Nach den Rechten sehen
AN 6-11/2003
ÖLM-Funktionärin geehrt
Österreich/Wien. Die österreichische Bundesministerin Benita Ferrero-Waldner (FPÖ) hat das langjährige Mitglied des Vorstandes der deutschtümelnden "Österreichischen Landsmannschaft" (ÖLM), Gertraud Schuller, das österreichische Bundes-Ehrenzeichen verliehen. Die Obfrau der ÖLM wurde für ihre ehrenamtlichen "Leistungen" im Rahmen von Freiwilligen-Organisationen und Freiwilligen-Initiativen geehrt. Gertraud Schuller, zeitweise auch Präsidentin des "Österreichisch-Südafrikanischen Klubs", ist Autorin in der ÖLM-Zeitschrift "Der Eckart" (früher "Eckartbote"), deren Schriftleiter Helmut Müller auch in der NPD-Zeitung "Deutsche Stimme" schreibt und der in der Vergangenheit auch schon bei NPD-Verbänden als Referent auftreten war.
Streit um Ziesels Erbe
Prien/Hamburg. Die finanziell angeschlagene "Deutschland-Stiftung" ist irritiert über das Vorgehen der "Deutschen Konservativen" um den CDU-Rechtsaußen Heinrich Lummer und den wegen "Volksverhetzung" verurteilten Joachim Siegerist. In einem Brief an die Abonnenten des Monatsblattes "Deutschland-Magazin" weist die Stiftung darauf hin, das die "Deutschen Konservativen" die "Deutschland-Stiftung" "trotz mehrmaliger Aufforderung" bislang "nicht über die Höhe der eingegangenen Spenden noch über die Spendernamen" für das in Finanznot geratene "Deutschland-Magazin" informiert habe. Die "Deutschen Konservativen" hätten für die Dezember-Ausgabe des Monatsblattes zwei Anzeigenseiten zur Werbung für eigene Bücher gebucht. Erschienen sei dann aber der Aufruf zur Rettung des "Deutschland-Magazins". Auch für die Februar-Ausgabe des Blattes bezahlten die "Deutschen Konservativen" zwei Anzeigenseiten im voraus, "trotz des Hinweises, daß eine Ausgabe im Februar nicht zugesichert werden kann". Nun fordere Siegerist den bezahlten Betrag über knapp 18.000 Euro von der "Deutschland-Stiftung" zurück, "um ihn an die Spender zurück zu überweisen". Nach Ansicht von Elisabeth Hager, Geschäftsführerin der "Deutschland-Stiftung" scheint Siegerist nun "eine Konkurrenzausgabe zum "Deutschland-Magazin" mit leichten Abänderungen" zu planen.
CDU-Nachwuchs übt schon
Magdeburg. Ein Initiativantrag des Landesverbandes aus Nordrhein-Westfalen hat auf deren diesjährigen "Bundesschülertagung" der "Schüler-Union" in Magdeburg zu heftigen Debatten geführt. Nach einem "Appell für die Pressefreiheit" wurde in dem Antrag eine klare Verurteilung der Beobachtung der Wochenzeitung "Jungen Freiheit" durch die "Landesämter für Verfassungsschutz" in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg gefordert. Der Bundesvorsitzende der "Jungen Union" in der CDU/CSU, Philipp Mißfelder, äußerte in der Diskussion die Besorgnis über einen totalen Medienboykott, falls sich die "Schüler-Union" mehrheitlich für den Antrag aussprechen sollte. "Die Tür ist dann zu", so Mißfelder. Neugierige Journalisten könnten den CDU/CSU-Nachwuchs dann plötzlich ins Visier nehmen. Letztendlich stimmten dann nur die Delegierten aus Nordrhein-Westfalen, Hessen und Bayern für den Initiativantrag. Enttäuscht zeigte sich darüber der stellvertretende Landesvorsitzende der "Schüler-Union" in NRW, Stephan Laubach. Der "National-konservative" fühlte sich von der Verbandsspitze regelrecht "verarscht" weil man sich von der "Schüler-Union" nicht für die "Junge Freiheit" stark machen dürfe. JF 10/03
Versteckspiel
"Versteckspiel. Lifestyle, Symbole und Codes von neonazistischen und extrem rechten Gruppen" heißt eine 38-seitige Broschüre die die "agentur für soziale perspektiven e.V." in der "rat-reihe antifaschistischer texte" herausgegeben hat. Oftmals sind es nur Kleinigkeiten die Hinweise auf die Zugehörigkeit einer Person zu einer rechten Jugendkultur oder neofaschistischen Gruppe geben. Die vorliegende Broschüre dokumentiert die verschiedensten Symbole, Codes und Kleidungsstile, die in rechten Jugendkulturen vorkommen und zeigt deren politischen Hintergrund auf. Ob mit NS-Bezug, germanisch/heidnischem oder jugendkulturellem Hintergrund, diese Broschüre hilft, rechte Codes und Symbolik richtig zu deuten. Das gut layoutete Heft ist gegen Vorkasse und zum Preis von 3 Euro plus 1 Euro Porto erhältlich bei: rat-reihe c/o Schwarzmarkt, Kl. Schäferkamp 46, 20357 Hamburg.
Engere Zusammenarbeit
Stuttgart. Vertreter der Verbandsführungen der Studentenverbindung "Coburger Convent" und der "Deutschen Burschenschaft" haben auf einem Treffen am 8.Februar "nach Möglichkeiten einer Zusammenarbeit gesucht und gefunden". Künftig könne es "nach Absprache" zur wechselseitigen Teilnahme an Seminaren kommen, so die "CC-Blätter" des "Coburger Convent der akademischen Landsmannschaften und Turnerschaften" in ihrer neuesten Ausgabe.
So sollen Seminarangebote der beiden Verbindungen künftig untereinander ausgetauscht werden. Außerdem interessiert sich der "Coburger Convent" an dem "neu gegründeten akademischen Reisedienst der Deutschen Burschenschaft". Neben "gegenseitigen Einladungen zu den jeweiligen Verbands-Veranstaltungen wurde ein weiteres Gespräch im September in Eisenach terminiert".
Friedrich rabiat
Göttingen. Der Erfolg des unlängst im Ullstein/Propyläen-Verlag erschienen Buches "Der Brand - Deutschland im Bombenkrieg" von Jörg Friedrich wird auch von rechten Medien aufmerksam verfolgt. Das Buch "über den alliierten Bombenterrror gegen deutsche Städte" sei "wie eine Bombe eingeschlagen", heißt es da z.B. im deutschtümelnden "Eckart" der "Österreichischen Landsmannschaft". Hätte über dieses Kapitel "ein ausgewiesener Rechter, gar ein Revisionist geschrieben, wäre diesem Buch ein solcher Erfolg - mehr als 150.000 Käufer in wenigen Wochen - mit Sicherheit kaum beschieden gewesen" , heißt es dort durchaus richtig. Aber "gegen einen Autor, der sich vorher eingehend mit den Verbrechen der Nationalisozialisten und dem Holocaust beschäftigt hatte, war in der Sache schwerlich etwas vorzubringen". "Will man Geschichte und die in ihr wirkenden Kräfte richtig verstehen, muß man sie als Ganzes erfassen", so das Blatt, in dessen gleichen Ausgabe für den Buchversand des ehemaligen Südtirol-Terroristen Peter Kienesberger geworben wird. "Dazu" habe Jörg Friedrich" ein entscheidendes Tor aufgestoßen". Das jemand, der z.B. amerikanische und britische Bomber als "Einsatzgruppen", brennende Luftschutzkeller als "Krematorien" und die toten Deutschen als "Ausgerottete" bezeichnet, Proteste auf sich zieht, darf nicht wundern. Ganz prima findet den ehemaligen "Berufs-demonstranten" die "Junge Freiheit" (11/03), die berichtete, das es "bei einer Lesung Jörg Friedrichs aus seinem Werk" in Göttingen "zu heftigen Tumulten" gekommen sei. Junge Antifaschisten hatten den Haupteingang der "alteingesessenen Buchhandlung" blockiert und die Zuhörer mußten über den Lieferanteneingang in das Geschäft gehen. Dort habe dann Friedrich über ein Mikrofon u.a. verkündet:
"Wehret den Anfängen! Ich bitte um Verständnis, daß ich nicht mit meinem Vortrag beginnen werde, bevor der Haupteingang nicht freigemacht wurde" um dann mit einer Reihe von Zuhörern selbst dafür zu sorgen. Den Rest übernahm dann "die Ordnungsmacht mit Schlagstöcken". Ein Teilnehmer der Lesung, der gegen Friedrich Anzeige erstatten wollte, weil dieser zu einer Straftat aufgerufen habe, wurde von der anwesenden Polizei lediglich an das zuständige Polizeirevier verwiesen.
Werbung an exponierter Stelle
Bonn. Zu den Schwerpunkten des Bonner Zeithistorikers Prof. Dr. Manfred Funke gehören "Totalitarismus- und Extremismusforschung". Dabei läßt der Wissenschaftler aber so manche Distanz vermissen. So gab er Ende Februar der Berliner Wochenzeitung "Junge Freiheit" ein Interview in dem er u.a. die angeblich mangelnde Kontrolle bei der Vergabe staatlicher Geldern für Projekte gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus kritisierte. "Die antifaschistische Sprache" erscheine als "Neuauflage des totalitären Repressionsorgans politischer Psychiatrie in brauner und roter Diktatur", verlautbarte Funke dort. Die "Bundeszentrale für politische Bildung" sei jedoch nicht als Koordinator des "Kampfes gegen Rechts" anzusehen. Ihr Flagschiff, die Reihe "Aus Politik und Zeitgeschichte", sei um "Objektivität und Pluralität" bemüht. Dies mag die Bundeszentrale gelesen habe oder nicht, jedenfalls tauchte Funke kurze Zeit später mit einer Rezension in der Zeitung "Das Parlament" der Bundeszentrale auf. Rezensiert werden in der Sonderausgabe zur "Leipziger Buchmesse" neben dem "Jahrbuch Extremismus & Demokratie" von Uwe Backes und Eckhard Jesse auch das "Handbuch des Links-Extremismus. Die unterschätzte Gefahr" das von dem emeritierten Bonner Professor Hans-Helmuth Knütter und Stefan Winckler herausgegeben wurde. Das Buch weise nach, welchen "Einfluß Linksextremisten in Deutschland haben, wie sie sich als "Antifaschisten" tarnen, mit welchen Tricks sie arbeiten und wie weit auch "demokratische" Parteien und Institutionen bereits unterwandert sind", heißt es in einer Werbung des Buchdienstes der neofaschistischen Zeitschrift "Nation und Europa" für das Buch. Erschienen ist das "Handbuch" im österreichischen Leopold-Stocker-Verlag. Die langjährige Verlagsinhaberin Ilse Dvorak-Stocker wurde erst kürzlich für ihr Engagement von der neofaschistischen "Gesellschaft für freie Publizistik" (GfP), wo auch schon das CDU-Mitglied Hans-Helmuth Knütter referierte, mit einem Preis ausgezeichnet. Hier, beim letztjährigen GfP-Jahreskongreß, war es auch, wo Knütter die "schlagkräftigen jungen Kameraden" lobte: "Diese jüngeren Leute werden sich wie Jüngere das tun können, mit persönlichem, mit körperlichem Einsatz für die Durchsetzung der politischen Ziele einsetzen und das ist gut, das ist hervorragend. Die Älteren können aber auch etwas tun. Man wird auch den hier Anwesenden aufgrund ihres Alters wohl kaum zumuten können, sich an Saalschlachten und Straßenkämpfen zu beteiligen, aber was sie tun können, ist natürlich, Geld sammeln, Aktionen ermöglichen". Auch der Mitherausgeber des "Handbuch des Linksextremismus", Stephan Winckler, mit dem Knütter schon das Buch "Der Verfassungsschutz" (Universitas-Verlag, 2000) herausgegeben hatte, tut seinen Teil dazu, als "Mitarbeiter der Anti-Antifa-Homepage www.links-enttarnt.de von Hans-Helmuth Knütter". Von der Rechtslastigkeit dieser Autoren liest man in der Rezension des "Extremismusforschers" Funke nichts. Der schwärmt im Blatt der "Bundeszentrale für politische Bildung" von Werner Olles, der ihm besonders unter den zehn Autoren des Buches aufgefallen war. Kein Wort davon, das der Kronzeuge gegen den "Linksextremismus", der Ex-Linke Olles, Autor der "Junge Freiheit" ist und in der Vergangenheit auch in der neofaschistischen Zeitschrift "Nation und Europa" schrieb. Im Kampf gegen den "Totalitarismus", sprich Antifaschismus, ist eben jedes Mittel recht.
Dutschke ganz rechts
Berlin. Bernd Rabehl, einst SDS-Aktivist und heute Professor am Otto-Suhr-Institut der FU Berlin, hat dem "Ostpreußenlatt" (9/03) der "Landsmannschaft Ostpreußen" ein Interview zu seinem neuen Buch "Rudi Dutschke, Revolutionär im geteilten Deutschland" gegeben, das in der "Edition Antaios" des um die "Junge Freiheit" angesiedelten "Instituts für Staatspolitik" erschienen ist. Rabehl, der auch im "Forschungsverbund SED-Staat" tätig ist und für die sich als links verstehende Internet-Zeitschrift "Kalaschnikow" schreibt, äußerte in dem Interview u.a., das er kein "Wendehals" sei, sondern sogar der Meinung wäre sich von den "Gedanken der 60er Jahre noch nicht weit entfernt zu haben". Er habe sich "nicht gewendet". Auf die Frage, ob er eine Wiederbelebung eines nationalrevolutionären Charakters der 68er wolle, berichtete Rabehl über seinen Vortrag bei der Münchener "Burschenschaft Danubia", wo er "viele osteuropäische Studenten" gesehen hatte. "Ich dachte, es sei hier ein Ansatz, daß sich hier westeuropäische und osteuropäische Traditionen verbinden könnten". Aber die "Rechte" auch bei der studentischen Elite sei "sich nicht einig", bedauerte Rabehl. Es solle eine Diskussion zwischen Ost- und Westeuropa erzeugt werden um "im Prozeß der europäischen Einigung eine kulturelle Identität auch der Deutschen zu schaffen" und die "eklatante Geschichtslosigkeit zu überwinden". Er sei zuversichtlich, daß es auch "jenseits der Bürokratie und politische Klassen in Europa gelingt, daß sich eine europäische kulturelle Identität unter der Beteiligung der Völker konstituiert". Dies sei aber nicht "die Sache eines einzelnen". "Einer sei nur Rufer in der Wüste", so Rabehl. "Baring hat gerufen, Villmar hat gerufen, Möllemann ruft, und wenn man so will, ruft Schill in Hamburg auch". Rabehl, nach eigenen Angaben kein Anhänger von Verschwörungstheorien, sieht jedoch diese Ansätze durch Geheimdienste zerstört. Er wisse aus "Publikationen der rechten und linken Kreise, daß überall erst einmal die Geheimdienste auftauchen." Besonders "die Amerikaner und der Mossad" seien hier "sehr aktiv, um Alternativen zu verhindern". Erst wenn man Geheimdienste "abschütteln" kann, die "alles chaotisieren, nivellieren und verwirren, dann kann man auch politisch handeln".
Beschimpfen erlaubt
Karlsruhe. Frauenärzte, die Schwangerschaftsabbrüche vornehmen, müssen Beschimpfungen ihrer Arbeit als "Mord" und "neuer Holocaust" hinnehmen. Verkündet hat dieses Urteil das Oberlandesgericht in Karlsruhe und damit entsprechende Proteste eines radikalen Abtreibungsgegners gebilligt. Dies sei zwar "ein erheblicher Vorwurf und ein spürbare Kränkung" für den Mediziner. Weil es beim Thema Schwangerschaftsabbruch aber um eine fundamentale Frage gehe, müsse sich Arzt auch drastisch formulierte Kritik gefallen lassen.
Krake DGB
Hamburg. Pünktlich zur aktuellen Sozialabbau-Debatte und zum 1.Mai haben die "Deutschen Konservativen" um den wegen Volksverhetzung verurteilten ehemaligen "BILD"-Redakteur Joachim Siegerist und den Berliner CDU-Rechtsaußen Heinrich Lummer zu einer "breiten und langen Kampagne gegen den nicht mehr zu ertragenden Macht-Mißbrauch des DGB und seine
Einzelgewerkschaften" aufgerufen. "Wie ein Krake" habe "der DGB Deutschland im Griff", heißt es in der neuesten Ausgabe der "DZ - Konservativen Deutschen Zeitung", die sich auch an die ehemaligen Leser des "Deutschland-Magazins" wendet. Die CDU/CSU-Wähler werden darin u.a. dazu aufgerufen, den DGB zu verlassen und zum konservativen "CGB" oder zum "Deutschen Beamtenbund" zu wechseln. Geworben wird auch für eine Broschüre des ehemaligen Hauptgeschäftsführers der CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung, Peter Helmes, über die angebliche "Verflechtung von DGB, SPD und PDS". Zu Wort kommen in dem Blättchen neben Siegerist und Lummer auch der "Haider-Vertraute" und Chef der FPÖ-Fraktion in Kärnten, Dr.Andreas Skorianz.
UOKG plant 17. Juni
Berlin. Der erst vor wenigen Monaten der "Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft e.V."(UOKG) beigetretene Verband "Hilferufe von drüben" um den Lippstädter Claus P. Clausen ist nach einer politischen Auseinandersetzung mit dem "Bürgerkomitee Leipzig" wieder aus dem UOKG ausgetreten. Präsident der "Hilferufe von drüben", war der unlängst verstorbene Gerhard Löwenthal, einst Moderator des "ZDF-Magazins". Ungeachtet der innerverbandlichen Streitigkeiten will der UOKG aus Anlaß des 50.Jahrestages des 17.Juni 1953 am 15.Juni in Berlin einen großen Gedenkmarsch vom Strausberger Platz zum Brandenburger Tor durchführen. Dort sei eine Gedenkfeier und ein Kulturprogramm geplant. Der Bundespräsident und Berlins Regierender Bürgermeister hätten ihr Interesse an einer Teilnahme bekundet, heißt es von der UOKG. Für das Programm seien Wolf Biermann und Manfred Krug geplant. In einer Entschließung zum Jahrestag des 17.Junifordert der UOKG u.a. eine Gleichsetzung der "Verfolgten des Kommunismus" mit den "Verfolgten des Nationalsizialismus" und die Einführung einer Ehrenpension.
Deutscher Osten 1939-1945
"Der Osten war Hitlers eigentlicher Kriegsschauplatz. Dort fand der rassenideologisch grundierte Weltanschauungs- und Vernichtungskrieg statt", heißt es ganz richtig im Klappentext des Buches "Deutscher Osten 1939 - 1945. Der Weltanschauungskrieg in Photos und Texten". Das Buch ist der erste Band einer neuen Reihe von Veröffentlichungen der Ludwigsburger Forschungsstelle der Universität Stuttgart. Auf knapp über 200 Seiten wird hier aus der Erlebnisperspektive der Täter, Opfer und Zuschauer eine möglichst dichte Beschreibung des ungeheuren Geschehens geliefert. Die Texte und Fotos um die drei großen Verbrechenskomplexe der Judenvernichtung, des Massensterbens der sowjetischen Kriegsgefangenen und der Liquidierung der Zivilbevölkerung im Zuge der Partisanen-bekämpfung sprechen für sich. Die Mentalitäten und Motive der Täter werden hier ebenso deutlich benannt wie die Tatorte und die an den Verbrechen beteiligten deutschen Militär- und Polizeieinheiten. Es ist zu wünschen, das diesem ersten Band noch viele weitere folgen werden.
Klaus-Michael Mallmann, Volker Rieß, Wolfram Pyta (Hrsg.): Deutscher Osten 1939 - 1945 - Der Weltanschauungskrieg in Fotos und Texten. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, 39,90 Euro
Nolte in Rom
Italien/Rom. Befremdet zeigt sich die jüdische Gemeinde in Rom über einen Vortrag des umstrittenen deutschen Historikers Ernst Nolte im römischen Senat. Nach Angaben der italienischen Tageszeitung "Corriere della Sera" hatte Nolte in seinem Referat u.a. Israel mit dem Naziregime verglichen. "Das einzige Element der Unterscheidung zwischen Israel und dem Dritten Reich könnte Auschwitz sein", so der 80jährige Nolte.
Zuhörer hatten gegen die Äußerungen des Trägers des "Adenauer-Preises" der "Deutschland-Stiftung" protestiert.
Abtreibungsgegner verurteilt
USA/Buffalo. Der militante Abtreibungsgegner James Kopp ist von einem Gericht in Buffalo/USA wegen des Mordes an einem Arzt zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Das Bundesgericht von Buffalo im Bundesstaat New York sah es als erwiesen an, daß Kopp den Arzt Barnet Slepian im Oktober 1998 in der Nähe von Buffalo mit einer großkalibrigen Jagdwaffe erschossen habe, weil dieser Schwangerschaftsunterbrechungen durchgeführt hatte. Der 48-jährige Verurteilte war bei der Urteilsverkündung nicht anwesend. Während seiner zweitägigen Anhörung hatte Kopp beteuert, daß er den Arzt nicht habe töten wollen.
Brüder im Geiste
Karlsruhe. Zum Irakkrieg könne man "unterschiedlicher Meinung" sein, so das Blättchen "Erneuerung und Abwehr" in seiner letzten Ausgabe. Aber die Ablehnung einer "Anknüpfung (von Kirchenführern) an die Phraseologie der sogenannten Friedensbewegung" sei Konsens. Einen Konsens hatte es nach einer internen Auseinandersetzung in der am rechten Rand der Evangelischen Kirche angesiedelten "Evangelische Notgemeinschaft für Deutschland"(EniD) schon länger nicht mehr gegeben. Nun hat die Vereinigung einen neuen Vorstand gewählt. Neuer Vorsitzender wurde der Münchner Publizist Ulrich Motte, der in der Vergangenheit auch Autor in der "Jungen Freiheit" und der Zeitschrift
"Criticon" war. Sein Stellvertreter wurde Dr. theol. Jürgen- Burkhard Klautke, Dozent für Theologie aus Lahnau und Autor der Schrift "Gegen die Schöpfung. Homosexualität im Lichte der heiligen Schrift". Klauke ist, wie der ebenfalls im neuen EniD-Vorstand vertretene Theologe Dr. Lothar Gassmann aus Pforzheim, Mitarbeiter der "Arbeitsgemeinschaft für religiöse Fragen" (A.R.F.) die u.a. Informationsmaterial über "Sekten, Weltanschauungen und Glaubensfragen" verbreitet. Dazu auch gehören Schriften zu Themen wie "Abtreibung", "Homosexualität", "Globalisierung und Antichrist" und "Was wollen die Grünen ?". Weitere Vorstandsmitglieder sind u.a. Dr. Ing. Christof Ehrler aus Bischofswerda, der langjährige ENiD-Funktionär Walter Rominger aus Albstadt, der Augenarzt Dr.med. Rainer Zoch aus Höhr-Grenzhausen und als Schatzmeister der Diplom-Volkswirt Arno Peter Müller aus Bad Rodach. Zu den ersten Beschlüssen des neuen
Vorstands gehörte die Verlegung der Geschäftsstelle nach Karlsruhe.
Morsche Knochen
Berlin. Während des Irak-Krieges war der langjährige Kriegsreporter Peter Scholl-Latour regelmäßiger Gast in deutschen Fernsehstudios. In einem Interview mit dem konservativen Magazin "Focus" (15/03) enthüllte der mehrfache Interviewpartner der "Jungen Freiheit" noch ganz private Vorlieben. Gefragt, welches Lied der 1924 in Bochum geborene Scholl-Latour gerne singe, antwortete der: "Es zittern die morschen Knochen...".
Das von dem späteren Mitarbeiter der NS-Reichsjugendführung, Hans Baumann, verfasste Stück "war neben dem Horst-Wessel-Lied die politische Hymne des Dritten Reichs", wie es die neofaschistische Zeitschrift "Nation und Europa" bemerkte.
Möllemänner ganz rechts
Coburg. Interviews mit gleich zwei ehemaligen FDP-Prominenten präsentiert die Mai-Ausgabe der neofaschistischen Zeitschrift "Nation und Europa": Jürgen W. Möllemann und Jamal Karsli.
Der in Syrien geborene Karsli, der gerade eine neue Partei gründet, behauptet dort u.a. das die "Verflechtung von Politik und Medien" in den USA von der "zionistischen Lobby" schon "immer sehr gut ausgenutzt" worden ist um "Einfluß in der amerikanischen Politik geltend zu machen". Möllemann hält sich in dem Interview weitgehend bedeckt und distanziert sich sogar verbal von Jörg Haider und Ronald Schill. Trotz der Distanzierungen zeugt hingegen eine Werbeschrift des "Buchdienst Nation Europa" für unverhohlene Sympathie mit dem ehemaligen Vize-Kanzler und seinem neuen Buch "Klartext. Für Deutschland": "Gestürzt und verfemt, weil er Israel zu kritisieren wagte und sich mit Michel Friedman anlegte: Jetzt schlägt Jürgen Möllemann zurück, schildert, wie FDP-Chef Westerwelle vom israelischen Geheimdienst "Mossad" unter Druck gesetzt wurde". Möllemann "prangert Opportunismus und Heuchelei an, plädiert für eine neue Politik - mutig und patriotisch" und stellt "das alte Parteiensystem in Frage".
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