Nach den Rechten sehen
aus: Antifaschistische Nachrichten 08/April
2004
Querfront gegen Gewerkschaften
Grevenbroich. Die rechte Zeitschrift „eigentümlich frei“ und ihr Herausgeber Andre F. Lichtschlag („Lichtschlag Medien und Werbung KG“, Grevenbroich) rufen für den 1.Mai zu einer Demonstration „gegen die Allmacht der Gewerkschaften und für freie Märkte“ in Grevenbroich (Kreis Neuss) auf. Bereits im vergangenen Jahr hatten Lichtschlag und seine Mitstreiter zu einem „Tag des Widerstandes gegen den DGB“ in Düsseldorf aufgerufen.
In dem Aufruf wurde der demokratischen Interessenvertretung u.a. vorgeworfen, sie wolle „Armut und Arbeitskosigkeit für alle“. „Umverteilung und Gleichschaltung“ führten aber, so Lichtschlag, „zu Armut und Sklaverei“. Auch wenn dem Aufruf „gegen Bevormundung, gewerkschaftliche Willkür und Steuer-Ausbeutung von oben“ nur wenige folgten, scheint Lichtschlag die angeblich so „hohe Medienresonanz“ auf seine Aktion gefallen zu haben. Immerhin ist es kostenlose Werbung für seine Zeitschrift „eigentümlich frei“, die mit dem Untertitel
„Freisinn Eigensinn Eigentum“ seit 1998 erscheint und deren Kioskverkauf wohl gerade gar nicht so gut läuft.
Ursprünglich geplant war, die Zeitschrift langfristig als Wochenzeitung und „Organ der Freiheit“ zu etablieren. Damals fanden sich im Adressenteil der Zeitschrift, zu diesem Zeitpunkt noch mit „Marktplatz für Liberalismus, Anarchismus und Kapitalismus“ untertitelt , u.a. die „Anarchistische Pogo-Partei Deutschlands“ neben der „Liberalen Akademie“, der „Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer“, der „Kapitalistischen Partei Deutschlands“ und der freiwirtschaftlichen Zeitschrift „Der Dritte Weg“. „Freunde von Friedrich Nietzsche, Max Stirner und Ernst Jünger“ sollten hier ebenso ihren „Marktplatz“ finden, wie „Freiwirtschaftler oder Freidenker“.
Die Argumente der Herausgeber um Lichtschlag seien „den großen freiheitlichen Traditionen des Liberalismus, des Anarchismus und des Kapitalismus“ entliehen, hieß es in der ersten Ausgabe der Zeitschrift. Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich die Zeitschrift als Produkt rechter Liberaler in und um die FDP, rechtskonservativen Autoren, die man bereits aus „Criticon“ oder der „Jungen Freiheit“ kennt, sowie von Anhängern des Sozialdarwinisten Silvio Gesell, des individual-anarchistischen Philosophen Max Stirner, die sich auch als „Anarcho-Kapitalisten“ bezeichnen, und von Friedrich August von Hayek, dem „Guru des Neoliberalismus“. Aber das Querfront-Projekt reicht noch weiter: Neben Jürgen W. Möllemann, BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel und „Junge Freiheit“-Chefredakteur Dieter Stein wurde hier auch Peter Töpfer vom revisionistischen „Verlag der Freunde“ in Berlin interviewt. Er ist einer der Gründerväter der holocaust-leugnenden Zeitschrift „Sleipnir“, Mitinitiatior eines „national-anarchistischen“ Querfront-Projekts und verfügt über gute Verbindungen zur Neonazi-Szene.
Texte von Chefredakteur Lichtschlag finden sich nicht nur in „eigentümlich frei“, sondern auch in der rechtskonservativen Zeitschrift „Criticon“, der rechten Wochenzeitung „Junge Freiheit“ (JF) und neuerdings auch
in der „Sezession“, die vom um die JF angesiedelten „Institut für Staatspolitik“ herausgegeben wird. Politisch organisiert war Lichtschlag früher u.a. in der FDP, wo er örtlicher Pressesprecher war, und in der „Rheinlandpartei“.
Im „Redaktionsbeirat“ der Zeitschrift finden sich finanzkräftige Gönner mit akademischen Graden, die u.a. für die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung und die „Liberale Akademie Berlin“ tätig sind oder wie z.B. Roland Baader für einschlägig rechte Blätter wie z.B. „Criticon“, „Junge Freiheit“ oder „Schweizerzeit“ schreiben. Andere, wie z.B. Stefan Blankertz („Das libertäre Manifest“) vom Kölner „Gestalt-Institut“, haben den Umweg über das Redaktionskollektiv des anarchistischen „Schwarze Faden“ gemacht, um nun von der „Friedrich-Naumann-Stiftung“ als Referent eingeladen zu werden.
Anzeigen und Werbung findet sich in „eigentümlich frei“ auch. Sie reichen von der lokalen Generalvertretung der AXA-Versicherung über den Neusser Holzfachgroßhandel JUNGBLUTH bis zur Düsseldorfer „TL Management GmbH“, aber auch von den "Liberalen Vierteljahresheften für Politik und Kultur“, „NOVO“, „Criticon“ bis zum freiwirtschaftlichen „Der Dritte Weg“. Umgekehrt findet sich Werbung für „eigentümlich frei“ u.a. in der „Jungen Freiheit“, in „Criticon“, aber auch in der „TAZ“. Auch von den Hohmann-Freunden vom „Bund der Selbständigen“ in NRW und der NPD-Zeitung „Deutsche Stimme“ wurde Lichtschlags Blatt schon besprochen.
Im vergangenen Jahr plädierte Lichtschlag für ein Bündnis radikallibertärer und nationalkonservativer Kräfte.
Als „Vorbild“ könne das grüne Modell mit seinen –ursprünglich- verschiedenen Strömungen dienen. „Und hätte das Bündnis nicht seinen Reiz ?“, fragt Lichtschlag und sieht „eine Koalition von Anarcho-Dandys und Cyberpunks mit Männerbewegten und Familientreuen“ und „Individualisten, bayerischen Separatisten und Deutschnationalen in einem Boot gegen den unscheinbar unaufhaltsamen Zug in den Brüsseler und UN-Zentralismus“.
Vorbilder für eine solche „libertär-freiheitlich-konservativ-nationale Bewegung“ sieht Lichtschlag dabei u.a. in Jürgen W. Möllenmann, Pim Fortuyn, Jörg Haider und Silvio Berlusconi. „Die neue Kraft“, so Lichtschlag sei „vermutlich viel näher am Start“ als „viele jetzt noch ahnen“
(peb).
Zoff um Treuhand
Düsseldorf/Wiesbaden. Über die Frage des weiteren Vorgehens nach der EU-Erweiterung ist in den "Vertriebenenverbänden" ein offener Streit ausgebrochen. Nun hat das "Zentrum gegen Vertreibungen - Stiftung der deutschen Heimatvertriebenen" mit Sitz in Wiesbaden in einer Erklärung die Aktivitäten der "Preußischen Treuhand GmbH & Co. KG" in Düsseldorf "mißbilligt". Da der Vorsitzende des Aufsichtsrates des Unternehmens zugleich auch Bundesvorsitzender der "Landsmannschaft Schlesien" sei, "erscheinen die Aktivitäten der preußischen Treuhand und des Zentrum gegen Vertreibungen in Polen wie zwei Seiten ein- und derselben Politik des Bund der Vertriebenen", heißt es dort.
"Institutionalisierte Forderungen nach materieller Wiedergutmachung" schürten aber "Schuldzuweisungen und die Konkurrenz unter Opfern". Stattdessen wird angestrebt, das die "Regierungen in Berlin und Warschau, aber auch
in anderen Ländern, in denen bis heute offene Vermögensfragen bestehen, nach einer politischen Lösung der individuellen Eigentums- und staatlichen Reparationsforderungen" suchen sollen. Unterzeichnet wurde die Erklärung u.a. von Arnulf Baring, Joachim Gauck, Ralph Giordano, Walter Homolka, György Konrad, Otto Graf Lambsdorff, Rupert Neudeck, Erika Steinbach und Michael Wolffsohn. Kritisiert werden die neuesten "Machenschaften der Frau Steinbach" ("Der Schlesier" 15/04) u.a. von Herbert Jeschioro vom "Zentralrat der vertriebenen Deutschen". Die "Parteibuchgänger" an der Spitze der "Vertriebenenverbände" seien schon immer
ein "begehrtes Objekt für Manipulationsvorhaben" gewesen.
Während die Auseinandersetzung um den weiteren Kurs der Vertriebenenverbände tobt, setzt der ehemalige Vizepräsident des "Bund der Vertriebenen", Dr. Paul Latussek, noch einen drauf. Der Landesvorsitzende der "Landsmannschaft Schlesien" wird als Referent beim "2.Freiheitlichen Kongreß" des "Deutsche Stimme-Verlags" der NPD Ende Mai angekündigt. Zuvor hat sich Latussek aber noch vor dem Erfurter Landgericht zu verantworten. Dort ist er wegen Volksverhetzung angeklagt. Latussek wird vorgeworfen, im November 2001 auf einem Verbandstag in Arnstadt im Zusammenhang mit den Opferzahlen im KZ Auschwitz von Lügen gesprochen zu haben (hma).
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