmann fordert in einer ganzseitigen Anzeige in der neuesten Ausgabe des Informationsblattes des "Arbeitskreis Christlicher Publizisten" (ACP) ein "Ende des Parteiausschlußverfahrens gegen Hohmann". Geworben wird in dem Blatt um den ACP-Vorsitzenden Heinz Matthias, Leserbriefschreiber in der "Jungen Freiheit", und Kuratoriumsmitglied Otto von Habsburg (CSU und "Paneuropa-Union") auch für die "Partei Bibeltreuer Christen" (PBC). Berichtet wird auch über ein gemeinsames Seminar von ACP und der "Kirchlichen Sammlung für Bibel und Bekenntnis" in den Parlamentsräumen des Münchener Landtags wo u.a. ein Vortrag des bayrischen Innenminister Günter Beckstein (CSU) zu hören war. Interviewpartner der aktuellen Ausgabe sind der Bergsteiger Reinhold Messner, Prinz Philip von Preußen (ACP) und Hans Apel (SPD). Letzterer ist unlängst aus der evangelischen Landeskirche in Nordelbien ausgetreten weil dort u.a. gemeinsame Projekte mit Muslimen, Feministinnen und Homosexuellen durchgeführt werden. Apel gehört nun der konservativen "Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche" (SELK) an (hma).

 

Günzel-Fan aus Hövelhof

 

Hövelhof. Das CDU-Mitglied Dr. Hartmut Kluge bietet "Solidaritäts-Postkarten" für den im Rahmen des Hohmann-Skandals gefeuerten KSK-Generals Reinhard Günzel an. Neben dem Konterfei von Günzel findet sich dort u.a. der Text "Über 40 Jahre Deutschland treu gedient. Für gefährlichste und höchste Aufgaben auserkoren, mutig für die Wahrheit. Dafür diffamiert und aus dem Amt gejagt von treuloser, feiger, verwirrter Politik." Weiter heißt es auf der von dem Tierarzt erstellten Postkarte: "Deutsche Patrioten. General Reinhard Günzel - Martin Hohmann, MdB - Leo Lennartz, CDU. Solidarität - Rehabilitierung" (hma).